Bergbild, Zerrbild?
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Bergbild, Zerrbild?

Der SAC feiert 150 Jahre. Ein stolzes Alter, aber kein Grund altmodisch zu sein. Eigenwillig und ein wenig kantig vielleicht – wie unser Titelbild, aber trotzdem offen und neugierig. Diesen SAC feiern auch «Die Alpen».Sie halten eine Ausgabe in den Händen, die anders daherkommt. Es ist die erste von vier Sondernummern im Jahr 2013. Diese erscheinen statt der üblichen Ausgaben im April, Juni, August und Oktober. In dieser Ausgabe werden Sie keinen einzigen Tourentipp finden, keine Sicherheits- und auch keine Buchtipps. Für einmal servieren wir Ihnen nicht das übliche, vielseitige Mittagsbuffet, sondern ein aufwendiges Abendmenü, das einem einzigen Thema gewidmet ist. Die erste Sonderausgabe gilt dem Blick auf die Berge.Eine Tour ist doch nur halb so schön, wenn die Weitsicht fehlt. Es ist der Blick in die Tiefe, der berauscht und die besten Vorlagen fürs Kopfkino liefert. Schon 1795 war die dänische Dichterin Friederike Brun von den Bergen ergriffen «und wagte keinen Blick zu verwenden, damit das Zauberbild nicht plötzlich wie eine Seifenblase vor mir zerplatze!». Ihre scheue Romantik wurde bald abgelöst vom Eroberungswahn, das «Obensein» zur Metapher für Sieger und Beherrscher. Aus dem Thron der Götter wurde der «Playground» englischer Touristen. Schliesslich – da war der SAC vorne dabei – gerieten die Berge gar zum Hort moralischer Erziehung. Rudolf Campell, SAC-Zentralpräsident meinte um 1940: «Die Treue der Seilkameraden auf das Leben übertragen (…) wird (man) sicherlich ein zuverlässiger, aufrechter und brauchbarer Mensch.» Kein Wunder forderte die Zürcher Jugendbewegung in den 1980ern: «Nieder mit den Alpen – freie Sicht aufs Mittelmeer!» Fallen sollte das Bollwerk des Bürgertums. Und heute kämpfen Schützer und Nutzer um ihre Berge, ihr Bergbild.

Berge lassen sich vermessen, kartieren und in nackte Zahlen fassen. Doch spannend ist eigentlich: Jeder Mensch nimmt die Berge anders wahr, je nach Epoche und Hintergrund. Kurz: Wie wir auf die Berge schauen, sagt viel mehr über uns als über die Berge aus. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Vergnügen beim Blick auf Ihre Berge!

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