Bergfahrten von L. Purtscheller
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Bergfahrten von L. Purtscheller

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Herausgegeben von H. Hess. Preis brosch. 18½ Mk., geb. 20 Mk. resp. 22½ Mk. München 1901. Verlagsanstalt F. Bruckmann. Bergfahrten von Norman-Neruda. Herausgegeben von May Norman-Neruda. Preis brosch. 7 Mk., geb. 8 Mk. München 1901. Verlagsanstalt F. Bruckmann.

Es war ein glücklicher Gedanke des rühmlich bekannten Verlages, welcher die Publikationen des D. und Ö.A.V. herstellt, das Andenken zweier großer Bergsteiger, die in den letzten Jahren uns entrissen worden sind, durch die Herausgabe ihrer Schriften in einer Luxusform, wie das heutige Lesepublikum sie nun einmal verlangt, zu ehren und zu verbreiten. Denn nun werden diese Namen auch solchen bekannt werden, die Bücher nur lesen und anschauen, wenn sie schön gebunden, opulent gedruckt und fein illustriert sind. Der innere Wert der Lektüre drängt sich ihnen dann von selber auf.

Die Aufsätze des unvergeßlichen Ludwig Purtscheller sind sämtlich alpinen Zeitschriften entnommen und mit Einwilligung von deren Redaktoren und Verlegern wieder abgedruckt. Aus diesem Jahrbuch stammen z.B. „ Wanderungen in den Bergamasker Alpen " ( vol. XXXI ) und „ Der Elbrus " ( vol. XXXII ). Unter den übrigen Titeln sind die Schweizer Alpen sehr stark vertreten, und es wird unsere Leser interessieren, aus der Feder eines solchen Meisters Besteigungen des Piz Roseg, des Matterhorns, der Zermatterberge, im Val de Bagnes und in den Berner Alpen zu lesen. Aber ebenso großes Interesse bringen sie vielleicht Purtschellers Schilderung der Ersteigung des Kilimandscharo entgegen, die in Dr. Hans Meyers zweibändigem Reisewerk eben nicht jedermann zugänglich ist, oder der aus der Jubiläumsschrift des D. und Ö.A.V. stammenden Abhandlung: Zur Entwicklungsgeschichte des Alpinismus und der alpinen Technik in den deutschen und österreichischen Alpen. Sehr instruktiv ist das am Schluß beigegebene Verzeichnis der von Purtscheller erstiegenen Gipfel und Pässe. Es beginnt am 26. Mai 1869 mit dem Mittagskogel, 2144 m, und endigt am 25. August 1899 mit der Grande Aiguille du Dru, 3755 m. Wer Zeit zur Verfügung hat, mag, was dazwischen liegt, zusammenzählen, nach meiner Schätzung sind es etwa 1000 Namen.

Der stattliche Band in Format und Ausstattung der Zeitschrift ist glänzend illustriert mit zahlreichen Textbildern, teils von E. T. Compton gezeichnet, teils nach Naturaufnahmen von Benesch, Sella, Brun, Wehrli u.a.; ferner mit 25 Vollbildern gleicher Provenienz, darunter ein Porträt Purtschellers in Heliogravüre.

Das Werk von L. Norman-Neruda ist lediglich eine deutsche Ausgabe des von mir im Jahrbuch XXXV, pag. 344, recensierten englischen Originals, und ich kann in der Hauptsache auf dieses Referat verweisen. In einer Beziehung unterscheidet sich die deutsche Ausgabe von der englischen: die Bilder sind weggelassen, was eine wesentliche Verbilligung des Preises, von 21 sh. auf 8 Mk., ermöglichte. Allerdings ist das Format weniger luxuriös, aber die Ausstattung ist genügend, und wenigstens das feine Porträt ist von dem Bilderschmnck des Originals geblieben. Ich will übrigens nicht verhehlen, daß mir dieses lieber ist als die Kopie. Denn in den Artikeln, die aus dem Englischen ins Deutsche übertragen worden sind, sind mitunter Provinzialismen, speciell österreichische, eingedrungen, die Norman selbst nicht brauchte. Denn er schrieb ein auffallend gutes und reines Deutsch. Die Artikel sind die nämlichen wie im Original: Die letzte Bergfahrt ( von May N. N. geschildert ), der Lyskamm von Norden, Übergang vom Groß-Seehorn auf den Groß-Litzner, Besteigungen in der Berninagruppe auf neuen Wegen, die Pointe de Zinal, die Fünffingerspitze von Norden, die Dent Blanche im Jahr 1892, eine Erstbesteigung, eine Tagespartie in der Palagruppe, der Cimon della Pala, die Cima di Pradidali, die Fünffingerspitze als Typus eines Modeberges, Wanderungen in der Rosengartengruppe, die Alpen vor und nach der Saison, über führerloses Bergsteigen, Alpinismus, über die technischen Schwierigkeiten des Felskletterns. Wenn man mich um meinen Rat gefragt hätte, so würde ich die Reproduktion eines kleinen Aufsatzes von Norman-Neruda: Die alpinen Unglücksfälle des Jahres 1894 ( aus dem M. D. Ö A. V. ), empfohlen haben. Der Artikel von nur 35 Seiten im Separatabdruck, den ich mit einer Dedikation des Verfassers besitze, ist mustergültig für die Behandlung eines bekanntlich recht heikein Themas.

Redaktion.

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