Berichtigungen und Nachträge
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Berichtigungen und Nachträge

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

1 ) Unser Clubgenosse Prof. J. Lüders in Aachen machte mich vor geraumer Zeit darauf aufmerksam, daß die von M. J. Gallet im Jahrbuch S.A.C. IL ( 1913 ) pag. 311—314 beschriebene Überschreitung der beiden Spitzen, der Argentera 3260—3397 m schon von den Herren Purtscheller und Bodenmann im Jahre 1890 ausgeführt worden sei. Vgl. Jahrbuch S.A.C. XXVI pag. 130—132. Die Nordspitze der Argentera wird dort Gelas di Lorousa genannt. Ich bemerke dazu, daß M. Gallet seine Argenteratour keineswegs als eine neue bezeichnet hat.Redaktion..

2Die Lage des Monte Bedessau 3230 m und 3217 m It.K.. ( Penninische Alpen ). Es geschieht nicht ohne ein Gefühl der Beschämung und um mein redaktionelles Gewissen zu entlasten, wenn ich hier Bericht erstatte über einen schwerwiegenden topographischen Irrtum, dem einer meiner Mitarbeiter, und ich mit ihm, schon 1907 zum Opfer gefallen sind und dessen Aufklärung mir erst vor kurzem fast durch Zufall aufgedrungen wurde. Man wird sich erinnern, daß 1890 Mr. Conway in seinem Climbers'Guide to the Central Pennine Alps, pag 136, die Lage dieses Gipfels fixierte als „ auf dem Hauptrücken, NNW der Punta di Cian " gelegen und seine Höhe als 3355 m. Er fügte hinzu, der Name sei richtig eingetragen in Reilly's Karte und falsch in der italienischen Generalstabskarte. Aber im nämlichen Jahre kam Conway, nach einer Begehung des Gebietes, in einem Artikel im A.J. vol. XV pag. 263, zu dem Schlüsse, daß „ der Punkt 3355 im Hintergrund der Val Cournera Dôme de Cian heiße, nicht Monte Redessau, und daß die Lage des letztern ihm ein Rätsel sei ".

Um dieses Rätsel zu lösen, brachen Messrs. C. G. Monro, W. D. Monro und Owen Glynne Jones mit Antoine Bovier und Pierre Gaspoz am 23. August 1892 von Prarayen auf, querten die Brücke unterhalb des Wirtshauses, stiegen zur Ciardoney-Alp hinauf, folgten von dort dem Talweg die Val Cournera hinauf, querten höher oben über eine Lawinenbrücke vom rechten zum linken Ufer des Baches. Von hier führt ein Pfad längs den Hängen des Monzarvin zu der linken Seitenmoräne des Gletschers im Hintergründe des Tales. Sie folgten der Moräne 25 Minuten lang, betraten dann das Eis und erreichten über dasselbe gerade hinaufsteigend einen breiten Schneesattel ( den Col de Chavancour des Central Pennine Guide p. 137 ), welcher zwischen P. 3195 und 3217 It.K. liegt. Indem sie zuerst N W längs der Südseite des sehr zerrissenen Grates gingen, welcher vom Paß gegen P. 3217 verläuft, dann eine Strecke weit längs der andern Seite des Rückens, auf einem breiten und leichten Bande, schließlich gerade hinauf über steile Felsen zum Hauptgrat des Berges, und sich auf demselben links wendeten, erreichten sie in @@3/4 Std. vom Paß den tieferen Endpunkt eines langen schmalen Rückens, welcher von Südosten nach Nordwesten läuft und von den umliegenden Gipfeln scharf getrennt ist. Auf dem Gipfel fanden sie ein offenbar altes Steinmännchen, aber keinen Bericht. Von hier stiegen sie einen steilen Kamin an der Südsüdostseite des Berges hinunter, welche das Tal von Torgnon überschaut, querten den Grat und gingen auf leichten Jahrbuch des Schweizer Alpenclub. 51. Jahrg.1° Redaktion.

Bändern an der Südwestflanke des Berges hin bis unterhalb des höheren Endpunktes des Gipfelrückens, welchen sie über steile Felsen, in 35 Min. vom niedrigeren Gipfel, vollends erstiegen. Während ihres Quergangs von einem Gipfel zum andern fanden sie einen alten Pfahl, den sie in dem von ihnen errichteten Steinmann auf dem höheren Gipfel aufpflanzten.

Beim Abstieg wurde in der Hauptsache die gleiche Route befolgt. Der Hauptgrat wurde in kurzer Entfernung nordwestlich des niedrigeren Gipfels gequert. Von dem oben erwähnten breiten Bande rutschte die Gesellschaft, in 1/2 Std. von dem höheren Gipfel, über Schneehänge auf den Gletscher hinunter und erreichte Prarayen leicht in l@@3/4 Std.

Der Bericht, welchen die Partie im A.J. XVI 263-264, 367-369 abgab, ist begleitet von einer Kartenskizze, 1/4 reduziert nach Reilly's Maßstab, und ihre Ansichten über die Topographie und Nomenklatur des Mt. Redessau können etwa so zusammengefaßt werden: Der erstiegene Berg liegt auf dem Knotenpunkt von vier Tälern:

Vorderseite.

Val Cournera, Combe de Livournéa, Val St. Barthélemy und Val Torgnon. Er hat also ein gewisses topograpisches Interesse. Es kann nicht der Mt. Redessau von Adams-Reilly's Karte sein, wo dieser Name offenbar dem P. 3355 It.K. beigeschrie-ben ist. Dieser sollte Dôme de Cian heißen. Auf der andern Seite scheint der Name Redessau in der italienischen General- stabskarte zu den Punkten 3230 Rückseite.

und 3217 im Hintergrund des Val Cournera zu gehören, welche in Reilly's Karte richtig gezeichnet, aber unbenannt sind. Es wurde daher von den Monro und Jones vorgeschlagen, diesen doppelköpfigen Gipfel Monte Redessau zu nennen. Dieses Resultat wurde von den meisten Herausgebern alpiner Zeitschriften anerkannt, mich selbst eingeschlossen ( siehe S.A.C.J.. XXVIII pag. 306 ). Es fiel mir auch nicht weiter auf — ich hatte diese Notiz von 1893 längst aus den Augen und dem Gedächtnis verloren — als mir Herr F. Eymann, als Resultat einer von ihm angeregten und von mir angeordneten Reise zur Aufnahme eines Panoramas von der Becca de Luzeney 3506 m, mit dem Manuskript, welches in S.A.C.J.. XLII ( 1907 ) pag. 115-137 abgedruckt ist, auch eine Notiz vorlegte, wonach er am 16. August 1906 „ im Steinmann [der Becca de Luzeney, wie er meinte] in einer Blechbüchse verpackt die Visitenkarte des im Jahr 1899 an der Dent Blanche verunglückten Mr. Owen Glynne Jones und zweier anderer Engländer, mit den Führern A. Bovier und P. Gaspoz von Evolène, datiert vom 23. August 1892, sonst nichts fand ". Ich ließ mir allerdings die Karte von Herrn Eymann, den ich auf das Unstatthafte einer solchen Wegnahme von Dokumenten aufmerksam machte, aushändigen, in der Absicht, sie den überlebenden Touristen der Partie zu übermitteln, aber aus irgendeinem Grunde unterließ ich es damals. Hätte ich es getan, so wäre wohl die Wahrheit früher zutage gekommen, daß Herr Eymann nicht, wie er meinte, die Becca de Luzeney, 3506 m, erstiegen und daselbst das in der Beilage des S.A.C.J.. XLII reproduzierte Panorama aufgenommen hatte, sondern den höheren oder Westgipfel des Monte Redessau 3230 m. Ich entsinne mich nicht, daß mir 1907 irgendwelche Zweifel über den von Herrn Eymann erreichten Gipfel aufgestiegen wären, und keinem der Rezensenten von Jahrbuch XLII ist ein Verdacht in dieser Richtung gekommen. Ich sage das nicht, um mich zu entschuldigen. Ich hätte das Versehen bemerken können und müssen, wenn ich die Literatur von 1892 zum Vergleich herangezogen hätte. Auch Herr Eymann hat damals in guten Treuen gefehlt, wie seine hier reproduzierte Eintragung auf der Rückseite von Jones'Visitenkarte beweist. Schlimmer ist, daß Herr Eymann, seit ungefähr 1910, weiß, daß er sich 1906 geirrt hat, und daß er mir dies erst, und nur auf dringendes Inquirieren, mit Brief vom 21. Januar 1917 zugestanden hat. Es hat keinen Zweck, diese leidige Sache hier breitzuschlagen, aber da der Fehler auch in das 1910 erschienene Repertorium von Dr. Täuber über die Jahrbücher XXI—XLIV übergegangen ist und darin fortwirken wird, so kann ich es Herrn Eymann nicht ersparen, hier für das Jahrbuch, und auch für den Walliserführer, die Dinge richtigzustellen und der Wahrheit die Elire zu geben. Irregeführt durch die Angaben der Hirten auf der Alp Luzeney, die ihm den im Nordwesten der Alp gelegenen Berg, den Eymann an Hand der italienischen Karte ( die ich ihm mitgegeben hatte ) als „ Les Roidessaus " ansah, ausdrücklich ( „ und zwar mit aller Teufelsgewalt, daß wir bald Händel bekommen hätten " ) als Becca de Luzeney bezeichneten, stieg Herr Eymann am 16. August früh von der Hütte zu einem am Vortag rekognoszierten Col hinauf, welcher ihm von den Alphirten als Col de Luzeney genannt worden war. Es ist aber tatsächlich der Colle di Livournéa. Von hier wandte sich Herr Eymann, nach seinen Angaben im Jahrbuch 42, nordwärts, traversierte auf der West(Valpelline)-seite unter dem Kamme des Südgrates, gewann den Hauptgrat an der Stelle, wo ein vom Gipfel westwärts streichender Seitensporn ansetzt, und den mit einem Steinmann, in dem ein „ tannener Knebel " stack, gekrönten Gipfel auf einer etwas umgehenden Route, hauptsächlich auf der Ost(Luzeney)seite des Südgrates, in 4 Stunden von der Alp Luzeney, Halte nicht eingerechnet. Rückweg der nämliche in 11/2 Stunden bis zur Alp. Die Schilderung, die Eymann von einem am Fuße seines Gipfels liegenden großen Gletscher, von den rechts drüben blendenden Gletschermassen mit unzähligen Spalten und dem Ausblick auf die Dent d' Hérens macht, sowie die Namensein-tragungen auf seinem Panorama, für die auch jetzt noch Herr Eymann glaubt bürgen zu können, weisen deutlich auf den Westgipfel des Monte Redessau hin und selbst das Steinmännchen des Ostgipfels ist auf dem Panorama sichtbar. Auch auf der beigelegten Photographie, die Herr Eymann vom Col des Bouquetins aus aufgenommen und mir zur Verfügung gestellt hat, ist der Doppelgipfel deutlich. Herr Eymann schreibt dazu: „ das Bild betrachtend wäre es der nach Westen liegende Gipfel, von dem das Panorama gemacht wurde ". Nach diesen Angaben des Herrn Eymann und auf seine Verantwortung hin habe ich versucht, die auf dem Bilde dargestellten Gipfel zu benennen, kann aber für die Richtigkeit nicht einstehen.

Es wären also folgende Richtigstelluugen zu machen:

1. Das Panorama in der Beilage zu Jahrbuch XLII muß die Unterschrift tragen: Panorama vom Monte Redessau 3230 m.

2. Das Bild in Jahrbuch 42 pag. 133 sollte unterschrieben sein: Gipfelstock des Monte Redessau 3230 m.

3. Der auf dem Bild in Jahrbuch 42 pag. 129 mit Becca d' Arbiera 3442 m bezeichnete Gipfel ist vielleicht die Becca de Luzeney 3506 m.

4. Die Besteigungsgeschichte des Monte Redessau gestaltet sich nun wie folgt:

A. Punkt 3217.

1. Besteigung über den S. E. Grat vom Col de Chavancour her. 23. Aug. 1892. Messrs. C. D. und W. G. Monro und O. G. Jones mit A. Bovier und P. Gaspoz. A.J. XVI 263-264, 367-369, S.A.C.J.. XXVIII 306.

1. Besteigung über die Südflanke von dem Seelein nahe dem Col de Chavancour aus. 27. September 1906. Abbé Henry ( allein ). R. A. XIII ( 1907 ) pag. 208—209.

B. Punkt 32E0.

1. Besteigung über den Südostgrat, von P. 3217 her. Nämliche Partie, Datum und Referenzen wie für A. 1.

1. Besteigung von Südwesten, vom Col de Livournéa her. 16. August 1906. Herr F. Eymann ( allein ). S.A.C.J.. XLII pag. 131-134 ( unter dem falschen Namen Becca de Luzeney ).

Wir hoffen, daß diese Berichtigungen nunmehr allseitige Beachtung finden und dieses „ alpine Rätsel " definitiv gelöst sei.Redaktion.

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