Die Geistersignale vertreiben
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Die Geistersignale vertreiben LVS sind störempfindlich

Smartphone, Digitalkamera und GPS sind auf Ski- und Schneeschuhtouren nicht mehr wegzudenken. Vielen Tourengängern ist aber kaum bewusst, dass diese Geräte das LVS massiv stören können. Dagegen hilft ein konsequenter Sicherheitsabstand.

«Der Pfeil schickte mich 35 Meter in die eine, dann 30 Meter in die entgegengesetzte Richtung, und plötzlich war gar kein Signal mehr zu empfangen.» Das schreibt ein erfahrener Alpinist an die LVS-Produzentin Mammut. «Es stresst schon, wenn man aufgrund unterschiedlicher Signale die Vermutung hat, es könnte ganz in der Nähe noch eine verschüttete Person um ihr Leben ringen», schreibt er weiter und möchte wissen, wie das passieren und wie er diese Geistersignale in Zukunft verhindern kann. Der verantwortliche Produktmanager der Barryvox-Linie von Mammut, Ilari Dammert, kennt solche Anfragen, denn Meldungen über fehlerhafte LVS-Signale haben in den letzten Jahren zugenommen. Die Gründe seien offensichtlich: «Die Zahl der auf Touren mitgeführten elektronischen Geräte hat sich in den letzten Jahren weiter erhöht, und auch die Nutzung von Smartphones auf Touren hat stark zugenommen.»

Nutzer oftmals zu wenig sensibilisiert

Trotz mehrheitlich guter Ausbildung seien Tourengänger nicht selten noch zu wenig für die Störempfindlichkeit ihrer LVS-Geräte sensibilisiert, sagt Ilari Dammert. Im Verhältnis zu den Tausenden von Einsätzen pro Jahr erreichten ihn nur wenige Reklamationen, diese würden aber ohne Ausnahme ernst genommen und untersucht. Neue Erkenntnisse würden bei der Weiterentwicklung der Geräte laufend berücksichtigt. Die gleiche Haltung vertritt auch LVS-Produzent Ortovox. «Die Fallzahlen haben wirklich zugenommen, und wir prüfen alle Rückmeldungen minutiös», sagt Dieter Kotlaba, Leiter der Hardwareabteilung bei Ortovox. Die LVS-Produzenten mahnen, dass Tourengänger im Schnee sicherer unterwegs sind, wenn sie sich bewusst sind, dass das LVS eigentlich ein hochsensibler Funkempfänger ist. Allerdings würden die Hinweise in den Gebrauchsanleitungen und die Empfehlungen der alpinen Verbände zu möglichen Störquellen zu wenig ernst genommen und fahrlässig in den Wind geschlagen. «Wir weisen im Benutzerhandbuch sämtlicher Barryvox-Produkte bewusst darauf hin, dass die Qualität der Verschüttetensuche mit LVS-Geräten auch mit der Disziplin der Nutzer einhergeht», sagt Ilari Dammert. Nahezu alle Reklamationen liessen sich im Nachhinein mit vom Nutzer mitgetragenen «Irritationsquellen» erklären. Zwar seien die LVS-Geräte der jüngsten Generationen unproblematischer als ältere Geräte, aber ganz werde man den physikalischen Effekt der elektromagnetischen Strahlung anderer Geräte oder die Beeinflussung durch Metallgegenstände nie aus der Welt schaffen können. «Die Disziplin der Benutzer ist in diesem Fall das A und O», sagt auch Dieter Kotlaba von Ortovox.

Generell erzeugen alle elektronischen Geräte wie Handys, MP3-Player, Kameras, Funk- oder GPS-Geräte elektromagnetische Felder, die das Empfangssignal von LVS-Geräten beeinflussen können. Zudem können metallische Objekte wie Lawinenschaufeln, Sonden, Magnetknöpfe, beheizbare Jacken, aber auch Trinkflaschen oder sogar Getränkeverpackungen die Sendeleistung von LVS-Geräten reduzieren. Bei all diesen Gegenständen hängt das Ausmass der Störung vom Abstand zum LVS-Gerät ab.

Die Krux liegt in der hohen Empfindlichkeit der LVS-Empfänger, die auch sehr schwache Signale empfangen und auswerten können müssen. Damit sind die Geräte aber ebenso empfänglich für Störungen. Einerseits ist es möglich, dass elektronische Geräte bei der Suche nach Signalen falsche Anzeigen auf dem LVS-Gerät provozieren. Wenn zum Beispiel ein Smartphone in die Nähe eines LVS-Gerätes im Suchmodus gehalten wird, erhöht dies dessen Grundrauschen. Dies wiederum reduziert die maximale Empfangsreichweite und somit die Suchstreifenbreite. Bei LVS-Geräten mit analogem Ton ist dieses Grundrauschen gut hör- und einfach erkennbar. Im Extremfall kann es sogar Signale vortäuschen, sogenannte Geistersignale, und zur Anzeige von irrationalen Richtungen und Distanzen führen. Metall hingegen kann im Sendemodus die Sendeleistung dämpfen und die maximale Sendereichweite reduzieren. «Sogar eine Capri-Sonne oder ein Powerriegel kann wegen der Alufolie in der Verpackung die Sendeleistung beeinträchtigen», sagt Ilari Dammert von Mammut.

Im Suchmodus besonders empfindlich

Besonders zu beachten ist, dass LVS-Geräte im Suchmodus um ein Vielfaches empfindlicher sind als im Sendemodus. Um Störungen zu vermeiden und im Notfall auf der sicheren Seite zu stehen, empfehlen alle Hersteller die gleichen zwei Verhaltensweisen: Im Sendemodus gilt es, grundsätzlich alle möglichen Störquellen mindestens 20 Zentimeter vom LVS entfernt zu tragen. «Am besten so, dass sie auch im Falle einer Verschüttung nicht näher aneinandergepresst werden oder übereinander zu liegen kommen können», ergänzt Heinz-Robert Stocker von der österreichischen LVS-Produzentin Pieps. Wenn das LVS zum Beispiel in der Hose links getragen wird, gehört das Smartphone in die rechte Tasche. Im Suchmodus sind die Regeln noch strenger, weil elektronische Geräte die Empfindlichkeit des Empfängers und somit dessen Suchstreifenbreite verringern können. «50 Zentimeter Sicherheitsabstand» – das ist die übereinstimmende Empfehlung aller LVS-Produzenten. Nur so lasse sich eine Beeinflussung von LVS-Geräten durch Störquellen zuverlässig vermeiden. Deshalb müssen zum Beispiel Actionkameras bei einer Suche unbedingt abgeschaltet werden. Denn der Abstand zwischen dem LVS-Gerät und Kameras, die am Kopf oder an der Brust getragen werden, betrage nie 50 Zentimeter. Und Mammut-Spezialist Ilari Dammert räumt mit einer weitverbreiteten Mär auf: «Das Handy auf Flugmodus zu stellen, genügt in diesem Fall nicht! Es bleibt als Störfaktor vorhanden.»

Die wichtigsten LVS-Regeln

Im Sendemodus

Mindestens 20 Zentimeter Abstand zu möglichen Störquellen einhalten.

Schon beim Packen an die Sensibilität des LVS-Gerätes denken. Zum Beispiel: Smartphone in die linke, LVS in die rechte Hosentasche.

Am Anfang einer Tour einen LVS-Check (Empfangs- und Sendekontrolle) durchführen.

Batterien mit mindestens 40% Kapazität verwenden – keine Akkus.

Regelmässiges Training ist trotz vermehrten Warnungen (im Display) vor fehlerhaften Signalen der beste Weg, um möglichst gut vorbereitet zu sein.

Im Suchmodus

Einen Mindestabstand von 50 Zentimetern zu Störquellen einhalten. Jeder zusätzliche Zentimeter verbessert die Leistungsfähigkeit des LVS-Gerätes.

Wenn man bei der Suche alleine ist, das Handy nicht abstellen, aber separieren!

Auch Smartphones im Flugmodus können stören!

Während des Notrufs mit dem Mobiltelefon mindestens 25 Meter Abstand zu den Suchenden einhalten.

Actionkameras müssen während der Suche unbedingt abgeschaltet werden.

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