Die Reise zum Berg
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Die Reise zum Berg

Der PW - auch des Alpinisten liebstes Kind Sowohl die in den ALPEN 4/97 vorgestellte Studie von Mountain Wilderness als auch andere Erhebungen weisen darauf hin, dass ein Grossteil der Bergsteiger für Touren den PW benutzt. Dies wurde in der grossangelegten Studie Sport und Verkehr bestätigt, die im Beitrag auf den Seiten 46 bis 49 näher vorgestellt wird. Bei rund drei Vierteln aller Bergtouren ( und 90% aller Sportklettereien ) reisen wir Bergsportler mit dem PW an.

Wie überall, arten auch im SAC Diskussionen über das Auto sehr schnell in emotionale Schlagwortge-fechte aus. Die Guten gegen die Bösen. Die Realisten gegen die Schwärmer. Die Miesmacher gegen die Le-bensfreudigen. Das Privatauto vereinigt in sich derart viel an tatsächlich Nützlichem, daneben aber noch mehr an Symbolischem, dass unsere Beziehung zu ihm fast nur leidenschaftlich sein kann, sei es befürwortend oder ablehnend. Der erwähnte Beitrag im vorliegenden Heft versucht, dieser Emotionalität kühle Zahlen entgegenzuhalten, die Diskussion auf eine sachliche Basis zu bringen.

Editoriale

Editerai

Die Reise zum Berg

Mobilität, Verkehr und Umwelt -ein in unserer Gesellschaft breit diskutiertes Thema. Auch unsere Freizeit, unser Sporttreiben, ist darin eingeschlossen. Dieses Editorial vermittelt einige Gedanken dazu, auch gedacht als Einstimmung auf den Beitrag auf den Seiten 46 bis 49 über die Mobilität der Bergsteiger.

Die hochmobile Gesellschaft Wir leben in einer hochmobilen Gesellschaft-an sich ein Gemeinplatz. Und doch, die nackten Zahlen1 verblüffen immer wieder: Pro Person und Tag sind wir Schweizer während 83 Minuten auf 33 Kilometern unterwegs, und wir geben für diese Mobilität im Durchschnitt 6000 Franken pro Jahr aus. Das Gesamt-Verkehrs-aufkommen der Schweizer beläuft sich auf 102 Milliarden Personenkilometer ( Pkm ). " " .2 pro Jahr - eine astronomische Zahl im wörtlichen Sinn: Das ist nämlich rund 700 mal die Distanz Erde-Sonne. Täglich sind dies 279 Millionen Pkm oder 7000 Erdumrun-dungen. 80% davon werden im PW zurückgelegt. Der Verkehr beansprucht heute ein Drittel unseres gesamten Energieverbrauchs. Die Entwicklung der Mobilität ist seit den fünfziger Jahren mit dramatischem Tempo vorangeschritten.

Der Alpinismus im weitesten Sinn macht davon keine Ausnahme. Die schnelle Tages- oder gar Halbtagestour, ein paar Klettertage am Mittelmeer oder das zweiwöchige Kurz-trekking in Nepal sind heute zur Selbstverständlichkeit geworden. Noch vor kurzer Zeit waren es Exklu-sivitäten. Die Reisekilometer und das Tempo im Alpinismus haben enorm zugenommen. Ob damit die Erlebnisdichte auch im gleichen Masse stieg, darf bezweifelt werden. Doch dem soll hier nicht das Hauptaugenmerk geschenkt werden, sondern der Mobilität im Zusammenhang mit ihren Umwelt-Auswirkungen. Alle wissen, dass dabei das Privatauto im Zentrum steht.

Umweltfaktor Auto Das Auto ist unbestreitbar ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Die Gewinne der Autoindustrie im weitesten Sinn und die positiven Folgen für die Volkswirtschaften liegen auf der Hand. Aber das Auto verursacht auch Kosten. So bewirken beispielsweise allein die Verkehrsstaus in Zürich jährlich rund 80 Millionen Franken Verluste - von den Umwelt-kosten des Stop-and-go-Verkehrs einmal abgesehen.3 Darüber hinaus ist es auch allgemein anerkannt, dass das Auto einen relevanten Umweltfaktor darstellt. Es verbraucht wertvolle, nicht erneuerbare Ressourcen, verschmutzt die Luft, trägt zum Treibhauseffekt bei, verursacht Lärmbelastungen und trägt über den Strassenbau zum Flächenverlust, der Bodenversiege-lung sowie der Zerschneidung von Lebensräumen in bedeutendem Masse bei. Für die meisten dieser Belastungen ist es schwierig, präzise Zahlen anzugeben, und die Ursache-Wir-kungsmechanismen sind oft komplex. Neue Untersuchungen kommen zum Schluss, dass der motorisierte Privatverkehr rund siebenmal teurer ist als der Schienenverkehr, wenn Zufahrt mit dem PW Dis zum Gletscherrand: Das lässt das Bergsteigerherz höher schlagen...

man sämtliche externen Kosten ( u.a. Lärm, Unfälle, Umweltbelastungen ) mit einbezieht.4 In der Schweiz werden diese Kosten auf 4 bis 7,5 Milliarden Franken pro Jahr geschätzt.5 Das Auto ist zu einem Gradmesser und Symbol für Umweltverhalten und Umweltbelastung schlechthin geworden.

SAC und PW In seinem neuen Leitbild von 1995 hält der SAC fest:

« Der SAC ist bestrebt, die Belastung der Bergwelt durch seine eigenen Aktivitäten möglichst gering zu halten und einen schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen zu fördern. Für die Zufahrt zum Alpenraum und die Fortbewegung innerhalb desselben räumt der SAC den öffentlichen Verkehrsmitteln den Vorrang ein. » Auch die Richtlinien für den Schutz der Gebirgswelt von 1991 fordern die Eindämmung des Individual-verkehrs und die Förderung der Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Der SAC ist eine Vereinigung von Menschen, die die Natur besonders schätzen, für die gesunde Luft, unerschlossene Landschaften und eine reiche Lebenswelt wichtig sind. Der SAC hat bezüglich seines Um-weltverhaltens deshalb eine besondere Verantwortung, sollte eigentlich 1 Quellen:

Umwelt in der Schweiz 1997. Daten, Fakten, Perspektiven; Bundesämter für Umwelt, Wald und Landschaft ( BUWAL ) und für Statistik ( BFS ). Bezug EDMZ, 3000 Bern Verkehrszahlen'97 des Informationsdienstes für den öffentlichen Verkehr ( LITRA ) 2 Masseinheit für das Verkehrsaufkommen. 1 Pkm entspricht einem von einer Person zurückgelegten Kilometer.

3 Dienst für Gesamtverkehrsfragen ( Hrsg. ) 1994: Mobilität in der Schweiz. GVF-Bericht 1/94 4 Umwelt in der Schweiz 1997. Daten, Fakten, Perspektiven; BUWAL & BFS 5 INFRAS; ECOCONCEPT; PROGNOS 1996: Die vergessenen Milliarden. Externe Kosten im Energie- und Verkehrsbereich, Bern 1996.

Editorial

Leserbriefe

ein Vorbild sein. Der Slogan « SAC -verantwortungsbewusster Alpinis-mi mus » bezieht sich nicht zuletzt auch ^ auf die Verantwortung gegenüber j Natur und Umwelt. 5 Bezüglich der PW-Benutzung be- Erfassung der SAC-Mobilität 1998 Auf Anregung aus dem Kreis der Sektionsbeauftragten für den Schutz der Gebirgswelt hat sich die Kommission « Schutz der Gebirgswelt » entschlossen, in den Sektionen im Jahr 1998 eine Erfassung der Mobilität anzuregen, die von den Beauftragten in Zusammenarbeit mit den Tourenchefs ausgeführt werden soll. Die entsprechenden Briefe und Formulare wurden Ende 1997 an die Sektionen verschickt. Die Idee dabei ist, Mobilität und Verkehr in den Sektionen zu einem Thema zu machen, über das diskutiert wird. Weiter soll jeder Sektion erleichtert werden, ihr Programm systematisch auf die Möglichkeiten von Verbesserungen in bezug auf eine umweltfreundliche Anreise zu evaluieren, auch im Vergleich mit Sektionen, die bezüglich Lage zu den Tourengebieten und verkehrstechnischer Erschliessung in einer ähnlichen Situation sind. Für den Gesamtclub soll diese Erfassung einen Überblick über das Mobilitätsverhalten innerhalb des SAC schaffen und eine Basis liefern für Verbesserungsvorschläge oder -massnahmen auf Gesamtclub-Ebene. Wir möchten alle Sektionen ermuntern, die Erhebung auch tatsächlich durchzuführen!

Jürg Meyer, im Auftrag der Kommission Schutz der Gebirgswelt

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