Dr. F. Miescher: Meereshöhe und Beschaffenheit des Blutes
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Dr. F. Miescher: Meereshöhe und Beschaffenheit des Blutes

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Dr. F. Miescher: Über die Beziehungen zwischen Meereshöhe und Beschaffenheit des Blutes.

In einem Vortrag vor dem Centralverein schweizerischer Ärzte in Olten den 28. Oktober 1893 ( abgedruckt im Korrespondenzblatt für Schweizerärzte 1893 ) gelangt der bekannte Professor der Physiologie in Basel, gestützt unter anderm auf Versuche von Dr. Egger in Arosa und auf eigene Experimente, zu dem, wie er es nennt, „ anscheinend paradoxen Ergebnis, daß durch den verminderten Sauerstoff-Partiardruck der Luft höher gelegener Gegenden, vermöge der so eigentümlichen übermäßigen Reaktion der blutbildenden Organe, eine gesteigerte Sauerstoffspannung der Gewebe eintritt, mit allen ihren Konsequenzen für deren Lebensenergie und Widerstandsfähigkeit. Diese Änderung der Gewebeatmung schafft sodann einen günstigen Boden, eine Prädisposition für die Thätigkeit der natürlichen Heilfaktoren des Organismus, sowie für die lokal allerdings sehr verschiedene Wirkung der übrigen klimatischen Momente der Höhenstationen. " Das wäre denn auch für uns Bergsteiger recht erfreulich zu hören, wenn nicht der Nachsatz folgte: „ Unsere Betrach- Jahrfcuch des Schweizer Alpenclub. 29. Jahrg.23 tungen gelten zunächst für den Zustand der Muskelruhe. Jede, selbst mäßige Anstrengung, umsomehr natürlich das Bergsteigen, bringt die vorher schon kompensierten oder überhaupt nicht fühlbaren Aeclimatisations-beschwerden wieder zum Vorschein ", und wenn nicht, nach Miescher, „ es gerade die Stunden des Schlafes und der Bettruhe wären, in welchen der heilkräftige Nettowert sein Maximum erreicht. " Damit ist es nun für uns während der Campagne schlecht bestellt, und wenn wir vom Bergsteigen unter anderm Befreiung von physischen Molesten erhoffen, so müssen wir uns schon der „ temporären Lüftung der blutbildenden Gewebe " getrösten, welche durch die Muskelthätigkeit beim Steigen eine günstige Einwirkung erfährt. Wenn endlich Herr Miescher konstatiert, „ daß es für jeden Menschen ein bestimmtes Höhenoptimum giebt, welches für den einen bei 1800, für einen andern bei 1508, für einen dritten bei 1200 oder sogar 1000 m liegen mag ", so meint er natürlich anämische oder sonstige Patienten. Wir werden uns, so lange wir gesund sind, in der Gegend der 4000 m am wöhlsten befinden. Daß aber in noch größerer Höhe ein Rückschlag im Wohlbefinden leicht eintreten könne, haben unsere Leser aus den Äußerungen von Dr. Egli und Imfeid im letzten Jahrbuch ersehen. Die Studie von Prof. Miescher, die ich zur Lektüre auch Laien empfehlen kann, streift die Frage der Bergkrankheit nur gelegentlich, z.B. mit der Bemerkung, daß es an den höchsten bewohnten Punkten der Cordilleren niemals zum völligen Schwinden der durch mangelnde Sauerstoffsättigung entstehenden Beklemmung und anderer dis-pnöischer Beschwerden komme.Red.

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