Emanuel Friediis Bärndütsch als Spiegel bernischen Volkstums. Lützelflüh
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Emanuel Friediis Bärndütsch als Spiegel bernischen Volkstums. Lützelflüh

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Die Vierteljahrschrift der schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde erwähne ich diesmal nur zweier Artikel wegen, die im weitern Sinne alpinen Charakter haben, nämlich wegen der vorzüglichen Studie von Alfred Tobler: Der Volkstanz im Appenzellerlande, in Heft 1-3, und des Beitrags von G. Tobler in Heft 1: Gedichte aus der Zeit des Berner Oberländer Aufstandes des Jahres 1814. Beide sind sehr interessant, indem sie die künstlerischen Talente und die politischen Ansichten von Gebirgsbevölke-rungen uns in lebendigen und authentischen Zügen vor Augen führen.

Das von unserm Jahrbuchverleger mit Unterstützung des bernischen Staates als erster Teil einer den ganzen Kanton umfassenden Heimatkunde herausgegebene Buch von Pfarrer Friedli ist eigentlich nicht alpin, denn das Dorf Lützelflüh, das dieser Monographie zum Gegenstand dient, liegt im Emmental. Aber die Behandlung ist so typisch eingerichtet, daß sie mutatis mutandis auf das Oberland übertragen werden kann, und wir wissen, daß Pfarrer Friedli gegenwärtig in Grindelwald an der Fortsetzung arbeitet, die hoffentlich bald erscheinen wird. Freilich werden hier die Schwierigkeiten, den Volksgeist in seiner Mundart zu erfassen, für den Verfasser, der ein geborner Lützelflüher ist, viel größer sein, und auch die Ursprünglichkeit und Bodenständigkeit der Kultur ist im Oberland schon viel verwischter als im Emmental, dank den Eisenbahnen, der Fremdenindustrie und dem Alpenclub. Dafür wird der letztere im Band Grindelwald hoffentlich zur Anerkennung kommen. Bis also dieser erscheint, will ich hier nur bezeugen, daß die Art, wie Herr Friedli seinen Stoff angepackt hat und durcharbeitet, mir die einzige richtige, nach wissenschaftlicher Theorie und praktischem Nutzen, scheint. Auf Einzelheiten kann ich mich nicht einlassen. Die Kapitel der Inhaltsübersicht sollen dem Leser dieser Anzeige Lust machen, sich das wertvolle und im Verhältnis zu Umfang und Ausstattung durchaus nicht zu teure Buch zum Studium anzuschaffen. Und gerade Alpenclubisten sollten das tun, denn schlägt das Buch nicht ein, so kann auch der Band Grindelwald nicht oder wenigstens nicht gleich erscheinen. In „ Lützelflüh " werden also besprochen: Hoch und Tief, Wasser, Wiese, Acker, Haus und Heim, Bsatzig, Schiff und Geschirr, Gewand, Sauber, Gesund und Krank, Rauchen, Milch, Anken, Käse, Unser täglich Brot, das Essen, Familienleben, das Heilige im Leben. Diese systematische Reihenfolge findet nun ihre Einheit in der Mundart insofern, als alle Gegenstände und Handlungen, die zur Besprechung kommen, mit den Ausdrücken und Redewendungen der Mundart dargestellt werden, wenn auch die Gesamtdarstellung natürlich Schriftdeutsch ist. Diese eingestreuten Mundartbrocken, die nicht in künstlicher Transskription, sondern möglichst einfach gegeben sind, stören die Lektüre auch für einen Nichtberner keineswegs, wohl aber geben sie dem Bilde das ürchige und Heimelige. Die Illustrationen, zirka 170, nach Bildern und Zeichnungen von Willy Gorgé und Rudolf Münger, Fritz Brand, Karl Indermühle und photographischen Aufnahmen von Dr. Emil Hegg, sind ebenfalls sehr instruktiv. Ein vorzügliches Vorwort von Dr. O. von Greyerz, J. Sterchi und Dr. H. Türler dient zur Orientierung, und ein „ alphabetischer Nachweiser " v/o Index erleichtert das Nachschlag-en.Redaktion.

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