Er schläft doppelt so lange wie der Mensch
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Er schläft doppelt so lange wie der Mensch DER BRAUNBÄR

Haben Sie schon bemerkt, dass der Braunbär quasi das ganze Jahr im Py­jama verbringt? Das glauben Sie nicht? Immerhin erinnert sein üppiges kuscheliges Fell an Schlafsack und Stram­pel­höschen, was sicher zu seinem Langschläferruf beiträgt. Aber ernsthaft: Schläft der Bär tatsächlich so viel, wie man behauptet?

Schlüpfen wir einmal ein Jahr lang in die Haut von Frau Braunbär. Ihr Leben ist geprägt von Nahrungssuche, von den Geboten der Fortpflanzung, vom legendären Gehorsam gegenüber dem Gesetz des geringsten Widerstandes und von der Angst vor dem Menschen. Ihr Jahr beginnt mit dem Ende des Winters und läutet auch die Rückkehr der Mahlzeiten und der Hitze bei der Bärendame ein. Kurz nach dem Verlassen ihrer Höhle beginnt sie allmählich wieder zu fressen und erhält mehrfachen Herrenbesuch. Aus praktisch jeder Vereinigung entsteht ein Embryo, der sich wiederum für sechs bis sieben Monate «schlafen legt». Bis zum Herbst tut Frau Bär nichts anderes als essen und Nickerchen halten. Sie bleibt hierzulande die meiste Zeit inaktiv und verborgen, um dem Menschen aus dem Weg zu gehen. Sogar wenn sie ihre Winterreserven aufstocken will, ist sie hauptsächlich von 6 bis 8 Uhr und von 18 bis 23 Uhr unterwegs, also lediglich 7 von 24 Stunden.

Wenn sich die Bärin erneut in den Winterschlaf begibt, erwachen ein, zwei oder drei Embryonen und beginnen, sich weiterzuentwickeln. Nach rund 65 Tagen kommen zwei oder drei Junge, oft von verschiedenen Vätern, in der Höhle zur Welt. Nackt, blind und ungefähr 1000-mal leichter als ihre Mutter sind sie extrem abhängig von ihr. Falls die Bärenmama durch Lärm aufschreckt oder Menschen in der Nähe wittert, steht sie auf, verlässt den Unterschlupf, und ihre Kleinen sterben unweigerlich. Ansonsten scheint es, als ob die Bärin praktisch vom Herbst bis in den Frühling durchschläft – sogar bei ihrer Niederkunft! Während ihres langen Schlafes gelingt ihr auch die unglaubliche Leistung, den Nachwuchs nicht zu erdrücken. Bis im Frühling verliert sie 30% bis 40% ihres Kör­pergewichts, aber ohne auch nur ein Gramm Muskel­mas­se einzu­büs­sen! Während dieser Zeit scheidet sie weder Kot noch Urin aus …

Diese Periode, die kein Winterschlaf im ­eigentlichen Sinne ist, da die Bären ­jederzeit geweckt werden können, dauert in unseren Breitengraden vier bis fünf Monate. So lässt sich im grossen Ganzen ein Jahresdurchschnitt von 19 Stun­den täglicher Inaktivität errechnen. Davon 16 Stunden Schlaf und 3 Stunden Verstecken.

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