«Ich beisse mich durch, bis ich am Ziel bin»
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«Ich beisse mich durch, bis ich am Ziel bin» Mascha Hübscher, Klimaaktivistin

Mascha Hübscher hat sich schon mit 14 Jahren Gedanken über die Welt gemacht. Heute bringt sich die Schaffhauserin in die Politik ein und versucht, die Leute von ihren Gedanken zu überzeugen. Dabei sind ihr vor allem die Berge ans Herz gewachsen.

Den persönlichen Herausforderungen sind ja heutzutage kaum mehr Grenzen gesetzt. Neulich hat ein wettlustiger Kunstsammler ein Gemälde von Vincent van Gogh für über 70 Millionen Dollar erworben, die Auktion dauerte ganze fünf Minuten. Andere balancieren auf Slacklines oder verbreiten ihre Kunststücke auf Tiktok oder über andere belanglose Kanäle. Und dann gibt es Menschen wie Mascha Hübscher, denen es wichtig ist, dass jede Herausforderung substanziellen Charakter hat und Gutes bewirkt. Im Alter von 14 Jahren setzte sich Mascha zum Ziel, nur so viel Abfall zu produzieren, dass er am Ende des Monats in einem Marmeladenglas Platz hat. Sie hat es geschafft.

Diese Art von Errungenschaften erzählt man sich gern noch viele Jahre danach, weil man einen kleinen, aber sinnvollen Beitrag für die Umwelt leisten konnte. Und weil sie, wie im Fall von Mascha Hübscher, befreiend wirken können. Die Marmeladenglasgeschichte, so hat man den Eindruck, war bei der jungen Mascha der Anstoss in ein bewusstes Leben. Heute ist die Schaffhauserin 19 Jahre alt. Sie sitzt im Vorstand der Jungsozialist*innen, studiert Germanistik und Französisch und setzt sich seit drei Jahren aktiv dafür ein, dass die Bewohner und Bewohnerinnen der Schweiz mehr Sorge zur Umwelt tragen. Früher organisierte sie Klimastreiks, heute trägt sie die heiklen Themen in die Politik. «Die Menschheit weiss ja bereits seit den 1970er-Jahren, dass da etwas falsch läuft mit ihrem Verhalten gegenüber der Natur. Getan haben die meisten nichts. Es ist an der Zeit, dies zu ändern. Und wenn wir aus den reichen Ländern nichts tun, wer dann?»

Widerspruch knacken

Nun gibt es ein paar wenige Möglichkeiten, wie man auf eine solche Haltung reagieren kann. Man reagiert nicht und findet beim Gedanken an die Endlichkeit des eigenen Lebens Gelassenheit. Oder man krempelt sein Leben um und bindet die Umwelt in das tägliche Tun konsequent ein. Wen Mascha Hübscher aber ansprechen möchte, sind alle dazwischen: jene, die zwar mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Berge reisen, sich aber an der Reduktion des Kerosinausstosses nicht beteiligen, weil die Familienferien in Spanien eben doch viel Freude machen. Jene, die gern regionale Lebensmittel einkaufen, aber auf das Mineralwasser aus Italien doch nicht verzichten. Diesen Widerspruch zu knacken, darauf zielt die passionierte Kletterin und angehende Journalistin ab.

Ja genau, Journalistin. Und vielleicht müsste man das Wort «angehend» schon weglassen, selbst wenn sich Hübscher bei der «Schaffhauser AZ» noch in den Anfängen des Zeitungsmachens befindet. Im Praktikum letztes Jahr schaffte es ihre investigative Geschichte über ein Unternehmen, das den Leuten Gesundheit und Glück mittels Superfood verspricht, die Kunden aber stattdessen ausnimmt, auf die Titelseite der Zeitung. «Das ist mein Sinn für Gerechtigkeit. Ich kann nicht anders. Dann beisse ich mich durch, bis ich am Ziel bin», sagt Mascha Hübscher.

Rückzugsort Jagdhaus

Da kommt also ganz schön was zusammen im Alltag von Mascha Hübscher. Ganz gut verfügt die Studentin über einen netten Rückzugsort in den Engadiner Bergen. Weit ausserhalb des Dörfchens S-charl bei Scuol, wo die kalte Clemgia vorbeiplätschert, besitzt ihre Familie ein uriges Jagdhaus, es gibt dort keinen Strom und kein Wasser. Und trotzdem - oder gerade deswegen – geschieht beim Besuch jedes Mal Erstaunliches: «Es tut sich eine neue alte Welt auf. Ich werde mir bewusst, woher wir kommen, was die Berge mir bedeuten. Und warum ich mich für sie einsetze.»

Dem SAC liegen aktuelle Umweltthemen am Herzen. Bereits 2019 hat er beschlossen, die Gletscher-Initiative zu unterstützen, die zum Ziel hat, dass die Schweiz bis 2050 netto null Treibhausgase mehr ausstösst. Einige von uns tragen bereits dazu bei, sei es in ihrer Freizeit oder beruflich. Ihnen ist diese Serie gewidmet.

Autor / Autorin

Alan Schweingruber

Emotionaler Ansatz

Erfolgreiche Überzeugungsarbeit ist für Klimaaktivisten essenziell. Neue Studien zeigen, dass bei Menschen nur ein schwacher Zusammenhang zwischen Wissen und Anpassungsbereitschaft bezüglich Klimawandel besteht. Stärker hingegen wirkt sich die emotionale Bindung aus.

Mit Überzeugungskraft

Im Rahmen des Strike for Future setzen sich in der Schweiz über 150 unabhängige Lokalgruppen für eine klimagerechte und lebenswerte Zukunft ein. Auf climatestrike.ch kann man einer Lokalgruppe beitreten und sich über alle Termine informieren. «Bei meinem Engagement für die Umwelt», sagt Mascha Hübscher, «teile ich meine Energie systematisch ein. Wichtig ist vor allem, die einflussreichen und mächtigen Leute zu überzeugen.»

Mit der Petition «Kein Geld für fossile Energien!» nimmt Climatestrike.ch auch Privatbanken und die Nationalbank in die Pflicht.

In diesem Zusammenhang mahnte sogar die UNO letzten Herbst die schädliche Klimawirkung des schweizerischen Finanzplatzes an. Sie beklagt den unverhältnismässigen CO2-Fussabdruck – insbesondere der öffentlichen und privaten Investitionen in fossile Energien.

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