Jahrbuch der russischen Bergforschergesellschaft
Unterstütze den SAC Jetzt spenden

Jahrbuch der russischen Bergforschergesellschaft

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Redaktion: Vizepräsident F. S. Krassilnikow. Moskau 1914.

Der neueste Band dieser immer größeres Interesse erweckenden Publikation zeichnet sich nicht nur durch größeren Umfang ( 190 Seiten ) und vermehrte Illustration ( 34 ganze Blätter und 7 Kartenskizzen ) aus, sondern auch durch Gediegenheit einer Keine von Artikeln. Den Reigen eröffnet der zum Ehrenmitglied ernannte Münchener Professor Dr. Gottfried Merzbacher, bekannt durch seine grundlegenden Forschungen und Publikationen über den Kaukasus ( „ Aus den Hochregionen des Kaukasus " 1901 ) und im Tian Shan ( in den Jahren 1902, 1903 und 1905 ). Er berichtet von zwei Erstbesteigungen: die erste vom Jahre 1891, da er anläßlich eines Versuchs auf den Uschba, der Besteigung des Elbrus, Kasbek u.a. auch den Himarai Choch, den westlichen Nachbarn des Kasbek, den zweithöchsten Gipfel dieser Gruppe, bezwang ( es fallen dabei allerlei geologische Bemerkungen abdie zweite vom Jahre 1892 auf den Tebulos, den höchten Gipfel der östlich an den Kasbek sich anschließenden Kette.

In recht anschaulicher Schilderung erzählt uns auf 55 Seiten S. J. Golubew seine zum erstenmal zu so früher Jahreszeit ( 25. Juni 1913 ) unternommene Besteigung des Elbrus. Der Verfasser kritisiert dabei die allzu niedrige Lage der gegenwärtigen Schutzhütte. Daran reihen sich ein neuer Übergang vom Baksantal nach Tschege, derjenige über den Twiberpaß nach Swanetien und die Rückkehr über den Zanerpaß, schließlich ein fehlgeschlagener Versuch auf den Dych Tau; alles mit hübschen Bildern vom Verfasser deutlich gemacht.

F. S. Krassilnikow beschreibt seine von ihm als erstem unternommene Tour von Passanaur an der grusinischen Heerstraße über den Paß von Bussartschil ( also die östliche Umgehung der gegenwärtigen Heerstraße ) und den in nördlicher Richtung daran anschließenden Übergang über den Kibe-scha-Gletscher in der Nähe von Kasbek.

W. Konopassewitsch referiert kurz über Touren im Dych-Tau-Gebiet; N. N. Muromow über Exkursionen im Karstgebiet des nördlichen Kaukasus; N. W. Sapo-schnikow, dessen 25jährige Professoren- und Forschungstätigkeit ( Flora- und namentlich Gletscherarbeiten ) an anderer Stelle gefeiert wird, über die Bjelucha am Altai.

Der längere Aufsatz von Prof. B. W. Stankewitsch ist wohl der bedeutendste und interessanteste des ganzen Buches. Er hat zum Gegenstand eine im Jahre 1900 durchgeführte wissenschaftliche Expedition durch das Pamir-Hochland. Es handelte sich um magnetische und aktinometrische Beobachtungen, auch Aufnahmen über Lufttemperatur und andere meteorologische Aufzeichnungen. Die strapazenreiche, zirka 2000 km lange Reise nahm ihren Anfang in Taschkent ( 457 m ) am 8. Mai, bewegte sich in Höhen zwischen 2000 und 4000 m über mehrere Pässe des Alaigebirges, weiter durch die Täler des Gunt, Bortang, längs des afghanischen Grenzflusses Pjandsch und zu den Quellen des Pamir. Am 4. August war der Forscher in Andischan zurück. Die höchste Höhe erreichte er auf dem Ak Baital ( 4650 m ). Stürme, Kälte und Hunger, Freilager und gefährliche Flußübergänge waren der Expedition in reichem Maße beschieden.

Aus dem Nachlasse des verstorbenen unermüdlichen Gründers der Gesellschaft A. K. v. Meck, der weit im westlichen Europa herumreiste und dem die Gesellschaft stets das ehrenvollste Andenken bewahrt, erscheinen immer noch Artikel: so einer über den 2818 m hohen Mont Monnier nördlich von Nizza. Die Besteigung dieses mit einem meteorologischen Observatorium gekrönten Berges bietet zwar keine Schwierigkeiten, aber herrliche Ausblicke in das französisch-italienische Grenzgebiet. Dr. M. G. Saidner spricht über das Thema „ Alpinismus und Jugend " und ordert für Rußland größere Propaganda.

Den Rest des stattlichen Bandes füllen interessante kleinere Artikel, Chronik und Bibliographie. Alles in allem eine sehr verdienstliche und willkommene Gabe.

Aus den dem etwas verspäteten Jahrbuch vorauseilenden, dreimal im Jahr erscheinenden Bulletins oder „ Mitteilungen " der Gesellschaft notiere ich nur, daß die Gesellschaft auf den 1. Januar 1913 4 Ehren-, 19 lebenslängliche, 94 aktive, 3 korrespondierende und 6 mitarbeitende, im ganzen 126 Mitglieder zählte und daß die aktiven Mitglieder im Jahre 1912 Reisen und Besteigungen unternahmen im Kaukasus, dem Haupttätigkeitsgebiet, ferner in Turkestan, im Tian Shan, in Finnland und in den Chibinskischen Bergen. Eine Zweigsektion ist in Wladikawkas entstanden.

Zum Schluß eine alpine Kuriosität: in Japan ist eine Schülerkarawane bei Besteigung eines 3000 m hohen Berges ( Konagatake ) vom Sturm überrascht worden und es kamen dabei 12 Kinder samt dem Lehrer ums Leben.

Dr. C. Täuber ( Sektion Uto ).

Feedback