Klettershow vor der grössten Stehtribüne
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Klettershow vor der grössten Stehtribüne Sportkletter-WM 2023 vom 1. bis 12. August in Bern

Die grossen internationalen Kletterwettkämpfe sind spektakuläre Shows geworden, die Tausende Zuschauende anziehen. Diese Entwicklung spiegelt sich in der Wahl der Infrastruktur der WM Sportklettern 2023 in Bern wider.

Die letzten Sportkletterweltmeisterschaften, die in der Schweiz ausgetragen wurden, sind mehr als 20 Jahre her. Seither ist das Wettkampfklettern über den engen Kreis einer Handvoll Eingeweihter hinausgewachsen. Von der alten Industriehalle in Winterthur, wo die Wettkämpfe 2001 stattfanden, zieht die Kletterweltelite nächstes Jahr in das grösste Eishockeystadion der Schweiz in Bern. Laut Daniel Rebetez, Vertreter des Organisationskomitees von Bern 2023 und Betreiber von sechs Kletterhallen in der Westschweiz, «müssen die Organisatoren heute nicht nur die Erwartungen der immer besser vorbereiteten Profiathleten erfüllen, sondern auch ein Schauspiel bieten, das ein immer zahlreicheres Publikum zufriedenstellt». Als Krönung wurde das Sportklettern erst vor kurzer Zeit zur olympischen Disziplin, und die besten Athletinnen und Athleten der Welt werden 2023 in Bern erstmals die Möglichkeit haben, sich für die Olympischen Spiele 2024 in Paris zu qualifizieren.

Vor der «Wand» des SC Bern

Vor diesem Hintergrund erstaunt es wenig, dass das Organisationskomitee ein Auge auf die PostFinance-Arena mit 10 000 Plätzen geworfen hat, die auch noch den Vorteil einer schützenden Gebäudehülle für die Wettkämpfe mitbringt. Dadurch können optimale Bedingungen für die Athleten gewährleistet werden. «Unter freiem Himmel kann nicht nur der Regen der gesamten Organisation einen Strich durch die Rechnung machen, sondern Temperatur und Luftfeuchtigkeit können sich während eines Wettkampfs rasch verändern und somit einige Athleten benachteiligen», sagt Daniel Rebetez.

Nun ist es an den Organisatoren, die riesige Eishalle in einen Klettertempel umzuwandeln. In der Mitte des Spielfelds wird eine 22 Meter breite Boulderwand entstehen. Flankiert wird sie von der Speed- und der Leadwand, die je 15 Meter hoch sind. Die drei Wände werden der berühmten «Wand» des SC Bern gegenüberstehen, der grössten Stehtribüne weltweit, die allein schon über 9000 Zuschauer fasst.

Eine weitere, 35 Meter breite Wand wird in der Curlinghalle für die Qualifikationen im Bouldern und für das Aufwärmen der Athleten installiert. Für das Grundgerüst haben die Organisatoren den Vorschlag von Entre-Prises ausgewählt. Die französische Firma kam bereits bei den Olympischen Spielen in Tokio zum Zug.

Die richtige Wand für Spektakel

Laut Daniel Rebetez war bei dieser Entscheidung auch die Ästhetik der Kletterwände ausschlaggebend. Während die Wand für das Speedklettern keine Abweichungen von den vorgegebenen Standards erlaubt, ist der Spielraum beim Leadklettern und beim Bouldern gross. Die ausgewählte Boulderwand wird es den Routenbauern ermöglichen, den Athletinnen und Athleten Routen in verschiedenen Stilen zu bieten.

Nachhaltige Infrastruktur

Die Wand für das Leadklettern wird stark überhängend sein. Variationen in der Neigung ermöglichen, den Kletterstil in ein und derselben Route zu wechseln. «Man muss dafür sorgen, dass die Athleten nicht alle bereits im ersten Drittel aus der Wand fallen», sagt Daniel Rebetez.

Das zweite Drittel müsse anspruchsvoller und spektakulärer sein und auch dynamische Bewegungen erfordern. «Der dritte Teil soll die Besten von den anderen trennen und sie dazu bringen, schwierige Bewegungen auszuführen, obwohl sie bereits ausgepowert sind. Dieser Teil soll weniger steil und mit kleineren Griffen ausgestattet sein. «Die Spannung im Publikum muss steigen, das sorgt für die richtige Stimmung.»

In Fragen der Nachhaltigkeit kann das Organisationskomitee auf eine Philosophie zählen, die in der Sportkletterwettkampfszene bereits etabliert ist. Nichts wird weggeworfen, fast nichts wird eigens hergestellt. Alles muss demontiert und wiederverwendet werden können. Das Grundgerüst aus Stahl wird gemietet, und die Klettergriffe, die die Routenbauer verwenden, stellen die Hersteller leihweise zur Verfügung.

Umbau startet am 15. Juli 2023

Für die Holzplatten, die einzigen Elemente, die eigens für die WM hergestellt und gekauft werden, ist bereits eine Wiederverwendung nach der WM vorgesehen. «Die Platten für Speed und Lead überlassen wir den Organisatoren des Kletterweltcups in Villars», sagt Martin Rhyner, Geschäftsführer von Bern 2023. Die Holzplatten für die Boulderwände werden eingelagert, um sie später bei anderen Boulderwettkämpfen in der Schweiz einzusetzen. Obwohl Polyurethan und Glasfaser, aus denen die Griffe bestehen, keine umweltfreundlichen Materialien sind, entsprechen sie in den Augen von Daniel Rebetez trotzdem nachhaltigen Kriterien. Das Material weise eine hohe Belastbarkeit auf und lasse sich warten. Was die graue Energie angehe, so stammten 90% der bestellten Klettergriffe aus europäischer Produktion.Die Bestellungen sind aufgegeben und die Verträge unterzeichnet. Am 15. Juli 2023 soll der Aufbau der Infrastruktur in der PostFinance-Arena beginnen. Das sind nur zwei Wochen vor Wettkampfbeginn.

Die Bestellungen sind aufgegeben und die Verträge unterzeichnet. Am 15. Juli 2023 soll der Aufbau der Infrastruktur in der PostFinance-Arena beginnen. Das sind nur zwei Wochen vor Wettkampfbeginn.

Autor / Autorin

Alexandre Vermeille

Bern 2023

Bis zum Start der Kletter-WM berichten wir in jeder Ausgabe über die Neuigkeiten zum Anlass, porträtieren Menschen oder schauen hinter die Kulissen.

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