Krystallhöhlen im Hochgebirge
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Krystallhöhlen im Hochgebirge

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Von Dr. Joh. Königsberger ( Sektion Basel ).

In der ganzen Alpenkette, von Savoyen bis Kärnten, enthalten die Gesteine des Hochgebirges Klüfte und Spalten, in denen viele seltene und schöne Mineralien, insbesondere aber gewaltige Bergkrystalle, eingewachsen sind. Allenthalben wird von den Krystallsuchern oder Strahlern, wie man diese Männer in den Urkantonen nennt, danach gesucht, und die Bergkrystalle sind seit zwei Jahrtausenden der Gegenstand eines lebhaften Handels nach den angrenzenden, ebenen Ländern.

Hauptsächlich geologische Gründe waren es, die mich bewogen, von dem großen Bereich der Hochalpen einen kleinen Teil im Quellgebiet von Reuß, Rhein, Rhone und Tessin, oder, wie der Geologe sagt, im Gotthard-, Aar-, Tessiner und Adulamassiv, zu wählen, um da die Minerallagerstätten zu studieren. Hier waren einst die geologischen Prozesse, welche die Entstehung der Bergketten bewirkten, am stärksten thätig gewesen, und die Gesteine haben durch sie tiefgreifende Veränderungen erlitten, die schon äußerlich, an jeder Felswand, an den Biegungen und Faltungen der Gesteinslagen, sichtbar werden. Mit diesen Vorgängen hängt die Entstehung der Mineralklüfte wahrscheinlich zusammen, und deshalb durfte ich erwarten, gerade hier lehrreiche Aufschlüsse über die Bildung der alpinen Mineralien zu erhalten. Und ich habe auch den Entschluß, mein Arbeitsgebiet in der Centralschweiz zu wählen, nicht zu bereuen gehabt. Zwar blieb an manchem Tag die mineralogische Ausbeute nach langer, anstrengender Wanderung unbefriedigend, und die touristischen Schwierigkeiten, die überfüllten Gasthäuser an einem Ort, die dürftige Unterkunft an einem andern, die schlecht gepflasterten Saumpfade auf der Tessinerseite gaben oft ausreichenden Anlaß zu Ärger und Verdruß; doch hat mir da die erhabene Schönheit der Berge jener Gegenden, die herrliche Lichtfülle und tiefe Einsamkeit ihrer Hochthäler und nicht minder die weitherzige Gastfreundschaft, die einfache, vornehme Art der Menschen an den Orten, die etwas abseits von den Straßen des Fremden- Verkehrs liegen, immer wieder über große Mühen und kleine Widerwärtigkeiten hinweggeholfen. Jeden Sommer freute ich mich, in die Länder wiederzukehren, in denen nächst Gott der gemeine Mann die höchste Obrigkeit ist.

Nicht nur die zahlreichsten und reichsten Mineralklüfte, auch die größte Krystallhöhle der Schweiz, ja wahrscheinlich der Alpen überhaupt, liegt in diesen Gegenden. Die Krystallhöhle am Sandbalmstockbei Gesehenen ist durch ihre Größe vor drei Jahrhunderten den Strahlern aufgefallen und wurde ungefähr in der Mitte des 17. Jahrhunderts erschlossen. Sie ist in der naturwissenschaftlichen Litteratur schon zu einer Zeit erwähnt worden, als diese noch ein bescheidenes Plätzchen neben den dicken Bänden theologischer und philologischer Gelehrsamkeit einnahm. Der Reisende und Naturforscher J. G. Sulzer besuchte im Jahre 1742 den berühmten „ Krystallkeller " am Sandbalmstock und beschrieb ihn in einem Anhang zu der von ihm herausgegebenen „ Natur-Geschichte des Schweitzerlandes " von J. J. Scheuchser. Der Höhleneingang war damals durch eine verschließbare, hölzerne Thür gesperrt, um Werkzeuge und Geräte vor Diebstahl zu schützen. Der Führer Sulzers behauptete, daß die Höhle bereits den Römern bekannt gewesen sei, und berief sich zum Beweis auf eine schwer leserliche Inschrift in derselben; aber Sulzer entzifferte sie, und der Wortlaut: I. SCHMID bestätigte die Führerphantasien nicht. Als H. B. de Saussure, der Begründer der Alpengeologie und erste Besteiger des Mont Blanc, im Jahre 1775 nach Gestinen ( Gesehenen ) kam, sah er sich auch die Krystallhöhle an der Sandbalm an. Er bemerkte dort außer Bergkrystall, den seine Vorgänger allein kannten und erwähnten, noch Kalkspath, sowie roten und grünen Chloritsand. Der Beschreibung der Höhle ist im vierten Band der „ Voyages dans les alpes " ein ganzes Kapitel, das zwanzigste, gewidmet. Damals war das Labyrinth von Gängen, in denen man jetzt noch mehr als eine halbe Stunde umher-kriechen kann, um alle zu sehen, schon ausgemeißelt, und die klaren Bergkrystalle waren herausgenommen worden. Nur im Schutt unter der Höhle suchten noch Mitte dieses Jahrhunderts einzelne Strahler nach Mineralien wie Flußspath, die früher, als die mineralogische Wissenschaft noch nicht vorhanden war, unbeachtet blieben. Jetzt ist die Existenz dieser gewaltigen Höhle mit ihren vielfach verschlungenen Gängen nur wenigen Männern 2 ) in Gesehenen bekannt. Nichts unterbricht die Stille des Hochgebirges an diesem Ort, wo früher viele Jahre lang Hammer und Meißel Krystallhöhlen im Hochgebirge.

erklangen. Aber vor Touristen und photographischen Apparaten ist auch der entlegenste Bergwinkel nicht mehr sicher; das sollte die Sandbalm-höhle diesen Sommer erfahren.

Nicht gar zu früh waren wir beide, meine Schwester und ich, von Gesehenen aufgebrochen, und rasch gingen wir auf dem guten Reitwege das Göschenerthal ein und eine halbe Stunde hinauf, bis wir die Hütten von Wicki auf der andern Seite erblickten. Dort führt ein kleiner Steg über die Reuß zu einem alten Heugaden; an diesem vorüber stiegen wir auf der linken Seite des Voralpthales hinauf, wobei wir Gelegenheit hatten, zu bedauern, daß der schöne Weg zur Clubhütte auf der andern Seite führt. Auf einem kleinen, stellenweise undeutlichen Pfad unter hohen Tannen und dann über etwas steinige Matten rasch ansteigend, kamen a ) Eingang.

b ) Quarzband.

c ) Zersetztes Gestein.

wir bald zu der gewaltigen Felsgand, deren Blöcke aus einer tief eingeschnittenen Schlucht ,'s Chähli, wie die Urner sagen, herabgerollt sind. Wir kletterten über Felsblöcke in dieser Schlucht aufwärts, bis wir an der linken, senkrechten Felswand in " der Höhe die Löcher und das belle Quarzband der Krystallhöhle sehen konnten; hier wurde das erste Mal auf den Knopf der Camera gedrückt. Auf dem obenstehenden Bild sieht man den Haupteingang ( a ) derselben, der von der Schlucht aus über Grasplanken ohne Gefahr zu erreichen ist. Links von diesem Eingang zieht sich, wie auf dem Bilde zu bemerken, ein heller Streifen ( b ), das „ Band ", aus derbem Quarz bestehend; rechts ist es durch Graswuchs verdeckt. An dem Band sehen wir weiter links noch drei Löcher, die Dr. Jöh. Königsberger.

Ausmündungen der Stollen, welche die Strahler in das Innere des Berges gebohrt hatten, um zu den Krystallhöhlen zu gelangen. Die Hohlräume, welche die schönen krystallisierten Mineralien bergen, sind meist von Quarzband abgeschlossen. Daher rechnet der Strahler darauf, wenn die Klüfte nicht zu Tage liegen, beim Durchbohren des Bandes auf sie zu stoßen. Inwieweit diese Anschauung richtig ist, werden wir später sehen. Mit angezündeter Laterne treten wir in den Stollen; am Anfang fühlen und sehen wir an den Wänden und der Decke nur die eckigen, harten Quarzstücke des Bandes, die uns zwingen, den Kopf vorsichtig geneigt, langsam vorwärts zu schreiten. Bald wird der Stollen etwas höher, das Auge gewöhnt sich allmählich an das spärliche Licht, und im Quarzband erblicken wir einzelne große, würfelähnliche Stücke eines gelblichen Minerals, Spaltungsrhomboeder des Kalkspaths, welcher in der Nähe der Höhle auskrystallisiert ist. Noch etwas weiter, und wir kommen in einen großen Raum, in die eigentliche Krystallhöhle. An der Decke, am Boden, zum Teil auch an den Wänden, sind die großen, wasserklaren, sechsseitigen Säulen des Bergkrystalls angewachsen. Von grünem Sand, dem „ Schribsand " der Urner Strahler, von den Mineralogen Chlorit genannt, fast verdeckt, so daß am Boden die Spitzen der Krystalle nur stellenweise herausschauen; an der Decke, wo sich wenig Chlorit abgesetzt hat, sind die klaren Bergkrystalle zum Teil ihrer ganzen Länge nach sichtbar, und hundertfach gebrochen spiegelt sich in ihnen das Licht der Laterne. Mitunter ist auch der Raum zwischen den Krystallen von weißem oder halbdurchsichtigem rhomboedrischem Kalkspath ausgefüllt; auf ihm wie auf den Quarzkrystallen schimmern kleine, rosenrote spitzige Oktaeder von Flußspath, dem kostbarsten Mineral dieser Höhlen.

Dies wäre der Anblick, den eine Krystallhöhle gewährt, solange die Strahler den Weg zu ihr noch nicht erzwungen haben. Wenn der Leser aber bedenkt, daß in den 2000 Jahren, in denen schon gestrahlt wurde, im ganzen vielleicht fünf solche Krystallkeller, wie die Sandbalm-höhle, erschlossen wurden, und daß die Entdecker, arme Bewohner der kargen Bergthäler, sich stets beeilten, den kostbaren Fund möglichst rasch zu verwerten, wird er begreifen, daß ich weder die Sandbalm — noch sonst eine der großen Krystallklüfte im ursprünglichen Zustande gesehen habe. Jedoch läßt sich aus dem Material, das bei der Arbeit in den großen Höhlen in den Schutt hinausgeworfen wurde, den unverletzten oder zerbrochenen Bergkrystallen und den andern Mineralien, mit Sicherheit schließen, daß die großen Klüfte nur durch ihre Größe sich von den mittleren und kleineren unterscheiden, und von diesen habe ich mehrere, von den Strahlern noch nicht berührte, gesehen.

Im Protogindes Aare-2 ) und auch des Mont Blancmassivs sind die mineralienführenden Räume alle einander äußerst ähnlich, eine dem Naturforscher erfreuliche Thatsache. Sie erleichtert ihm nämlich die Erklärung jener Erscheinungen, da sie zeigt, daß nur das umgebende Gestein auf die Bildung der Mineralien Einfluß haben konnte.

Die folgende Beschreibung einer Krystallkluft ist vielleicht den Lesern, welche sich etwas mit Mineralogie beschäftigt haben, nicht unwillkommen und kann ihnen helfen, auf Touren im Protogingebiet, im Aare- wie im Mont Blancmassiv, die Krystallklüfte zu bemerken. Auf dem gegenüberstehenden Vertikaldurchschnitt, wie er häufig an steilen Wänden sich bietet, sehen wir zunächst, daß am Felsen eine lange, schmale Spalte ( e ) in horizontaler Richtung sich hinzieht, der „ Satz " der Strahler; sie ist meist leer, enthält nur selten grünen Chloritsand. In der Mitte erweitert sich diese Spalte und ist von einer harten, glasähnlichen, weißlich oder hellbraun gefärbten Masse, dem bereits erwähnten „ Band " 3 ) ( c ) ausgefüllt. Es ist Quarz, demnach dieselbe Substanz, aus der auch die wasserklaren Bergkrystalle bestehen.

In der Mitte des Bandes wiederum befindet sich einer oder mehrere Hohlräume, dies sind jene Krystallklüfte ( a ), welche die schönen Mineralien enthalten. Rings um diese Höhlen zeigt das Gestein viele Löcher und ist gebleicht ( b ). Der schwarze Glimmer, Biotit, der im frischen Gestein leicht zu sehen ist, fehlt hier; er ist, in Chloritsand umgewandelt, in die Höhle gelangt. Ferner ist der gelblichgrüne Feldspath, Albit ( Oligoklas ), zerfressen und ebenfalls teilweise entfernt; aus ihm ist der Quarz und Kalkspath entstanden. Dieses „ verfressene " oder, wissenschaftlich ausgedrückt, zersetzte Gestein ist das sicherste Kennzeichen einer nahen Höhle, dem erfahrenen Strahler als solches wohlbekannt. Weniger zuverlässig ist das vorher erwähnte Band ( c ), denn die Höhle kann bis 20 Meter tief in ihm gelegen sein oder auch außerhalb sich befunden .,'/:

haben und längst von Wasser und Wind zerstört worden sein, so daß jetzt selbst Spuren von Krystallen nicht mehr wahrzunehmen sind und nur das weiter von der Kluft entfernte Band zurückgeblieben ist. Mit Hülfe beider Merkmale vermag ein geübter Beobachter durch ein gutes Fernrohr auf zehn Kilometer Distanz das Vorhandensein einer Krystallhöhle mittlerer Größe festzustellen. Diese Merkmale sind auch wohl die Zeichen, von welchen Plinius d. j.80 n. Chr. ) spricht. ( „ Die schönsten Krystalle findet man in den Alpen. Die Krystallsucher lassen sich an Seilen herab, um die Krystalle aus den Klüften zu holen. Die Merkmale einer solchen Kluft sind den erfahrenen Krystallsuchern bekannt. " ) In der Höhle selbst sind die Bergkrystalle ( wissenschaftlich Quarz genannt, von den Strahlern kurzweg als Krystalle oder Strahlen bezeichnet ) an Decke und Boden festgewachsen; sie sind in Höhen über 2800 Meter ü. M. dunkelbraun ( sogenannter Morion ), von 2800—2200 Meter hellbraun ( Rauchquarz, früher Rauchtopas genannt ), unter 2000 Meter mehr oder minder farblos ( gewöhnlicher Quarz ). Zwischen diesen Bergkrystallen sitzt gewöhnlicher Kalkspath in großen Rhomboedern, auf ihm und auch auf dem Quarz rosenroter Flußspath in kleinen Oktaedern, ferner auf dem zersetzten Gestein in ganz kleinen Krystallen aufgewachsen Adular und Apatit; Bleiglanz ist selten. Diese Mineralien sind zuweilen von einer Zeolith-kruste überzogen, am häufigsten von gelbem oder weißem Desmin; seltener sind Chabasit, Heulandit, Laumontit, Skolezit u.a. Östlich der Reuß findet sich außerdem noch Eisenglanz in dünnen Blättern. Der übrig bleibende Raum ist von grünem und rotem Chloritsand und häufig von Wasser ausgefüllt 2 ).

Weit ungünstiger war das Wetter auf der am folgenden Tag unternommenen Exkursion zur Krystallhöhle am Tiefengletscher. In fünfstündigem Marsch bei anfänglich heiterem Himmel waren wir von der Furka über Alpen, Moräne und Gletscher bis zum Fuße der steilen Fluh gelangt, in welcher wir 30 Meter über uns zahlreiche kleine und große Löcher erblickten. Das größte unter ihnen ist die berühmte, sogar in den Reisehandbüchern erwähnte und auf den topographischen Karten verzeichnete Krystallhöhle am Tiefengletscher. Hier entdeckten vor 32 Jahren Strahler aus Guttannen herrliche tiefschwarze Rauchquarze, wie sie in dieser Größe und Schönheit an keinem andern Ort der Erde gefunden worden sind.

Joh. Fahner, Bergführer und Gemeindepräsident von Guttannen, der früher auch eifrig gestrahlt, hat, und ein junger Mann, Andreas Sulzer, ein Enkel des Entdeckers der Krystallhöhle, begleiteten una als Führer und sollten jetzt den Aufstieg zur Krystallhöhle auskundschaften. Zwischen Gletscher und Felswand öffnet sich nämlich ein breiter, nicht ganz mit Schnee gefüllter Bergschrund, der unterhalb der Krystallhöhle etwa 15 Meter tiefer als die Gletscheroberfläche ist. Dieser Umstand und die Glätte der jähen Granitwand an der Stelle verbieten den direkten Aufstieg. Aber bald hatten wir einen Plan gefaßt uud machten uns an die Ausführung. Meine Schwester blieb unten auf dem Gletscher, um in den Momenten, wo der Nebel etwas lichter wurde, zu photographieren, und hüllte sich vorsorglich in den mitgenommenen Lodenmantel ein; inzwischen begann es auch zu schneien. Wir anderen gingen zunächst etwa 30 Meter nach links, am Bergschrund entlang, bis dahin, wo er durch Schnee fast ausgefüllt ist; dann kletterten wir an der nur wenige kleine Vorsprünge bietenden Wand etwa zehn Meter hinan und traversierten ansteigend auf einer schmalen, stellenweise ausgebrochenen Felsleiste.

Bald standen oder, besser gesagt, hingen wir vor einer dicken Quarz-säule, um die man sich herumschwingen muß; 30 Meter unter uns lag der Bergschrund, der aber mitleidiger war, als der photographische Apparat unten, der diese günstige Gelegenheit benützte, seine Opfer in möglichst unvorteilhaften Stellungen abzubilden und aus der senkrechten Felswand eine ebene Fläche zu machen, auf der sie herumkriechen. Der junge Sulzer schwang sich rasch und elegant um das Hindernis herum, Fahner setzte seine langen Beine mit Ruhe um den Pfeiler, während ich, als letzter, mit einigem Unbehagen ihnen folgte. Auf der andern Seite des Pfeilers lag eine kleinere, ganz ausgebeutete Krystallhöhle und vor ihr eine Felsstufe, auf der wir etwas rasteten. Dann mußten wir wieder weiter über glatte Felsplatten und schmale Leisten; bald waren wir im Nebel eingeschlossen, daß kaum der Vordermann sichtbar war; bald riß der Schleier, und der Gletscher tief unter uns wurde sichtbar. Endlich standen wir auf der geräumigen Terrasse, welche einige Jahre nach den Arbeiten an der großen Krystallhöhle durch Sprengungen geschaffen wurde, weil die Strahler hofften, noch eine zweite solche Höhle zu finden; jedoch waren Arbeit und Kosten vergebens. Für den Geologen hat sich aber ein interessanter Aufschluß ergeben, nämlich ein Aplitgang, welcher senkrecht zu der ausgehenden Spalte der Mineralkluft verläuft und von ihr unterbrochen wird, und dadurch beweist, daß die Bildung der Mineralien lange nach der Erstarrung des Gesteins erfolgt ist. Auf der nach einer Photographie ausgeführten Zeichnung sieht man ( etwa 9 Meter ob der Terrasse ) das Quarzband, mit ( c ) bezeichnet, sich in horizontaler Richtung hinziehen. Links, bei ( a ), ist gerade noch der Eingang zu der großen Krystallkluft sichtbar ( etwas unterhalb eine kleinere Höhleoben und unten wird diese von zersetztem Protogin ( Granit ) umgeben, der mit ( b ) bezeichnet ist. Von der Terrasse aus waren wir mit ein paar Klimmzügen oben in der Höhle. Ich hatte mir wohl gedacht, daß sehr wertvolle Krystalle nicht mehr zu finden sein würden; aber die Strahler hatten in der Höhle so gründlich aufgeräumt, Dr, Jdh. Königsberger:-.

daß nicht mehr der kleinste Rauchquarzkrystall zu sehen war. Nur Bruchstücke, sowie Kalkspath und Chlorit konnten wir aufsammeln. In ihrem jetzigen Zustand kann diese Krystallhöhle nur noch dem Mineralogen etwas Interessantes bieten, entschädigt aber auch ihn nicht ganz für Mühe und Gefahr des Aufstieges. Weit lehrreicher und viel bequemer ist ein Gang in das Museum zu Bern, wo die prächtigen dunkeln, bis ein Meter hohen Krystalle aufgestellt und auch zahlreiche andere Mineralien vom Tiefengletscher aufbewahrt sind. Es war ein schweres Stück, diese Kolosse von mehr als zwei Centner Gewicht hinunterzuschaflFen über Felsen und Gletscher, Moräne und Weide. In Säcken verpackt, wurden sie von den Strahlern am Seil über den Gletscher gezogen, über die Moräne getragen und über die steinigen Alpen in kleinen Karren bis zur Furkastraße gefahren, wo Fuhrwerke sie gleich nach Oberwald im Kanton Wallis brachten. Die Eile, mit der der Transport bewerkstelligt wurde, hatte ihren guten Grund; denn die Strahler waren Guttanner aus dem Haslithal im Kan ton Bern; die Krystallhöhle aberliegt auf Urner Gebiet, in der Thalschaft Ur- seren, und gehörte, wie alle andern entdeckten und noch zu entdeckenden Krystallhöhlen, der Korporation Urseren. Daher ging es nicht lange, nachdem sich die Kunde von dem neuen Fund verbreitet hatte, so erhob die Gemeinde Urseren durch Vermittlung der Urner Kantonsbehörden bei der hohen Regierung des eidgenössischen Standes Bern Beschwerde und verlangte eine Entschädigung. Dies spornte natürlich die Guttanner zu größter Eile; das halbe Dorf machte sich auf, in wenigen Tagen war die ganze Höhle geräumt, und eine Masse von 200 Centnern Krystall nach Oberwald gebracht worden. Leider sieht man auch vielen der großen Krystalle, namentlich den in andern Sammlungen, als in Bern ( Zürich, Basel, München ) aufbewahrten, die wenig zarte Behandlung an, die ihnen bei diesem Beutezug zu teil wurde. Im übrigen lief alles friedlich ab; denn die Urner Landjäger hatten keine Lust, ihr Leben bei der Feststellung von Personalien auf dem Tiefengletscher zu riskieren.

Bald darauf wurde auch die an Uri zu zahlende ziemlich hohe Entschädigung vereinbart, und die Strahler konnten ihren Fund zum Verkaufe ausbieten. Einen Teil desselben hatte jedoch der damalige Wirt auf der Furka, der die Schwierigkeiten der armen Leute ausnutzte, sich angeeignet. Die schönsten Stücke sind, dank der Thätigkeit der Herren Bürki, E. von Fellenberg und Lindt, der Schweiz erhalten geblieben, indem sie für das Berner Museum erworben wurden. Sehr schöne Rauchquarze hat das Museum in Basel angekauft, die an Größe und Tiefe der Färbung auch noch alle Rauchquarze von andern Fundorten übertreffen. Seit jener Zeit sind derartig große Krystallhöhlen nicht mehr entdeckt worden; das Strahlen wird jedoch immer noch eifrig betrieben und hat manchen zu einem wohlhabenden Mann gemacht, und das ist selbstverständlich für den Strahler die Hauptsache. Aber das Krystallsuchen ist mehr, als ein Mittel, Geld zu verdienen; es ist eine Beschäftigung, die, wie die Jagd, trotz der Anstrengungen und Entbehrungen immer wieder den Mann lockt, der sie einmal mit Erfolg ausübte. Auch das damit verbundene Wandern und Suchen in der feierlichen Stille des Hochgebirges, bald in den dunkeln Schluchten der steilwandigen Tobel, bald auf den lichtdurchfluteten Felsterrassen der obersten Spitzen, hat einen eigenen, unvergeßlichen Reiz für jeden Menschen, der für die Schönheit der Natur empfänglich ist.

Verzeichnis der Mineralfundorte im östlichen Aaremassiv.

( I. Teil. ) Ein Fundortsverzeichnis ist für den Leser recht langweilig, und weil sich auch kein unmittelbarer Nutzen desselben absehen läßt, mag es mancher für ein Steckenpferd von Leuten halten, die überflüssige Zeit haben. Da hat der Verfasser mit seiner Rechtfertigung schweren Stand. Die Behauptung, daß die Beschreibung und Erklärung der Naturerscheinungen um ihrer selbst willen unternommen wird, dürfte wenig Beifall finden und ihm nicht viel helfen. Er könnte darauf hinweisen, daß manche Dinge, die das Aussehen der bewohnten Erde gründlich geändert haben, vor 100 Jahren nur von wenigen Gelehrten beachtet wurden, und könnte deshalb verlangen, daß auch ein Mineralfundortsverzeichnis nicht geringschätzig behandelt werde, denn man kann ja nicht wissen, welche Folgerungen sich daraus ableiten lassen, aber er will lieber sein Vorhaben auf andere Art rechtfertigen. Die Beschreibung eines Mineralfund-ortes, seiner Lage, seiner Mineralien und des Gesteins, in dem die Mineralkluft liegt, erlaubt Schlüsse über die Naturvorgänge, welche die Entstehung der Krystalle bewirkten, zu ziehen. Deren Kenntnis hilft uns bei Versuchen, diese Mineralien künstlich darzustellen, und das Gelingen solcher Experimente ist nicht nur für den Mineralogen und den Physiker lehrreich, es würde auch dem Mechaniker und Optiker, die klaren Quarz, Flußspath und Kalkspath zu Linsengläsern vielfach verwenden, sehr nützlich sein, und die Leistungsfähigkeit auch der gebräuchlichen Mikroskope und Fernrohre könnte dann beträchtlich erhöht werden. Jetzt ist die Anwendung; dieser Mineralien wegen der Seltenheit des vollkommen klaren Materials nur bei den kostspieligeren Instrumenten möglich. Das Fundortsverzeichnis kann aber auch unmittelbar verwertet werden. In den von den Strahlern ausgeräumten Klüften ist zwar nicht mehr viel zu holen, und nur der Mineraloge mag hie und da Bruchstücke finden, die für ihn wertvoll sind; aber in der Umgebung einer geöffneten Mineralkluft finden sich häufig noch andere Klüfte mit denselben Mineralien; man erkennt deren Vorhandensein an verschiedenen Kennzeichen, dem Auftreten des Bandes, der Zersetzung des Gesteines u.a. Hierauf habe ich besonders geachtet und im Verzeichnis, wenn ich die Umgebung für mineralreich halte, neben den Fundort ein ( r ) gesetzt. Die Angaben beziehen sich auf Orte, die ich gesehen habe. In den wenigen Fällen, wo dies nicht möglich war, ist dies ausdrücklich erwähnt, und der Name des Gewährsmannes, dem ich die Mitteilung verdanke, beigefügt. Nur die Angaben zuverlässiger Männer wurden beachtet. Die Beobachtungen und das gesammelte Material umfaßt die Mineralfundorte im Gebiete von der Aare westlich bis in das Vorderrheinthal nach Ilanz östlich, und nördlich vom Meyen- und Maderanerthal bis südlich nach Biasca in der Valle Leventina und Peccia in der Valle Maggia. Nur für die Berge südlich des Tessins ist die Liste unvollständig. Vor sechzig Jahren wurden dort viele Funde gemacht, aber die Orte sind in Vergessenheit geraten; das Krystallsuchen wurde aufgegeben, weil es dort zu wenig einträgt. Daher war ich da gänzlich auf die ungenauen Angaben von Lavizzari 1 ) angewiesen, und diese habe ich, obgleich ich viel in den Bergen der Valle Maggia umhergestreift bin, nur in seltenen Fällen bestätigen können; im ganzen war dort das mineralogische Ergebnis zu kärglich, um irgend welche Schlüsse zu ziehen.

Daran anschließend, möchte ich darauf hinweisen, daß in kurzer Zeit die Aufnahme der Mineralfundorte in andern Teilen der Alpen, so z.B. im Mont Blanc- und Monte Rosamassiv, ebenso schwierig werden wird wie jetzt im Tessin. Bisher ist nur für einen Teil des Wallis, des Binnenthaies und der Berneralpen durch Herrn E. v. Fellenberg und Herrn R. Ritz ein eingehendes Verzeichnis2 ) aufgestellt worden, das auf Beobachtungen am Ort beruht; sonst sind lediglich einzelne kürzere Notizen über Fundorte vorhanden, so von den Herren Bachmann, Lindt, Hevßner, l ) L. Lavizzari, Escursioni nel Cantone Ticino. Lugano 1863.

Clubgenossen, die mir von Mineralfunden in dieser Gegend Mitteilung machen würden, wäre ich sehr dankbar.

Gf. Seligmann und Wiser. Eingehende Fundortsbeschreibungen werden aber der neueren Richtung, welche die Erforschung der Mineralgenese nimmt, sowie überhaupt der Mineralogie und Pétrographie nützlich sein können und wohl auch bald gefordert werden.

Die Lage der Fundorte wird auf dem eidgenössischen topographischen Atlas ( 1 :50000 ), Siegfriedatlas, bestimmt durch den in Millimetern gemessenen Abstand von den Linien, welche die 6X6 Centimeter - Quadrate begrenzen und die auch auf den Überdrucken angegeben sind 1 ). Auf diese Art kann von einer umständlichen Beschreibung abgesehen werden. Alle diese Linien habe ich mit Zahlen bezeichnet. Es geht die Vertikale ( Nord-Süd-Linie ) 1 durch folgende Punkte: Riale, sotto la Frua, Helsenhorn, Furkapaß, Galenstock, Eggstock, Tierberg; Nr. 3 durch Medone del Arco, Cavagnoli, Pesciora, Ober-Käsern, Realp, Feldschyr,* Bratschi, Fleckistock, Bärenzähne; Nr. 5 durch P. della Rossa, A. della Bolla, Lago di Naret, Albinascia, Gotthardhospiz, Hospenthal, Abfrutt, Husen, Glattenstock, Krönte; Nr. 7 durch Peccia, Sambucco, Brugnasco, Canaria, Sonnbühl, Spannmatt, P. Nurschallas, Oberalpsee, Obermatt, Fellithal, Ried; Nr. 9 durch C. Tencia, P. Campolongo, Fiesso, Corandoni, P. Blas, P. del Maler, Carmihut b. Selva, Krüzliberg, Weitenalpstock, Lungernstutz, Golzeren; Nr. 11 durch Cribbio, Faido, A. Scheggia, P. Par-rola, Prau sur, P. Cavardiras.

Die Horizontale ( Ost-West-Linie ) Nr. 1 geht durch Wasenhorn, Murmetsplankstock, Ried, Fuîmes, Kl. Oberälpler, A. de Glievers, Schiaus, Tavanasa; Nr. 3 durch Sustenhorn, Fleckistock, Wassen, Schattiger Wichel, Acletta, P. Miezdi; Nr. 5 durch Eggstock, Göscheneralp, Teufelsbrücke, P. Nurschallas, Milez, Fuorns, Alp sura, la Fronscha, Puzzatsch, 8. Giuseppe, P. Seranastga, A. Tscheurig; Nr. 7 durch Alplauch, Realp, Kastelhorn, Purchera, P. Git, A. Scheggia, C. Garina, P. Alpettas; Nr. 9 durch Rotthälihorn, Pizzo Lucendro, Lago Ritom, P. Columbe, Piano di Segno, Olivone, Torrone di Nava; Nr. 11 durch All'Acqua, P. Folera, A. Tremorgio, Faido, P. di Molare, Ponte Valentino, Vogelberg; Nr. 13 durch Poncione di Braga, Mogno, Campo Tencia, P. Forno, Chironico, Motto.

Demnach wird z.B. Altekirche bei Andermatt folgendermaßen bezeichnet: 5 r. 29; 5 u. 17, d.h. von der Vertikalen 5 nach rechts um 29 »i von der Horizontalen 5 nach unten um 17 mm. Der Fehler beträgt bei den meisten Angaben kaum mehr als einen halben Millimeter. Das entspricht einer Fläche von nahezu 250 Quadratmetern; in der Ebene könnte man auf einer solchen in wenigen Minuten einen Gegenstand von der Größe einer Mineralkluft entdecken. In den Bergen ist jedoch diese Fläche wegen der Neigung sehr viel größer, und das Terrain erschwert das Gehen und Suchen. Deshalb habe ich die Lage mancher schwer auffindbarer Fundorte näher beschrieben. Rechts und links bezieht sich auf die rechte und linke Seite eines Menschen, welcher in der Richtung geht, in der das Wasser fließt.

Granit.

Der Granit der Berge des Aaremassivs wird Biotitprotogin genannt. Er besteht aus glasartigen Quarzkörnern, aus Stücken von weißlich grünem Feldspath, Adular ( oder Kalifeldspath ) und Albit ( oder Plagioklas ), aus Blättern von schwarzem Glimmer ( Biotit ) und einigen andern nebensächlichen Mineralien.

Die Mineralklüfte dieses Granits sind horizontale, lauge Spalten, welche zum Teil von Quarzband ausgefüllt sind. Die eigentlichen Klüfte liegen häufig in der Mitte des Quarzbandes. An ihrer obera und untern Wand sind die Mineralien angewachsen. Der Fels oder das Gestein dicht an der Kluft ist zerfressen; es zeigt Löcher, weil der schwarze Glimmer und auch teilweise der Feldspath ausgelaugt wurden. Aus dem schwarzen Glimmer ist der grüne und rote Sand ( Chlorit ) in der Kluft entstanden.

Die Höhe der Kluft beträgt etwa ein Hundertstel ihrer Länge und Breite. Die gesamte Größe derselben ist sehr verschieden; in einigen Höhlen kann ein Mann aufrecht stehen, in andere kann man kaum mit dem Strahlstock hineinlangen.

Die Mineralien, die man in der einen Abart dieses Gesteins, im Biotitprotogin I1 ), am häufigsten findet, sind: heller und dunkler Quarz ( Krystall der Strahler ), derber, weißer Kalkspath, roter und grüner Chloritsand; häufig sind noch roter Flußspath in kleinen, oktaedrischen Krystallen, weißer und gelber Desmin, Apatit in sehr kleinen Krystallen, schlecht ausgebildeter Adular. Selten sind Bleiglanz, Chabasit, Laumontit, Ceru8sit. Im Biotitprotogin II kommt heller und dunkler Quarz, Eisenglanz in dünnen Blättern und Rosetten, grüner Chlorit, roter Flußspath, etwas größerer Adular, gelber Desmin und Chabasit vor; seltener sind Kalkspath, Apatit, Bleiglanz, Heulandit.

Der Verfasser glaubt auf Grund von Thatsachen, die er in einer Arbeit2 ) zusammengefaßt hat, daß die Klüfte und die darin enthaltenen Mineralien zu derselben Zeit entstanden sind, als die Berge durch die Faltungsvorgänge der Erde aufgetürmt wurden. Damals löste das in den Klüften eingeschlossene heiße Wasser unter sehr hohem Druck den Feldspath und Glimmer des Gesteins auf, und bei der Abkühlung krystalliVergl. Karte pag. 255.

2 ) Neues Jahrbuch für Mineralogie, Beilageband 1901.

Rrystallhöhlen im Hochgebirge.

sierten die Mineralien in der Kluft aus. Deshalb ist es auch nicht wahrscheinlich, dass heute noch Krystalle wachsen. Die größern, an der Decke angewachsenen Quarzkrystalle fielen häufig durch ihr Gewicht bei geringen Erderschütterungen herunter. Geschah dies noch während der Zeit des Wachstums, so ergänzten sie sich zu Zweispitzern. Fand der Fall erst am Ende desselben statt, so heilten nur die Bruchflächen zu. Brachen die Krystalle erst später los, so blieben die Verletzungen. Erhebliche Beschädigungen fanden aber meist nicht statt, weil sich stets schon etwas Chloritsand abgesetzt hatte, der den Fall milderte.

I, Göschenerthal.

1. Berge der rechten Seite. Führer: B. Gamma aus Gesehenen.

Lochberg ( Lochstock der Karte ). Am Nord- und Südabhang früher ausgebeutete Klüfte. Spitzberg, hauptsächlich auf der Urserenseite, an steiler Fluh gelegene Klüfte, in denen Rauchquarz, Kalkspath ( zum Teil in kleinen Rhomboedern ) und schöner, roter Flußspath mit Chlorit gefunden wurden. Die Fundorte sind noch nicht alle ausgebeutet, aber schwer zugänglich. Etwa eine halbe Stunde unter der Mittags-lücke mehrere Klüfte mit B denselben Mineralien. Da die Skizze der Spitzberge mit den Namen'welche die Leute von Göschenen ihnen geben.

ist, so verlaufen die Klüfte nicht ganz horizontal. Nllni- Die Namen der Karte, welche teilweise willkürlich sind, stehen daneben in Klammern.

stock ( Mittagstock ). Etwa 50—100 m unter dem Gipfel, an der Nordseite, oberhalb einer Schneekehle, die sich vom Feldschirgletscher heraufzieht, liegt unter einer Balm ( 3 r. 20Va; 5 u. 34 ) eine große Reihe von größtenteils aufgeschlossenen Klüften in braunem Quarzband. Mineralien: Dunkler Rauchquarz, roter Flußspath, weißer Desmin, roter und grüner Chlorit ( Sammlung der Akademie in München mit Angabe „ Feldschyr " ). Südlich vom Gipfel, etwa 20 Minuten davon entfernt, liegen größere Klüfte, in denen gewundene Rauchquarze gefunden wurden, in einem auch dolomitähnlicher Kalkspath in kleinen Krystallen ( Angabe von B. Gamma ). Nordöstlich vom Gipfel, gegen Brindlistaffel, etwa eine Stunde von der oben erwähnten Dr. Jóh. Königsberger.

Balm, unter dem Gipfel, noch nicht ganz ausgebeutete Klüfte mit Rauchquarz, Flußspath, Apatit. Vorderer FeldschirFeldschyn ). Am Anfang des Feldschirgletschers, vom Weg über die Alpligenlücke leicht zugänglich, liegt ein sehr großes typisches Kluftsystem mit Band in zersetztem Gestein ( 3 1. 4; 5 u. 31 ). An dieser Stelle sind die etwa unter 80 Grad einfallenden Felsplatten des Protogin schwach doppelt gekrümmt. Die Klüfte sind sehr groß und tief; da aber die Flamme angeblich in ihnen verlöscht, haben die Strahler nicht tiefer einzudringen gewagt. Mineralien: Quarz ( blaß ), Flußspath, Kalkspath ( derb ), Desmin, Bleiglanz, Cerussit, roter und grüner Chlorit, Adular ( schlecht ), Apatit ( klein ) ( Museum in Basel ). Hinterer Feldschir. Vom obern, nördlichen Ende des Feldschirgletschers steigt man in die Wände des hintern Feldschyr; allenthalben Lage von Punkt 1 auf der findet man kleinere Klüfte mit Eauchquarz, Flußspath, Kalkspath, Chlorit. Feld schirllicke(B. Gamma ). Ziemlich schwer zugänglich liegt eine Kluft, die Adular etwas reichlicher enthält, sonst aber dieselben Mineralien in derselben Ausbildung zeigt. Von dem Feldschirgrat sind auf den Gletscher Bruchstücke Karte: 3. /. 29 5 u. 37.

gefallen,die dem großkrystal-Lage von Punkt 6 auf der linischen Gestein in der NäheKarte: 3. /. 22; 5 u. 46.VOn Granitdrusen sehr ähnlichsind. Alpligengletscher, ( r. ) Auf dem Weg von der Göscheneralp zur Alpligenlücke, unter dem jetzigen Anfang des Alpligengletschers, liegen in horizontaler Richtung ausgedehnte, aber nur 10—30 Centimeter hohe Klüfte ( 3 1. 22; 5 u. 46 ). Die leichter angreifbaren Mineralien, wie Kalkspath, Flußspath, Chlorit, sind durch die Gletscherabwässer fortgeschwemmt worden; nur die Rauchqnarzkrystalle sind übrig geblieben. Plattenstock ( vergi, obenstehende Skizze ). Am Ende einer Schlucht, die vom Plattenstock zum Alpligengletscher sich herabzieht, befinden sich auch im Hochsommer Schneeflecken, über denen quer in der Mitte der Schlucht eine kleine Terrasse ( 1 ) liegt. Hier haben Strahler aus Wassen vor zwanzig Jahren schöne, schwach braun gefärbte, gewundene Quarze gefunden; außerdem sind noch Apatit in kleinen, langsäulenförmigen Krystallen und die andern Mineralien vorhanden. ( Museen in München, Basel, Zürich. ) An den Wänden des Plattenstocks, ob dem Alpligengletscher, aus großen Höhlen mit viel Band, sogenannte Das Wort „ Schir " bedeutet Felszacken.

Milchqiiarzkrystalle ( 2 ). Am Alpligengletscher, etwa 20 Minuten westlich vom Gletscherende, schon im Schnee gegen den Plattenstock, liegen zahlreiche, schmale, horizontale Klüfte ( 5,6 ), die viele sehr flächenreiche Eauchquarze enthalten. Noch etwas höher oben, dicht an einem Lam-prophyrgang, liegt eine kleinere Kluft ( 3 ), die dieselben Mineralien wie die obigen und zahlreiche, etwas größere Apatite enthält. Plankenstock ( Lochberg ). Einzelne Rauchquarzklüfte. Lochstock ( Winterstock ) ( r ). Viele große Klüfte mit Rauchquarz, rotem Flußspath und den andern Mineralien ( Zürcher Sammlung ); nur teilweise ausgebeutet, aber sehr gefährlich und schwer zugänglich. ( Hier verunglückte 1898 der erfahrene Strahler J. M. Gamma. ) Auf dem Weg zur Winterlücke, am Gletscher, sind ebenfalls zahlreiche Klüfte von gleichem Aussehen und mit denselben Mineralien wie am Alpligengletscher.

2. Hinteres Göschenerthal.

Führer: Joh. Fahner aus Guttannen.

Zu beiden Seiten des Tiefengletschers sind spärlich kleinere Höhlen zu sehen; nur das große Band an einer Fluh, welche südlich am obern Gletscher sich erhebt, birgt größere Klüfte.Von diesen ist eine die berühmte Krystallhöhle am Tiefengletscher, die in diesem Jahrbuch zuerst von Hrn. R. Lindt beschrieben wurde. Am Dammastock. Galenstock und den andern Stöcken, die das Rhonegletscherbecken umgeben, sind Krystallhöhlen merkwürdigerweise selten. Hr. Lindt erwähnt eine solche am Mittelstock, zwischen Dammastock und Rhonestock. Roter Flußspath vom Tierberg ( Trift ) im Berner Museum. Nur am Westfuß des Galenstocks, etwa eine Stunde vom Rhonegletscher aufwärts von da, wo der Übergang zum Nägelisgrätli ist, liegt eine größere Krystallkluft. Hier wurde außer Rauchquarz, Kalkspath, Flußspath und Chlorit noch Albit,. sowie Anatas und Brookit, in ganz kleinen Krystallen auf dem zersetzten Gestein gefunden. Über eine andere Krystallhöhle zwischen Galenstock und Tiefensattel vergl. R. Lindt ( Jahrbuch S.A.C. IX, 1874, pag. 538 ). Am Grimselhospiz und an der Grimselstraße kann man ebenfalls Krystallklüfte antreffen. Bekannt sind die großen, schon vor zwei Jahrhunderten ausgebeuteten Höhlen dicht unter der alten Grimselstraße, an der sogenannten Spitallamm, etwa 15 Meter über der Aare, 20 Minuten unterhalb des Hospiz. In ihnen findet man kaum noch Bruchstücke von Mineralien, da damals alles, auch das Band und der Chloritsand, verkauft wurde. Beim Bau der neuen Grimselstraße auf der rechten Seite der Aare, eine halbe Stunde vom Hospiz, wurde 10 Meter über der Straße, am sogenannten Sommerloch, eine größere Kluft erschlossen; sie barg schöne, farblose, zum Teil gewundene Quarzkrystalle, etwas Epidot und Chlorit. Früher waren in der Nähe kleinere Strahllöcher geöffnet worden. Oberhalb vom Hospiz liegen Höhlen, in denen schöne, farblose Quarzkrystalle und Kugeln von rötlich gelbem Chlorit gefunden wurden. Die Gegend ist, wie Herr Wäber1 ) angiebt, etwa seit 1700 von Strahlern durchsucht worden; sie ist jetzt als ziemlich erschöpft zu betrachten. Nur selten werden noch frische Funde gemacht. Schon vor drei Jahrhunderten sind die westlich von der Grimsel gelegenen Krystallhöhlen am Zinkenstock erwähnt. Von dem großen, 1719 entdeckten Krystallkeller habe ich leider keine Spur mehr finden können. Da der Höhleneingang schon damals durch eine Holzsäule gestützt war, ist er wahrscheinlich jetzt verschüttet. Die Höhle ist, wie auch Herr Wäber angiebt, auf der WiWschen Aufnahme des Unteraargletschers verzeichnet; wahrscheinlich liegt aber eine Verwechslung mit den weiter unten erwähnten Krystallhöhlen vor. Die Strahler wissen von einer „'s Mohres Werk " genannten Höhle allerhand mähr-chenhafte Geschichten zu erzählen, die, wie der Name zeigt, sich allerdings auf die große, 1719 von dem Bergmann Peter Mohr entdeckte Höhle beziehen. Der Ort selbst ist ihnen unbekannt. In der Mitte des vordem Zinkenstocks, an dessen Nordostseite, liegen einige größere Höhlen, bei denen Bruchstücke der auch sonst im Protogin vorkommenden Mineralien zu finden sind ( 9 o. 30 und von der Vertikallinie, die etwas rechts vom vordem Zinkenstock gezogen ist, um 6 Millimeter nach rechts ). Rauchquarz und roter Flußspath von hier im Berner Museum. Viele schmale Klüfte befinden sich ganz oben, etwa eine halbe Stunde unter dem Gipfel des vordem Zinken nach Osten, die meisten ganz oben an der Lücke zum Oberaargletscher. Hier wurden im eisenockerhaltigen Protogin, der von eisenglimmerreichen, dunkeln Ganggesteinen durchsetzt wird, schöne Amethyste gefunden, die Hr. Bachmann 2 ) in diesem Jahrbuch beschrieben hat. Der Fundort wurde damals ( 1872 ) noch verheimlicht, aber Hr. Bachmann betont bereits die Verschiedenheit von den gewöhnlichen Walliser Amethysten. Der Verfasser besuchte vorigen Sommer unter Führung von Joh. Fahner aus Guttannen den durch Steinschlag gefährdeten Ort. Man findet jetzt noch Bruchstücke von Amethyst, die den schönen, im Berner Museum befindlichen, ans der Sammlung von Hrn. Bürhi stammenden Ameth3Tsten vom „ Zinkenstock " vollkommen gleichen, ferner Rauchquarz und Eisenspath. Der Fundort ist nicht erschöpft, aber seine weitere Ausbeutung würde viel Arbeit erfordern. Hier müssen noch die Funde von Molybdänglanz auf grobem Quarz erwähnt werden, die vereinzelt in der Gegend von der Grimsel bis zur Handegg gemacht wurden und möglicherweise alle durch Findlinge aus dem westlichen Aaremassiv hergebracht sind.

3. Thalboden.

( B. Gamma aus Gesehenen. ) Gewuest. 5 u. 3; 3 r. 37. An einer kleinen Terrasse bemerkt man ein Quarzband, das sich 50 Meter weit nach rechts und links hin erstreckt. In mehrern Klüften wurde heller Rauchquarz, Kalkspath und roter Flußspath, sowie roter Chlorit gefunden. Stufen von hier sind in die W»ser'sche Sammlung in Zürich übergegangen. Riedmatt. 5 u. 13; 3 r. 9. Mehrere große, alte Krystallhöhlen, in denen jetzt nur noch farbloser Quarz und Chlorit zu finden. Auf der linken Seite der Gesehener Reuß, dicht neben der neuen Brücke, 5 u. 5; 3 t. 3, liegen am Reitweg kleine, schmale Klüfte. In einer derselben fand ich farblose, kleinere Quarzkrystalle mit interessanten Chloritüberwachsungen ( innen 6 P 6;5, außen nur 2 P 2 ) und kleinem, dunkelgrünem Epidot. In der Nähe dürften noch ähnliche Klüfte vorkommen. St. Nikiaus. 4 1. 10; 5 O. 20. ( Angabe von G. Reseck. ) Quarz, Eisenglanz in dünnen Blättern, Chloritkugeln.

4. Berge der linken Seite.

Die Bergketten der linken Seite des Göschenerthales sind überaus mineralarm; es hängt das mit dem Auftreten des sogenannten Erstfelder Gneißes zusammen; in diesem finden sich nur „ trockene Löcher ". Deshalb ist auch im ganzen Voralpthal, von der Hornfelli nördlich, meines Wissens keine Mineralkluft gefunden worden1 ), und die ganze Gegend bis nach Unterwaiden ist, wenn man von dem Eisenoolith bei Fernigen im Mayenthal absieht, mineralogisch ohne Interesse. Südlich, am Sand-balm8tock und Salbitschir, tritt wieder Protogin auf und zieht sich dann am Meiggelenstock vorbei, unten an der linken Seite des Reußthales bis Gurtnellen hin. Aber auch hier sind Mineralklüfte weit seltener wie auf der Seite der Spitzberge. Sandbalmstock. 5 O. 32; 3 r. 45. Große Höhlen in einer tiefen, am Voralpbach ausmündenden Schlucht ( vergi, oben, pag. 235 ff ). Salbitschir, gegen die Voralp am Steinkehli. In einer engen Kluft fanden sich nach Angabe von B. Gamma gewundene, blasse Rauchquarze. Andere Fundorte von blassem Rauchquarz liegen nach Angaben von Regli in Wassen am Gipfel des Meiggelenstockes, ferner am Nordabhang des Meiggelenstockes gegen die Rüti ( Punkt 1548 ) und im Naxthal. Im untern Naxthal findet sich bereits das Vorkommen, welches zuerst bei St. Nikiaus auftritt und gegen Osten immer häufiger wird, nämlich blasser Quarz, Eisenglanz, Adular und grüner Chlorit, während Kalkspath und Flußspath meist seltener sind, roter Chlorit und Apatit aber fehlen.

II. Keussthal.

1. Thalboden.

( J5. Gamma, G. Beseck in Gesehenen. ) Auf beiden Seiten der Reuß, von Gurtnellen aufwärts, wurden früher zahlreiche Klüfte mit farblosem Quarz, rotem Flußspath, Kalkspath und Chlorit erschlossen. Schon von Grünerwerden die Klüfte an der Urschlaui bei Wassen erwähnt. Größere Klüfte wurden in letzter Zeit bei der Vergrößerung des Bahnhofes von Wassen und im Ries, unterhalb Gesehenen, gefunden, alle mit den gleichen Mineralien. Der andere, schon erwähnte zweite Typus der Mineralbildungen des Protogins ( vergleiche St. Nikiaus ) wurde an den Hängen des Meiggelenstockes bis Gesehenen häufiger angetroffen, am schönsten in den 1880 entdeckten, mäßig großen Klüften an der linken Seite der Haselgadenkehli ( Wand-fiuh, Teufelsstein ) bei Göschenen ( 4 u. 5; 5 r. 22 ). Hier fand man große Quarzkrystalle mit grünem Chloriteinschluß und dickern, kleinen Eisenrosen. Die Quarze zeigen merkwürdige, für diesen Fundort bezeichnende Verwachsungen. Verwandt mit diesen Mineralbildungen sind die am Anfang des Rienthals ( 5 r. 40; 5 o. 49 ), an der sogenannten Haberfluh, auf beiden Seiten des Baches, gefundenen. Schmale Spalten mit kurzem Band erweitern sich an vielen Stellen zu kleinern Klliften. In diesen findet man farblose, größere und kleinere Quarzkrystalle. Die Krystalle enthalten häufig nadelförmige Hohlräume von viereckigem Querschnitt. Der Mineraloge Kenngott glaubte, daß sie früher von Anhydrit ausgefüllt waren, der später verschwand; es ist das aber aus verschiedenen Gründen nicht wahrscheinlich. Welches das Mineral war, wird vielleicht einmal ein glücklicher Fund entscheiden, wenn nämlich noch ein Bruchstück einer solchen Nadel vollkommen im Quarz eingeschlossen gefunden würde. Man findet ferner noch Eisenglanz, grünen Chlorit, gelben und weißen Etesmin, derben Kalkspath und Adular, letztere beide spärlich, sowie Chabasit. Die Fundorte sind stark, aber noch nicht vollkommen ausgebeutet. ( Viele Stufen von hier in der Zürcher Sammlung und in zahlreichen andern Museen. ) Auf der rechten Seite des Bienthals befindet sich an der sogenannten Bruoderegg ein Fundort von Quarzkrystallen, die Rutilnadeln einschließen, die aber nicht im Protogin liegen. Am Anfang des Rienthals sollen nach Stapff früher Amethyste gefunden worden sein. Gehen wir das ReuQthal weiter aufwärts, so treffen wir in den Schöllenen, an der Poststraße und in den Felswänden neben dieser, mehrfach Fundorte, die denen des Göschenerthals gleichen und wie diese schönen roten Flußspath geliefert haben. In einigen Klüften wurde, ähnlich wie am Alpligengletscher, Apatit besonders reich angetroffen, so an der größern Militärbaracke, unter dem Anfang der Militärstraße auf den Bäzberg. An der Grenze des Protogins gegen die Gesteine der Ur-serenmulde, am Ausgang des Urnerloches, bemerkt man dagegen wieder einen der Fundorte mit Eisenglanz, wie sie auf den östlich sich erhebenden Bergen des Fellithals so zahlreich sind. Für die Erklärung der Mineralbildungen ist besonders wichtig, daß die beim Bau des Gotthardtunnels eröffneten Klüfte die gleichen Mineralien enthielten, wie die an der jetzigen Erdoberfläche. Der Ingenieur-Geolog der Gotthardbahn, Herr F. M. Stapff, hat seine zahlreichen eingehenden Beobachtungen über die geologischen und mineralogischen Verhältnisse im Gotthard'tunnel in einer sehr wertvollen Schriftzusammengefaßt, der ich die folgenden Angaben entnehme. Die Klüfte und deren Umgebung stimmen vollkommen zu der auf pag. 236 gegebenen Skizze, brauchen also hier nicht nochmals beschrieben zu werden. Die Mineralien sind:

1. Quarz, meist klar, selten milchig, stets farblos; die Krystalle zeigen häufig Chloriteinschlüsse. 2. Adular, teils in kleinen Krystallen, wie sonst im Protogin, teils schöner krystallisiert mit Kalkspath, wie im Urserengneis. 3. KalJcspath, in dünnen Tafeln, ferner auch in einfachen Rhomboedern, sehr selten skalenoedrisch. 4. Flußspath, meist rosenrot in Oktaedern, selten dunkelgrün ( Chloriteinschluin Würfeln, auf Quarz und Kalkspath aufgewachsen. 5. Apophyllit, selten, sowohl als Würfel in Krusten ( Straßburger Sammlung ) und einzelne Krystalle auf Quarz. 6. Apatit, häufig in wasserklaren, kleinen Krystallen. 7. Pyrit, in Würfeln odor in Krusten. *. llraune und grüne Chloriterde. ( Einige von diesen Mineralien in der Sammlung des Zürcher Polytechnikums .) i 2. Berge der rechten Seite.

Am Diedenberg sind mehrfach Funde von Quarz, Adular und Eisenglanz gemacht worden. Weit reicher jedoch ist die Gegend des Bächistocks ( Rienzerstock der Karte ). An dessen Westseite, die sich zum Reußthal herabzieht, wurden viele Klüfte mit hellbraunem oder farblosem Quarz, Adular, Eisenglanz und rotem Flußspath entdeckt, die meisten an der Rienthallücke. Quarz mit Pyrit wurde in der Nähe des Standelstäfelis am Stand gefunden. Andere Fundorte liegen am Kiedboden ( 6 1. 30; 5 o. 24 ). Dagegen gehören die Funde, welche beim Bau der gewaltigen Festangswerke oben am Glitsch und Stöckli gemacht wurden, nicht zum Protogin, sondern zu einem gneisartigen Schiefer, ähnlich dem von Rienthal an der Bruoderegg.

III. Fellithal.

1. Berge der linken Seit«.

( J. Tresch in Rhona, J. M. Indergand im Ried-Rüti. ) Die Reihe der Eisenglanzfundorte beginnt am Diedenberg; jedoch sind da nur wenige Funde gemacht. Äußerst reich und auch jetzt noch nicht ganz ausgebeutet sind die Lagen vom Bächistockgletscher bis zum Schierstock und zur Fellilttcke, von denen die ergiebigsten die am Bächistock selbst sind. Als besonders charakteristisch seien die folgenden Orte erwähnt. Über dem Bächistockgletscher ( 7 1. 21; 4 o. 13 ) liegt eine größere Kluft mit hellbraunem Band; in dieser wurde schwach gefärbter Rauchquarz, Eisenglanz in dünnen, glänzenden Rosetten und dickeren Tafeln, Adular, Pyrit, Epidot in kleinen Krystallen, derber Kalkspath, grüner Chlorit, sowie grüner Flußspath und Garben von gelb durch-scheinendem Desmin und etwas Chabasit gefunden ( Museum in Basel, München ). Etwa 10 Minuten höher liegen zahlreiche schmale, horizontale Spalten, die meist nur Eisenglanz enthalten. Da, wo sie sich zu Klüften erweitern, findet man dieselben Mineralien wie in der vorherbeschriebenen Kluft; nur tritt roter Flußspath an Stelle des grünen auf. Bemerkenswert ist ein Ort, der äußerst reich an derb krystallisiertem, rotem Flußspath ist, und ein anderer ( 7 1. 11; 4 o. 12 ), bei welchem in sandsteinartig zersetztem Protogin sehr reichlich gelbbraune Desminkugeln vorkommen. Auch am Schirstock1 ) ist roter Flußspath häufig. Unweit vom Murmetsbühl am Thalboden wurde auch eine kleine Kluft gefunden, welche wenige Krystalle mit den sogenannten Anhydritnadeln enthielt.

2. Berge der rechten Seite.

( J. Tresch in Rhona, /. M. Indergand im Eied, G. Beseck in Göschenen. ) An der Bördlialp2 ) liegen zahlreiche alte Krystallhöhlen. Die in den letzten 50 Jahren gemachten Funde aus dieser Gegend kommen jedoch vom Sonnigen Wichel, an welchem teils gneis-, teils granitartiger Protogin ansteht.

Von der Bördlilücke zum Sonnigen Wichel aufwärts wurden Klüfte eröffnet, in denen farbloser Quarz, wenig Kalkspath und schöne, kleine Oktaeder von rotem Flußspath aufgewachsen waren. Weiter aufwärts zum Gipfel und an den Abhängen gegen das Etzlithal kommen fast nur farblose Quarzkrystalle, zum Teil auch gewunden, vor. In dem sich süd- lieh anschließenden Wichelthal liegen die Fundstellen im Protogin x ) fast alle an der steilen Westwand des Schattigen Wicheis in einem granitähnlichen Protogin. Bemerkenswert ist ein großer Satz mit Band und mehreren Klüften. 3 u. 5; 8 1. 5. Diese enthielten blassen Rauchquarz, zweispitzig, da er meist mit einer Prismenfläche aufgewachsen ist; Kalkspath spärlich in kleinen Tafeln; kleine, klare Albite; Eisenglanz, Apatit, grünen Chlorit. Auf den Bruchflächen und auch auf den Krystallflächen des Quarzes sind schön ausgebildete Zeolithe aufgewachsen, so Desmin in hellgelben, durchsichtigen Garben, Chabasit in klaren Würfeln und seltener Heulandit.

Demselben Typus von Mineralien wie am Bächistock begegnen wir am Fedistock ( Federstock der Karte ). An dessen steilen Ostwänden wurden in letzter Zeit mehrere Fundorte entdeckt ( 3 u. 22; 7 r. 23 ). Schmale, horizontale Klüfte bergen Rauchquarz mit Eisenglanz, der teils in glänzenden Blättern die Flächen des Quarzes schmückt, teils als größere Rosetten oder dickere Tafeln auf dem Gestein aufgewachsen ist und ferner stets grünen Chlorit. Diese zum Teil gefährlich gelegenen Klüfte sind noch nicht ganz ausgebeutet. Fundorte mit ähnlichen Mineralien liegen auch an andern Stellen des Fedistocks. Südlich vom Fedistock, „ im Wissen ", wurden, nach Mitteilung von J. M. Indergand, früher große Quarzkrystalle und roter Flußspath gefunden.

IV. Berge östlich des Fellithals.

( AI. Oiacomet in Sedrun. ) Der Biotitprotogin östlich des Fellithals scheint weniger mineralreich zu sein als der an der Reuß und im Göschenerthal. Indes ist diese Wahrnehmung nur zum Teil durch die mineralogischen Thatsachen und vielleicht ebensosehr durch nebensächliche Umstände bedingt. Während nämlich im Felli- und Etzlithal die vereinzelten Alphütten einem anspruchslosen Wanderer Unterkunft geben, sind die Thäler weiter östlich, wie: Val Strim, Val Cavardira2 ), Val Acletta, Val Clavaniev, in ihrem obern Teil von den Sennen nie bezogen. Daher hat man vom nächsten Nachtquartier bis da, wo der Protogin ansteht und das Krystallsuchen anfangen kann, meist mehr als fünf Stunden zu gehen, und muß denselben Weg, bevor es Nacht wird, zurückkommen, so daß kaum sechs bis sieben Stunden zum Suchen und Arbeiten bleiben. In dieser Zeit kann der Strahler nur in den günstigsten Fällen den Taglohn von 6 Fr. erwerben und zieht deshalb eine weniger anstrengende und weniger gefährliche Beschäftigung dem Suchen in jenen einsamen Hochthälern vor. Dieselben Schwierigkeiten stellten sich mir entgegen, und ich habe, meinem Programm untreu, von. diesen ganz besonders mühsamen und zuweilen, da infolge der Ermüdung die zum Beobachten nötige geistige Frische fehlt, fruchtlosen Wanderungen jeden Sommer nur eine oder zwei unternommen. Deshalb ist mir bis jetzt nur der obere Teil der Val Strim und Val Segna bekannt; über das Protogingebiet, das nach der geologischen Karte von A. Heim vom Piz Acletta bis Piz Ner reicht, kann ich nichts mitteilen. Nach Beobachtungen in der Val Strim und am Piz Ault ist es jedoch sehr wahrscheinlich, daß ein großer Teil desselben kein Biotitprotogin, sondern Hornblendeprotogin ist, und daß ein zusammenhängender Streifen dieses letzteren vom Schattigen Wichel bis in die Val Puntaiglia reicht.

Der Protogin östlich des Fellithals zerfallt in zwei Streifen. Der nördliche zieht sich als schmale Zone vom Sonnigen Wichel bis zum Oberalpstock, wo er sich wieder ausbreitet und mit Zwischenlagerungen von weißem Schiefer, die teilweise auch nur sehr stark gequetschter Protogin sind, bis zur Lücke „ Im grünen Gras " reicht. In seinen Mineralklüften sind dieselben Mineralien wie im Protogin I westlich des Fellithals, hauptsächlich Rauchquarz, wenig oder gar kein Kalkspath und Chlorit. Etwas südlich vom Gipfel des Oberalpstocks wurde auch roter Flußspath gefunden.

Der südliche Streifen durchzieht die Val Giuf vom Krispalt bis zum Piz Ner, zum Teil in gneisartiger Ausbildung, und bildet den obersten Teil der Val Milar und einen Teil der Krüzlistöcke. Nur in diesen letzteren liegen Mineralfundorte, die ich aber leider nicht selbst gesehen habe. Nach Angabe zuverlässiger Strahler aus dem Maderanerthal und auf Grund von Stufen, die von den Krüzlistöcken kommen, sind dort folgende Mineralien zu finden: Rauchquarz in schönen, dunkeln Krystallen, Desmin, Heulandit, Chabasit und Bleiglanz 1 ). Von der Val Milar zieht sich der Protogin durch die Val Strim und enthält dort in seinen Klüften das Vorkommen des Protogin II. So z.B. in einer Kluft in Chischle ( rS o. 29; 9 r. 25Rauchquarz, Eisenglanz, grünen Chlorit und ferner Heuland, Desmin, Skolezit.

Brookitführende Schiefer.

Ried ( r ) ( 7 r. L; i o. 6 ), ( A. und J. Indergand Ried-Brandi, J. M. Indergand Ried-Rüti). unter dem Vorderried in der Nähe des Langlauibachs hinunter zur Reuß gegenüber der Mündung des Leutschach-baches liegt ein Erdbruch, an dem der Sericitgneis an einigen Stellen Krystallhöhlen im Hochgebirge.

entblößt ist. Dort bemerkt man auf kurze Strecken, etwa Vlk Meter, Quarzband mit kleinen Klüften senkrecht zur Schieferungsrichtung; auf dem Band wie direkt auf dem Gestein finden sich Mineralien, die große Ähnlichkeit mit denen des Griesernthales haben. Hier wurde vor zwei Jahren einer der schönsten Brookitfunde gemacht. Quarz in kleineren, bis zehn Centimeter langen, farblosen Krystallen ( infolge eines festhaftenden Überzugs von Eisenockes gelblich, sog. Citrin ), Albit in größeren, schönen, klaren, bisweilen auch nach dem Periklingesetz verzwillingten Krystallen, Brookit in großen braunen begrenzten Tafeln und Blättern, Anatas in Aaremassiv, östlicher Teil.

( Teilweise im Neuen Jahrbuch für Mineralogie wiedergegeben. ) cmz. ( g ) EiscngltmzrsrdicFunotcrt? /fornata idt/ira/ûgt/i gelben und blauen Pyramiden, Kalkspath in abgerundeten, tafelförmig abgeplatteten Rhomboedern, Apatit in schönen flächenreichen, großen rötlich-violetten Tafeln und Säulen, die bisweilen gewundene Reihen bilden, Eisenspath in verwitterten Rhomboedern; seltener ist Eisenglanz in glänzenden flächenarmen Tafeln, Pyrit in braunen Würfeln mit etwas gekrümmten Flächen, dunkler, sagenitischer, sowie ganz feiner und daher weiß aussehender Rutil und ganz selten Adular. Die Titanmineralien sind hier wie bei den andern Vorkommen im Griesernthal etc. gleichzeitig mit dem Quarz entstanden, und deshalb bald in ihm eingewachsen, bald auf ihm, und bald auch als Unterlage von Quarz vorhanden. Dies Vorkommen erstreckt sich zu beiden Seiten der Reuß von Amsteg bis zum Tiefthal.

Gegenüber dem Ried unter der Säge von Intschi an der Reuß, sowie an einigen andern Stellen, z.B. am sog. Goldschacht im Hinter-ried, findet man, wenn auch weniger reich, wie an dem oben erwähnten Ort, die gleichen Mineralien.

Beachtenswert ist eine enge Mineralkluft an der Reuß, etwa bei 7 1. 11; 1 o. 5, fünf Minuten von den alten Erzstollen; in dieser findet sich Quarz, Eisenspath, Albit und eigentümliche größere Pseudomorphosen von Eisenoxyd und Eisenocker nach Ealkspath. Diesen Vorkommnissen nahe verwandt sind die Funde von Brookit ( dünne, kleine Tafeln ), Quarz, Albit, Eisenspath am Franschiberg ob Amsteg gegenüber Bristen, sowie vereinzelte kleine Spalten mit Quarz, Albit, Adular, Anatas am Wege nach Bristen.

In derselben Richtung wie das Maderanerthal zieht sich ein Streifen ähnlichen brookitführenden Gesteines, wie der beim Ried an der Reuß, an den Hängen vom Bristenstock bis zu den strahligen Stöcken in einer Höhe von etwa 1500 bis 2300 Meter. Die Titanmineralien, Brookit, Anatas sind dort noch etwas schöner und reicher, Apatit, Eisenspath und Albit dagegen sehr selten, Kalkspath findet sich dort allenthalben in schönen Rhomboedern.

Lungernthal. ( Lehrer Fedier in Hinterbristen. ) Bei der Vereinigung vom großen und kleinen Lungernthal auf der linken Seite des kleinen Lungernthales 9 r. 6; i o. 7 ( r ) sind zahlreiche kleinere Klüfte an einer leider von Erdrutsch und Felssturz gefährdeten Stelle. Quarz in farblosen Krystallen häufig mit dem für die Anatas-Brookitfundorte charakteristischen Einschluß eines dunkelbraunen Staubes, Anatas in blauen Pyramiden, Brookit in rundum ausgebildeten schönen Krystallen mit Sanduhrzeichnung, Bleiglanz in hübschen Würfeln mit Oktaeder, worauf kleine gelbe Wulfenite.

Auf der linken Seite am Beginn des großen Lungernthales, bei einem Felsblock dicht ob dem Wald ist ebenfalls ein reicher Brookit-fundort, eine sehr schmale aber horizontal weit ausgedehnte Spalte, in der kleine Krystalle von Quarz, Adular, Albit, Pyrit, Brookit aufgewachsen sind. ( Museum in Basel. ) Sowohl im kleinen, wie im großen Lungernthal befinden sich noch etwas weiter hinauf gegen den Tscharren andere Fundorte mit denselben Mineralien; aber wegen der Steilheit der Abhänge und der damit verbundenen Steinschlaggefahr gehen die Strahler selten dahin.

Griesernthal. ( Joh. Tresch in Hinterbristen. ) Zu beiden Seiten des Griesernbaches von der Griesernalp an bis hinauf zum Tscharren zieht sich die Zone des brookitführenden Gesteines, die hier erheblich breiter scheint wie im Lungernthal. Indes ist diese größere Ausdehnung nur scheinbar; denn es sind Streifen von echten Dioritschiefern, stellenweise sogar von Dioriten eingelagert. In diesen kommen andere Mineralien vor. Im unteren Griesernthal liegen vereinzelte Brookitfundorte, so auf der linken Seite des Baches, cirka 60 Meter über demselben am Ende der ersten Schuttrunse, eine große schmale Kluft mit Quarz, Kalkspath in schön ausgebildeten Rhomboedern, dolomitähnlich, Adular in einfachen Krystallen, Anatas in blauen Pyramiden, Brookit in dünnen zugespitzten Tafeln, bisweilen in Quarz und Kalkspath eingewachsen, Apatit selten in klaren abgeplatteten Krystallen, Eisenglanz spärlich in dünnen glänzenden Rosetten und glänzendem grünen Chlorit. Auch auf der rechten Seite sind am Anfang einige Brookitfundorte. Im mittleren Griesernthal schließt sich die Zone dioritischer Schiefer an. Erst oberhalb der Sphenbalm auf der rechten Thalseite kommt eine größere geröllbedeckte Terrasse. Dort beginnen die Brookitorte, von denen die ergiebigsten nordöstlich der Terrasse ( lo. 8; 9 r. 31 ) gegen die sog. Gamsplank gelegen sind, gefährlich zu begehen und von Steinschlag bedroht. Meist sind es zahlreiche kleine, kurze Spalten senkrecht zur Schieferungsrichtung, von hellgrünem Chlorit ausgefüllt, mit Quarz, Kalkspath, Adular, wie bei den andern Funden, großen, blauen pyramidalen, sowie kleinen, gelben, tafelförmigen Anatas, Brookit in dickeren, schön ausgebildeten Tafeln, bisweilen zellenartig verwachsen, seltener Sphen und Bleiglanz. Die fortwährenden Erdrutsche haben zahlreiche Spalten zusammengequetscht; man findet dort im Chloritsand viele Anatas- und Brookitbruchstücke. Die Anataskrystalle dieser Fundorte sind recht groß, aber die Flächen sind stark gestreift und matt. Von diesem Fundort zehn Minuten entfernt, über abschüssige Geröllhalden in nordwestlicher Richtung absteigend, gelangt man zu einem Felsen, unter dem eine Kluft liegt; in dieser sind auf dem Gestein Quarz, Kalkspath in weißen Rhomboedern und Tafeln, Adular in kleinen klaren Krystallen, würfelförmiger Bleiglanz mit Wulfenit aufgewachsen.

Von da fünf Minuten etwas aufwärts traversierend gelangt man zu dem jetzt verschütteten Fundort der großen schönen Brookite, welche die Sammlung des bayrischen Staates in München erworben hat. Noch weiter oben dicht unter den Beerenen der Gamsplank liegen zahlreiche kleinere und größere Klüfte.

Diese führen Quarz mit Einschlüssen eines braunen Pulvers, Adular, Kalkspath ( alle in derselben Ausbildung wie bei den oben beschriebenen Fundorten ), sowie Eisenglanz in schönen glänzenden, aus dünnen Blättern bestehenden Rosetten.

Weitere Fundorte sind noch im obersten Griesernthal, am Tscharren ( Sammlung Seligmann in Koblenz ), am Seelegg ( Museum in Bern ) mit ähnlichen Mineralien, aber alle diese Orte sind gefährlich gelegen, was eben durch die Natur der brookitführenden Schiefer bedingt ist.

Dr. Joh. Königsberger.

Die Zone der Brookit in den Klüften führenden Gesteine zieht sich vom Griesernthal weiter gegen das Steinthal; hier wurden vielfach schöne Funde mit gelbbraunem, einfachen großen Sphenkrystallen, gelbem Anatas und Brookittafeln, Quarz, Kalkspath, Adular, die alle ein braunes pulver-artiges Mineral eingeschlossen enthalten, gemacht. ( Tresch, Fedier in Bristen. ) Aber die Orte sind alle dem Steinfall ausgesetzt und schwer zugänglich; deshalb ist verhältnismäßig wenig von dort bekannt. Wahrscheinlich wird diese Gegend und die weiter östlich, Liegegg, Strahlige Stöcke, Val Cavrein noch schöne Ausbeute an Titanmineralien liefern; denn als in früheren Zeiten diese Orte durchsucht wurden, hat man nur auf große Quarzkrystalle gefahndet und die kleineren jetzt weit wertvolleren Mineralien nicht beachtet.

IV.

Kleinere Mitteilungen.

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