Notizen zum Fleckistock
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Notizen zum Fleckistock

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Ganz hinten im Thale, wo die Voralperreuß jugendlich schäumt, auf weithin sichtbarem Vorsprung, glänzt ein gastlich Dach in die hehre Bergwelt hinaus, die neue Clubhütte des S.A.C. Wohl jeder, dem dort einmal zauberische Träume die morgigen Pläne umgaukelt, oder den das ewig gleiche Rauschen der Gletscherwasser nach mühevoller Bergfahrt in Schlaf gelullt, erinnert sich dankbar des heimeligen Häuschens. Und blättert er in dem Fremdenbuche, das er auf dem Schranke gefunden, so fallen ihm wohl die vielen schon eingetragenen Namen auf, und forscht er weiter nach dem Ziel, das die Besucher hierher geführt, er liest unter anderm wieder und wieder „ Fleckistock ".

Trotzdem die Frage bezüglich eines Abstieges nach dem Kartigelgletscher am 16. September 1888 von Herrn Huber ( Sektion Uto ) gelöst wurde, benutzte man denselben ( nach meinem und Gammas Wissen ) doch erst dreimal, und alle andern Besteiger, die von der Clubhütte aus den Fleckistock erkletterten, haben auch, wieder dorthin zurückgekehrt, die Notizen ihrer mehr oder minder gelungenen Fahrt im Buche zu Ende führen können.

So hatten auch wir ( die Herren Reber und Baumann, Sektion Pilatus, und der Referent, unter Führung von J. M. Gamma am 19. September 1893 bei Tagesgrauen das gastliche „ Hotel Uto " verlassen und erklommen in vier Stunden auf der von Herrn Huber ( Bd. XXIV, Seite 181 u. ff. ) beschriebenen Route die herrliche Spitze des Fleckistocks. Neben den drei in citiertem Bande erwähnten Aufstiegslinien von der Westseite giebt es noch eine vierte, zwar sehr steile, die etwas südlich vom mittlern Westgrat, der vom Gipfel herabkommt, direkt auf die Spitze führt.

Während mehr als zwei Stunden genossen wir dort oben einen jener wunderbaren Morgen, wie sie unmittelbar nach trüben Regentagen in unendlicher Klarheit und Lichtfülle über die Alpen emporziehen. Als das ganze Panorama auf acht Platten photographiert war, begannen wir um halb zehn Uhr gegen den Kartigel hinabzuklettern.

Wir verfolgten wie unsere Vorgänger ebenfalls ein Stück weit den Ostgrat, bogen aber bald rechts, beziehungsweise südlich in die Wand hinein und erreichten über oft messerscharfe Gneiskanten, stets von einer Runse in die andere steigend, nicht allzu schwierig das obere Ende eines jener Couloirs, die in den klaffenden Bergschrund des Kartigelgletschers abschießen. Wie man aus dem Lichtdruck ( Titelblatt dieses Jahrbuches ) ersieht, führt von einer hoch ansteigenden Gletscherzunge des Kartigel-firns ein schneegefülltes Couloir bis auf die Kante des Ostgrates hinauf; unmittelbar ( für den Beobachter ) links daneben befindet sich ein dem ersten paralleles, zweites Kamin, bis an das untere Ende eng und steil, nicht an den Grat hinaufreichend, nur oben teilweise mit Schnee gefüllt. Durch dieses stiegen wir ab, und mit einem glücklichen Sprung waren wir auf dem Firn, froh, die nur prekäre Griffe bietenden Felsen hinter uns zu haben.

Während des Abstieges überzeugte ich mich, daß auch noch auf einem andern Wege zum Kartigel hinabzukommen ist. Etwas steil, doch gangbar, senkt sich der Hauptgrat des Fleckistocks nach Süden zu dem ersten großen Gendarmen ab, der auf dem Bilde genau ersichtlich ist. Dieser bildet den Kopf einer starken Felsrippe, die südöstlich bis tief in den Kartigelfirn hinuntersteigt ( auch auf Blatt 394 des Top. Atlas gezeichnet ). Eng an der innern, d.h. nördlichen Seite dieser Rippe reicht ein großes Couloir von der Einsattelung im Südgrat bis zum Gletscher hinab. Dieses bietet einen WTeg, der nicht schwierig sein dürfte, einzig der Übergang auf den Gletscher ist etwas komplizierter. Ungefähr halb unten, suche man, das Couloir verlassend, auf den Firnfleck zu kommen, der auf der Nordabdachung der Rippe liegt ( auf dem Bilde sichtbar ), von dem hinab der Übergang auf den Gletscher an geeigneter Stelle ausgeführt werden kann. Von dort wird dann bequem das „ Flecki " erreicht, das man übrigens nicht zu berühren braucht.

Um 12 Uhr legten wir dort das Seil ab, und südlich unterm Fedistock durch stiegen wir in den Grund des „ Kartigel " und nach Meien hinab. 3 Uhr 50 Min. waren wir in Wassen. Vivat sequens!

H. Brun ( Sektion Uto ).

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