Piz Rondadura
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Piz Rondadura

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Bei Gelegenheit einer militärischen Rekognoszierung der Strecke Piora-Tanedapaß-Cadlimo-Nalps-Sedrun stattete ich am 13. August 1906 mit einem Begleiter, Lieutenant Huber von Altdorf, dem Piz Rondadura einen Besuch ab. Wir erkletterten ihn von der Nalpspaßhöhe aus in 55 Minuten, direkt über den Südwestgrat bis zum Fuß des Gipfelblockes, den wir dann von Südosten nahmen, also wohl genau dem im Jahrbuch XXXIV, pag. 102, von Dr. Amberg geschilderten Wege folgend. Dieser bietet eine anregende Kletterei, genügende Gelegenheit zum Turnen, ist aber relativ gefahrlos.

Den Abstieg nahmen wir, da ich noch den Rondadurapaß studieren wollte, nach Norden, zuerst eine ganz kurze Strecke über den Ostgrat hinunter und dann bei der ersten kleinen Einsattelung direkt auf den stark zurückgeschmolzenen, leicht verschrundeten Firn hinunter. Dieser Abstieg schien zunächst harmlos, wurde dann aber recht ungemütlich, weil auf den starkgeneigten, mit losem Schutt bedeckten Platten fast kein Halt zu finden war. Die hart östlich unseres Abstiegs vom Firn gegen den Gipfelgrat hinaufziehende Firnzunge konnte nicht benutzt werden, da sie äußerst steil und vollständig aper war und unten in einen beträchtlichen Schrund endigte. Besser wird man unter solchen Verhältnissen den Ostgrat etwas weiter verfolgen und dort, wo er gegen Nordost umbiegt, auf den Gletscher absteigen. Nach Überschreitung des Gletschers stiegen wir sodann über den von Herrn R. Kummer-Krayar im Jahrbuch XXXIII, pag. 339, erwähnten Bergrücken in nordwestlicher Richtung direkt gegen die Rondadurapaßliicke ab, auch hier wahrscheinlich der dort angegebenen Richtung folgend.

Herr Kummer meint, daß man im Hochsommer bei apern Hängen dort auf erhebliche Schwierigkeiten stoßen werde, und diese Vermutung ist gewiß bei der mauerähnlichen Schroffheit naheliegend und begreiflich. Trotzdem ist dieser Abstieg nicht schwierig, aber sehr interessant und jedem einigermaßen Berggewohnten zu empfehlen. Der nördliche Absturz dieses Bergrückens besteht aus einer 80—100 m. hohen, sehr steilen, aus schönem weißem und rötlichem Marmor gebildeten Wandstufe, welche durch eine große Zahl paralleler, ganz scharf geschnittener rechtwinkliger Gesimse gangbar gemacht wird. Deren Breite schwankt von zirka 1 Meter bis Handbreite. Auch das Abklettern von einem Gesims zum andern bietet keine erheblichen Schwierigkeiten. Es ist eine Freude, auf diesen Marmorgesimsen an der steilen Wand 10—20 Meter weit fast wagrecht zu traversieren.

Vom Rondadurapaß stiegen und fuhren wir direkt gegen die Moräne des Nalpsgletschers ab. Der Abstieg durch Val Nalps gegen Sedrun ist im Hochsommer weniger zu empfehlen, da Talboden und Hänge dann bis zur Hütte bei Punkt 1885 hinaus von ekelhaftem Geröll bedeckt sind, wo jeder Schritt große Sorgfalt erheischt. Im frühen Sommer dagegen dürfte sich dieser Abstieg lohnen. Der Rückblick auf die kühne Zacke des Piz Rondadura vom Tale aus ist prächtig.

G. Kind ( Sektion Rhätia ).

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