Schächentaler Windgällen
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Schächentaler Windgällen

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Der Kammlistock ist im Jahrbuch II von Hauser geschildert worden, man kann sich jedoch kein richtiges Bild von der Tour machen. Zweck dieser Zeilen war, den Weg klar und deutlich zu zeichnen, damit andere sich orientieren können.Heinrich Streift ( Sektion Tödi ).

Schächenthaler Windgällen.

Wenn man von der Eisenbahnstation Altorf das Schächenthal hinauf-blickt, sieht man im Hintergrunde des lieblichen Landschaftsbildes den imposanten Terrassenbau der Schächenthaler Windgällen ( 2772 m ).

Infolge der Nachbarschaft der renommierten Kleinen und Großen Windgällen und der übrigen Maderanerberge sind die Schächenthaler Windgällen bis auf die Gegenwart fast gänzlich unbemerkt geblieben. Der Berg ist nichtsdestoweniger mit Bezug auf Aussicht und Besteigung äußerst interessant und verdient vollauf, im Jahrbuch einmal erwähnt zu werden.

Die einzige Besteigung, über welche mir Namen und Angaben bekannt geworden sind, ist diejenige des Herrn Franz Huber von Altorf. Im „ Urner Wochenblatt " vom 23. Mai 1885 beschreibt dieser Herr in kurzen Zügen seine, wie es scheint, erste touristische Besteigung dieses Berges. Herr Franz Huber berichtete mir ausführlicher, daß er von der Götschwiler Kapelle dem Mühlebach entlang über das Mettenerbützli und eine Geröllhalde leicht das die Windgällen umgürtende Band erreicht habe. Er sah bald, daß auf der dem Schächenthal zugekehrten Seite ein Aufstieg unmöglich sei, und umging auf dem stellenweise sehr breiten Band den Berg bis auf die dem Kanton Schwyz zugekehrte Seite.Von hier, also von der Nordostseite nahm er den Berg in Angriff und wählte den dritten Bergeinschnitt zum Aufstieg. Beim Niederstieg fand er, daß er besser getan hätte, mehr gegen das Älplerthor hin zu gehen. Herr F. Huber hatte Anton Imholz-Brunneler vom Herbergli bei Götschwiler als Begleiter.

Ich selber habe dem Berge drei Besuche abgestattet, zuerst im Mai 1887, in Begleitung des Herrn Hottinger von Vevey und des Herrn August Näf, Sektion Uto. Wir hatten weder von dem Berge selbst noch von früheren Besteigungen irgend welche Kenntnis und hatten daher den Berg zu rekognoszieren. Wir gingen von Altorf aus und passierten der Reihe nach Spiringen, Götschwiler, die Eikehle und die im Westkamm der Windgällen eingeschnittene Lücke, welche auf dem topographischen Atlas unbenannt ist, im Munde der Thalbewohner aber Älplerthor heißt. Wir waren also von Götschwiler an westlich von der Koute des Herrn Franz Huber. Nach zwei vergeblichen Versuchen auf der Nordseite fanden wir den richtigen Aufstieg auf dieser Seite, welchen ich auch bei den zwei späteren Besteigungen eingehalten habe. Eintretendes Gewitter mit Hagel zwang uns nahe am Ostgipfel ( 2752 m ) zur Umkehr. Wir stiegen nach der Alp Alplen und durch den Löchlipaß ins Bisithal und nach Muotta hinab.

Meine erste eigentliche Besteigung machte ich mit Herrn Dr. Adolf Frick, Sektion Uto, anfangs Juli 1887. Wir waren fast den ganzen Tag in undurchdringlichen Nebel gehüllt; wir nahmen als Beweismittel für unsere Anwesenheit auf dem Gipfel ( 2772 m ) während eines hellen Augenblicks eine Photographie des östlichen Gipfels ( 2752 m ) auf, welcher mit dem ersteren durch einen kurzen, scharfen, leicht zu begehenden Felsgrat verbunden ist. Unser Weg führte uns naturgemäß über diesen Grat. Der Steinmann, den wir auf dem Gipfel fanden, war von sehr schwächlicher Statur und etwa 1,5 m hoch.

Den Rückweg nahmen wir über Alpen, den kleinen See, die Lücke zwischen Alpleregg und Alplerhorn ins Hürithal und durchs Muottathal nach Schwyz, alles in allem ein Marsch von gegen 26 Stunden.

Meine zweite Besteigung führte ich am 16. März 1893 mit Herrn Emil Kolben, Sektion Uto, aus. Wir gingen wieder über Götschwiler und die Eikehle ins Älplerthor. Bis dahin war der Schnee von der denkbar besten Beschaffenheit. Von da ab war er aber auch so schlecht als nur möglich. Hätten wir nicht Schneereife bei uns gehabt, so wäre es gänzlich unmöglich gewesen, in dem tiefen mehligen Schnee die lang sich hinstreckende Halde am Fuß der Nordwand zu queren. Wir zogen uns unter dieser Wand gegen Osten bis an die Mündung des zweiten Couloirs ( das erste führt nach dem Verbindungsgrat zwischen den beiden Gipfeln und ist möglicherweise praktikabel ). Auch in diesem Couloir, das sich bald in einen breiten Abhang erweitert, stellte der Schnee unsere Ausdauer auf eine harte Probe. Statt nach dem tiefsten Punkt im Kamm zu halten, zogen wir uns durch eine Einne rechts an der Flanke eines großen Felszahns, rechts hinauf und gewannen die Scharte unmittelbar östlich unter dem Gipfel ( 2752 m ), wo wir 1887 umkehren mußten. Hier sind übrigens die Schwierigkeiten zu Ende. Wie im Juli 1887 verfolgten wir noch eine Zeit lang den Grat und traversierten etwa in der Höhe des vornerwähnten Verbindungsgrates die Südostflanke des Ostgipfels. Statt nun über den Grat nach dem nahen Westgipfel zu gehen, begnügten wir uns dieses Mal mit Rücksicht auf die sehr vorgerückte Tageszeit mit dem gerade über uns stehenden Ostgipfel 2752 m, der überdies für mich ein neuer und besserer photographischer Standpunkt war. Wir erreichten ihn kurz nach 2 Uhr nachmittags, nachdem wir um 12 Uhr 15 Min. morgens von Altorf aufgebrochen waren. Die Aussicht war wunderbar klar und interessant. Der Abstieg erfolgte mit vielen Rutschpartien auf demselben Wege, auf dem wir aufgestiegen. Wir waren um 9 Uhr in Altorf zurück, darüber einig, daß die Schächenthaler Windgälle ein für gute Gänger in jeder Hinsicht empfehlenswerter Berg ist. Nur sollte man zum mindesten in Unterschächen übernachten, da der Marsch von Altorf aus allzu lang und ermüdend wird. Emü Hwber ( Sektion Uto ).

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