Sie springt doppelt so hoch
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Sie springt doppelt so hoch Die Seeforelle

Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass die Seeforelle eine grossartige Sprungtechnik hat? Im schäumenden Wasser mit Kies spielend, schiesst sie daraus hervor, um die Stromschnellen zu überspringen. So steigt sie Flüsse und Bäche hoch, um ihre Eier bis in einer Höhe von 3000 Meter über Meer abzulegen.

Dank ihrem aussergewöhnlich muskulösen, konisch zulaufenden Körper, der mit zähflüssigem Schleim überzogen ist, einer bemerkenswerten hydrologischen Intuition und einem Geruchssinn, der mehrere Millionen Mal stärker entwickelt ist als der des Menschen, wandern Herr und Frau Forelle im Herbst die Gewässer hoch. Dabei überwinden sie unzählige Hindernisse und entfernen sich Dutzende von Kilometern von ihren heimatlichen Seen. Zwischen Oktober und Januar finden sie sich schliesslich dort ein, wo sie geboren wurden. Dort laichen sie auf einem sauberen Kiesbett in einem kalten, sauerstoffreichen und flachen Bergfluss, der oft im Herzen unserer Alpen liegt. Die übrige Zeit des Jahres leben sie im tiefen, kalten und mineralischen Wasser der gros­sen Seen rund um die Alpen.

Die Vorstellung des fleischfressenden Räubers in den Bergen entspricht nicht mehr der Gegenwart. Obwohl die Seeforelle eine Länge von bis zu 1,40 Meter erreichen kann und ihre Existenz in diesen Höhenlagen nachgewiesen wur­de, ist die Seeforelle in jüngster Zeit kaum mehr aufzufinden. Dafür gibt es zahlreiche Gründe. Wenn der nötige Lebensraum der Cousine des Lachses verschwindet oder sich verschlechtert und die not­wendigen Verbindungsflüsse auf ihren Wanderungen unterbrochen sind, verschwindet sie.

Um dem fatalen Rückgang entgegenzuwirken, wurden grosse Anstrengungen unternommen. In den vergangenen 30 Jahren wurde der Zustand der Seen stark verbessert. Hingegen stellen die ­Zuflüsse, über die die Forellen ihre Brutplätze erreichen, neue Probleme dar: Verschwenderische Wasserversorgung, steigende Wassertemperaturen, neue Moleküle, die Störungen des Hormonhaushalts verursachen, Nächte ohne Dunkelheit, Elektrosmog und viele weitere unüberwindbare Hindernisse verhindern eine erfolgreiche Eiablage.

Die Alpen, der höchste Punkt der wichtigsten europäischen Flusssysteme, sind der einzige Ort, wo viele Wanderfische ihren Bestand erneuern können. In der Schweiz gibt es sechs wandernde Arten, von denen vier bereits ausgestorben sind. Bleiben noch die Seeforelle und der Europäische Aal. Erstere ist bereits vom Aussterben bedroht. Beim Zweiten ist das Risiko, in freier Wildbahn ebenfalls auszusterben, extrem gestiegen.

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