Ski, Jahrbuch des Schweizerischen Skiverbandes
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Ski, Jahrbuch des Schweizerischen Skiverbandes

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Das vorliegende Bändchen ist als echtes Kind seiner Zeit etwas schmächtig. Klein ist begreiflicherweise die Zahl derjenigen, die Skitouren ausgeführt haben, diejenigen aber, die darüber im Jahrbuch geschrieben haben, sind geradezu eine Rarität. Von den wenigen Tourenberichten, die der geplagte Redaktor sammeln konnte, sind zwei lesenswert: „ Castor et Pollux, par Marcel Kurz, und „ Die Jungfrau ein Skiberg? von Krebs-Gygax. Zwar wird man sich für die von Marcel Kurz aufgeworfene Frage, wann Sommer- und Wintertouren voneinander zeitlich abzugrenzen seien, wenig erhitzen können. Viel lieber folgt man ihm auf die Firnkuppen der Zwillinge oder in sein rauchiges Logis in der Gandegghütte, deren verwahrlosten Zustand er mit so viel Humor beschreibt. Krebs-Gygax zeigt in seinem Aufsatz, daß man auch noch mit 70 Jahren nicht nur jugendliche Begeisterung, sondern auch Tatkraft genug erübrigt, um Skihochtouren auszuführen. Sehr will- -v.kommen ist das kurze Kapitel über „ Lawinenunglück ", denn man will aus solch traurigen Vorkommnissen stets lernen. Um aber solche Analogieschlüsse zu ermöglichen, muß der Berichterstatter von Lawinenunfällen eine durchaus objektive, eine sozusagen kriminalistische Feststellung der Tatsachen geben. Dies ist bei dem Unglück im Spitzmeilengebiet gelungen. Die vorausgegangene offene Aussprache in der Sektion Uto S.A.C. förderte den Sachverhalt lückenlos zutage, so daß sich der Unfall, als ein Absturz von wenigen Metern über eine im Nebel unbemerkte Terrainböschung darstellt. Der Abriß des kurzen Steilhanges führte das Unglück herbei. Auch das Lawinenunglück am Eggishorn, im Aufsatz: Die Jungfrau ein Skiberg? beschrieben, ist folgerichtig dargestellt. Es ist der mißglückte Versuch, eine durchaus lawinengefährliche Route zu forcieren. Um so mehr sticht die aus Unkenntnis oder Voreingenommenheit verfehlte Berichterstattung über das L a win en -Unglück in der Val Bella-Lücke bei Parpan ab. Bei der Beschreibung der Unfallstelle vermißt man die topographische Genauigkeit. So heißt der erwähnte Paßübergang nicht Hürden er Fürkli, sondern UrdenFürkli ( Siegfriedatlas, Blatt Lenz 1: 50,000 ). Anläßlich der Darstellung des Unfalles selbst wird erwähnt, der Begleiter habe gesehen, wie sein Gefährte mit der Lawine zutal glitt, worauf er selbst vorübergehend zugedeckt wurde. Wieder aus dem Schnee befreit, konstatiert er, daß keine Spur aus der Lawine wegführe. Dann fährt der Berichterstatter wörtlich fort: „ Die Vermutung lag daher nahe, daß auch der Skigefährte sich in der Lawine befand. " Das war doch absolut sicher. Mit Vermutungen wird dann weiter operiert, und die Hoffnung, der Vermißte sei doch auf irgendeinem Weg nach Hause gefahren, ist mit anderen Gründen bestimmend, daß das Rettungswerk vorübergehend aufgehoben wurde. Durchaus irreführend ist auch die versuchte Erklärung des Unglücks: „ Bis 20 oder 30 cm in die Tiefe war der Schnee gefroren und bildete beim Absturz große Bretter. Hierauf folgte eine kleine pulverige Schneeschicht und dann am nächsten der Erde die nasse, pappige Schneemasse, welcher der Verunglückte zum Opfer fiel. Trotz der kalten Jahreszeit und trotz der gefrorenen Oberfläche des Schnees und des anfangs des Monats Januar muß die Schneemasse von der Erde aus aufgeweicht worden sein, wie dies sonst nur im März und April geschieht. Die Erde muß in dem Tief lande durch den sich dort bemerkbar gemacht habenden Föhn erwärmt und diese Wärme auch in ihre oberen Schichten in den Bergen ausgestrahlt haben.Wie. sonderbar, welche neue Theorien! Man gebe doch einfach zu, daß es ein Schneebrett war, das nicht hätte befahren werden sollen. Nota bene, es ist wohl begreiflich, daß dem Verunglückten, trotz aller Sachkenntnis, das Vorhandensein dieser tückischen Gefahr entging. Ich kritisiere nur die Art der Berichterstattung.

Im übrigen wird das Bändchen vervollständigt durch Vereinsnachrichten und durch den nun regelmäßig erscheinenden Bericht der Gletscherkommission. Erwähnt sei noch das recht stimmungsvolle Gedicht von H. Kempf, Sonnenuntergang.

Hans Dübi ( Sektion Bern ).

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