Ski- und Winterführer durch die Münstertaleralpen
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Ski- und Winterführer durch die Münstertaleralpen

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Wohl wenige wissen, daß im südöstlichen Zipfel der Schweiz ein Fleckchen Land liegt, das durch seine günstigen Terrain- und Schneeverhältnisse, sowie durch seine weltabgeschiedene Schönheit den ausgesuchtesten Skizentren der Schweiz wohl ebenbürtig ist. Dies Gebiet, das begrenzt wird durch die Linie: Unterengadin-Malser-heide-Ortler-Bormio-Livigno, also zum größten Teil auf Schweizerboden liegt, wird durch vorliegendes Büchlein für Skifahrer allgemein bekannt gemacht. Dieser Gebiets-übergriff des D. & Ö.A.V. darf uns Schweizer nur freuen, bietet doch das Buch ungleich viel mehr, als wir von unsern einheimischen „ Skiführern " gewohnt sind. Es gibt in der Tat an Gründlichkeit und Sachkenntnis restlos alles, was man von ihm verlangen kann, mit Ausnahme der Gebiete Unterengadin und Livigno, welche als Anhang nur flüchtig skizziert sind.

Die Routenbeschreibungen sind so eingehend, dabei doch knapp gefaßt, daß ein nicht ortskundiger, aber einigermaßen erprobter Hochtourist und gewandter Läufer wohl überall durchkommt. Touren mit guten Abfahrten, oder mehr solche mit schönen Szenerien, wo Lawinengefahr besteht, wo Schneebretter lauern, alles das wird stets besonders hervorgehoben. Drei Skiroutenkarten unterstützen den Text in wirkungsvoller Weise. Es sind matte Blaudrücke der offiziellen Karte mit kräftig rot eingezeichneten Skirouten. Besondere Zeichen heben die Lawinen exponierten Stellen hervor, wieder andere markieren Beginn und Ende einer Abfahrt.

Daß man in der Erschließung des winterlichen Gebietes ein Gutes zuviel tun kann, dafür scheinen mir die Skimarkierungen auf dem Terrain zu sprechen. Man läßt sich schließlich ausnahmsweise jene roten Markierungsfähnchen gefallen, oder lieber noch die diskreteren an Baum und Busch aufgehängten roten Lappen, wenn auch diese schon dem Tourenfahren den Hauptreiz nehmen, nämlich das Studium des Terrains, das Sichselbersuchen der Route. Die Skimarkierungen der Münstertaleralpen, wie sie durch das Schlinig- und Uinatal bereits durchgeführt und anderorts geplant sind, sind nun weit aufdringlicher, große Wegweisertafeln mit daran befestigten Scheiben und Kreuzen, und es bezeichnet: I. eine runde Scheibe = Achtung oder Vorsicht oder Langsam. II. zwei runde Scheiben = Halt. III. schräges Kreuz = Ab-beziehungsweise Anschnallen.

Diese Zugsignale, sicher die Idee eines begeisterten Eisenbahners, tragen etwas von der Hast des modernen Verkehrslebens in die stillen Schneefelder, welche ja viele just deshalb aufsuchen, um jener Hast zu entgehen. Ich sehe schon den Läufer gegen das Warnungssignal heranpusten, bremsen, stoppen, wie ein metallenes Tief-landungetüm; was gilt ihm noch die Kenntnis des Schnees, das Studium des Geländes! Wenn er nur seine Signale sieht, so ist es all right. Übrigens wer vermißt sich, allgemeine Regeln aufzustellen über die Passierbarkeit einer schwierigen Stelle, wer will ein für allemal entscheiden, wo man Ski an- oder abschnallen soll, bei stets wechselndem Schnee und Wetter, bei ungleicher Ausrüstung und verschiedenartigstem Können der Läufer? Es ist des Referenten nur ganz persönlicher und vereinzelter Wunsch, daß es mit den beiden Skimarkierungen durch das Schlinig- und Uinatal sein Bewenden habe, daß die übrigen Gebiete der Münstertaleralpen für die freie Fahrt offen bleiben. Wer sich an Hand einer guten Karte ( oder Skiroutenkarte nicht zurechtfindet, ist zur Führung in jenen verlassenen, äußerst schwach besiedelten Gegenden eben nicht befähigt, er wird sich unter der Leitung erfahrener Kameraden erst sein Patent verdienen müssen.

Leider ist das neue Skigebiet der Münstertaleralpen für uns so weit abgelegen, daß es für Leute, die nicht über unbeschränkte Ferienzeit verfügen, kaum erreichbar ist. Seine geographische Lage macht es mehr zum Exkursionsgebiet unserer östlichen Nachbarn. Glücklicherweise wird die Unterengadinbahn uns das Gebiet erschließen und in erster Linie Schuls zum hervorragenden Wintersportplatz machen, während die einzigen Zugänge ins Zentrum des in Frage kommenden Gebietes auch dann noch nur der Ofenpaß oder der Umweg Martinsbruck-Malserheide bleiben. Denn die Skirouten durch das Scar- und Uinatal nach der Pforzheimerhütte kommen ihrer großen Lawinengefahr wegen als normale Zugänge nicht in Betracht.

Hans Dübi ( Sektion Bern ).

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