The Alpine Journal
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The Alpine Journal

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

London 1892.

Die Publikation des Alpine Club war im vergangenen Jahre wieder geteilt zwischen exotischen und alpinen Themen. Zu den erstem gehören: „ Daghestan and the ascent of Basardjusi ", zwei Artikel von Mr. George Yeld, worin er die mit Mr. G. B. Baker gemachten, erfolgreichen Reisen in Ostkaukasien sehr hübsch beschreibt. Beigegeben sind eine Übersichtskarte und drei recht hübsche Illustrationen nach Photographien von Mr. Baker. ( Die Schlußvignette: Blick auf das Wolkenmeer von einem 11,600 Fuß hoch gelegenen Bivouac am Basardjusi habe ich in einer Recension komischerweise bezeichnet gefunden als „ Der See von Clouds ". ) Ebendahin gehören „ A note on the Map of the Adai Khokh Group " von Mr. Douglas W. Freshfield. Die sehr nützliche Karte ist von Freshfield nach den russischen Aufnahmen und Photographien von Sella und Holder zusammengestellt, und ein Whymperscher Holzschnitt nach einer Sellaschen Photographie zeigt zur Erläuterung die Adai Khokhgruppe vom Shoda aus. Über „ Snowdon at Christmas 1878 " berichtet Mr. H. G. Willink und hat zwei sehr originelle Zeichnungen beigefügt. Einige zum Teil recht aufregende Abenteuer erzählt Mr. W. P. Haskett-Smith in „ Climbing in Cumberland ". Die mit Mr. Fordham am 18. Mai 1892 gemachte Ersteigung des 12,400 Fuß hohen, schneebedeckten Vulkans Fuji in Japan, von welchem eine prachtvolle Aussicht über den Ocean genossen wurde, erzählt Rev. W. Weston in „ Fujiyama in May ". Noch mehr werden aber unsere Leser folgende Arbeiten interessieren, welche uns näher liegende Gegenden betreifen: „ Zermatt and tbe Breithorn in 1830 ", aus dem Tagebuch des Earl of Minto, eine Darstellung, welche die naive Bewunderung alter Zeiten für die der Welt erst aufgehende Herrlichkeit des Hochgebirges spiegelt. „ The Aiguilles des Charmoz and de Grépon ", von Mr. A. F. Mummery, ist eine Erzählung aus der guten, alten Zeit, wo noch erste Ersteigungen von wirklichen Gipfeln zu machen waren. Mr. J. H. Gibson berichtet uns in „ The Eastern Arête of the Meje " von dem ersten Übergang vom Grand Pic zum Pic Central. Interessant ist, diese Erzählung zu vergleichen mit dem Bericht von Herrn Robert Schmitt über eine von ihm mit zwei Freunden führerlos gemachte Wiederholung dieser Tour. Der Zeitgewinn wenigstens ist entschieden auf Seiten der „ geführten " Partie. Den Artikel von Mr. Conway „ The Turtmann ridge " habe ich schon im letzten Jahrbuch besprochen. Es scheint aber, daß auch jetzt nicht alle topographischen und nomenclatorischen Rätsel dieser Kette gelöst seien. Ein endgültiges Resultat scheint dagegen Mr. F. T. Wethered gegeben zu haben in „ The early attempts on Monte Rosa from the Zermatt side ". Danach wäre die Chronologie der Besteigungen dieses Berges zwischen 1848 und 1855 folgende: 1 ) Madutz und Taugwalder ( Prof. Ulrichs Expedition ) 12. August 1848: Grenzgipfel; 2 ) A. und H. Schlagintweit mit drei Führern, 22. August 1851: Grenzgipfel; 3. Drei MM. Smyth mit drei Führern, 1. September 1854: Ostspitze; 4 ) Taugwald ( Kennedys Expedition ), 8. September 1854: Grenzgipfel; 5 ) Mr. Kennedy mit zwei Taugwaldern, 11. September 1854: Ostspitze; 6 ) Zwei MM. Smyth, Hudson, Birkbeck und Stevensohn, 1. August 1855: Dufourspitze über den Westkamm. Mit voller Autorität und beachtenswerten Winken spricht Mr. C. E. Mathews in „ New Expériences on the old Playground " von den Unglücksfällen in den Alpen ( wobei nur solche Fälle berücksichtigt sind, die Touristen oder Führer „ bei der Arbeit " betroffen haben ) von 1883—1891. Er konstatiert den Tod von 40 Touristen und 20 Führern in 9 Jahren, also gegen 7 Personen per Jahr, gegenüber 49 Touristen und 38 Führern in den Jahren 1856 bis 1882, also etwas über 3 Personen per Jahr. Diese Verdoppelung der Verluste hat etwas Erschreckendes und läßt sich durch die größere Frequenz nicht hinreichend erklären.

Erfreulicher zu lesen, obschon auch etwas „ gruselig ", ist „ The ascent of the Fünffingerspitze ", von Mr. L. Norman Neruda; ganz heiter „ Tyrol, June-Juli, 1892 ", von Mr. Walter Larden. Diejenigen unter uns, die für „ bewirtschaftete " Clubhütten und „ Schirmhäuser " schwärmen, möchte ich auf einige kleine Abenteuer mit „ hut-mountaineers " in diesen reizenden Schilderungen aufmerksam machen, damit sie auch die Kehrseite der Medaille kennen lernen.

Von den kleineren Mitteilungen des Alpine Journal habe ich in andern Rubriken dieses Jahrbuches reichlich Gebrauch gemacht. Ich will also hier nur hinweisen auf das mysteriöse „ Fragment from a lost M. S. probably by Aristotle etc. ", in welchem die Sprache des alten Griechen meisterhaft verwendet wird, um sehr moderne Bosheiten loszulassen, die allerdings den Mitgliedern des A. C. verstandlicher sein werden, als denen des 8. A. C.

Über den Namen „ Lo Besso " finden wir Auskunft in einem Artikel von Mr. Walter Leaf und einem von Mr. Coolidge; von einer interessanten Eletterrundtour über Egginer und Mittaghorn bei Saas-Fee berichtet Mr. F. W. Oliver; nützliche Bemerkungen über Blatt 500 Siegfried ( Ferrichlücke und Gipfelquote des Balfrin ) macht Rev. G. Broke; daß die bekannte Petronellaglocke in Grindelwald mitverbrannt sei, meldet Rev. Wethered; über den Col de Fontanabran bei Finshauts spricht Mr. A. Homan; von einer Besteigung des Scerscen, Bernina und Pizzo Bianco in einem Tage berichten MM. Broome und Holder; von einer mehr als abenteuerlichen Besteigung des Bernina über die Scharte durch drei englische Damen ( darunter eine ältere ) mit drei Führern von Pontresina spricht die Redaktion; über die Möglichkeit, im tiefen Schatten stehend die Sterne bei Tageslicht zu sehen, handelt ein mit W. C. S. gezeichneter Artikel. Sehr instruktiv ist die Diskussion zwischen Mr. Whymper, Mr. Charles Pake und andern über den Gebrauch der Aneroide für hypsometrische Beobachtungen.

Ganz besonders nützlich ist aber der auch separat zu habende Bericht in Nr. 116 „ Report of the Special Committee on Equipment for Mountaineers ", redigiert von MM. Dent, Conway und Wicks. Da unsere Ansichten über Ausrüstung und Verpflegung des Bergsteigers mit denen der Engländer im allgemeinen übereinstimmen, während die in den Ostalpen nicht unerheblich davon abweichen, so füllt jene Publikation eine empfindliche Lücke in unserer eigenen Litteratur. Interessant ist, daß das Komitee für schwerere Arbeit der in der Schweiz gemachten Éisaxt den Vorzug vor der englischen giebt. Auch einige Schweizerfirmen sind für Ausrüstungs- und Verpflegungsartikel genannt.

Die Illustrationen des Jahrgangs sind gut, meist Whympersche Holz schnitte.

Ferner ist erschienen im Jahr 1892 der „ Index to the Alpine Journal vol. I to XV, including Peaks, Passes and Glaciers " edited by F. A. Wallroth. London, Longmans Green & Cie.

Die mit einer Übersichtskarte der Distriktseinteilung versehene Broschüre hat folgende Einteilung: Sektion I: Names of authors of papers and notes, II: Maps and Illustrations, III: Special districts, IV: General Index. Bei meinen bisherigen Naehsuchungen habe ich den Index durchaus praktisch und zuverlässig befunden und er wird dazu beitragen, das „ Alpine Journal ", diese ergiebigste aller Fundgruben für alpine Dinge, in seinem Werte zu erhalten.Red.

Bollettino del Club Alpino Italiano. Voi. XXV, n° 58, und Rivista mensile ( des nämlichen ). Vol. XI. Redattore S. Cainer. Torino, 1892.

Das Jahrbuch des C.A.I. enthält, ohne Trennung in Rubriken, Monographien über Gebirgsgruppen, wissenschaftliche Abhandlungen und Berichte über Höhlenforschung und Verwandtes. Zu den erstem gehören: G. Boppa: Grivola e Gran Paradiso; A. Cederna: Val Grosina; P. Prudenzini: II Gruppo di Baitone; O. Brentari: Fassa e le sue Dolomiti occidentali; A. Ferruci: Le Prealpi Clautane. Sie sind sämtlich zweckentsprechend behandelt. Abhandlungen finden sich von J. De Marchi: Le osservazioni di montagna e la teoria dei cicloni e anticicloni; C. Ratti: I fenomeni dell' udito in montagna; A. da Schio: Gli osservatorii sulle alte montagne. Alle drei recht instruktiv. Von Dingen, die für italienische Leser verhältnismäßig neu sind, handeln drei andere Artikel: E. Pini: Le ferrovie di montagna in rapporto all' alpinismo; A. de Gregorio: L' Alpinismo in Sicilia; C. Fanchiotti: Sull' importanza dell' Alpicoltura in Italia. Ingenieur Pini steht den Bergbahnen nicht so feindlich gegenüber, wie der abtretende Präsident des A. C, welcher die Anreger solcher Bahnen in einem lustigen Citat an einen Ort wünscht, „ wo sie sicherlich nicht frieren würden ". Herr Pini hofft vielmehr, daß gerade Leute, die von der Lokomotive auf Höhen von 2, 3, 4000 m geschleift werden, daraus Lust schöpfen werden, auf ihren eigenen Beinen noch höher zu steigen. Dem Alpenclub in Sicilien wird ein günstiges Prognostikon gestellt und C. Fanchiotti macht seinen Landsleuten, gestützt auf die Erfahrungen in andern Ländern, sehr beherzigenswerte Vorschläge. G. B. Milani spricht von der „ Caverna di Monte Cucco " und G. B. Cacciamali von den „ Anticrateri dell' Appennino Sorano ", Dinge, die uns weniger interessieren. Die Illustrationen zerfallen in Veduten und Karten. Die erstem sind ordentliche Holzschnitte und Autotypien; die letztern bloße Skizzen ohne technischen Wert.

Von den zahlreichen „ Relazioni e Memorie " der Rivista werden unsere Leser diejenigen Artikel am meisten anziehen, welche uns angrenzende Gebiete behandeln; so G. Melzis erste Besteigung der Westspitze des Corno Brucciato im Veltlin, Paolo Prudenzinis Besteigung des Monte Aviolo in Valle Camonica; C. Canzios und N. Vignas Wanderungen in den Graischen Alpen zwischen Rutor und Gran Paradiso; R. Gerlas erste Ersteigung des Monte Leone von der italienischen Seite; G. Mackenzies Fahrten in den Grandes Murailles, am Monte Rosa und Cervino. Die Neugierde reizt der Titel: Una curiosa scoperta sui ghiacciai del Monte Rosa. L. Vaccarone erzählt in dem Artikel, wie er am 1. September auf dem Gletscher delle Vigne einen Rock fand, der dem Constantino Perazzi, gewesenen Finanzminister und jetzigen Senator des Königreichs Italien, am 7. August 1876 bei einem beinahe verhängnisvoll gewordenen Absturz im Bergschrund des Passo della Sesia verloren gegangen war. Das Kleidungsstück wurde einige Tage nach dem Fund von Vaccarone, dem Besitzer des Rocks und dessen Tochter wieder behändigt. Es war noch in gutem Zustand, und enthielt einige kleine Gegenstände, aber absolut kein Geld, ein Umstand, der Vaccarone Anlaß zu einigen Scherzen giebt und vielleicht manchem unserer Leser auch. Dem offiziellen Bericht entnehmen wir, daß die Rechnung pro Ende 1891 sich mit cirka 38,000 Fr. in Einnehmen und Ausgeben ausglich, daß das Vermögen sich am 31. Dezember 1891 auf cirka 15,500 Fr. belief und die Anzahl der Mitglieder am 31. Dezember 1892 sich auf 4514 stellte. Aus den Verhandlungen der Delegiertenversammlnng interessierten mich am meisten die Diskussionen über das Bollettino und die Rivista mensile. Das Budget der beiden zusammen beträgt 13—14,000 Fr. Von einigen Abgeordneten wurde Vermehrung der Illustrationen in der Rivista gewünscht, wenn es sein müsse auf Kosten des Bollettino, dessen Decadenz doch nicht aufzuhalten sei. Der Angriff wurde für diesmal noch abgeschlagen. Aber die Moral der Geschichte habe ich mir für unsere Verhältnisse gemerkt, und ich brauche sie hier nicht auszusprechen, denn ich fürchte, daß ich anderswo Gelegenheit dazu bekommen werde. Mit Ende 1892 ist Herr Dr. S. Cainer von dem Posten zurückgetreten, den er etwa acht Jahre lang mit Auszeichnung innegehabt hat; an seine Stelle tritt der als alpiner Schriftsteller und Bergsteiger vorteilhaft bekannte Professor G. Ratti. Auch der italienische Alpenclub hat 1892 einen Generalindex der zwei Jahrgänge des Alpinista ( 1874—1875 ) und der zehn ersten Jahrgänge der Rivista mensile ( 1882 — 1891 ), durch L. Vaccarone redigiert, herausgegeben, während ein ähnlicher für die 50 ersten Nummern des Bollettino ( 1865—1884 ) schon früher erschienen ist. L. Vaccarone teilt diesmal seinen Stoff, wie folgt: I. Indice per volumi delle Relazioni e memorie. II. Bibliografia. III. Indice generale alfabetico - analitico. Die letzte Rubrik ist weitaus die stärkste, was bei der Vielseitigkeit der kleinen Notizen in der Rivista ganz natürlich ist.Red.

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