Touristisch-topographische Mitteilungen über die Ketten Petersgrat-Lötschenpaß und Steghorn-Lohner-Elsighorn
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Touristisch-topographische Mitteilungen über die Ketten Petersgrat-Lötschenpaß und Steghorn-Lohner-Elsighorn

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

über die Ketten Petersgrat - Lötschenpass und

Steghorn-Lohner-Elsighorn 1 ).

I. Ich beging am 23. Juli 1909 mit einem Kameraden den Petersgrat in der Richtung zum Lötschenpaß von der Mutthornhütte aus. Die breite Schneekuppe des Grates verschmälert sich nach und nach, und der Grat wird felsig und senkt sich ziemlich stark; nachher türmt sich ein schwarzer Blockgipfel auf, der mir von Osten her unersteiglich schien. Wir stiegen in eine Schneemulde auf der Südseite ab, traversierten den Hang unter dem Gipfel, stiegen am steilen Schneehang wieder empor und erkletterten ihn von Westen mit Leichtigkeit. Der Gipfel ist mit einem Steinmann gekrönt. Zuerst hielt ich ihn für das Birghorn; es scheint mir aber der Punkt 3233 des Grates zu sein, welche Zahl auf dem Siegfr. Blatt Kippel ( 492 ) zu weit südwestlich liegt. In die Gratscharte gelangt man leicht auch vom Kanderfirn her; denn wir holten den Hut meines Kameraden da herauf. Bald wird der Grat wieder zum Schneegrat ( siehe Karte ), und über leichte Felsen stiegen wir zu einem wenig erhabenen, mit einem Steinmaim versehenen Gipfel, der wohl das Birghorn war. Von der nächsten Gratsenkung führte ein sehr schmales Schneegrätchen ziemlich steil in die Höhe, verbreiterte sich oben, verwandelte sich aber bald in einen schmalen, zerhackten und steil abfallenden Felsgrat; diese Erhebung ist wohl der Elwertätsch. Wir stiegen über den Felsschutt der steilen Nordwestflanke ab auf ein Schneefeld, über dem sich mit breiter Schneewand abfallend eine massige Berggestalt erhob. Der Schnee schien zum Rutschen gerade bereit zu sein; wir traversierten mit einigen Schritten in die Felsen des Grates, stiegen zirka 10 m. darüber empor und waren wieder auf einer schmalen Touristisch-topographische Mitteilungen.3(57 Schneefirst, die uns bald auf den Gipfel des Sackhorns brachte. Die weitere Gratwanderung erwies sich als wenig einladend, da sich ein steiler Gratturm an den andern reihte. Wir sahen uns deshalb nach Abstiegsgelegenheiten um und fanden deren zwei, eine durch das Schneecouloir zwischen dem Horn und dem nächsten Turm, das mir lawinengefährlich erschien, und eine über die Südflanke des Berges, wo der Schnee von oben und von unten durch gangbare Felsen geschieden schien. Ich wählte den letztern. Das obere Firnfeld ist über den Felsen sehr steil und erforderte Stufenhauen. Der Fels war aber ganz flach geschliffen, und vorsichtig, am Seil gehalten, rutschte mein Kamerad bis zu einem vorspringenden Felsblock auf dem Bauche; für die Finger waren wenige kleine Risse da, für die Füße so gut wie nichts. Ich rutschte nach, und von dem Block weg ging 's ordentlich auf den Lawinenschnee hinunter, wo man freilich vor Steinschlag nicht gesichert ist. Der bessere Weg wäre jedenfalls durch das erstgenannte Couloir gewesen. Auf dem Gletscher war der Schnee abscheulich weich; so verzichteten wir auf das Vergnügen eines Aufstieges von 400-500 in. auf den Grat und erreichten auf den Gändern und den Platten nachmittags zirka um 2 Uhr den Lötschenpass. Um 4 Uhr 30 Min. waren wir in der Mutthornhütte abmarschiert. Mit Rasten und dem Hutholen hatten wir etwas über eine Stunde versäumt. Mein Begleiter war der Lehrer Rubin aus Bern.

II. betrifft den Grat, der sich vom Steghorn über den Lohner zum Elsighorn hinzieht und im Hochgebirgsführer für die Berner Alpen, Bd. I, p. 94 ff., beschrieben ist.

a ) Kindbeüipaß: Vom Hotel auf der Engstligenalp führt ein gut angelegter Reitweg auf die Paßhöhe und jenseits auf den Üschinenglet-scher hinunter. Von einer Kletterei ist keine Rede.

b ) Kindbettihorn ( 2696 m ): Hier kann ich nur bestätigen, was die Herren W. Martin und P. Reuschel im A.A.V.B., V. Jahresbericht, pag. 14 bis 16 ( siehe auch Jahrbuch S.A.C. LIV, pag. 326-327 ), geschrieben haben. Diese zwei Herren haben aber diesen Grat nicht als erste traversiert, wie sie es im Fremdenbuch des Engstligenalphotels zu schreiben beliebten; ich habe allein diese Traversierung am 13. August 1908 vorgenommen, und am 3. Oktober traf ich in der Wildstrubelhütte einen Primaner des Berner Obergymnasiums, der sie noch vor mir ausgeführt hatte. Der Felsturm 2657 ist von Süden her auch leicht zu erklettern.

c ) Engstligengrat ( 2619 m ): Das im „ Hochgebirgführer für die Berner Alpen ", Bd. I, pag. 96, über den Aufstieg vom Engstligenalphotel Gesagte trifft nicht für diesen Grat zu, sondern bezieht sich ohne Zweifel auf den Kindbettipaß. Der Abstieg südlich über die Schutthänge zum Reitweg verlangt wohl auch mehr als xj\ Stunde und ist der Grat als Übergang zur Gemmi über die Rote Kumme nicht zu empfehlen.

d ) Engsüigenhorn: Einen brüchigen Südgrat habe ich nicht gefunden, wohl aber einen breiten.

e ) Groß-Lohner über den Südgrat. Die Angabe: „ Vom Artelengrat aus leicht in 1 St. 20 Min. " kann leicht irre führen, wie ich es am 13. August 1908 an mir erfahren habe. Ohne den Grat vom Üschinental genauer zu studieren, begann ich mit der Kletterei, die mich auf einen brüchigen Gendarmen nach dem andern führte, so daß ich gezwungen war, auf der Seite gegen die Artelenalp wieder abzusteigen.

Am 2. Oktober habe ich dann die Besteigung ganz ausgeführt auf dem üblichen Wege, der etwa folgendermaßen zu beschreiben wäre: Vom Artelengrat traversiert man auf gleicher Höhe die Schutthalde unter den Gendarmen des Südgrates auf der Engstligenalpseite bis zum Beginn des großen Schuttcouloirs; durch dasselbe in die Gratscharte hinauf, auf einem Band kurze Zeit in der Ostwand bis in ein großes Couloir, das zum Üschinental abfällt und sich oben verflacht. Von hier auf den Südgrat und denselben verfolgend zum Gipfel.

f ) Der Allmengrat ist ein fast horizontal verlaufender Gratrücken mit zwei Erhebungen am Süd- und Nordende.

g ) Beim Aufstieg auf den First von den Eisighütten aus hat man sich an den nördlichen zum Hohwang ( 2525 m ) hinstreichenden Grat zu halten. ( Der Engländer, der im Juli 1909 am First abstürzte, hat das wohl nicht gewußt. ) Den First habe ich am 31. Juli 1909 auch direkt über die Schafweiden des Westgrates und oben über diesen Grat selbst erstiegen von der Höhe ( am Gollitschen bei Kandersteg ) aus.

h ) Nördlich vom First wären noch zu erwähnen:

1. Hohwang ( 2525 m ) von Eisigen aus, vom First her über den Grat und ebenso vom Stand her zu erreichen auf einem losen Schutthang ( Fundort von Doppelspat2. Stand ( 2325 m ); von Eisigen her reichen Weiden auf den breiten Rücken, und von Gollitschen her ist er durch Grascouloirs zu erklettern.

i ) Elsiggrätli: Die Quote 2325 stimmt nicht, sondern kommt dem benachbarten Stand zu. 2190 m. nach Abzählung der Kurven dürfte stimmen.

k ) Vom obgenannten Grätli zieht sich ein auf der Eisigseite bis oben mit Weiden bestandener, ziemlich scharfer Grat bis zu dem im Siegfried benannten Eirohhorn ( zirka 2190 m ), von wo man einen schönen Überblick über das Kandertal genießt. Der Blausee liegt beinahe senkrecht unter dem Betrachter.

l ) Der Besteiger des Elsighorns von Frutigen hat nicht nötig, den Umweg über die Elsighütten zu nehmen. Der nach Südwesten sich hinziehende Fluhsatz kann ungefähr in der Mitte über Grashänge und Felsstufen leicht erstiegen werden.

Meine Beobachtungen unter a—l, die ich Ihrer beliebigen Verwendung anheimstelle, gründen sich auf Selbstanschauung bei folgenden Touren, die ich solo ausführte:

1.1908, 13. August: Kandersteg -Üschinental -Artelengrat -Lohner, Versuch am Südgrat-Engstligenhorn-Engstligengrat-Felsblock 2657-Kind-bettihorn 2696 traversiert-Kindbettipaß-Üschinengletscher-Rote Kumme-Felsenhorn und zurück unter dem Kindbettihorn durch auf den Engstligengrat, Abstieg in das Üschinental, unter dem Ortellenstock durch über einen schmalen Schutthang.

2. 1908, 14. August: Kandersteg-Gollitschen-Elsiggrätli, durch ein Grascouloir auf den Stand, über den Grat auf Hohwang-First, ein Stück absteigend und wieder hinauf auf den Allmengrat, Abstieg über Allmenalp nach Kandersteg.

3. 1908, 2. Oktober: Kandersteg-Artelengrat-Groß Lohner-Engst-ligenhorn-Engstligenalp, mit Lehrer Bächtold, Bern.

4. 1909, 29; Juli: Allmenalp-Bondergrat und Spitz-Bonderkrinde nach Kandersteg zurück.

1909, 31. Juli: First über den Westgrat-Hohwang-Stand-Kirchhorn-Elsighorn-Frutigen: Gratwanderung. W. A. von Bergen ( Sektion Bern ).

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