Übertriebene Markierungen zu den Routen
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Übertriebene Markierungen zu den Routen

Zum Artikel Auf den Spuren von Wilderern, «Die Alpen» 06/2019

Vor Kurzem stieg ich zum Fuss der Wände von La Marchande oberhalb von Les Diablerets hoch, um Mauerläufer zu beobachten, eine alpine Vogelart, die typischerweise in dieser vertikal felsigen Umgebung vorkommt. Es war schon länger her, seit ich das letzte Mal dort gewesen war. Den Vogel konnte ich zwar wiederentdecken, aber es stimmte mich traurig, zu sehen, wie sehr sich die Umgebung verändert hatte. Seit 2011 wurden hier 250 Kletterrouten eröffnet und eingerichtet.

Im oben genannten Artikel über den Zugang zu den Routen heisst es: «Nach 45 Minuten folgt man den roten Markierungen auf der linken Seite. Dann erreicht man über Fixseile einen bequemen Felsvorsprung unter einem Felsriegel und die ersten Routen.» Das Problem sind die roten Markierungen. Denn sie sind überall: an Bäumen, Steinen und Wänden, manchmal nur wenige Meter voneinander entfernt, sodass man meinen könnte, es bräuchte eine Markierung, um zu wissen, wohin man seinen Fuss setzen soll! Wo bleibt da der Sinn für die Berge? Wenn man die Wände ohne solche übertriebenen Markierungen nicht erreichen kann, sollte man besser zu Hause bleiben.

Haben wir das Recht, den Berg derart zu beschmieren und ihn so zu entstellen? Ich sage: Nein, basta! Überlassen wir die Markierungen den Wanderwegen (Markierungen, die im Allgemeinen viel diskreter sind als die der Routenzugänge). Eine einzige Markierung würde ausreichen, um anzuzeigen, wo man den Weg verlassen muss, um den Fuss der Wände zu erreichen. Und einmal unter den Wänden ist es offensichtlich: Man geht einfach daran entlang. Ausserdem wäre es nicht nötig gewesen, die Passagen mit Fixseilen auszurüsten: Ich habe sie nie gebraucht. Kletterer, die im sechsten oder siebten Schwierigkeitsgrad unterwegs sind, sollten sich auch auf einem «bequemen» Felsvorsprung ohne Fixseile bewegen können.

Ich bewundere die Eröffnung dieser Routen (davon habe ich geträumt, als ich jünger war) und habe viel Respekt vor denen, die sie in Angriff genommen haben. Aber ob man als Kletterer oder als Bergsteiger unterwegs ist: Die Berge sind nicht das eigene Zuhause, man ist nicht in seinem eigenen Garten. Man ist nur eingeladen und sollte den Ort respektieren.

Ich hoffe, dass die Benutzer dieser Kletterrouten bald die ganzen überflüssigen Seile entfernen, die in den Wänden baumeln, und dass mit der Zeit (leider sehr viel Zeit) die Markierungen verblassen und verschwinden, ohne dass sie aufgefrischt werden. Ich hoffe auch, dass diese Art der Markierung weder hier noch anderswo nachgeahmt wird. Nur das Rot der Flügel des Mauerläufers soll leuchten, dessen Leichtigkeit am Fels schon viele Kletterer fasziniert haben muss.

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