Vom Gleitsport zur Handwerkskunst
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Vom Gleitsport zur Handwerkskunst Lucas Bessard, Skibauer

Im Waadtländer Jura verarbeitet ein junger Handwerker einheimisches Eschenholz zu Gleitgeräten der Spitzenklasse. Eine Begegnung mit Lucas Bessard in seiner Werkstatt in Cuarnens.

Seine Ausbildung in der Lebensmittelbranche hätte ihn dazu bestimmt, Käser zu werden. Stattdessen stellt Lucas Bessard Ski her. Was Käse und Ski gemeinsam haben? Die handwerkliche Fertigung und die Verwendung eines lokalen Produkts. Denn der 31-jährige Waadtländer stattet seine Ski mit einem Kern aus Eschenholz aus, das aus den Wäldern des Jura stammt.

Seine Werkstatt in Cuarnens ist voll von diesem Holz, sein süsslicher Geruch steigt uns angenehm in die Nase, als wir bei Woodspirit eintreten. Der Kunsthandwerker ist damit beschäftigt, mit Sorgfalt einige Leisten zu schleifen, die bereits die Form von Ski haben, allerdings noch ohne Schaufel. Während er mit der Hand sanft über die Oberfläche einer Leiste streicht, erklärt er uns, dass er hier das «Herz» des Skis in den Händen hält.

Zurück zum Ursprung

Vom Kern aus verleimten Eschenleisten bis zum fertigen Produkt stellt Lucas Bessard alles in Handarbeit her. Etwa 20 Arbeitsstunden steckt er in ein Paar Ski. Grösstenteils bezieht er das Holz aus der Region, um die beim Transport anfallenden CO₂-Emissionen so gering wie möglich zu halten. Zwar sind Glas-, Carbon- oder Flachsfasern, Polyethylenbeläge und Stahlkanten heute unvermeidlich, doch der Werkstoff Holz ermöglicht es dem jungen Waadtländer Handwerker, seinen Traum zu verwirklichen: den ursprünglichen Geist des Skilaufens wiederzuentdecken. «Esche wurde schon für die ersten Ski aus Massivholz verwendet. Es ist das ideale Holz, Esche lässt sich gut verformen, bleibt dabei aber stabil. Wenn ein Kunde Wert auf Leichtigkeit legt, benutze ich Balsaholz, aber ich rate davon ab, das Material ermüdet schneller und muss aus Ecuador beschafft werden.»

Für das Deckblatt verwendet er eine 0,8 Millimeter dünne Holzlage. Mit Lasergravur oder Intarsien versehen, verleiht sie dem Ski eine ästhetische und persönliche Note. Denn bei Woodspirit kann alles personalisiert werden. Der Kunde ist am gesamten Herstellungsprozess mitbeteiligt, von der Wahl der Steifigkeit bis zum Design. Das letzte Wort hat jedoch der Handwerker, der sein Werk mit einem komplizenhaften «HiHiHi» signiert.

Tradition der Nachhaltigkeit

Lucas Bessard gründete die Marke Woodspirit 2016, nachdem er «aus reiner Freude am Schaffen» mit der Fertigung von Ski begonnen hatte. «Mein erster Versuch war nicht besonders glorreich», gibt er lächelnd zu. Aber er blieb hartnäckig, bis seine Ski, mit denen er auf die Pisten ging, Interesse weckten. Die Begegnung mit dem Freerider Nicolas Falquet, der zum Markenbotschafter wurde, führte dann dazu, dass Lucas Bessard seine Produkte perfektionieren konnte.

Auch wenn die etwa 40 Paar Ski, die jedes Jahr seine Werkstatt verlassen, kaum ausreichen, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, ist er stolz auf sein einzigartiges Produkt. Eines, das mit mindestens 2200 Franken pro Paar seinen Preis hat. «Früher investierten die Menschen bewusst in Produkte, die ein Leben lang hielten. An diese Tradition der Nachhaltigkeit möchte ich wieder anknüpfen. Wer in ein Paar handgefertigte Ski investiert, ist eher bereit, sie zu pflegen und reparieren zu lassen.» Und wohl auch, diesen kunsthandwerklichen Erzeugnissen einen besonderen Platz an der Wohnzimmerwand zu reservieren, wenn sie das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben.

Dem SAC liegen aktuelle Umweltthemen am Herzen. Bereits 2019 hat er beschlossen, die Gletscher-Initiative zu unterstützen, die zum Ziel hat, dass die Schweiz bis 2050 klimaneutral wird. Einige von uns tragen bereits dazu bei, sei es in ihrer Freizeit oder beruflich. Ihnen ist diese Serie gewidmet.

Autor / Autorin

Alexandre Vermeille

Der Umwelt zuliebe

Gemäss einer Ende 2020 veröffentlichten Studie von Mountain Wilderness (mountainwilderness.ch/ski-recherche) reduziert die Verwendung von rezykliertem Stahl für die Kanten die Umweltbelastung um 67%. Auch die Verschmutzung in Verbindung mit Flachsfasern ist um 44% geringer als die von Glasfasern.

Tipps vom Profi

→ Grosse Temperaturunterschiede vermeiden, da sich das Holz verformt. Es nimmt zwar jeweils wieder seine ursprüngliche Form ein, doch die Struktur des Skis wird durch wiederholtes Verformen beeinträchtigt.

→ Die Oberfläche der Ski mit Öl behandeln, um das Holz zu nähren und das Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern. Dies schützt sie vor Alterung.

→ Jährlich einen Service durchführen lassen, wie bei klassischen Ski.

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