William A.B. Coolidge (1850-1926)
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William A.B. Coolidge (1850-1926)

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

William A.B. Coolidge ( 1850-1926 ) Geboren am 28. August 1850 in der Nähe von New York als Sohn eines Bostoner Kaufmanns, kam William Augustus Brevoort Coolidge als 14jähriger nach Europa, stieg ein Jahr später auf den Niesen, das Eggishorn und die Cima di Jazzi und überschritt die Strahlegg, den Theodul und den Col du Géant. Damit begann eine geradezu sensationelle Bergsteigerlaufbahn, die mit rund 1700 Gipfeln und Pässen, worunter 74 erstmals bestiegenen, wohl den Gipfelrekord halten dürfte. Coolidges Einseitigkeit in der Bevorzugung der Westalpen war seine grosse Chance, speziell im Dauphiné, wo er absolutes Neuland erschloss. Als Westalpen-Pionier ging er in die alpine Geschichte ein, und mit seinen Winterbesteigungen des Wetterhorns, der Jungfrau und des Schreckhorns wurde er auch ein Pionier des Winteralpinismus.

Den Bergsteigerruhm teilt Coolidge mit seinem Leibführer Christian Almer, Vater, von dem der Erfolg faktisch immer allein abhing. Mit von der Partie waren, wenigstens von 1865-1876, Miss Meta Brevoort, Coolidges Tante, eine höchst unternehmungslustige Dame, und - Tschingel, die Lötschentaler Sennenhündin, berühmt geworden durch ihre « Besteigung » von 30 Gipfeln und 36 Pässen, begonnen mit der Blümlisalp und gekrönt mit dem Mont Blanc.

Seine Bildung hatte sich Coolidge in Oxford geholt, wo er von 1880-1885 an einem College englische und moderne Geschichte lehrte. Dann wechselte er ganz zur Theologie hinüber und amtete zwölf Jahre lang als Reverend einer Gemeinde bei Oxford. Gesundheitsrücksichten zwangen ihn 1896 zur Übersiedlung nach Grindelwald, wo er, umgeben von nahezu 15 000 Büchern seiner Bibliothek, bis zu seinem am B. Mai 1926 erfolgten Tode hauste.

Als passionierter Bergsteiger wurde der Historiker Coolidge zum « klassischen » Geschichtsforscher des Alpinismus. Auch er ist, wie Meyer v. Knonau, reiner Tatsachenmensch, nur leider ohne jeden literarischen Ehrgeiz und ohne jeden Sinn für die ästhetischen Werte des Alpinismus: Deshalb auch seine trockene Prosa. Er produzierte ungeheuer viel an Artikeln für Enzyklopädien und etwa 30 Zeitschriften. Seinen Ruhm begründeten seine historischen Werke, vor allem das französisch geschriebene Monumentalwerk « Josias Simler et les origines de l' Alpinisme jusqu'en 1600 », das ihm den Ehrendoktor der Universität Bern eintrug, sowie das klassische Buch « The Alps in Nature and History ». Von unschätzbarem Wert für den aktiven Bergsteiger waren seine, allein oder mit Conway, Duhamel, Perrin und Yeld verfassten Führer des Dauphiné, der Lepontinischen, Adula- und Cogne-Alpen, des Tödi und der Berner Alpen ( Gemmi bis Grimsel ).

ZumSAC trat Coolidge als Herausgeber des « Alpine Journal » von 1880-1889 erstmals in Beziehung. Für das « Jahrbuch » lieferte er in der Folge sechs Beiträge in französischer Sprache, darunter zwei grössere historische Abhandlungen, zwei Berichte über eigene Fahrten und eine reich dokumentierte Biographie von Christian Almer, Vater. Letztere wie auch die folgenden Beiträge zeichnete er als Mitglied der Sektion Bern. Diese verlieh ihm 1905 - wie später auch die Sektion Grindelwald - die Ehrenmitgliedschaft, nicht zuletzt zum Dank für seine generöse Schenkung von 25 000 Fr., bestimmt für Hütten- und Bibliothekzwecke sowie für das Alpine Museum.

Meinungsverschiedenheiten zwischen Coolidge, einem auf seine Prioritätsrechte eifersüchtig bedachten, ganz allgemein äusserst « schwierigen » Herrn, und dem CC in bezug auf die Herausgabe des Urner Alpen-Führers veranlassten ihn, 1905 aus dem SAC auszutreten. Zwei Jahre später versuchte die Sektion Bern, ihn dorthin zurückzuführen, indem sie ihn zum Ehrenmitglied des SAC vorschlug. Da die Berner Delegierten von 1907 die Wahl nur mit Stichentscheid des Vorsitzenden befürworteten, zog die Sektion ihren Antrag begreiflicherweise zurück. Die schwerverständliche Brüskierung eines Mannes vom Range eines Coolidge wurde nach dessen Tod dadurch teilweise wieder gutgemacht, dass die Delegiertenversammlung von 1927 den Betrag von 7500 Fr. für den Ankauf des alpinen Teils seiner Bibliothek bewilligte.

Ihr Hauptstock, rund 4000 Schriften umfassend, wurde mitsamt der riesigen Korrespondenz Coolidges der Zentralbibliothek des SAC in Zürich einverleibt. ( Vgl. « Alpen » 1963, 1.Quartal. ) Diese kostbare Sammlung hält das Andenken eines der grössten Alpenpioniere wach, der ein aufrichtiger Freund der Schweiz und ein grosser Bewunderer ihrer Berge war. Paul Sieber

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