Zeitschrift und Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins
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Zeitschrift und Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins. Redigiert von Heinrich Hess. Neue Folge, Bd. XXIV. München/Wien 1908.

Die ausschließlich von der Firma F. Bruckmann A.G. in München hergestellte Zeitschrift ist ein Prachtband von 398 Seiten Lexikon 8°, mit 30 Vollbildern, nach Originalen von E. T. Compton, A. v. Radio-Radiis, Dr. Kuhfahl, Dr. Kleintjes, Dr. Benesch und Ad. Witzenmann, 111 Textbildern und einer Beilage: Karte der Brentagruppe, im Maßstab von 1:25,000, aufgenommen von L. Aegerter, Druck von G. Freytag und Berndt in Wien. Ich will zunächst hervorheben, daß die Herstellung der Bilder und der Karte tadellos ist; der besseren Wirkung wegen wurde für die Seiten 9 — 40 Kunstdruckpapier angewendet und die Abbildungen 5—63 auf diesen Raum zusammengedrängt, wodurch allerdings die Bilder bisweilen weit von dem sie erklärenden Text entfernt wurden, aber durch Hinweise ist diesem kleinen Übelstand abgeholfen worden. Schade, daß die Seiten 85 — 86, wenigstens in meinem Exemplare, durch einen Falz entstellt werden mußten, weil das Papier hier zu groß ausgefallen war. Sonst ist der Druck, der bei der enormen Auflage sicher Schwierigkeiten macht, tadellos. Auch die Texte bieten hohe Befriedigung. Den Reigen eröffnet 1. E. W. Bredt: Wie die Künstler die Alpen dargestellt ( Schluß ). Hier ist mir aufgefallen, daß Diday, der an Verständnis für das Hochgebirge nach meinem Gefühl Calarne übertrifft, neben diesem seinem Schüler im Text zu kurz kommt und durch kein Bild vertreten ist. Auch von Turner hätte ich lieber das Fletschhorn abgebildet gesehen als den Monte Rosa. Hierauf folgt 2. Prof. Dr. F. Frech: Lawinen und Gletscher in ihren gegenseitigen Beziehungen. 3. L. Aegerter: Begleitworte zur Karte der Brentagruppe ( gut geschrieben und sehr instruktiv, namentlich auch durch das beigegebene Triangulationsnetz ). 4. Dr. Joseph Hartmann: Goethe und die Alpen ( eine eingehende tüchtige Studie. Bei dem Aufenthalt in Bern .'-.ir.i-v>-..

habe ich die Erwähnung des Pfarrers und Naturforschers Wyttenbach vermißt, welcher den Herrschaften Winke für ihre Oberlandreise gab und sie an Saussure empfahl; die Autographensammlung der Berner Stadtbibliothek birgt zwei kurze Briefe von Goethe an Wyttenbach, die meines Wissens noch nicht publiziert sind ). 5. Willy Rickmer Rickmers: die Berge des Duab von Turkestan. 6. Dr. H. Bertram und Dr. H. Renner: Hochtouren in den Zentral-Pyrenäen ( II. Teil ). 7. Günther Dyhrenfurth und Dr. Alfred von Martin: Skizzen aus der Hohen Tatra ( sehr willkommene Ergänzung zu dem oben pag. 112 —130 abgedruckten Aufsatz von Dr. v. Martin ). 8. Dr. G. A. Kuhfahl: Die sächsische Schweiz als Klettergebiet. 9. Dr. Julius Mayr: Im Alpachtale. 10. Dr. Karl Blodig: Aus der Firnwelt des Mont Blanc ( die in Kartuschen beigesetzten Untertitel sind: Grandes Jorasses; Mont Blanc du Tacul und Col du Midi; Mont Maudit; Aiguille Blanche de Pétéret ). 11. Joseph Ittlinger: Eine Ersteigung des Walliser Weißhorns über den Nordgrat. 12. Willy Fleischmann: Aus den Ammergauer Alpen. 13. Ernst Enzensperger: Die Hornbachkette ( II. Teil ). 14. E. Franzelin und J. Hechenbleikner: Kreuz und quer durch die Venedigergruppe. 15. Dr. G. Freiherr von Saar: Zur Erschließung der karnischen Voralpen ( Schluß ). 16. Adolf Witzenmann: Die Gruppe der Drei Zinnen in den Sextener Dolomiten: die Kleine Zinne. 17. Hanns Barth und Alfred von Radio-Radiis: Die Brentagruppe ( Schluß ).

Aus dem überreichen Inhalt der Mitteilungen, den ich schon wiederholt gekennzeichnet habe, kann ich hier, aus Mangel an Raum, nur wenige Aufsätze von allgemeinem Interesse oder aus uns näherliegenden Gebieten hervorheben. Sehr schön und fein ist der Artikel: Zur Psychologie des Alpinisten ( eine Besprechung von H. Steinitzers gleichnamigem Aufsatz in den „ Graphologischen Monatsheften " 1907, pag. 73 —107, 1908, pag. 21 — 58 ), obschon ich den etwas pythischen Ton Beider vielleicht nicht ganz zu würdigen in der Lage bin; ich bin schon etwas zu grau geworden. Sehr beachtenswert ist auch: Einiges über verfehlten Naturschutz, von Dr. Heinrich F. v. Handel-Mazzetti, der als Botaniker die Interessen der Wissenschaft gegen verfehlte Verbote und Réglemente vertritt. Der Vorschlag zur Gründung eines alpin-handschriftlichen Archivs, von H. Steinitzer, ist nicht die Marotte eines Graphologen, sondern verdient auch bei uns Beachtung; seiner Ausführung dürften aber doch manche Bedenken entgegenstehen. Die Anregung von Karl Felix Wolff: Wie schreiben wir rätoromanische ( ladinische ) Namen? bezieht sich zwar nur auf außerschweizeriscke Gebiete, gibt aber mutatis mutandis auch für Graubünden und St. Gallen nützliche Winke. Den wenig mehr als eine Seite umfassenden Aufsatz von Dr. Max Jacobi: Soziale Hygiene des Bergsteigens im Lichte der Geschichte, habe ich mit über einem Dutzend blauer Marginalien versehen, als Proteste gegen offenbare Schnitzer, von denen ich eine kleine Blütenlese hier veröffentliche: Der Monbosa ( sie !) des Lionardo da Vinci soll ein Gletscherberg der Gotthardgruppe sein. Der Monboso ist wahrscheinlich in der Nähe von Biella zu suchen, aber „ nichts Gewisses weiß man nicht ". Der Züricher Arzt Dr. Konrad Geßner soll „ in einer kleinen, aus seinem Nachlaß ( 1540 ) veröffentlichten Arbeit sich mit dem Pilatus beschäftigt, und gegen das abergläubische Vorurteil der biedern Spießbürger Luzerns angekämpft haben ". Konrad Geßner ( 1516—1565 ) war ein Medicus, hat sich nie Dr. genannt und hat seinen bekannten Brief an Jacob Vogel 1541 selbst drucken lassen. Albrecht von Hallers Alpen werden ein Epos genannt, der Genfer Physiker Horace Benedict de Saussure ein französischer Arzt, und die Unterkunftshütte Regina Margherita soll auf dem Gletscherfelde des Monte Rosa liegen und eine Beobachtungsstation von Angelo Mosso sein etc. Dergleichen Behauptungen sind insofern hygienisch-sozial, als das Lachen gesund ist, aber vom Lichte der Geschichte sind sie nicht erhellt. Besser ist der Aufsatz: Albrecht von Haller, von Dr. A. Dreyer, obschon ich auch da manches schiefe Urteil zu berichtigen wüßte. Interessante touristische Aufsätze sind: Eine Winterbesteigung des Mont Blanc mit Skiern, von Oberamtsrichter E. Oertel; Winternacht in der Via Mala, von Jacob Auer; die Aiguilles Rouges ( bei Chamonix ), von Oscar Erich Meyer; auf Suworows Pfaden, von Dr. Max Oppenheim ;. in der Berninagruppe, von Günter Dyhrenfurth; die Sulzfluh vom Drusentor aus, von Otto Maul; die Hornspitze im Rätikon, von Dr. Julius Baum.Redaktion.

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