Zur Geschichte der frühesten Wetterhornbesteigungen
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Zur Geschichte der frühesten Wetterhornbesteigungen

Hinweis: Dieser Artikel ist nur in einer Sprache verfügbar. In der Vergangenheit wurden die Jahresbücher nicht übersetzt.

Einem aufmerksamen Leser — und es gibt vielleicht auch solche — von G. Studers „ Über Eis und Schnee " in der ersten und selbst noch in der, wie es heißt, umgearbeiteten und ergänzten zweiten Ausgabe konnte es nicht entgehen, daß trotz aller Bemühungen der Herausgeber die Geschichte der Besteigungen der drei Wetterhörner in den Vierziger- und Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts keineswegs klargestellt sei und daß namentlich an die Namen Speer, Blackwell und Du Pontavice de Heussey sich ein unentwirrbarer Rätselknäuel hefte. Bei Gelegenheit der Vorarbeiten für den zweiten Band des Climbers7 guide to the Bernese Oberland ist es nun durch eine Reihe von Funden möglich geworden, über diese Expeditionen der Jahre 1845 und 1854 so ziemlich ins reine zu kommen. Da nicht nur, was wir, Mr. Coolidge und ich, sondern fast noch mehr, wie wir es gefunden haben, lehrreich ist, so will ich es dem Leser dieses Jahrbuches in tunlichster Kürze mitteilen.

Bei Gelegenheit der oben, pag. 374, erwähnten Korrespondenz machte mich Mr. A. V. Valentine Richards auf einen Bericht aufmerksam, der in Rev. W. G. Heathmans Switzerland in 1854—1855 ( London 1855 ), Chapt. IX, pag. 131 sqq., über Mr. Blackwells Wetterhornersteigung zu finden und. sehr lehrreich sei. Dieser Bericht war mir, wie Mr. Richards mit Recht bemerkte, seinerzeit entgangen; es war aber auch Mr. Coolidge, als er im A.J. XIV, pag. 114 ff., die an Mr. Speers Mittelhornbestei-gung im Jahr 1845 sich anschließenden Fragen so meisterhaft löste, ein Brief noch nicht zugänglich gewesen, den Mr. Speer nach dem Erscheinen der ersten Auflage von A. Wills'..Wanderings among the High Alps " an die „ Daily News " geschrieben und auf welchen Mr. Wills in der 2. Auflage seines Buches, pag. 264, Anmerkung, aufmerksam gemacht hatte. Dieser Brief ergänzt den ersten Bericht Speers und macht den von ihm bei seiner Besteigung eingeschlagenen Weg verständlicher.

So einmal auf die richtige Spur gebracht, verloren wir sie nicht wieder, und was wir herausgeschnüffelt haben, sollen die Leser hier erfahren, damit jedem der älteren Pioniere des Bergsteigens in den Berner Alpen sein Recht werde.

I. Brief von Speer an die London „ Daily News " vom August 7, 1856 ( Übersetzung ).

„ In einer neulich erschienenen Rezension von Mr. Alfred Wills'Werk: Wanderings among.the High Alps ( „ Daily News ", Juli 31, 1856 ) finde ich den folgenden Satz: Mr. Wills ist der erste Reisende, welcher die Spitze des eigentlichen Wetterhorns erstiegen hat. Wenn nun nicht der Ausdruck Reisende synonym mit Tourist oder Fremder gedacht ist, so liegt hier ein Irrtum vor, den ich aus persönlicher Erfahrung zu korrigieren im Falle bin. Im Sommer 1845 beschloß ich, während eines Aufenthaltes in Interlaken, den fraglichen Berg zu ersteigen — zwei von diesen drei Gipfeln, nämlich das Mittelhorn und das eigentliche Wetterhorn, hielt ich für unbetreten von Menschenfuß. Als ich mich aber mit Herrn Zybach, dem Wirt des Grimselhospizes, beriet, fand ich, daß zwei dieser Gipfel bereits erstiegen waren — nämlich das eigentliche Wetterhorn und das Rosenhorn. Der mittlere Gipfel oder Mittelhorn allein war jungfräulich. Begleitet von drei Führern von der Grimsel unternahm ich es, diesen Gipfel zu ersteigen, und es gelang- mir, wie in dem Bericht im „ Athenseumt: November 1, 1845, und in andern Zeitungen zu lesen ist. Beim Erreichen des Gipfels des Mittelhorns erschienen die beiden andern Gipfel des Berges in größter Nähe, und ich beobachtete, daß jeder derselben mit einer Fahnenstange oder einem Alpenstock gekrönt war. Auf meine Fragen erfuhr ich, daß der auf der Spitze des Wetterhorns, also desjenigen Gipfels, welcher zuerst von Mr. Wills erstiegen worden sein soll, dort vor nicht langer Zeit von einem meiner Führer, J. Jaun, aufgepflanzt worden war, welcher den Berg von Rosen -laui aus erstiegen hatte, wohin er M. Agassiz geführt hatte. Diese Behauptung wurde nachher bestätigt durch einen Bericht, welchen ich im „ United Service Journal " fand und in welchem M. Agassiz auf die erwähnte Besteigung anspielte. Wäre übrigens auch die Behauptung des Führers, soweit sie ihn selbst betraf, falsch gewesen, so stand jedenfalls die Fahnenstange da als ein positiver Beweis, daß das eigentliche Wetterhorn von irgendwem schon erstiegen worden war. Wäre die Auskunft auf der Grimsel nicht gewesen, so hätte ich selbst den Gipfel des eigentlichen Wetterhorns erstiegen. So aber hatte es den Zauber eingebüßt, der allen jungfräulichen Gipfeln anhaftet, und ich zog deshalb vor, den mittleren Gipfel zu erklettern.

Ich kann leicht glauben, daß die Besteigung des eigentlichen Wetterhorns durch zwei Grimselführer denen in Grindelwald unbekannt geblieben sei. Es existierte früher eine beträchtliche Eifersucht zwischen ihnen, wie ich fand, als ich nach meiner Besteigung das letztere Dorf passierte; daher vielleicht der Irrtum, der mich veranlaßte, diese Zeilen zu schreiben.

Ich bin etc. Stanhope Templeman Speer, M. D. Eton House, Cheltenham, August 5, 1856.u Aus diesem Schreiben geht so viel mit Gewißheit hervor, daß Mr. Speer 1845 der erste auf dem Mittelhorn war, wie Desor und Genossen 1844 auf dem Rosenhorn und Jaun und Bannholzer 1844 auf der Haslejungfrau, daß ferner J. Jaun der einzige Führer ist, der alle drei Gipfel als erster erreichte. In der Tat hatte Jaun das Rosenhorn und die Haslejungfrau schon 1844 erstiegen, das erstere von der Urnenalp aus mit Abstieg nach Innertkirchen, die letztere von Rosenlaui aus mit Abstieg über den Lauteraarsattel zum „ Hotel des Neuchâtelois ". Es ist also die größte Wahrscheinlichkeit dafür vorhanden, daß Jaun bei den zwei Expeditionen, die er 1845 nach den Wetterhörnern leitete, den Weg benutzte, den er bei der letztgenannten Rückkehr ausgekundschaftet hatte. Das erste Mal, am B. Juli, führte er Mr. Speer vom Pavillon Dollfus aus über den Lauteraarsattel und den Obern Grindelwaldfirn an den Fuß des großen Couloirs, welches gerade östlich des Punkt 3540 ( oberhalb des WTettersattels ) herabkommt, erstieg dieses Couloir und erreichte in 4stündiger Hackarbeit, man weiß nicht ob vom Fuß des Couloirs oder vom Wettersattel an gerechnet, das Mittelhorn über seine Südwestflanke und den Westgrat. Abstieg, in verwegener Glissade, wie es Jauns Brauch war, nach dem Wetterkessel über die Nordostwand hinab und über den Rosenlauigletscher nach Rosenlaui. Am 30. Juli des gleichen Jahres führten Jaun und Bannholzer die HH. Agassiz, Adolf Vogt und Bovet auf dem gleichen Wege wie Speer auf den Wettersattel, erstiegen aber von diesem aus das von Touristen noch unbetretene Wetterhorn ( die Haslejungfrau ). Beim Abstieg benutzten sie statt des prekären Schnees im großen Couloir schon weiter oben die Felsen der Westflanke des Mittelhorns am linken ( östlichen ) Rande des Couloirs ( siehe S.A.C. XXVII, pag. 391/4, und Climbers'guide to the Bernese Oberland, vol. II, pag. 107/8 ).

Von dieser Besteigung des Wetterhorns durch Agassiz hat seltsamerweise Speer noch 1856 nichts gewußt, sonst hätte er Eingang und Schluß seiner Reklamation anders gestaltet.

Aber auch in Grindelwald scheinen diese Tatsachen unbekannt geblieben oder absichtlich verschwiegen worden zu sein. Von hier aus hatten die HH. Gottfried Roth und Franz Fankhauser mit Peter Bohren und zwei andern Führern, darunter vielleicht Christian Almer, schon am 7. Juli 1845, also vor Speers Besteigung des Mittelhorns, versucht, die Haslejungfrau zu ersteigen, nach der sich Speer auf der Durchreise in Grindelwald erkundigt hatte, bevor er über die Scheidegg nach der Grimsel ging. Man kam dem Gipfel bis auf weniger als 100 in. nahe, trat dann aber aus unbekannten Gründen den Rückzug an ( siehe Studer, Panorama von Bern, pag. 233. Über Eis und Schnee III, pag. 460. S.A.C. XXXIV, pag. 203 ).

Glücklicher waren die Anläufe, die 1854 von Grindelwald aus auf die " Wetterhörner gemacht wurden. Der erste war der von Mr. Blackwell unternommene, über welchen wir jetzt ziemlich im klaren sind. Die erste, aber lange Zeit unbeachtet gebliebene Nachricht bringt das obenerwähnte Buch von Heathman mit den Worten ( Übersetzung ): „ Am 3. Juli ( 1854 ), als erst wenige Reisende den Weg in das Oberland gefunden hatten, verließen ich und ein anderer Fußwanderer Interlaken morgens früh in der Absicht, auf das Faulhorn zu gehen. Zu diesem Zwecke engagierten wir im Dorfe Grindelwald Christian Bleuer, einen der besten dortigen Führer. Er hatte kurz zuvor mit einem unternehmenden jungen Landsmann von uns, namens Blackwell, glücklich den höchsten Gipfel des Wetterhorns erreicht, eine Tat, die vorher niemals verrichtet worden war. Allerdings belehrt uns Murrays Reisehandbuch, daß das Wetterhorn vor einigen Jahren von einem jungen Schotten erstiegen worden sei, aber die Führer stimmen alle darin überein, daß er niemals die oberste Spitze erreichte. ( Anmerkung: Das Wetterhorn hat drei Gipfel; die zwei niedrigeren sind mehr als einmal erstiegen worden, aber das höchste und bei weitem schwierigste ist bis jetzt nicht erreicht worden ). Blackwells erste Besteigung, wobei es ihm nicht gelang, den höchsten Punkt zu erreichen, ging über den obern Grindelwaldgletscher, und der Weg, der von Bleuer als der von ihm genommene [uns] gezeigt wurde, schien nicht breit genug für eine Geiß zu sein, um darauf zu gehen. Ich will hinzufügen, daß ich diesen unternehmenden jungen Reisenden später in Chamonix traf, im Begriff, den Mont Blanc zu ersteigen. Mit bezug auf seine Ersteigung des Wetterhorns behauptete er, daß die letzte, welche über den Rosenlauigletscher ging, weit schwieriger und anstrengender war als die frühere. Einmal waren sie auf dem Punkte, umzukehren vor den Schwierigkeiten, welche eine Folge von senkrechten Eiswällen ihrem Anstieg entgegenstellten. Diese mußten aufgekratzt und ausgehöhlt werden, und nur mit der größten Mühe und der freundlichen Hülfe ihrer Äxte und dem freien Gebrauch ihrer Hacken ( „ Tomahawks " ) überwanden sie diese. Das Wetter begünstigte sie, was nicht der Fall war bei der früheren Gelegenheit, und sie erreichten den Gipfel in etwa 10 Stunden. Nachdem sie einen Alpenstock als Zeichen ihres Triumphes auf dem Gipfel gelassen, begannen sie den Abstieg, als, kaum daß sie das getan hatten, die ganze Masse von Eis rund um den Gipfel anfing zu krachen und sich zu setzen. Es war ein sehr heißer Tag und die Sonne schien mit großer Kraft, was dies veranlaßt haben mag. Der Augenblick war fürchterlich und gefährlich selbst nach dem Zugeständnis dieses unerschrockenen Reisenden, und der einzige Umstand, der seine Befürchtungen verminderte, war seine frühere Bekanntschaft mit ähnlichen Szenen und seine Kenntnis, daß Eis häufig kracht und sich setzt, ohne zu brechen. Bleuer, einer der stärksten unter seinen Führern, wankte und zitterte, seine Lippen wurden bleich und seine Hand bebte, aber als er zum Stehen kam, wurde er von meinem Landsmann ermutigt, der vermutlich die Größe der Gefahr nicht so richtig erkannte, sonst würde auch er gezittert haben. Es war übrigens gut, daß sie weitergingen und den kritischen Punkt ohne weitere Gefährdung überschritten. In Erinnerung an diese Szene wiederholte er, es war schrecklich. Hätte das Eis nachgegeben, so wären wir über die senkrechten Wände des Wetterhorns in das Tal von Grindelwald hinabgeschleudert und in 10,000 Atome zerschmettert worden. "

Ich übergehe die darauffolgenden, an sich interessanten Bemerkungen über Blackwells Mont Blanc-Besteigung und Heathmans Beobachtungen über Bergkrankheit auf dem Faulhorn und gehe über zu dem, was wir aus Wills'Buch und aus den Führerbüchern von Peter Bohren und Chr. Bleuer über Blackwells Wetterhornbesteigungen im Jahr 1854 wissen.

Wills erzählt ( pag. 302 der 1. Auflage ) folgendes aus seinem Aufenthalt auf dem Gipfel der Haslejungfrau ( 17. September 1854 ):

„ Als ich mich wieder niedersetzte, zeigte mir Balmat, was ich bisher nicht beobachtet hatte, eine Flagge, wie die unsrige, tief ins Eis gepflanzt, nur wenige Fuß unterhalb, auf der Seite, auf welcher wir heraufgekommen waren, und nahe dem Ende des Rückens. Wir wußten, daß die Besteigung dieses Jahr versucht worden war durch einen Herrn, dessen Fahne noch auf dem leichter zu erreichenden Gipfel des Mittelhorns flatterte, aber keine bessere Erklärung konnte gefunden werden für die Wirklichkeit und Größe der Schwierigkeit, die wir beim Passieren der Gwächte zu überwinden hatten. Diese Erforscher waren tatsächlich innerhalb 10 Fuß nahe an den Gipfel gekommen, aber sie waren durch diese abschreckende Barriere von überhängendem Eise zurückgehalten worden. Sie hatten versucht, um das östliche Ende des Rückens herumzukommen, aber sie waren durch die außerordentliche Steilheit des Grates, in welchem er endet, zurückgewiesen worden, hatten ihre Fahne da eingepflanzt, wo wir sie fanden, und waren umgekehrt, ohne Ahnung von der Nähe des Gipfels. Dies erfuhr Balmat später, bei Gelegenheit eines Zusammentreffens mit dem Herrn — einem sehr unerschrockenen und kühnen Bergsteiger — in einem andern Teil der Schweiz. Sie hatten vorausgesetzt, wie wir es von unten taten, daß die Form des wirklichen Gipfels sich als ein Dom herausstellen würde. Ich hatte den Tag zuvor mit einem Manne gesprochen, der behauptete, einer seiner Führer gewesen zu sein, aber ich bin geneigt, zu glauben, daß er gelogen habe, da ich keine Schwierigkeiten derart antraf, welche er als die fürchterlichsten beschrieb, nämlich die durch tiefe und gefährliche Gletscherspalten hervorgerufenen, und er sagte wenig oder nichts über das Passieren von Felsen und den letzten Aufstieg, welches die wahren Schwierigkeiten des Tages waren. Balmat ließ mich der Eiskante entlang kriechen und die Fahne unserer Vorgänger schütteln als Zeichen unserer Überwindung. "

Der Mann, mit welchem Mr. Wills am IG. September 1854 sprach, war aller Wahrscheinlichkeit nach Bleuer, und wenn seine Angaben Mr. Wills unglaubwürdig klangen, so kommt dies nur daher, daß Bleuer die Schwierigkeiten im Rosenlauigletscher und Wetterkessel meinte und Wills offenbar nicht wußte, weil davon in Peter Bohrens Führerbuch nichts stand, daß Blackwells zweiter und erfolgreicher Versuch über den Rosen-lauigletscher gegangen war.

Man darf aus dem Umstände, daß Mr. Wills Blackwells Fahne auf dem Mittelhorn gesehen haben will und daß Blackwell selbst seinen Gipfel als „ den höchsten, bisher unbetretenen Punkt des Wetterhorns " bezeichnet, nicht schließen, daß Blackwells erster Versuch ihn beinahe auf das Wetterhorn, der zweite geglückte auf das Mittelhorn geführt habe. Dies verbietet eine Vergleichung des Datums der Ankunft Heathmans in Grindelwald, 3. Juli, mit den zwei folgenden Eintragungen und die oben gegebenen Details der beiden Touren Blackwells, namentlich die Bemerkung, daß ein Einsturz des Gipfels sie ins Grindelwaldtal hinabgeschleudert hätte, was nur auf die Haslejungfrau paßt. Daß diese höher sei als das Mittelhorn, war 1854 die allgemeine Annahme.

In Peter Bohrens Führerbuch ( pag. G—H ) schreibt Blackwell selbst wie folgt ( Übersetzung ):

„ Peter Born ( siewar einer meiner Führer auf die höchste Spitze des bisher unerstiegenen Wetterhorns. Trotz einem heftigen Sturm ermöglichten es meine braven Führer mir, meine Fahne auf der äußersten Spitze aufzupflanzen, und Peter Born bin ich am meisten zu Dank für den Erfolg verpflichtet. Er war einer von den besten, wo alle gut waren, und ich kann ihn nicht hoch genug empfehlen.

Grindelwald, 14. Juni 1854.Eardley J. Blackwell. "

In den Memorandumsblättern, die dem Führerbuch Chr. Bleuers, ebenso wie dem Peter Bohrens, vorgebunden sind ( die offiziellen Bücher wurden erst 1856 ausgegeben ), findet sich von dem nämlichen folgende Eintragung ( Übersetzung ):

„ Christian Bleuver ( sie !) arrangierte die Ersteigung des Wetterhorns für mich, indem er die andern Führer auswählte und selber als Hauptführer funktionierte; mein vollständiger Erfolg ist in hohem Maße ihm zu verdanken, und ich bin sehr glücklich, wiederum seine ausgezeichneten Eigenschaften zu bezeugen. Obschon das Wetter sehr ungünstig war, glückte es uns, den höchsten Punkt zu erreichen, welcher nie voi-her erreicht worden war, und ich kann denen, die in derselben Spur zu folgen wünschen, nur raten, sich unter Bleuvers Führung zu stellen und die nötigen Vorbereitungen ihm zu überlassen. Er hat mich oft auf schwierigen Expeditionen begleitet und immer zu meiner vollen Zufriedenheit.

Grindelwald, 14. Juni.Eardley J. Blackwell. "

Auf das nämliche Datum stimmt auch die Grindelwaldertradition, welcher G. Studer in der ersten Auflage seines Werkes: Über Eis und Schnee, vol. I, pag. 236, gefolgt ist und die auch im „ Gletschermann " von Pfarrer Straßer, pag. 91, abgedruckt ist.

Diese erzählt: „ Montag den 12. Juni 1854 reiste der Engländer Black well mit 4 Grindelwaldern und seinem Chamounixführer von Grindel -wald ab. Der Gleckstein diente zum Nachtlager. Dienstag den 13. stieg die Gesellschaft trotz Nebel und Regen über das böse Bergli und den vom Wetterhorn herabhängenden Gletscher empor. Um 3% Uhr gelangte man auf eine Spitze, die sich durch den Nebel hindurch auf einen Augenblick gezeigt hatte und die man für die gesuchte hielt. Es schneite stark und die Kälte war groß. Von Aussicht war keine Spur vorhanden. In aller Eile wurde im tiefen Schnee eine Blechfahne aufgepflanzt und nach kaum 10 Minuten Aufenthalt der Rückmarsch angetreten und Grindelwald beizeiten erreicht. Von dort aus gewahrte man die Fahne auf einer Spitze hinter dem Mittelhorn und bedeutend tiefer gelegen als dieses. Das eigentliche Ziel war mithin nicht erreicht worden. "

Es möchte nun scheinen, als ob Wills recht hätte mit seiner Behauptung und Blackwell zwischen diesem Versuch und dem 3. Juli mit Bleuer und Peter Bohren von Rosenlaui aus das Mittelhorn erstiegen hätte, um sich für den fehlgeschlagenen Versuch an der Haslejungfrau schadlos zu halten. Aber nach seinen Eintragungen in Bleuers und Bohrens Bücher, denen keine andern von seiner Hand folgen, hat er ja seine Ersteigung des „ höchsten Wetterhorns " als durchaus gelungen angesehen und dies in Chamonix gegenüber Mr. Heathman bestätigt, ebenso wie den Zugang über den Rosenlauigletscher, und er hat nirgends die zwei Expeditionen als nach zwei verschiedenen Zielen gerichtet bezeichnet. Es ist also immerhin das Wahrscheinlichste anzunehmen, daß Mr. Blackwell seinen von der Glecksteinhöhle aus am 13. Juni gemachten Versuch einige Tage später von Rosenlaui aus mit besserm Erfolg ( bis auf die Gwächte ) wiederholte und diesmal einen Alpenstock als Zeichen zurückließ, der bis zum 17. September ( Wills'Besteigung ) leicht wieder verschwunden sein konnte.

Aber, wenn es nicht Blackwell war, der die von Wills gesehene Fahne auf dem Mittelhorn aufpflanzte, wer war es dann?

Hier kommt uns wieder die Grindelwaldertradition bei Studer und der „ Gletschermann " zu Hülfe. Sie berichten im Zusammenhang mit Blackwells Besteigung: „ Besser gelang das Unternehmen eines Franzosen Pontamine, welcher am 20. August des gleichen Jahres in Begleit der Führer Peter Bohren, Christian Almer, Christian Bleuer und Thomann das Mittelhorn bestieg. Auch das Rosenhorn soll im Jahre 1854 von Herrn Dupontave de Heussey mit den Führern Thomann, Bohren und Almer erstiegen worden sein. "

Die Namen Pontamine und Du Pontave klingen verdächtig ähnlich. Handelt es sich um eine oder um zwei Expeditionen, d.h. Gipfel?

In Peter Bohrens Führerbuch, pag. M, bezeugt M. Du Pontavice de Heussey am 21. August 1854, daß P. Bohren und Almer am Vortage ihn auf das „ Wetterhorn " geführt hätten.

Nach Bleuers Führerbuch war dieser, der auch den Courrier von fremden Herrschaften machte und Lokalführer anstellte, am 17. August im Leukerbad, am 23. in Arth. Zwischen diesen beiden Daten kann er die Mittelhornbesteigung ausgeführt haben. Eine Eintragung darüber findet sich in seinem Buche allerdings nicht. Aber ebensowenig für seine zweite Wetterhornbesteigung von Rosenlaui aus, an der doch nicht zu zweifeln ist.

Wenn ich noch bemerke, daß ich an die Rosenhornbesteigung des französischen Reisenden nicht recht glauben kann, weil im „ Gletschermann ", pag. 91, schon bei dem Versuch Blackwells vom 13. Juni das Rosenhorn fälschlich hereingezogen wurde ( siehe Jahrbuch S.A.C. XXXIII, pag. 205 ), so ist das Resultat der lang gewordenen Besprechung immerhin ein ziemlich sicheres, wenn auch im Detail etwas mageres. Vielleicht gelingt es, auch die letzten Unklarheiten durch neue Funde noch zu beseitigen, und der Zweck dieser Zeilen ist unter anderm auch der, um solche Beiträge zur Lösung der letzten Zweifel zu bitten.

Dr. H. Bubi.

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