Zweierzelte statt Massenschlag
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Zweierzelte statt Massenschlag Temporäres ­Basecamp am Matterhorn

Weil die Hörnlihütte umgebaut wird, entsteht 400 Meter ­unterhalb der Baustelle ein provisorisches Freiluft-­Basecamp mit 25 Zweierzelten. Ab dem ­nächsten Jahr wird am «Horu» das Campieren aber endgültig ­verboten.  

Auf den Ausläufern des Hörnligrats dominieren in diesem Sommer grosse Baumaschinen und helmbewehrte Arbeiter das Geschehen: Bis 2015 wird aus den beiden sanierungsbedürftigen Berghäusern – der Hörnlihütte und dem Berghaus Bélvedère – für rund acht Millionen Franken eine neue Hütte entstehen. Für die Bergsteiger bedeutet dies: Die Hörnlihütte fällt damit in diesem Sommer als Ausgangspunkt für Touren aufs Matterhorn weg.

Doch die Betreiber der Hütte haben aus der Not eine Tugend gemacht. Mit der Idee, ein temporäres Basecamp mit 25 Zweierzelten aus Aluminium sowie Ess- und Aufenthaltszelten zu erstellen, sorgen sie international für Schlagzeilen. Das Basislager wird auch für die Hüttencrew eine Herausforderung. «Aber wir sind froh, eine attraktive Variante zur geschlossenen Hütte gefunden zu haben», sagt der langjährige Hüttenwart und Bergretter Kurt Lauber. Das auf 2880 m gelegene Zeltlager wird rund zweieinhalb Monate genutzt, anschliessend werden die Zelte wieder abgebrochen und verkauft, das Gelände renaturiert und dem Berg zurückgegeben. Die Baubewilligung stand bei Redaktionsschluss noch aus.

«Den Berg entschleunigen»

Es ist die letzte Gelegenheit, am Matterhorn im Zelt zu übernachten. Wenn die neue Hütte 2015 in Betrieb geht, wird das Campieren am Berg verboten. «Das wird nötig, weil die Trinkwasserfassung für die neue Hütte unterhalb des einzig möglichen Zeltplatzes zu liegen kommt», erklärt Lauber. Auch in der neuen Hütte wird einiges anders werden. «Sie wird weniger Plätze haben und dank kleineren Zimmern bequemer werden», verspricht Lauber. Der Bau sei nicht als Wanderhütte, sondern als Unterkunft für Bergsteiger konzipiert. Weniger Leute auf der Hütte bedeuteten auch weniger Gedränge und Stress am Berg, so Lauber. Dies komme sowohl den Gipfelstürmern selber als auch dem Hüttenteam und den Rettern zugute.

Der Stau am Horu soll damit Vergangenheit sein, die Zahl der nötigen Rettungseinsätze wenn immer möglich weiter zurückgehen. Lauber rechnet damit, dass im Sommer 2014 wegen der geschlossenen Hörnlihütte noch mehr Bergsteiger auf die Solvay-Hütte ausweichen. Diese Notunterkunft liegt auf 3835 m und war schon im Sommer 2013 mehrheitlich überfüllt. Auch sei damit zu rechnen, dass die Frequenz über den «Italienergrat» via Carrel-Hütte von Breuil-Cervinia verstärkt als Ausweichroute genützt werde.

Trotz der neuen Infrastruktur werde sich auf der neuen Hörnlihütte ab 2015 wenig verändern, meint Hüttenwart Kurt Lauber. Das Reservationssystem bleibe unverändert. Anmeldungen würden weiterhin nach Eingang berücksichtigt. Allerdings gebe es in Zukunft keine Alternative, wenn die Hütte ausgebucht sei. «Am Morgen starten aus Sicherheitsgründen weiterhin jene zuerst, welche den Weg auf den Gipfel kennen, das hat sich über Jahrzehnte bewährt», erklärt der erfahrene Bergretter.

Anspruchsvolle Baustelle

Die hochalpine Baustelle auf knapp 3300 m stellt alle Beteiligten vor grosse Herausforderungen. «Wir befinden uns auf dem Hörnligrat nicht nur klimatisch auf einer heiklen Höhe», erklärt der verantwortliche Architekt Hans Zurniwen. Der Zermatter Baufachmann hat bereits für die neue Monte-Rosa-Hütte verantwortlich gezeichnet und vielfältige Erfahrungen gesammelt.

So wenig Flüge wie möglich

«Alles ist auf dieser Höhe mit besonderen Herausforderungen verbunden. Niederschläge, die ausschliesslich in Form von Schnee fallen, Temperaturen, die auch im Sommer unter den Gefrierpunkt sinken, eine schwierige Energieversorgung und auch aufwendige Materialtransporte machen alles, wirklich alles schwieriger», erklärt Zurniwen. Trotzdem könne der «Fahrplan» bis jetzt eingehalten werden.

Oberste Maxime des Projekts sei die Nachhaltigkeit, so Zurniwen. «Der Betrieb wird sich weitestgehend selbst mit Energie und Wasser versorgen. Die Helikopterversorgungsflüge können so auf ein Minimum reduziert werden.» Als weitere ökologische Vorteile nennt Zurniwen eine massiv verbesserte Energiebilanz, zu der auch eine moderne Abwasserbewirtschaftung gehört.

Projekt Hörnlihütte 2015

www.hörnlihütte2015.ch

Hotel und Hütte vereint

Für die Sanierung wurden die 1865 erbaute Hörnlihütte und das Berghaus Matterhorn­ («Belvé­dère») von der Burgergemeinde Zermatt in die ­«Stiftung Hörnlihütte 2015» überführt. ­Die SAC-Sektion Monte Rosa hatte die Hörnlihütte bereits 2012 an die Zermatter abgetreten. Die Bauarbeiten ­wurden im Juni 2013 in ­Angriff ­genommen. Der Ersatzbau für das ehemalige SAC-Gebäude wird auf der linken Seite an das 1911 ­errichtete ­­«Belvédère» ­angebaut. Die ­Häuser werden ab 2015 eine ­Einheit bilden und unter dem ­Namen «Hörnlihütte» weitergeführt.

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