Vorsicht vor Spaltenstürzen auf Gletschern | Schweizer Alpen-Club SAC
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Vorsicht vor Spaltenstürzen auf Gletschern Die Gefahr ist in diesem Frühling grösser als in anderen Jahren

Momentan herrschen teilweise prekäre Verhältnisse auf Ski-Hochtouren. Die Gletscher sind schlecht eingeschneit, was man ihnen aber oft nicht ansieht. Die Gefahr eines Spaltensturzes ist grösser als in anderen Jahren. Mit guter Planung und einigen Vorsichtsmassnahmen lässt sich das Risiko minimieren.

Das Risiko eines Spaltensturzes auf Gletschern ist immer gegeben. Im Sommer, wenn die Gletscher aper und die Spalten offen sind, sieht man die Gefahr und kann sie meist problemlos umgehen. Im Winter kann die Begehung der Gletscher je nach Situation der Schneelage wesentlich anspruchsvoller sein:  Wenig Schnee und insbesondere durch Wind verfrachteter Schnee, überdecken die Gletscherspalten oft ungenügend und das führt zu einer trügerischen Sicherheit, weil die Spalten nicht oder schlecht erkennbar sind. Besonders Anfang Winter oder wenn dieser schneearm ist, sind diese heiklen Verhältnisse meist vorzufinden. Die Begehung von Gletschern in solchen Situationen erfordert Erfahrung, eine gute Tourenplanung und das nötige know-how von Rettungstechniken.

Situation wie im Frühwinter

Aus diesem Grund beginnt die Skitouren-Hochsaison vorteilhaft erst im Frühling, wenn die Gletscher besser eingeschneit sind. Doch dieses Jahr ist die Situation in einigen Gebieten heikler als sonst. Insbesondere in den Gebieten der Alpensüdseite, dem Oberengadin und den südlichen Walliser Alpen liegt unterdurchschnittlich wenig Schnee. Oft waren die Niederschläge mit Wind begleitet, der den Schnee verfrachtet und die Spalten überdeckte, aber eben meist unzureichend für tragfähige Schneebrücken. Es entsteht eine Situation wie zu Beginn eines Winters, wenn die Gletscher noch schlecht eingeschneit sind. Besondere Vorsicht ist auch geboten nach Neuschnee, weil er noch nicht verfestigt ist und mögliche Anzeichen von Spalten verdeckt werden.

Klimawandel erhöht Gefahr zusätzlich

Die Entwicklung der letzten Jahre erhöht die Gefahr zusätzlich: Durch das Abschmelzen der Gletscher, kommen Spalten zum Vorschein, die früher vom Altschnee überdeckt waren. So werden ganze Gebiete zu Spaltenzonen, in denen es früher kaum Spalten gab. Dass dieses Jahr für Ski-Hochtouren besonders gefährlich ist, zeigen auch die Berichte der letzten Wochen. Es gab einige Spaltenstürze mit tödlichem Ausgang. Deshalb ist dieses Jahr besondere Vorsicht geboten auf Gletschern.  Mit guter Planung und einigen Vorsichtsmassnahmen lässt sich das Risiko zumindest reduzieren. 

Verhaltenstipps und Empfehlungen

Vor der Tour:

  • Infos über Verhältnisse und Zustände der Gletscher einholen, bei lokalen Bergführern, Hüttenteams, etc.
  • Gute Routenplanung: Wo sind die Spaltenzonen? Routenkenntnis ist von Vorteil. 
  • Eigenes Know-how und Erfahrung über Spaltenrettung ins Gedächtnis rufen und allenfalls auffrischen. 
  • Gletschertour nie als Alleingänger planen. 

Während der Tour: 

  • Den Klettergurt mit Karabiner und Schlingenmaterial während der ganzen Tour auf dem Gletscher angezogen.
  • In Spaltenzonen mit geringer Schneedecke empfiehlt es sich anzuseilen - insbesondere für wenig Erfahrene. Im Zweifelsfall auch in der Abfahrt anseilen. 
  • Wenn die Abfahrt unangeseilt geschieht, Gruppenmitglieder gestaffelt abfahren lassen.
  • Für Pausen wenn möglich sichere, spaltenfreie Inseln wählen.
  • Gruppenmitglieder bei Pausen versetzen und grossflächig verteilen. 
  • Gegenseitiges Beobachten der Gruppenmitglieder. So wird rasch erkannt, wenn jemand fehlt.
  • Spaltenzonen grosszügig umgehen (Spaltenzonen sind auf den Skitourenkarten eingezeichnet und können in die Planung einbezogen werden).
  • Tageszeitliche Erwärmung beachten: Situation wird heikler im Tagesverlauf, wenn der Schnee weich wird.
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