34. Bergfilmfestival in Les Diablerets. FIFAD 2003
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34. Bergfilmfestival in Les Diablerets. FIFAD 2003

34. Bergfilmfestival in Les Diablerets

Im Wettbewerb des FIFAD 2003 standen 24 hauptsächlich aus Europa stammende Filme. Der Hauptpreis ging an Alex Gabbay für « A man called nomad », der SAC-Preis an den Deutschen Christian Baumeister für « Viva vicunia ». Bernard Crettaz wurde für sein Engagement mit dem « Mérite alpin » geehrt.

Bergfreunde, vor allem aus dem Fernseh-bereich, gründeten Ende der Sechzigerjahre des letzten Jahrhunderts das Festival International du Film Alpin, FIFAD, das einzige Bergfilmfestival in der Schweiz. Unterstützt wird es vom welschen Fernsehen, von einigen Filmindus-triellen, vom Lokaltourismus und nicht zuletzt vom SAC. Mit einem bescheidenen Budget ist es dem rührigen Direktor Jean Bovon erneut gelungen, einer beachtlichen Zahl von Besucher/innen vor allem aus der Romandie im Gemeindesaal des malerischen Bergortes Les Diablerets sehenswerte Filme vorzuführen. Etwas vermisst wurden die Bergfilm-freunde aus der Deutschschweiz, wo das Festival an Publizität noch gewinnen könnte.

24 Filme im Wettbewerb Eine Vorjury traf die Selektion aus 80 Filmeingaben für den Wettbewerb. 24 Filme vorwiegend aus Europa ( Schweiz, Frankreich, Italien, Deutschland ) wurden dann von der fünfköpfigen Jury unter der Leitung von José Giovanni beurteilt. Als Jurymitglied des SAC amtete Marco Grandi, einer der grossen Alpinisten unseres Clubs, der gleichzeitig als Gründer und Direktor des Festival dei Festival in Lugano über reiche Erfahrung im Umgang mit Bergfilmen verfügt. SAC-Preis für « Viva vicunia » Der Hauptpreis des diesjährigen Festivals, der so genannte Grand Prix ( Prix de la TSR ) ging an Alex Gabbay, UK/Nepal/ China, für seinen Film « A man called nomad ». Dieses hervorragende Werk zeichnet das Dilemma eines im Nordosten Chinas lebenden jungen Nomaden im Spannungsfeld zwischen seinem Nomadenschicksal und dem Stadtleben. Ebenso beeindruckend war der Film « Viva vicunia » von Christian Baumeister aus Deutschland, der in der Kategorie « Prix de l' Environnement » gezeigt und mit dem SAC-Preis ausgezeichnet wurde. « Viva vicunia » ist geprägt von hervorragenden Naturaufnahmen in den Bergen Perus. Er zeigt die Vikunjas, die mit den afrikanischen Kamelen verwandt sind, aber eine Körperhöhe von nur etwa einem Meter haben und im Gegensatz zu ihren Wüstenverwandten täglich trinken müssen. Die Existenz der Vikunjas, die in den Anden über der Baumgrenze leben, war lange Zeit gefährdet. Der Film zeigt nun, wie der Mensch für diese Tiere Verantwortung übernimmt und versucht, diese Bergbewohner unter Schutz zu stellen. Natürlich nicht ganz ohne gewissen Eigennutz, denn diese Tiere liefern eine der wertvollsten Wollarten, aus denen luxuriöse Modeartikel hergestellt werden. Dieser Film vermittelt jene tiefe kulturelle Botschaft, die Berglandschaften als kohärenten Lebensraum erkennt.

Weitere Preise Die diesjährigen « Diables d' Or » wurden vergeben für die Filme « Hook or Book » von Robert Nicod, Frankreich ( Kategorie Sports extrêmes ), der auch den « Prix

Das Festival International du Film Alpin FIFAD hat Tradition: 2003 wurde es zum 34. Mal ausgetragen. Transparent beim Dorfeingang Die alpine Umgebung für das FIFAD. Blick von Le Sepey nach Les Diablerets DIE ALPEN 11/2003

du public » erhielt, sowie für « Les Naufragés du Mont-Blanc » von Denis Ducroz, Frankreich ( Kategorie Documentaires ). Der « Prix spécial du jury » ging an Bernard Boyer, Frankreich, für seinen Film « Charles et Edouard ». Nicht alle der gezeigten Filme vermittelten vergleichbare kulturelle Aussagen. « Gazex mobile » von den Schweizern Boegli, Roth, Guillet und Schneeberger zeigte drei total verrückte Snowboard-Freerider auf ihren extremen Steilst-abfahrten. Diese akrobatischen Höchstleistungen, wie sie jedem berühmten Zirkus wohl anstehen würden, wider-spiegelten eher das Bedürfnis der Jugend nach auffälligen Leistungen. Dass solche Filme zu Lieblingen des jungen Publikums avancierten, darf nicht entmutigen. Denn angeschaut werden auch andere Filme mit einer andern kulturellen Botschaft. Gerade beim jungen Publikum kann der Kontrast zwischen Action oder Nervenkitzel einerseits und verant-wortungsvollem Handeln andererseits seine Wirkung entfalten.

« Mérite alpin » Traditionellerweise wird im Rahmen des FIFAD auch der « Mérite alpin » verliehen, und zwar an eine Persönlichkeit, die sich im alpinen Raum ihre Verdienste erworben hat. Geehrt wurde Bernard Crettaz, Soziologieprofessor in Genf und gleichzeitig Ethnologe und Konservator der Abteilung « Europa » beim Genfer Museum für Ethnografie. In seiner Dankesrede forderte Bernard Crettaz auf, gemeinsam ein dringend notwendiges neues Bewusstsein der Berge zu prägen. Unter Hinweis auf die Tendenz in Richtung eines einzigen grossen « Disneyland Alpen » verdeutlichte er die wachsende Krise, deren Wurzeln im kulturellen Wandel in den Berggebieten verhaftet sind. Man darf hoffen, dass die Worte von Bernard Crettaz zumindest in diesem Kreis von Bergfreunden auf guten Boden gefallen sind.

FIFAD 2003 gehört der Vergangenheit an. Wünschbar bleibt, dass dieses in der Schweiz einzigartige Filmfestival den ihm zustehenden Platz allmählich in der ganzen Schweiz einnehmen kann, um so auch auf Bundesebene die ihm zustehende Anerkennung zu ernten. a

John Ammann, Zug Yvan Dalain, Präsident der Jury, bei der Preisverleihung. Der SAC-Preis ging an den deutschen Filmer Christian Baumeister für « Viva vicunia ». Im Rahmen des FIFAD wird auch der « Mérite alpin » verliehen. Der diesjährige Preisträger ist Bernard Crettaz, Soziologieprofessor aus Genf.

Jean Bovon, Festivaldirektor, Marine Bernier, Presseverantwortliche, und John Ammann, Präsident der SAC-Kulturkom-mission, ( v.r .) im Gespräch Fo to s:

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