Alpenkonvention auf Prüfstand. Wandel muss von unten kommen
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Alpenkonvention auf Prüfstand. Wandel muss von unten kommen

LEBEN UND FREIZEIT IM BERGGEBIET

Wandel muss von unten kommen

Alpenkonvention auf Prüfstand

Die Schweiz hat die Alpenkonvention ratifiziert und sich damit für eine nachhaltige Entwicklung der Bergregionen ausgesprochen. Mit der Ratifizierung der Protokolle tut sich der Ständerat aber schwer. Das Bewusstsein, dass sich nachhaltiges Handeln über kurz oder lang lohnt, muss von unten wachsen – auch im SAC.

Gerade mal zwanzig Leute versammelten sich Anfang Sommer im Saal des « Hasliberg Congress », um sich auf Einladung der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Berggebiete SAB über die « Alpenkonvention als Chance für den Tourismus im Berner Oberland » informieren zu lassen. Dabei liess die Besetzung des Podiums mit dem Berner Ständerat Hans Lauri, der Tourismusdirek-torin « Alpenregion Brienz-Meiringen-Hasliberg » Katrin Lüthi und SAC-Zent-ralpräsident Franz Stämpfli nichts zu wünschen übrig. Für alle war klar, dass die Forderungen der Alpenkonvention im Trend liegen. Die Menschen möchten die Freizeit weg von Lärm und Alltags-stress in den Bergen geniessen. Das merkt auch der SAC: Als einziger grosser Sportverband verzeichnet er markante Zuwachsraten und sprengte unlängst die Marke von 100 000 Mitgliedern. 1 Warum aber interessiert sich die angesprochene Bevölkerung nicht für die Protokolle der Alpenkonvention, das Vehikel, mit dem dieses Ziel erreicht werden soll? Im Laufe des Abends wurde klar: Die Protokolle

1 Vgl. ALPEN 7/2003

sind zu abstrakt, bieten der Bergbevölkerung zur Lösung ihrer wirtschaftlichen Probleme wenig Hilfe – und setzen ein nicht vorhandenes Bewusstsein zu nachhaltigem Handeln voraus.

Wunsch und Realität Von den Konflikten des nachhaltigen Handelns zeugten auch die Beispiele, die SAC-Zentralpräsident Franz Stämpfli aufführte. Mit der sanierten WC-Anlage auf der Windegghütte, den Vorbehalten gegenüber den Klettersteigen oder der Mobilitätskampagne unterstützt der SAC sowohl die Alpenkonvention als auch deren Protokolle. Daneben setzt er sich beispielsweise für den freien Zugang zu Klettergebieten ein und gerät damit in gewissen Fällen in Zielkonflikte mit der schweizerischen Naturschutzgesetz-gebung.

Dieses Spannungsfeld ist auch der Politik nicht fremd, weshalb SVP-Stände-rat Hans Lauri forderte: « Wir können und müssen die Entwicklung unserer Berggebiete selber steuern. Dies nicht nur aus der Angst vor fremder Einmischung heraus, sondern auch im Wissen darum, dass je nach Sachzwang die Alpenkonvention zur Lösung der anstehenden Probleme nicht viel beitragen kann. » Beispiele? Das Postautonetz soll um einen Viertel zusammengestrichen werden, der Bahnhof auf dem Brünig ist geschlossen, die Direktzahlungen für die Berglandwirtschaft sind in Gefahr und sogar der politische Wille der Stadtregionen, die Landschaft via Finanzausgleich zu unterstützen, droht zu bröckeln. Nach Hans Lauri wird deshalb der Ständerat der Ratifizierung der Protokolle nur zustimmen, wenn sie mit der Real-politik verknüpft und die eigene Politik nicht behindern werden. Initiativen von unten Sogar die Befürworter der Alpenkonvention haben die Hoffnung verloren, dass die Protokolle der Alpenkonvention mehr als ein Papiertiger sein werden. Sie haben sich schon darauf verlegt, den Wert der Alpenkonvention ohne Protokolle zu preisen. Denn diese hat laut Thomas Egger, Direktor SAB, « zwei Dinge geleistet: vernetzt und sensibilisiert ». So bieten die Texte der Alpenkonvention Denkanstösse für regionale Konzepte und Leitbilder. Und das Gemeindenetzwerk « Allianz in den Alpen », das aus der Alpenkonvention hervorgegangen ist, fördert den Informationsaustausch zwischen Berggemeinden und Städten in den Alpen und hat auch schon 25 Millionen Franken Projektgelder ausgelöst. Warum dieser Erfolg? Es sind Initiativen, die von unten kommen. Deshalb werden sie von der Bevölkerung mitgetragen. a

David Coulin, Horw

« Allianz in den Alpen »

« Allianz in den Alpen » ist eine Vereinigung von rund 150 Gemeinden im gesamten Alpenraum von Frankreich bis Slowenien. Ziel dieses Gemeindenetz-werkes ist, die Alpenkonvention konkret umzusetzen und « eine kraftvolle Stimme im Europa der Regionen » zu werden. Die Allianzgemeinden verpflichten sich, in zwei Handlungsfeldern der Alpenkonvention eine Umweltprü-fung zu erstellen und Massnahmen verbindlich in einem Umweltprogramm festzuschreiben. Die Federführung liegt bei der internationalen Alpenschutzkommission CIPRA. In der CIPRA Schweiz sind 14 Umwelt- und Bergsport-NGO zusammengeschlossen, darunter WWF, Pro Natura, Naturfreunde und der SAC. Weitere Infos unter www.cipra.org, www.alpenallianz.org Podiumsgespräch zur Alpenkonvention: kein Publikumsrenner Die Alpenkonvention bietet Denkanstösse für regionale Konzepte und Leitbilder. Chaletsiedlung bei Hasliberg Fo to s: Da vi d Co ulin d_11_16.qxd 11.8.2003 9:51 Uhr Seite 16 DIE ALPEN 8/2003

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