Als Ärzte in Nepal gearbeitet. Im Frühjahr 2005 vor Ort
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Als Ärzte in Nepal gearbeitet. Im Frühjahr 2005 vor Ort

Im Frühjahr 2005 vor Ort

Als Ärzte in Nepal gearbeitet

Die Familie Wiget verbrachte Anfang 2005 mehrere Wochen in einem Ärz-teeinsatz im Feldspital der Himalayan Rescue Association, HRA, in Phe-riche/Khumbu. Ihre Erfahrung: Trotz politischer Unrast ist Nepal noch immer eine Reise wert.

In der HRA, einer unabhängigen Stiftung, arbeiten seit 1973 in der Frühjahrs- und Herbstsaison zwei Ärzte in den drei « aid posts » in Pheriche, Manang und im Base Camp des Mt. Everest. Gegen 80% der Patienten sind Nepali, entweder Sherpas aus der Gegend oder Träger aus dem Tiefland. Trekker und Träger leiden hauptsächlich an Höhenkrankheiten, die Sherpas haben allgemeinmedizinische Probleme. 1

Soziale und politische Lage in Nepal

Die in Kathmandu überall ersichtliche Militärpräsenz wirkte auf uns harmlos. Über die politische Lage zu sprechen, war hingegen schwierig. Die meisten zuckten kommentarlos die Schultern. Einige gaben jedoch zu verstehen, dass nach ihrer Meinung König Gyanendra die Gelder der Touristen und der ausländischen Hilfe für sich persönlich abzweige. Die Kaste des Königs, die Chetri, wird ausserdem von vielen Nepali als arrogant bezeichnet. Von Ärzten wurden wir darauf hingewiesen, dass sich die maoistische Bewegung offenbar radikalisiere.

Die Lage im Khumbu-/Everest-Gebiet

Das touristische Tor zum Everest-Gebiet, der Flugplatz von Lukla, ist von Stacheldraht und Sandsäcken umgeben und wird jeweils ab 18 Uhr militärisch gesperrt. Auf dem Hügel von Namche Bazar und drunten am Dudh Koshi, in Phungi Thanga, konnte eine diskrete Militärpräsenz ausgemacht werden. Weiter talaufwärts sahen wir weder Militär noch Maoisten. Gemäss betroffenen Trekkern verlangen die überaus freundlichen, meist jungen Maoisten im unte- 1 Vgl. ALPEN 5/1999, « Nepal geniessen », von Urs Hefti 2 Fisher James E: Sherpas. Reflections on Change in Himalayan Nepal, Oxford University Press, second impression, 2003 Trotz der unsicheren politischen Lage werden im oberen Khmu-bu-Tal – hier in Namche Bazar, 3450 m – weiter Lodges gebaut.

Der grandiose Anblick von Everest und Nuptse von Kala Pattar, 5554 m, aus Fotos: Urs W iget ren Khumbu, in Jiri, « Wegzoll » in der Höhe von 1500 Rupien, ca. 30 Franken, und stellen dafür eine Quittung aus. Die darauf angesprochenen Sherpas wichen einer Stellungnahme aus – oder sprachen sich klar für den König aus. Dies verwundert bei ihrer traditionellen Verehrung des Herrschers nicht. In einer Untersuchung über die Reihenfolge der wichtigsten Leute rangierte der König sogar noch vor dem Dalai Lama. 2 In den Tälern des Everest-Gebiets, von Lukla weg, bemerkten wir nichts von der politischen Spannung. Auch heute noch wird der ganze Warenaustausch und Nachschub – wie zum Beispiel für den kleinen Kiosk – im Khumbu mit Yaks oder Trägern durchgeführt. Der zur Behandlung von ernsthaften Höhenproblemen eingesetzte Überdrucksack kann auch als Spiel- und Klettergerät verwendet werden.

Eine schwersthöhenkranke Touristin wird im Eiltempo von Dingboche, 4350 m, ins Dispensarium Pheriche, 4250 m, der Himalayan Rescue Association ( HRA ) gebracht.

« Lebensader » Tourismus

Gemäss Informationen auf Minister-ebene betrug der Rückgang der Touristen im Spitzenmonat April 2005 für ganz Nepal 38% gegenüber dem Vorjahr. Dies wirkt sich entsprechend negativ auf das soziale und ökonomische Gefüge aus, wenn man weiss, dass beispielsweise der Khumbu zurzeit wirtschaftlich ganz vom Tourismus abhängt. Aufgrund unserer Erfahrungen müssten die auswärtigen Ämter der westlichen Nationen ihre Warnungen bzw. Reiseempfehlungen überdenken und differenzierter abfas-sen. Das Trekking im Khumbu ist noch immer eine fantastische Reise in eine wunderschöne Berggegend – und in eine andere Zeiterfahrung. Wer sich als Trekker dem Rhythmus der Einheimischen anpasst, muss die Hilfe der Ärzte in Pheriche nicht beanspruchen. a Susi und Urs Wiget mit Sophie und Tom In Kathmandu ist ein gemütlicher Schwatz zwischen Militär, Polizei, jungen Motorradfans vor Hindu-heiligtümern keine Seltenheit.

Foto: Urs W iget

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