Auf einem Bein in den Abgrund
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Auf einem Bein in den Abgrund Risikofaktor Spitzkehre

Immer wieder kommt es bei Spitzkehren zu Abstürzen mit schweren Folgen. Im Zweifelsfall sollte man auf Alternativen zurückgreifen.

Spricht man von Risiken und Gefahren von Skitouren, geht es meist um Lawinen. Immerhin fordern diese Jahr für Jahr die meisten Todesopfer. Dabei geht aber schnell vergessen, dass Unfälle wegen Sturz oder Absturz weitaus häufiger sind und dass es dabei oft zu schwerwiegenden Verletzungen kommt. Während der letzten zehn Jahre waren 407 Skitourenfahrer von einem Lawinenunfall betroffen, von Sturz oder Absturz dagegen 1260. Von diesen erlitten 755 mittlere bis schwere Verletzungen, 33 fanden gar den Tod. Was auf den ersten Blick überrascht: Sturzereignisse sind auch im Aufstieg zahlreich. Ursache ist meistens ein Ausrutschen auf einer harten Schneeoberfläche – oder eine missglückte Spitzkehre. Bei Hangneigungen ab ca. 30 Grad sind auch geübte Skitourengeher im Aufstieg gezwungen, bei einem Richtungswechsel Spitzkehren zu machen. Diese Technik ist vor allem für Anfänger und ältere Semester problematisch: Ersteren fehlt es oft noch an der Übung, Letzteren an der notwendigen Beweglichkeit. Noch erhöht wird die Verletzungsgefahr durch die Position mit gekreuzten Beinen bei Pin-Bindungen, bei denen der Auslösemechanismus der Vorderbacken im Aufstieg blockiert werden muss.

Mit den folgenden sechs Tipps lässt sich das Risiko, wegen einer Spitzkehre zu verunfallen, minimieren:

*Eine vorausschauende Spuranlage mit möglichst wenigen Spitzkehren ist nicht nur kraftsparender, sondern auch sicherer. Falls möglich, sollten die Orte für Spitzkehren so gewählt werden, dass ein Abrutschen keine fatalen Folgen hat, also flachere Stellen mit möglichst weichem Schnee wählen. Die Steighilfen der Bindungen sollten besser nicht auf der höchsten Stufe eingestellt werden.

*Am effizientesten und sichersten im Aufstieg ist die sogenannte «Kick-Spitzkehre».

*Bei harter Schneeoberfläche sind Spitzkehren anspruchsvoller, und die Absturzgefahr ist deutlich höher. Hier können Harscheisen sehr wertvolle Dienste leisten. Diese sollten jedoch nicht erst mitten im Steilhang montiert werden. Vor allem in einer Gruppe mit schwächeren Teilnehmern ist es hilfreich, die Wendestelle zu Fuss, mit der Schaufel oder bei harter Schneeoberfläche mit dem Pickel zu präparieren.

*An Engstellen oder in besonders exponiertem Gelände ist es sicherer und kraftsparender, wenn man die Ski auszieht und ein Stück weit zu Fuss aufsteigt. Dazu werden die Ski auf den Rucksack aufgeschnallt; die meisten Tourenrucksäcke haben hierzu geeignete Befestigungskomponenten. Bei ganz kurzen und einfacheren Passagen kann man die zusammengebundenen (!) Ski auch an einer Hand wie einen Skistock benutzen. Je nach Verhältnissen muss man Steigeisen montieren.

*Hangneigungen ab ca. 30 Grad sind auch ein wesentlicher Faktor zur Beurteilung der Lawinengefahr. Vor allem bei schlechter Sicht im Gelände zeigt die Notwendigkeit, im Aufstieg Spitzkehren machen zu müssen, deutlich und zuverlässig an, in welcher Steilheit man eigentlich unterwegs ist.

*Bei ganz üblen Schneeverhältnissen (Bruchharst) können talseitige Spitzkehren weiterhelfen. Im sehr steilen Gelände sind diese jedoch heikel, weil beim Wenden des zweiten Ski die Gefahr besteht, dass dieser am Hang anstösst und das Gleichgewicht gefährdet. Seitliches Abrutschen bis zur nächsten Flachstelle ist in der Regel empfehlenswerter und sicherer.

Kick-Spitzkehre in sechs Schritten

Diese Technik ist nicht schwierig, sollte aber mit Einsteigern geübt werden, dies an einem Hang mit realistischer Hangneigung ohne Absturzgefahr. Weiterführende Erläuterungen finden sich im Lehrbuch Bergsport Winter aus dem SAC-Verlag.

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