Auf zu neuen Ufern. Projektarbeit im Göschener Tal
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Auf zu neuen Ufern. Projektarbeit im Göschener Tal

Auf zu neuen Ufern

Nach einem harzigen Start scheint sich Göschenen doch noch zu einer Modellregion für sozial- und umweltverträglichen Tourismus zu entwickeln. Bis ins Jahr 2010 wird in der Berggemeinde im Urner Oberland ein Kompetenzzentrum Wasser aufgebaut.

Unter dem vielversprechenden Slogan « Eine Zukunft für Mensch und Berg » lancierten die Gemeinde Göschenen, die Kraftwerk Göschenen AG, die Korporation Uri, der SAC und Mountain Wilderness 1998 das Projekt Modellregion Göschenen mit dem Ziel eines sozial- und umweltverträglichen Alpintourismus. In den Bereichen Berglandwirtschaft, Landschaftsschutz, Hüttenbewirtschaftung und Verkehr wurden verschiedene Aktivitäten entwickelt. Doch bei der Umsetzung begann es zu hapern. Die Ängste der Bevölkerung vor Fremdbe-stimmung und Nutzungsbeschrän-kungen dämpften schon bald die anfängliche Begeisterung – trotz vier Arbeitsgruppen sowie der Herausgabe verschiedener Infobulletins und Broschüren. Die Korporation, als Landbesitzerin die wichtigste Partnerin im Team, stieg aus dem Verein aus, und das im Rahmen einer Diplomarbeit erstellte Landschafts-nutzungskonzept verstaubte in einer Schublade der Gemeindekanzlei.

Ein Stein kommt ins Rollen

Erfolgreich sind der eingeführte Rufbus, der im Sommer Tausende von Gästen ins Tal bringt, und der von einer einheimischen Familie betreute Bauernladen mit Infozentrum. Weiter sind die fünf SAC-Sektionen, die im Tal Hütten bewirtschaften, einander näher gerückt, u.a. dank der alljährlichen Generalversammlung des Vereins Modellregion Göschenen. Diese Zusammenarbeit zeigt sich auch im Hüttentreuepreis: Wer in vier Hütten einkehrt und zweimal übernachtet, erhält einen kleinen Bergkristall. Nicht zuletzt aber hat das Projekt in der lokalen Bevölkerung eine breite Diskussion über die Zukunft des Tales ausgelöst und damit den Weg für eine weitere Projektarbeit geebnet. Im Rahmen des Projekts « Wasserwelten Göschenen » wurde in den vergangenen fünf Jahren der Wasserweg, ein umfangreicher Erlebnis- und Lehrpfad zum Thema Wasser, mit Wanderkarte und ausführlicher Broschüre erstellt. 1 Mit dem sich abzeichnenden Erfolg schwand auch die Skepsis in der Bevölkerung, lässt sich doch der Nutzen des Projektes für die Region in Zahlen ausweisen. So schätzt Geschäftsführer Bruno Zwyssig die zusätzliche Wertschöpfung durch das Projekt Wasserwelten auf rund eine halbe Million Franken pro Saison.

« Fluvarium » – Kompetenzzentrum Wasser

Bereits angelaufen sind die Vorarbeiten zum Projekt « Fluvarium ». Ziel ist, bis 2010 schrittweise ein Kompetenzzentrum Wasser mit Schwerpunkt in den Bereichen Umweltbildung und Tourismus aufzubauen. Geplant sind ein Besucherzentrum als Magnet für Bevölkerung und Touristen, ein spannendes und abwechslungsreiches Bildungsangebot sowie ein Wissenschafts- und Informationszentrum mit einem Themenschwer-punkt auf nachhaltigem Wasserressour-cenmanagement. Die eigenen Aktivitäten sollen zudem mit dem vielfältigen, bereits bestehenden, naturnahen Touris-mus- und Bildungsangebot im Kanton Uri verknüpft werden. Fast zwei Drittel des Projektbudgets von rund 2,6 Millionen Franken sind bereits gesichert. Zurzeit sind die ersten Bildungsmodule in Erarbeitung, und schon im Sommer 2007 können die ersten Schulklassen das neue Angebot besuchen.

« Projekte sind Gold wert »

Seit dem Start des Projekts « Modellregion Göschenen » hat sich in der Gemeinde am Gotthard-Nordportal einiges verändert. Die anfänglich kritischen Stimmen sind weitgehend verstummt. « Ich vernehme aus der Bevölkerung keine negativen Meinungen mehr », sagt Gemeinde-präsidentin Trudy Banholzer. Und fügt 1 Vgl. DIE ALPEN 7/2003 « Ganzheitliches Was-sererlebnis in alpiner Kulisse » Wasserwelten Göschenen: Das Projekt ist seit fünf Jahren erfolgreich im Fluss.

Ein Themenschwerpunkt im Rahmen des Projekts « Fluvarium » wird auf nachhaltigem Wasserressour-cenmanagement liegen. Die Göscheneralp ist reich an Wasser. Fotos: Ar chiv Jür g Mey er Gut zu wissen Rufbus Der Rufbus ins Göschenertal verkehrt vom 2. Juli bis zum 2. Oktober. Reservationen über die Poststelle in Göschenen, Tel. 041 885 11 80, Fax 041 885 10 55 an: « Für uns sind diese Projekte Gold wert, und wir werden nach Möglichkeiten überall mithelfen. Aufgrund dieses Engagements befinden wir uns in einer guten Position, was die weitere Entwicklung im Berggebiet betrifft. » Auch bei der Korporation hat ein grosser Meinungswandel stattgefunden. « Zu Beginn waren andere Leute am Ruder », meint Hans Tresch, Bergführer, Allmend-aufseher und Mitglied des Engeren Rates der Korporation Uri. « Was jetzt mit diesem Wasserprojekt läuft, ist reell aufgegleist und auch gut geführt. Ich hoffe sehr, dass das Projekt Erfolg haben wird und zu einer zusätzlichen Belebung im Tourismus führt. »

« Nichts machen ist keine Lösung »

Auch der Präsident der Korporation Uri, Toni Arnold, begrüsst die Projektarbeit in Göschenen: « Nichts machen ist keine Lösung. Wenn sich das Umfeld verändert, müssen wir reagieren. Wir unterstützen diese Initiativen in Göschenen, weil wir glauben, dass sich damit die Überlebenschancen der Bevölkerung im Berggebiet erhöhen. » Reto Solèr, Mitinitiant der Modellregion Göschenen, arbeitet bis heute aktiv in der Projektleitung von Wasserwelten und Fluvarium mit. Als Pionier der Göschener Projektarbeit zieht er trotz Anlaufschwierigkeiten eine durchaus positive Bilanz: « Auch nach acht Jahren ist es noch immer eine Herausforderung, nachhaltige Regionalentwicklung mit Umweltbildung und -schutz zu verbinden, zwei Anliegen, die sich wechselseitig bedingen. Nach harzigem Beginn mit der Modellregion erfährt das Projekt Wasserwelten breite Akzeptanz und grosse Unterstützung. Und das Fluvarium bietet Perspektiven – la nave va !» 2 a Ruedi Bomatter, Co-Projektleiter

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