Berg- und Kletterreisen in ferne Länder. Unvergesslich, aber schädlich
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Berg- und Kletterreisen in ferne Länder. Unvergesslich, aber schädlich

Berg- und Kletterreisen in ferne Länder

Alpinisten sind reisefreudig, naturverbunden und umweltbewusst. Diese Bevölkerungsgruppe zählt zu den Vielfliegern – und Fliegen gefährdet das Klima. Wer trotzdem nicht auf die Flugreise verzichten möchte, kann mit einem Beitrag an Klimaschutzprojekte die Treibhausgas-Emissionen kompensieren und dabei die nachhaltige Entwicklung fördern.

Wir Bergsteigerinnen und Bergsteiger sind eine mobile Volksgruppe. Regelmässig fahren wir zu den Felsen, reisen am Wochenende in die Berge oder fliegen in den Ferien in ferne Länder. Ob Klettern in Marokko, Trekking in Nepal oder die Besteigung des Kilimanjaro in Kenia, Expeditionen in ferne Länder werden immer billiger und das Realisie-ren immer einfacher. Das Flugzeug als Verkehrsmittel ist zur Selbstverständlichkeit geworden und aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken.

Touristen bringen Einheimischen Arbeit Expeditionsreisen und Kletterferien an fernen Orten haben zweifelsohne viele Vorteile. Der Horizont wird nicht nur optisch erweitert, Natur und fremde Kulturen regen auch Geist und Sinne an. Der Tourismus ist zudem in den von Bergsteigern beliebten, meist armen Bergländern ein wesentlicher und unentbehrlicher Beitrag fürs Überleben der lokalen Bevölkerung. Die Möglichkeiten zur Verbesserung der Einkünfte sind vielfältig: Vom Bewirten der Touristen über den Verkauf von selbst produzierten Waren bis zur Träger- und Führerschaft leben ganze Wirtschaftszweige von der Abenteuerlust und Kletterfreude der Touristen. Doch Fernreisen beinhalten auch Nachteile, die nicht so leicht zu erfassen sind. Flugzeuge schaden dem Klima Wir alle wissen, was Autofahrten in die Berge bewirken: Lärm und Gestank in den Bergtälern, Stau auf den Autobahnen, und sie leisten einen massgeblichen Beitrag zur Klimaerwärmung. Wissen wir auch, wie es um unsere Flugreisen steht? Ein Flug nach Nepal und zurück produziert etwa gleich viel Treibhausgase wie das Auto eines Durchschnittsschweizers in einem ganzen Jahr. Eine einzige Ferienreise mit dem Flugzeug belastet die Klimabilanz der umweltbewussten Klet-tertouristen massiv, ohne dass sie sich dessen so richtig bewusst sind. Bei einem Flug werden pro Passagier und Stunde mehr als 30 l Kerosin verbraucht. Dies bedeutet, dass während einer einzigen Flugstunde pro Passagier 80 kg Kohlendioxid ( CO 2 ) emittiert werden, was etwa den Emissionen einer 400 km langen Autofahrt entspricht! Durch die Verbrennung des Flugtreibstoffes werden jedoch nicht nur Kohlendioxid, sondern auch Stickoxide, Wasserdampf und andere Treibhausgase ausgestossen.

In der Schweiz ist der Flugverkehr bereits für 13% der CO 2 -Emissionen und für 19% der gesamten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Die Tatsache, dass der Flugverkehr schneller wächst als jeder andere Transportsektor – was global trotz der Krise zutrifft –, macht den Stellenwert deutlich, den das Fliegen in der Klimadebatte eigentlich einnehmen müsste.

Politische Missverhältnisse Trotzdem wird kaum etwas dagegen unternommen. Im Kyoto-Protokoll haben sich die meisten industrialisierten Länder darauf geeinigt, ihre Treibhaus-gas-Emissionen zu reduzieren. Dabei wurde der internationale Flugverkehr aus diesem wichtigen Vertragswerk ausgeklammert. Während am Boden grosse Anstrengungen zum Erreichen der nationalen Klimaziele unternommen werden ( –8% gegenüber 1990 ), wird der Flugverkehr stark subventioniert. Darüber hinaus wird Kerosin international nicht besteuert – im Gegensatz zu Benzin und den meisten anderen Treibstoffen. Die Schweiz hat sich in den Neunzigerjahren des letzten Jahrhunderts in der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisa-tion ( ICAO ) für eine Reduktion der Flug-zeugemissionen stark gemacht. Auch auf EU-Ebene wird seit Jahren über eine Kerosinsteuer debattiert. Doch dass sich die Luftfahrt um ihre Treibhausgase

kümmern wird, ist in nächster Zeit eher unwahrscheinlich. Das Fliegen wird auch in ferner Zukunft sehr viel Energie verbrauchen und somit wesentlich zur Klimaerwärmung beitragen. Ein « Bio-flugzeug » ist in absehbarer Zeit nicht in Sicht.

myclimate ticket für Umweltbewusste Vor diesem Hintergrund haben Umwelt-naturwissenschafter der ETH Zürich myclimate gegründet. Ziel dieser Non-Profit-Organisation ist, Flugreisende auf die Klimarelevanz des Flugverkehrs aufmerksam zu machen und Lösungen anzubieten. Das myclimate ticket erlaubt den Flugreisenden, Flugemissionen indirekt zu kompensieren. Das heisst, die durch das Fliegen verursachten Emissionen werden durch Klimaschutzprojekte aufgewogen. « Ich möchte den Leuten nicht nur den Mahnfinger zeigen, sondern auch Handlungsoptionen anbieten. Wir warten nicht, bis die internationale Politik Lösungen realisiert hat, sondern bieten verantwortungsbewussten Flug-passagieren schon heute den klimafreund-lichen Flug an », erläutert myclimate-Geschäftsführer Thomas Camerata.. " " .Auch Bundesrat Leuenberger unterstützt dieses Konzept: « Solange sich die Verantwortlichen nicht zu verbindlichen Normen aufraffen können, zeigt freiwilliges Vorangehen, was Verantwortung sein kann. » Klimaschutzprojekte und nachhaltige Entwicklung In erster Linie stehen die Projekte im Zeichen des Klimaschutzes: Sie reduzieren die Emissionen belastender Treibhausgase. Dieses Ziel kann zum Beispiel durch den Ersatz fossiler Brennstoffe mit erneuerbarer Energie erreicht werden. Darüber hinaus ist der Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung eine wesentliche Grundvoraussetzung der Klimaschutzprojekte. Die durch das myclimate ticket unterstützten Projekte müssen als positive Nebeneffekte beispielsweise die Steigerung der Lebensqualität, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Vermittlung von Know-how an die lokale Bevölkerung beinhalten. Umweltbewusste private Reisende, Unternehmen sowie Reiseveranstalter übernehmen bereits heute Verantwortung und bezahlen ihren Klimaanteil für ihre Flüge. So sind Kletterferien und Ex-peditionstouren nicht nur unvergessliche Erlebnisse, sondern auch mit dem Umweltgewissen der Bergtouristen vereinbar. 1 a

Aeneas Wanner, JO-Chef Sektion Basel 1 Unter www.myclimate.org sind weitere Informationen zu Klimaschutz und Flugverkehr verfügbar. Das myclimate ticket kostet Fr. 8.– pro Flugstunde und kann auf der Homepage von myclimate oder über Telefon 01 281 22 20 bestellt werden.

Reisefreudige, umweltbewusste Alpinisten können mit dem myclimate ticket Flugemissionen indirekt kompensieren. Kilimanjaro aus der Flugzeugperspektive Expeditionen und Kletterferien an fernen Orten bringen Einheimischen Arbeit, belasten aber das Klima. Unterwegs im Khumbu, Nepal Fo to :A rc hi v Jür g M ey er Fo to :C hr ist in a Is enm ann DIE ALPEN 2/2004

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