Bergputzete und Abfallsherpas
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Bergputzete und Abfallsherpas Abfall in den Bergen

Je mehr Menschen in den Bergen unterwegs sind, desto mehr Abfall fällt entlang der Wege und in den Hütten an. Damit die Berge nicht zur Müllhalde verkommen, gibt es Kampagnen zur Sensibilisierung und beherzte Einsätze.

Gebrauchte Papiertaschentücher hinter dem ersten Baumstamm am Waldrand, Zigarettenstummel auf dem Bergweg und glitzernde Riegelverpackungen zwischen blühenden Alpenblumen. Viele Berggänger ärgern sich über den Abfall, den andere liegen lassen. Der Müll stört aber nicht nur das Bild intakter Natur, sondern gefährdet sie auch. Denn bis die verschiedenen Materialien verrottet sind, dauert es lange. Ein Zigarettenstummel braucht bis zu sieben Jahre. Und dabei werden auch noch Chemikalien und Schwermetalle freigesetzt, heisst es auf der Website des SAC. Über der Waldgrenze, wo weniger Pflanzen gedeihen und kaum noch Mikroorganismen vorzufinden sind, bleiben Abfälle wesentlich länger in der Natur. So dauert selbst die Verrottung einer Bananenschale bis zu drei Jahre.

Einer, der die Probleme mit dem Littering in der Natur bestens kennt, ist Fridolin Andermatt. Als Umweltbeauftragter der SAC-Sektion Rossberg führt er jährlich mit Freiwilligen die Rossberg-Putzete durch. Immer am Samstag vor dem Bettag treffen sich 10 bis 20 Personen, um auf der Zuger Seite des Wildspitzes und dem Zuger Berg Abfall zu sammeln. «Der Abfall liegt überall entlang der Wege, besonders viel gibt es bei den Feuerstellen, und sogar unter Steinen findet man Abfall», sagt Fridolin Andermatt. Sehr häufig liegen PET-Flaschen, Papiertaschentücher und Aludosen herum. «Pro Person kommen locker ein bis zwei Abfallsäcke zusammen, zum Teil sogar drei bis vier», sagt er.

Neben dem Littering entlang der Wege ist auch jener Abfall ein Thema, den Besucher auf den Hütten zurücklassen. «Trage deinen Abfall ins Tal runter!» ist deshalb eine der drei Botschaften, die der SAC zusammen mit Summit Foundation und Zurich Versicherung diesen Sommer mit einer Plakatkampagne vermitteln will.

Abfall selbst runtertragen

Bereits seit 2017 läuft die Kampagne #cleanmountains. Neben zahlreichen Clean-Ups durch die Sektionen haben rund 50 Hütten einen Dispenser mit blauen Abfallsäcken installiert, in denen Besucher ihren Abfall und den der anderen ins Tal heruntertragen können. Eine Umfrage bei den teilnehmenden Hütten nach dem ersten Jahr hat ergeben, dass das Projekt gut ankommt, dass es aber auch noch mehr Sensibilisierung bei den Besuchern, insbesondere bei ausländischen Gästen, braucht. Sehr zufrieden mit der Aktion war beispielsweise das Hüttenteam in der Cabane de Susanfe CAS: «Wir haben das Gefühl, dass wir den von Wanderern zurückgelassenen Abfall reduzieren konnten.»

Wie viel Abfall sich so ins Tal transportieren lässt, ist schwer zu messen. Klar ist aber: Bei den meisten Berghütten muss der ganze anfallende Abfall mit Helikoptern ins Tal transportiert werden. «Von der Capanna Soveltra waren zum Beispiel im Sommer 2016 insgesamt 15 Helikopterflüge für den Rücktransport von Abfall nötig», sagt Marcello Martinoni vom Projekt Territorio e Montagne Pulite. Das Projekt wird vom Amt für Abfall des Kantons Tessin geführt und wurde ins Leben gerufen, um eine nachhaltige Bewirtschaftung der Tessiner Berghütten zu erreichen, insbesondere bei der Abfallentsorgung. «Immer mehr Menschen gehen in die Berge, und das Abfallvolumen steigt», sagt Marcello Martinoni. Natürlich werden Helikopterflüge mit Lieferungen in die Hütten kombiniert, Kosten und zusätzliches CO2 entstehen aber dennoch.

Um die Wanderer auf die besonderen Bewirtschaftsbedingungen der Hütten aufmerksam zu machen, gibt es das Teilprojekt Sherpa. In den teilnehmenden Hütten stehen kleine Säcke mit Abfall bereit, die man ins Tal transportieren kann und fachgerecht entsorgen muss. «Wir glauben, die Innovation beginnt im Kleinen», sagt Marcello Martinoni. Im letzten Sommer haben acht Tessiner Hütten mitgemacht. «700 Sherpas haben geholfen, Abfall ins Tal zu tragen.»

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