Die Ersten auf dem Montblanc. Hast du gewusst?
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Die Ersten auf dem Montblanc. Hast du gewusst?

Die Ersten auf dem Montblanc

Zu Beginn des Alpinismus vor mehr als 200 Jahren wurden die Berge nicht aus sportlichem, sondern aus naturwissenschaftlichem Interesse bestiegen. Der hervorragende Naturforscher Horace Bénédict de Saussure versprach 1760 jenen eine Belohnung, die eine Route auf den Gipfel des Montblanc auskundschaften würden.

Zu jenen, die sich ebenfalls für den 4807 m hohen Montblanc interessierten, gehörte der junge Arzt Michel-Gabriel Paccard aus Chamonix. Er beobachtete über Jahre hinweg den Montblanc und unternahm auch verschiedene Erkundungsvorstösse, u.a. über den Taconna-Gletscher zum Grand Plateau und dann über die « ancien passage » zwischen den Felsrücken der Rochers Rouges hindurch. Am 7. August 1786 schliesslich brach er mit dem Kristallsucher und Träger Jacques Balmat auf. Wie mühsam, schwierig und gefährlich die Besteigung des höchsten Berges der Alpen sein würde, war ihnen wohl kaum bewusst.

Mit einfachen Mitteln zum Erfolg

Das erste Biwak errichteten sie rund 250 m unter dem Gipfel der Montagne de La Côte. Ausser Brot, Fleisch und Decken führten sie als wissenschaftliche Instrumente ein Thermometer, einen Kompass und ein Barometer samt Stativ sowie lange Alpenstöcke mit sich. Früh am folgenden Morgen stiegen sie weiter. Sie besassen weder Leiter noch Seil, und die Felsen der Jonction, eines Feldes von geborstenen Eisblöcken, wo der Taconna- und der Bossons-Gletscher zusammenstossen, bereiteten ihnen Mühe. Nach der warmen Nacht brachen sie viermal in Spalten ein. Jedes Mal warfen sie sich mit waagrecht gehaltenem Stock nach vorne und krochen wieder hinaus. Der aufkommende Nordwind und die Überquerung des Grand Plateau im tiefen, weichen Schnee machten ihnen schwer zu schaffen. Doktor Paccard liess aber nicht locker und brachte Balmat dazu, mit ihm weiterzugehen. Im 40° steilen Eis der « ancien passage » ( alte Passage ), führte dann Paccard und schlug mit seinem Stock Stufen. Es war später Nachmittag, als sie deren oberen Rand erreichten. Noch blieben ihnen 350 m über einen leichten, aber dem Wind ausgesetzten Schnee- und Felsgrat.

Vollmond half mit

Von Chamonix aus wurde durch ein Fernglas beobachtet, wie die beiden dem Gipfel zustrebten und ihn um 18.23 Uhr erreichten. Wie schon zuvor wurden die Instrumente abgelesen. Wegen der tiefen Temperatur von –8 °C und des starken Winds waren Paccards Finger der rechten Hand bald unempfindlich – und der mitgebrachte Braten ungeniessbar, weil tiefgefroren. Da Doktor Paccard ausserdem seinen Hut verloren hatte, musste dringend ein geschützter Platz gesucht werden. Sie fanden aber keinen, weshalb sie kurz vor Sonnenuntergang mit dem Abstieg begannen. Die klare Vollmondnacht half ihnen bis zur Montagne de La Côte, wo sie dann biwakierten. Beide hatten leichte Erfrierungen an einer Hand, und der Doktor war inzwischen schneeblind. Am Vormittag des 9. August 1786 war Paccard wieder zu Hause. Sobald de Saussure vernahm, dass der Berg bestiegen worden war, unternahm auch er auf der Route Paccards einen – vorerst erfolglosen – Versuch. Im folgenden Jahr ging er dann gründlicher ans Werk: Er liess zwei Hütten bauen und bestieg mit einer Karawane von 18 Trägern und in Begleitung seines Leibdieners den Berg.

Hast du gewusst

– dass der erste Bergführerverein in Chamonix gegründet wurde? 1821 schlossen sich die Führer von Chamonix zusammen und erstellten eine genaue Gebührenordnung: Jeder « Amateur » musste damals von vier Führern begleitet werden. – dass heute an schönen Sommertagen bis zu 300 Personen den Gipfel des Montblanc erreichen? Viele besteigen ihn mit einem Führer vom Refuge du Goûter aus auf der Normalroute. a Andreas Mühlebach, Frick Horace Bénédict de Saussure und die Karawane mit 20 Leuten anlässlich der dritten Besteigung des Montblanc im Sommer 1787 ( r. ) So, wie es – fast – alle kennen: Chamonix und der Montblanc Fotos: Andr eas Mühlebach Por träts/K ar awane: zvg/aus Ber ge und Pionier e. Eine Geschichte des Alpinismus von Fr ancis Keenlyside, Or ell Füssli Verlag, 1976 Das Refuge Vallot, das eigentlich keine Hütte ist, sondern eine Notunterkunft, und der Gipfelgrat, die Arête des Bosses Die Erstbesteiger des Montblanc: Jacques Balmat und der Arzt Michel-Gabriel Paccard ( r. ) Das einmalige Montblanc- Gipfelpanorama mit den Grandes Jorasses im Zentrum

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