Die Gletscher der Schweizer Alpen im Jahr 1994/95
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Die Gletscher der Schweizer Alpen im Jahr 1994/95

Die Erhebungen über die jährlichen Veränderungen der Gletscher in den Schweizer Alpen sind im Herbst 1995 im gewohnten Rahmen weitergeführt worden. Bei den Messungen im Gelände haben uns alle bisher beteiligten Dienststellen, Unternehmungen und Privatpersonen erneut tal-kräftig unterstützt. Für die Betreuung der Messnetze an der VAW/ETHZ sind seit Anfang März Dr. Martin Hoelzle und Dr. Daniel Vonder Mühll zuständig. Als Delegierter für Gletscherbeobachtungen der GK/SANW wirkt Markus Aellen, der als Mitarbeiter der VAW in den Ruhestand getreten ist, vorläufig weiterhin mit.

Grosser Schnee im Winter und September, grosse Schmelze im Sommer und Oktober

Nach winterlichen Verhältnissen im September haben manche Beobachter im sommerlich warmen Oktober 1995 gute Messbedingungen für ihren Beitrag zur 116. Messkampagne im Rahmen der seit 1880 laufenden Erhebungen über die Längenänderung der Gletscher vorgefunden und genutzt. Mit 112 beobachteten Gletscherzungen gehört das Berichtsjahr zu den sechs ergiebigsten Jahren der Messreihe. Wie im Vorjahr hat erneut der Anteil

der wachsenden und der stationären Gletscher leicht zugenommen, der Anteil der schwindenden entsprechend abgenommen. Die zugrundeliegenden Zahlenwerte zeigen an, dass der Längenschwund ab 1993 zwar etwas nachgelassen hat, aber auch im Berichtsjahr immer noch stärker ausgeprägt war als im langjährigen Durchschnitt.

Im Massenhaushalt der Gletscher dagegen hat der Schwund deutlich nachgelassen. Nach einem milden, aber sehr schneereichen Winter und einem heissen, aber sehr kurzen Sommer war die Bilanz über Zuwachs und Abtrag ab Mitte August annähernd ausgeglichen. Der nasskalte September brachte namhaften Zuwachs und hinterliess eine kräftige erste Schneedecke. Diese überdauerte den

Abb.3i- Ansicht am 26.1O.95?

starken Schwund im extrem warmen und trockenen Oktober jedoch nur in hochgelegenen oder absonnigen Gebieten.

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Witterung und Klima

Witterung

Das Jahr 1995 war nach einer Serie sehr warmer Jahre seit 1983 wiederum deutlich zu warm. Die Überschüsse in den Bergen und auf der Alpensüdseite betrugen 0,5 bis 1,5 °C. Die Untertitel der monatlichen Witterungsberichte der Schweizerischen Meteorologischen Anstalt ( SMA ) fassen die Charakteristika zusammen:

5 Abb.1 bis 3 Lavazgletscher ( Somvix ): Nachdem die Zunge im Jahr 1986 ( wie zuvor in den Jahren 1975 und 1978 ) durch angelagerten Lawinenschnee um rund 100 m verlängert worden war, ist sie bis 1989 um 140 m, bis 1993 um weitere 390 m zurückgeschmolzen. Seither haben Schnee- und Lawinenreste, die am Zungenende und im Vorgelände den Sommer überdauerten, die Verkürzung teilweise wieder ausgeglichen.

Abb. 2 Ansicht am 17.1O.94 Wissenschaft und Bergwelt c n.

Figur 1 Jahresniederschlag 1994/95 und Sommertemperatur 1995: Abweichungen vom Normalwert 1901-1960 ( Quelle SMA ) a ) Jahresniederschlag 1994/95 ( Summe 1.1O.94-3O.9.95 ): Abweichung in Prozenten 1994 Oktober Überwiegend sonniges und mildes Herbstwetter November Der wärmste in den Niederungen seit Messbeginn Dezember Deutlich zu mild und schneearm JahrHageljahr und wärmstes Jahr seit Mess- beginn Mitte des 18. Jahrhunderts 1995 Januar Nach grossen Schneefällen stürmisch und nass Februar Frühlingshaft mild und im Norden sehr nass MärzHartnäckiger Spätwinter im Norden, sonnig im Süden AprilNach warmem Beginn wechselhaft und im Süden endlich Regen MaiNach sommerlichem Auftakt weitge- hend tiefdruckbestimmt JuniWechselhaft und kühl - Sommerbeginn am Monatsende JuliAusserordentlich warm, endlich viel Sonne und fast überall zu trocken August Schwül und gewitterhaft mit vorwin-terlichem Ende September Kühl, sonnenarm und im Westen und Süden nass JahrIn den Niederungen deutlich zu warm, im Norden nass, im Süden trocken und überall normal sonnig Insgesamt zeichnete sich also das Berichtsjahr 1994/1995 durch einen deutlichen Wärmeüberschuss aus. Die grössten Beiträge lieferten die Monate Februar und Juli. Im März, Juni und September war es dagegen zu kalt. Im Juli lag die Nullgradgrenze über Payerne meist über 4000 m Meereshöhe, zeitweise sogar über 5000 m. Die Niederschläge waren meistenorts über dem langjährigen Durchschnitt, aussei " im Tessili und in Graubünden.

50 300 Abb. 4 Tiatschagletscher am 11.11.95. Das Gletscherende, das von 1926 bis 1972 in den meisten Jahren zurückgeschmolzen und danach bis 1990 vorgestossen ist, liegt heute gegen 400 m hinter dem Stand zu Beginn der jährlichen Zungenmessungen vor 70 Jahren, aber immer noch etwa 50 m vor dem Minimalstand von 1972 ( vgl. 95. Gletscherbericht, Bild 13, 14 ).

b ) Sommertemperatur 1995 ( Mittelwert 1.5.3O.9.95 ): Abweichung in Grad Celsius c m a Während Januar bis März sowie Mai und September zu nass waren, blieben die Sommermonate Juni, Juli und August zu trocken.

Klima

Das Wachstum der Gletscher wird durch den festen Niederschlag ( Schnee ) und die Schmelze massgeblich bestimmt. Deshalb interessieren aus glaziologischer Sicht die Niederschläge, vor allem im Winter, die Lufttemperaturen vor allem im Sommer. In Fig. 1 a ist die prozentuale Abweichung des Jahresniederschlags ( Oktober 1994 bis September 1995 ), in Fig. 1 b die absolute Abweichung der Sommertemperatur ( Mai bis September 1995 ) vom Normalwert ( Mittelwert der Periode 1901/60 ) 3 Die Figuren zeigen die meistenorts viel zu nasse und fast überall zu warme Witterung des Beobachtungsjahres. Im Südwesten wurden die durchschnittlichen Niederschlagswerte um mehr als 60 % übertroffen, während das Tessin und das Bündnerland bis 20% zu trocken waren. Die Sommertemperaturen waren in weiten Teilen um 0,5 bis 1°C zu hoch. In den zentralen Gebieten der Alpen waren grosse Schwankungen zu verzeichnen. In Zermatt war es beispielsweise um 0,3° C kälter als im langjährigen Durchschnitt, in Sion um mehr als 1,0° C zu warm.

Gletscherveränderungen

Massenhaushalt

Der Massenhaushalt und die Eistemperaturen werden vom Energieaustausch zwischen der Atmosphäre und den Gletschern beeinflusst. In der'In den einsprechenden Darstellungen der früheren Berichte ist die Abweichung vom Normalwert als normierter Indexwert wiedergegeben. Dieser lässt sich durch folgende Umrechnung abschätzen: Beim Niederschlag entspricht er ungefähr der Prozentabweichung geteilt durch 11,. " " .4; bei der Temperatur entspricht er der absoluten Abweichung geteilt durch 0,55.

Wissenschaft und Bergwelt Tabelle 1 Längenänderung der Gletscher in den Schweizer Alpen 1993-1995 - Zusammenfassung c ä Messnetz Anzahl Gletscher n und Prozentanteil p der Klassen èl^^H Stichprobe 1993 1994

1995 a|

Klassen n Pn Pn p 1%J Beobachtungsnetz 121 121 121 nicht beobachtet 36 10 9 beobachtet 85 111 112 nicht klassiert 5 2 2 Stichprobe 80 100,. " " .0 109 100,. " " .0 110 100,. " " .0 wachsend 6 7,5 9 8,3 14 12,. " " .7 stationär8 7,3 12 10,. " " .9 schwindend 74 92,. " " .5 92 84,. " " .4 84 76,. " " .4 Mittlere Längen- änderung:

Mittelwert [m] -12,. " " .2 -11,. " " .8 -10,. " " .4 Anzahl Werte 56 59 92 Schweiz wird der Massenhaushalt von drei Gletschern, nämlich Gries, Silvretta und Aletsch, jährlich erfasst. Die aufsummierten Jahreswerte dieser Beobachtungsreihen sind in Fig. 2 dargestellt. Die langfristigen Trends sind sehr gut erkennbar. Es fällt vor allem der starke Massenverlust in den 40er und 80er Jahren, aber auch der Zuwachs in den 60er und 70er Jahren dieses Jahrhunderts auf. Der Massenhaushalt der einzelnen Gletscher wird mit unterschiedlichen Methoden erfasst. Bei den Gletschern Gries und Silvretta wird die sogenannte glaziologische, beim Aletsch die hydrologische Methode angewandt. Die Verfahren unterscheiden sich beträchtlich im Arbeitsaufwand wie auch in ihrer Art und der Genauigkeit. Es ist deshalb wichtig, dass deren Ergebnisse von Zeit zu Zeit mit einer unabhängigen Methode überprüft werden. Dies geschieht durch die geodätische Methode, indem anhand photogrammetrisch ausgewerteter Luftaufnahmen die Volumenänderung des Gletschers in jährlichen oder mehrjährlichen Zeitabständen bestimmt und daraus die Massenänderung ermittelt wird. Der Gries- und der Silvrettagletscher gehören, zusammen mit ungefähr 50 Gletschern, deren Massenhaushalt in weltweiter Zusammenarbeit mit dem World Glacier Monitoring Service beobachtet wird, auch zum internationalen Beobachtungsnetz.

Die im Berichtsjahr gemessenen Massenbilanzen sind am Gries- und den Aletschgletschern leicht negativ und am Silvretta positiv ausgefallen. Dies erstaunt wenig, denn nach einem sehr warmen Juli war der Sommer 1995 ab Mitte August ausserordentlich kühl und niederschlagsreich. Im Oktober kam es dann allerdings nochmals zu einer starken Schmelze, die aber bereits dem folgenden Bilanzjahr in Rechnung zu stellen ist. Der Griesgletscher, der in den 80er Jahren beschleunigt abgeschmolzen ist, weist erstmals seit gut 10 Jahren wieder eine fast ausgeglichene Jahresbilanz auf.

Das Zehrgebiet der Aaregletscher wird seit 1924 im Auftrag der Kraftwerke Oberhasli durch das Vermessungsbüro Flotron jedes Jahr geodätisch vermessen. In der Messperiode vom 16. August 1994 bis 7. Oktober 1995 sind rund 24 Millionen Kubikmeter Eis abgetragen worden. Das ist gleich viel wie im Durchschnitt der letzten 10 Jahre und entspricht einer mittleren Dickenabnahme um 1,1 m. Die aufsummierten jährlichen Dickenänderungen seit 1924 sind in Fig. 3 für zwei Querprofile miteinander verglichen und den Fliessgeschwindigkeiten gegenübergestellt.

Der stark defizitäre Trend im Massenhaushalt der 80er und frühen 90er Jahre scheint zur Zeit etwas verlangsamt. Die Zukunft wird zeigen, ob es sich dabei um eine Trendwende handelt oder nicht.

Gletscherbewegung

Auf den genannten Haushaltsgletschern wie auch auf weiteren Gletschern, beispielsweise Allalin und Giétro, sind die Pegelstangen, an denen der Massenhaushalt wie auch die Gletscherbewegung ermittelt wird, im Herbst 1995 meistenorts kontrolliert und erneuert worden. Die Bewegungsmessungen zeigen zumeist ebenso niedrige Fliessgeschwindigkeiten an wie in den Vorjahren, teilweise sogar noch niedrigere. Ausnahmen sind wiederum in einzelnen Teilen des Unteraargletschers aufgetreten, wo im Vorjahr eine Zunahme der Geschwindigkeit vor allem oberhalb des Zusammenflusses, am sog. Abschwung, festgestellt worden war. Im Berichtsjahr sind die grössten Werte der Geschwindigkeitszunahme im talseits angrenzenden Zungengebiet unterhalb des Abschwungs aufgetreten. Auch im vorderen Zungenbereich hat sich die Gletscherbewegung seit dem Vorjahr stellenweise beschleunigt ( vgl. Fig. 3 ).

Am Giétrogletscher wird die Fliessbewegung im vordersten Bereich der steilen Zunge seit 1968 jeweils von Mitte Juli bis zum Einwintern registriert ( vgl. Bilder im 113.. " " .Bericht ). Im Rahmen eines Forschungsauftrags der Kraftwerke Mauvoisin sind im Sommer 1995 mehrmals geodätische 000 Griesgletscher 000 I— —Q— Silvrettagletscher Aletschgletscher 20 0 -20 -40 -60 -80 000 2000 1900 1920 1940 1960 Figur 2 Summierte jährliche Massenänderung der Haushaltsgletscher Aletsch, Gries und Silvretta -100 1920 Abb. 5 Ammertengletscher am 16.1O.95. In den 25 Jahren seit Beginn der Messungen ist das schuttbedeckte Zungenende nach anfänglichem Schwinden und anschliessendem Vorstossen ( um je etwa 15 m in fünf Jahren ) um insgesamt 65 m zurückgeschmolzen ( vgl. 92. Gletscherbericht, Bild 6 ).

Figur 3 Fliessgeschwindigkeit und Dickenänderung im Zungengebiet des Unteraargletschers 1924-1995 e 01 a., j Fliessgeschwindigkeit ( m/Jahr ) lnCv

Dickenänderung ( m ) -n- Pavillon Do Ifus 2284, 6 mmittl. Höhe 1 -o- Mieselenegg 2419,. " " .4 mmittl. Höhe 1924 ) I I ^:

1930 1940 Wissenschaft und Bergwelt Q.

Kontrollmessungen vorgenommen worden. Sie haben die früher beobachteten jahreszeitlichen Schwankungen bestätigt, wonach bei steilen Gletscherzungen das Geschwindigkeitsmaximum in der Regel erst am Sommerende auftritt. Dabei hat sich gezeigt, dass im Fall des Giétrogletschers die Saison-geschwindigkeiten von Jahr zu Jahr in gleichem Sinn und ungefähr gleichem Ausmass schwanken wie die Jahresgeschwindigkeiten. Diese sind seit 1982 auf 30-50 m pro Jahr abgesunken, nachdem sie zuvor innert fünf Jahren von 50-80 auf 80-120 m pro Jahr angestiegen waren.

Längenänderung

Das Messnetz, an dem die jährliche Längenänderung als Indexgrösse für die generelle Entwicklung der Gletscher in allen Teilen der Schweizer Alpen ermittelt wird, umfasst derzeit 121 Gletscherzungen. Im Rahmen der 116. Messkampagne sind im Herbst 1995 insgesamt 112 Zungenenden vermessen oder photographisch erfasst worden. Der Vergleich mit der vorangehenden Beobachtung führte in 110 Fällen zu einem schlüssigen Befund: 12 Gletscherzungen sind stationär geblieben, 14 länger und 84 kürzer geworden. Der Betrag der Längenänderung ist in 92 Fällen bekannt. In 18 Fällen beruht die Zuweisung zu den drei vorgenannten Klassen auf dem Vergleich der vom Beobachter aufgenommenen Ansichtsbilder oder der von den Landesvermessungsdiensten aufgenommenen Luft- Figur 4 Längenänderung der Gletscher in den Schweizer Alpen 1995 - Situation bilder. In 2 Fällen hat sich wegen ungünstiger Schneeverhältnisse kein eindeutiger Befund ergeben ( vgl. Tab. 1 ).

Die Ergebnisse des Berichtsjahrs sind in Tab. 2 und Fig. 4 für jeden Gletscher einzeln angezeigt. Die Tabelle dient als Legende zur Figur, in der jeder Gletscher mit seiner Nummer angeschrieben ist. Sie enthält neuerdings die Angabe über die aktuelle Längenänderung ohne den Vergleich mit den Ergebnissen des Vorjahrs. Hiezu ist zu bemerken, dass von den 14 wachsenden Gletschern des Berichtsjahrs 4 bereits im Vorjahr vorgerückt ( Tsidjiore Nouve, Mont Fort, Mont Durand und Grand Plan Névé ), die übrigen zurückgeschmolzen sind. Von den 12 stationären Gletschern waren im Vorjahr Zmutt, Moiry und Prapio bereits stationär geblieben, die übrigen mehr oder weniger verkürzt worden.

Bei den Gletschern, deren Längenzuwachs beziffert ist, beträgt dieser mehrheitlich weniger als 10 Meter. Zum relativ grossen Zuwachs bei Mont Fort und Sardona hat Anlagerung von Firnschnee beigetragen. In 4 Fällen ( Tälliboden, Ofental, Kessjen, Lavaz ) hat solche zu noch grösserem, wegen der vorhandenen Neuschneedecke nicht messbarem Zuwachs geführt. Im Berichtsjahr am weitesten zurückgeschmolzen sind der Roseg, der in einem natürlichen See endet, und der Grosse Aletsch, der weit unterhalb der Waldgrenze endet.

Fünf im Vorjahr noch wachsende Gletscher sind im Berichtsjahr zurückgeschmolzen. Von diesen ist der schuttüberdeckte Rossboden seit 1983 beständig vorgerückt; der ebenfalls schuttbedeckte Cheillon hat erst ab 1992 zugenommen. Bei Suretta, Val ai 8 CO 8 3001—300

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\v^ wachsend V. stationär 1schwindend

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—j— 50—^ O nicht klassiert -500 -700 Tabelle 2 Längenänderung der Gletscher in den Schweizer Alpen 1995 Nr.

LängenNr. Gletscher -«MUTI II.ängen- änderungänderung b«^.^ ab ) Rhonegebiet ( II ) Rhone Mutt Gries Fiescher Grosser Aletsch Oberaletsch Kaltwasser Tälliboden Ofental + 619 Turtmann1,. " " .5 20 Brunegg5,. " " .4 -11,. " " 421 Bella 022 Zina1659,. " " .523 Morning16 n24 125 Ferpècle12,. " " .3 + x26 Mont Miné18 + 27 Arolla11 ( Mt.. " " 328 Tsidjiore Nouve6 2429 Cheillon6,. " " .7 + 30 En Darrey2 -37,. " " 531 Grand Désert3,. " " .81032 Mont Fort ( Tortin22,. " " .5 33 Tsanfleuron17,. " " .5 -34,. " " .5340temma13,. " " .3x35 Mont 2836 Breney1,. " " .7 10 Schwarzberg 11 Allalin 12 Kessjen 13 Fee ( Nord ) 14 Gorner 15 Zmutt 16 Findelen 17 Ried 18 Lang Aaregebiet ( la ):

50 Oberaar - 10 57 Ob. Grindelwald - 7 64 Blümlisalp - 3,3 51 Unteraar -25,. " " .8 58 Unt. Grindelwald - x 65 Rätzli - 16 52 Gauli -12 59 Eiger - 8,0 109 Alpetli - 3,4 53 Stein - 12 60 Tschingel - 0,2 110 Lötschberg n 54 Steinlimmi - 3 61 Gamchi - 1,2 111 Ammerten - 2,1 55 Trift ( GadmenX 62 Schwarz - 1,0 112 Dungel n 56 Rosenlaui - X 63 Lämmern - 4,5 113 Gelten n Reussgebiet ( Ib ):

66 Tiefen + 2,5 70 Damma - 15,. " " .8 74 Griess + 0,3 67 Sankt Anna - 0,9 71 Wallenbur - 2,8 75 Firnalpeli ( Ost5,. " " .0 68 Kehlen -29,. " " .3 72 Brunni n 76 Griessen st 69 Rotfirn ( Nord11,. " " .4 73 Hüfi -32,. " " .6 Linth-/Limmatgebiet ( Ic ):

77 Biferten - 7,0 79 Sulz -22,. " " .03 81 Pizol sn 78 Lirnmern - 1,7 80 Glärnisch -34,. " " .5 114 Plattalva - 3,6 Rheingebiet/Bodensee ( Id ):

82 Lavaz + X 86 Paradies + 12,. " " .1 90 Silvretta - 14,. " " .5 83 Punteglias -22 87 Suretta - 13,. " " .5 91 Sardona + 27,. " " .2 84 Lenta - 11 88 Porchabella - 5,5 85 Vorab sn 89 Verstankla - 3 115 Scaletta n Inngebiet ( V ):

92 Roseg -84,. " " .4 95 Calderas - 6,9 97 Sesvenna - 1,5 93 Tschierva -24,. " " .4 96 Tiatscha st 98 Lischana - 6,2 94 Morteratsch -24,. " " .1 Addagebiet ( IV ):

99 Cambrena - 9 101 Paradisino0,. " " .2 116 Albigna n Campo 100 Palü - 7,8 102 Forno -20,. " " .7 Tessingebiet ( III ):

103 Bresciana - 13,. " " .5 117 Valleggia - 7,0 120 Corno + 1,0 104 Basodino -24,. " " .5 118 Val Torta - 4,6 Cr Croslina - 7,6 105 Rossboden - 8,5 119 Cavaenoli - 0,2 Abkürzungen:

+ wachsend st stationär - schwindend ca ungefährer Wert x Betrag nicht bestimmt? unsicher sn eingeschneit n nicht beobachtet Nr. GletscherLängen- änderung ab ) 37 Giétrox 38 Corbassièrex 39 Valsorey43 40 Tseudet27 41 Boveyrex 42 Saleina17,. " " .7 43 Trient40 44 Paneyrosse5,. " " .8 45 Grand Plan Névé + 5,9 46 Martinetsn 47 Sex Rougest 49 Pierredarx 106 Mittelaletschx 107 Bisx 1080rnyx 43 Allgemeine Bemerkungen:

a ) Mit dieser Nummer ist der Gletscher in Figur 4 bezeichnet, b ) Gilt die Angabe für mehr als ein Jahr, ist die Zahl der Jahre angezeigt: -13,. " " .42 = Schwund um 13,. " " .4 m in 2 Jahren.

Wissenschaft und Bergwelt a ) Umfang der jährlichen Stichprobe: Zahl der klassierten Gletscher ( N ) ai ö 500 -500 -1000 -1500 -2000 -2500 - Aletschgletscher Trientgletscher 1880 1900 1920 Torta und Basodino hat zeitweiliges Vorstossen den langfristig überwiegenden Schwund in den letzten 2 Jahrzehnten mehrmals unterbrochen.

Die langfristige Entwicklung ist ersichtlich aus der Gesamtübersicht der Hauptergebnisse seit 1880 ( vgl. Fig. 5 ). Bei deren Interpretation ist ausser dem jährlich wechselnden Umfang der Stichprobe die beschränkte Aussagekraft der Prozentwerte in den Randbereichen zu beachten. Der Umfang der Stichprobe ( Fig. 5 a ) gibt für jedes Jahr an, wieviele Gletscher in der Statistik erfasst und den drei Qualitäts-klassen wachsend/stationär/schwindend zugeteilt sind. Diese Klassen sind durch ihren Prozentanteil so dargestellt, dass sie sich jährlich auf Hundert ergänzen ( vgl. Fig. 5 b ). Das wechselnde Verhältnis des Anteils der wachsenden zum Anteil der schwindenden Gletscher bringt die Zuwachsperioden um 1920 und 1980 deutlich zum Vorschein. Ebenso deutlich zeigt der in den meisten Jahren überwiegende Anteil der schwindenden Gletscher auf, dass in der Messreihe seit 1880 die Schwundjahre bei weitem vorherrschen ( im Verhältnis von 95 zu 21 ), wogegen der Anteil der wachsenden Gletscher nur in 12 Jahren mehr als die Hälfte der Stichprobe ausmacht. Das Vorherrschen der Schwundtendenz erscheint augenfällig in den für die drei längsten und vollständigsten Messreihen dargestellten Sum-menkurven der Längenänderung ( vgl. Fig. 5 c ). Diese bringen zudem ein charakteristisches, für verschiedene Gletschertypen unterschiedliches Verhalten der einzelnen Gletscher zum Ausdruck.

100 50 -0 - 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 Figur 5 Längenänderung der Gletscher in den Schweizer Alpen 1880-1995 Summierte jährliche Längenänderung ( in km ): Grosser Aletsch-, Rhone- und Trientgletscher 1940

Zusammenfassung

Die Witterung im Jahr 1995 zeichnete sich wie in den Jahren zuvor als deutlich zu warm aus. Auffallend war vor allem der Monat Juli mit extrem hohen Temperaturen und extrem hoher Lage der Nullgradgrenze ( meistens über 4000, zeitweise sogar über 5000 m Meereshöhe ). Der September war hingegen viel zu kalt und auch zu niederschlagsreich. Generell zeigt sich das Klima im Beobachtungsjahr als zu nass und zu warm.

Im Massenhaushalt der Gletscher haben sich sehr grosser Zuwachs im schneereichen Winter und sehr grosser Abtrag im heissen Sommer bis Ende August mehr oder weniger ausgeglichen. Ergiebige Schneefälle im September brachten am Schluss des Bilanzjahrs beträchtlichen Zuwachs. Ebenso beträchtlich war der Abtrag ( zu Lasten des nächsten Bilanzjahrs ) im sommerlich warmen Oktober. Die Jahresbilanz für 1994/95 ergab ausgesprochen geringe Zuwachs- oder Schwundwerte bei überaus hohen Umsatzwerten.

Von den 110 klassierten Gletscherzungen sind seit dem Vorjahr gut drei Viertel zurückgeschmolzen, ein Achtel ist vorgerückt. Am weitesten zurückgegangen ist der Roseg ( um rund 85 m ), der grösste Zuwachs ist am Sardona ( gegen 30 m ) gemessen worden.

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75 50 25 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 Abb. 6 ( vgl. S. 46 ff. « Anhang: Untersuchungen und Schutzmassnahmen im Gebiet des Grubengletschers » ) Das Gebiet des Grubengletschers zwischen Saastal und Simplon ( Luftaufnahme ). Links des Gletschers ist der Schutt des kriechenden Permafrostes sichtbar. Auf der Moränenbastion liegt « See 1 », zwischen dem Gletscher ( rechts ) und dem kriechenden Permafrost liegt « See 3 » ( Bildmitte ), links auf dem schuttbedeckten Permafrost ( einem sogenannten Blockgletscher ) befindet sich « See 5 ». Für die Bauarbeiten wurde eine Strasse gebaut.

Foto: Willy Schmid. VAW-ETH Zur » b ) Klassierte jährliche Stichprobe: Prozentanteile wachsender, stationärer und schwindender Gletscher c a a Ö HI SE \ NW 1970 fi- h2910 m 1994 1'—l 1984 w — 2900 m1989 ^^BH - ,/ Toteis Permafrost — 2890 m 200 m I 150 rr 0 I I 100 m Sflm — aaau m 0 m

Schlussfolgerungen

Im Berichtsjahr hat sich die Gletschermasse in den Schweizer Alpen unter ähnlichen klimatischen Gegebenheiten wie in den beiden vorangehenden Jahren wenig verändert. Sehr grosse Wärmeüberschüsse und sehr grosse Niederschlagsüberschüsse haben zum Massenhaushalt ausgleichend beigetragen. Im Falle künftig andauernder Erwärmung wären entsprechend zunehmende Niederschlagsüberschüsse erforderlich, damit die gegenwärtige Substanz der Gletscher erhalten bliebe. Der nahezu ausgeglichene Massenhaushalt der letzten 3 Jahre wird sich auf die Längenänderung am Zungenende

Abb. 7 Die Injektionsbohrungen auf dem Damm bei « See 1 » schützen die Moräne vor weiterer Erosion und verhindern ein Ausbrechen dieses untersten Sees ( im Hintergrund die Lenzspitze ).

Figur 6 Der Prozess, der im « See 5 » abläuft: Zwischen dem Toteis ( links ) und dem Permafrost bildete sich eine Spalte, die sich mit Wasser füllte. Das Seewasser erwärmt sich durch die Sonne und sinkt wegen der Dichtezunahme ab. Am Toteis kühlt es wieder ab und steigt auf. Es setzt eine Umwälzung des Wassers ein, die das Volumen des « Sees 5 » zunehmend vergrössert. Auch dieser See drohte auszubrechen, weshalb er leergepumpt wurde.

bei den meisten Gletschern gemäss ihrer Reaktionszeit erst in den kommenden Jahren auswirken. Im Berichtsjahr hat sich der Längenschwund, gemessen an den Erfahrungswerten der letzten 100 Jahre, allgemein von übernormalem auf annähernd durchschnittliches Mass vermindert.

Anhang: Untersuchungen und Schutzmassnahmen im Gebiet des Grubengletschers ( VS )

Der Grubengletscher lliesst vom Fletschhorn ( 3993 m ü.M. ) in Richtung Saas Baien. In seinem Einzugsgebiet gibt es eine Vielzahl von Landschaftsformen, die vom Gletscher, aber auch vom Penna-

frost geprägt sind. Besonders auffällig ist einerseits die mächtige Stirnmoräne, eine eigentliche Moränenbastion vor dem Gletscher ( vgl. Abb. 6, S. 45 ). Andererseits liegen im nordseitig angrenzenden Gebiet ausgedehnte dauernd gefrorene Schuttmassen mit einem hohen Gehalt an Eis, eine Art gefrorenes Grundwasser. Durch die Eisdeformation kriecht dieser Permafrost bis zu 1 m pro Jahr talwärts. Solche Formen bezeichnet man als Blockgletscher. Im Bereich des Gletschers und des Blockgletschers haben sich mehrere Seen gebildet; einige am Gletscherrand, andere auf dem wasserundurchlässigen Permafrost. Diese wurden von unten nach oben von 1 bis 6 nummeriert.

1968 und 1970, als der Gletscher vorstiess, stieg das Wasser im See 3 so hoch an, dass es den Glet- e « Abb. 9 « See 3 » liegt zwischen dem Grubengletscher ( rechts ) und dem dauernd gefrorenen Schutt ( Toteis und Permafrost, links ). Dieser See ist 1968 und 1970 unter dem Gletscher ausgebrochen und hat damit die verheerenden Murgänge aus- Abb.8 Das Überlaufbauwerk beim « See 1 ». Durch das Absenken der Überlauf kote wird das potentielle Fassungsvo-lumen des Sees vergrössert. Dies ist notwendig, um ein allfälliges Ausbrechen eines der weiter oben gelegenen Seen aufzufangen.

gelöst, die im 1400 m tiefer gelegenen Saas Baien grosse Verwüstungen angerichtet haben. Da der See mit dem Zurückschmelzen des Gletschers auszubrechen drohte, wurden auch hier Schutzmassnahmen ergriffen.

scher wie einen Eisberg anzuheben vermochte ( vgl. Abb. 9, S. 47 ). Das Wasser brach unter dem Gletscher aus und erodierte die Moränenbastion. Die Murgänge verursachten in beiden Jahren im 1400 m tiefer gelegenen Saas Baien grosse Schäden. Der Überlauf dieses Sees wurde dann künstlich auf einem tiefen Niveau gehalten. Seit 1989 vergrösserte sich jedoch die Fläche von See 3 wiederum, weil sich der Gletscher zurückzog. Der See drohte erneut auszubrechen ( Kääb 1996 ).

Auch der auf dem Permafrost liegende See 5 vergrösserte sich seit 1985 schneller und schneller. Im Sommer 1995 hatte er ein Volumen von ungefähr 10 000 m3 erreicht, und niemand konnte voraussagen, ob, wann oder wo dieser See ausbrechen würde.

In der Folge wurde im Auftrag der Gemeinde Saas Baien und der zuständigen kantonalen Dienststellen eine Reihe von Sanierungsmassnahmen Wissenschaft und Bergwelt < ergriffen: Der See 5 wurde leergepumpt ( vgl. Fig. 6, S. 46, und Abb. 10 und 11, S. 48/49 ). Das Volumen von See 3 wurde verkleinert, indem er teilweise mit Moränenmaterial zugeschüttet und der Ausfluss um weitere 3 m tiefer gelegt wurde. Um die Moräne vor weiterer Erosion zu schützen und um ein zusätzliches Rückhaltevolumen zu schaffen, wurde auch der Überlauf beim See 1 saniert ( vgl. Abb. 7 und 8, S. 46/47 ).

Verdankungen

Die Gletscherkommission ist in der 116. Messperiode ebenso tatkräftig wie in allen früheren Jahren unterstützt worden von vielen Helfern, auf deren regelmässiges Mitwirken sie angewiesen ist und stets auch zählen darf. Hiefür dankt sie allen direkt oder indirekt beteiligten Personen bei den Forstdiensten der Gebirgskantone, bei den Kraftwerken Ägina, Mattmark, Mauvoisin und Oberhasli, im Vermessungsbüro Flotron, im Bundesamt für Landestopographie, in der Eidgenössischen Vermessungsdirektion, an der Schweiz. Meteorologischen Anstalt, in der Landeshydrologie und -geologie, am Eidgenössischen Institut für Schnee- und Lawinenforschung, in der Abteilung Hydrologie des Geographischen Instituts und den Abteilungen Glaziologie und Direktion der VAW an der ETHZ. Besonders dankt sie allen bei den Aufnahmen im Gelände oder bei der Daten- und Textbearbeitung im Büro privat mitwirkenden Personen.

Quellen

Annalen ( z.. " " .T. in Vorbereitung ), Quartalshefte und Monatsberichte der SMA 1993-1995 Berichte 1995 der VAW an die Kraftwerke Ägina, Mattmark und Mauvoisin ( unveröffentlicht ) Ingenieurbüro Flotron: Vermessung der Aaregletscher. Aufnahmen 1995. Bericht an Kraftwerke Oberhasli ( unveröffentlicht ) Hydrologisches Jahrbuch der Landeshydrologie und -geologie 1993-1995 ( z.. " " .T. in Vorbereitung ) Jahresbericht der VAW 1995 Für Anhang Kääb, A. ( 1996 ): Photogrammetrische Analyse zur Früherkennung gletscher- und permafrostbe-dingter Naturgefahren im Hochgebirge. Mitteilung der VAW-ETH Zürich, 145. 182 S. Abb. 10 « See 5 » wurde im Sommer 1995 grösstenteils leergepumpt. Gut sichtbar sind die senkrechte, schuttbedeckte Wand des Toteises und die Lage des Seespiegels vor dem Auspumpen ( im Hintergrund der Grubengletscher ).

Abb. 12 Zur Erforschung der Wasserverhältnisse im Gletscher wurden mit dem Heisswas-serbohrer mehrere Bohrlöcher bis zum Bett des Grubengletschers getrieben. Im Hintergrund: Alphubel, Täschhorn, Dom und Lenzspitze Abb. 11 Unter dem ehemaligen Seespiegel ist das Toteis durch die Umwälzung des Wassers abgeschmolzen. Es bildeten sich Unterhöhlungen.

-auna und Flora

Fauna e flora

=aune et flore

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