Die neue Keschhütte
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Die neue Keschhütte

Wegweisendes Energiekonzept

Die neue Keschhütte 1

Nach sieben An-, Um- und Erweiterungsbauten in den letzten 104 Jahren hat die Sektion Davos mit dem Neubau der Keschhütte ein Zeichen gesetzt. Besonders auffällig ist dabei das Energiekonzept, das mit dem Solarpreis 2001 in der Kategorie C ( Planer, Architekten ) ausgezeichnet worden ist.

Energie aus Staubecken und Kraftwerken, vernetzt, verdrahtet bis in die hintersten Winkel der Zivilisation – auf Knopfdruck erhältlich, immer genügend und dennoch zu günstigen Preisen. Nicht so in unseren SAC-Hütten! Energie zum Heizen, für die Beleuchtung oder zum Betreiben von Geräten muss in den allermeisten Fällen selbst produziert werden, was teuer und auch aufwändig ist. Zur Auswahl stehen Gas, Holz, Wasserkraft und Sonnenenergie. Gas und Holz sind nicht ideal, weil sie zur Hütte transportiert werden müssen; Wasser und Sonne hingegen verursachen relativ hohe Anfangsinvestitionen in Turbinen, Panels, Batterien und Reglern, liefern später aber zuverlässig ökologisch sauberen Strom.

Umfassendes Energiekonzept Beim Neubau der Keschhütte hat man sich für Letzteres entschieden: Zentrales Element ist ein grosser, heller Speisesaal mit freier Sicht auf die grandiose Bergwelt mit Piz Kesch, Piz Porchabella und dem gleichnamigen Gletscher. Da diese Seite genau nach Süden gerichtet ist, konnte ein ausgefeiltes Energiekonzept unter bestmöglicher Nutzung der Sonnenenergie verwirklicht werden. Dazu wurden grosse Kollektoren zur Warm-wassererzeugung auf dem Dach installiert. Fotovoltaikflächen in der lang gestreckten Südfassade und auf dem Dach erzeugen Energie für Licht, Tiefkühl-truhe, Geschirrspüler, Waschmaschine, Pumpen usw. Dank einer transparenten Wärmedämmung unter den Fenstern der Südfassade wird die dahinter liegende, schwarz gestrichene Kalksandsteinwand während der Sonneneinstrahlung des Tages erwärmt, die diese Wärme zeitverzögert ( nach Sonnenuntergang ) an die dahinter liegenden Essräume abgibt. Und schliesslich sorgen grosse Fenster mit besonders hohem Durchlassgrad für Licht und Sonnenwärme für zusätzliche Beheizung der dahinter liegenden Räume sowie eine konsequente Wärmedämmung mit Dampfbremse und Winddich-tung gegen das Entweichen der Warmluft nach aussen.

Rundum umweltverträglich Der Umwelt wurde nicht nur durch den Einsatz von Solarenergie Sorge getragen. Im Sommer erzeugt eine an der Trinkwasserleitung angeschlossene Kleintur-bine weiteren Strom und sorgt auch bei längeren Schlechtwetterphasen für die elektrische Grundversorgung. Die Aussenwände sind aus einheimischem, unbehandeltem Lärchenholz gefertigt. Eine geruchlose, biologische Kläranlage entsorgt das Abwasser aus Toiletten, Küche und Waschmaschine. Und da Holz nun statt zum Heizen nur noch zum Kochen verwendet wird, entfallen auch zahlreiche Versorgungsflüge. Getestet Es ist November 2000, windig, stark bewölkt, ca. –5 °C. Im Kellergeschoss, wo sich der Eingang befindet, ist noch nichts von angenehmer Wärme zu spüren. Das ist bewusst so gehalten, denn durch die Türe würde viel Wärme verloren gehen. Eine Etage höher aber, im Aufenthaltsraum, empfangen uns die gewünschten sonnengeheizten 20 °C – es funktioniert! Und dank der 20 cm starken Isolation

1 Die Chamanna digl Kesch, SAC Davos, hat 92 Schlafplätze in 12 Zimmern zu 4 bis 12 Personen, ist bewartet von Weihnacht bis Neujahr, März/April und Ende Juni bis Ende Oktober, restliche Zeit auf Anfrage; Winterraum für 20 Personen immer offen. Reservation/Information bei den Hüttenwarten Erika und Ruedi Käser, Ufm Ried, 7494 Wiesen, Tel. 081/404 17 26, Tel. Hütte 081/407 11 34, Internet www.kesch.c.h, E-Mail kesch(at)sac-davos.ch Eher ungewohntes Essraum-Ambiente für eine SAC-Hütte Fo to s:

Remo Ku nd ert DIE ALPEN 11/2001

in den Schlafräumen unter dem Dach fällt dort die Temperatur kaum je unter 10 °C.

Trotz des Einsatzes von vielen tausend Stunden freiwilliger und unbezahlter Arbeit der Sektionsmitglieder stellt jeder Um- oder Neubau einer Hütte für jede SAC-Sektion eine grosse finanzielle Belastung dar, insbesondere, da hierzulande für solche Bauten nicht grundsätzlich mit Subventionen gerechnet werden kann. Beim Neubau der Keschhütte konnte man auf das Vermächtnis des berühmten einheimischen Bergführers Peter Ettinger zurückgreifen. Peter Ettinger setzte sich so ein Denkmal, das hinsichtlich der Nutzung von Solarenergie momentan alpenweite Massstäbe setzt. a

Remo Kundert, Winterthur

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