Die Skigebiete rüsten um
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Die Skigebiete rüsten um Skitourengehen auf markierten Routen

Vom Wallis bis ins Graubünden entstehen in den Schweizer Skigebieten markierte Skitourenrouten. Zwischen jungfräulichem Pulverschnee und alpinen Landschaften wird die boomende Sportart auf gesicherten Routen zum Breitensport.

Auch mitten in der Coronapandemie muss sich das Skigebiet Bluebird in Colorado (USA) keine Sorgen um die Warteschlangen an den Skiliften machen. Denn hier gibt es keine Lifte, die Skifahrer erreichen die Gipfel mit eigener Muskelkraft. Obwohl es in der Schweiz noch kein Skigebiet gibt, das ausschliesslich für das gesicherte Skitourengehen angelegt ist, bieten immer mehr Orte markierte Skitourenrouten an.

«Wir haben hier für jeden etwas»

Die Idee entstand vor einigen Jahren, als immer mehr Skitourengänger begannen, auf den Skipisten oder an den Pistenrändern hochzusteigen, um einen Gipfel zu erreichen. «Das gefährdet sowohl die herabfahrenden Skifahrer als auch die Skitourengänger, die ihnen den Weg abschneiden», sagt Bernhard Hug, Bereichsleiter Swiss Ski Mountaineering beim SAC. «In Deutschland und Italien wurde es sogar komplett verboten, innerhalb der Pistengebiete zu wandern.»

Ähnlich wie beim Schneeschuhwandern oder Mountainbiking gibt es nun auch für Skitouren spezielle Routen. Vom Val d’Anniviers über Les Diablerets und Rothenthurm bis zur Lenzerheide: Mehrere Gebiete haben die Initiative ergriffen und dem Skitourengehen mit markierten Routen einen gesicherteren Rahmen geschaffen. Diese zusätzliche Attraktion erweitert das touristische Angebot und verbreitert die Kundenbasis.

«In Crans-Montana wurden 2015 die ersten beiden Routen eingerichtet», sagt Nicolas Combe, anerkannter Trainer von Swiss Olympic. «Heute umfasst unser Skitourenpark 15 Touren mit insgesamt 8000 Metern positivem Höhenunterschied, die sich auf 40 Kilometern markierten Routen über das gesamte Gebiet verteilen.» Zusammen mit seiner Frau Séverine Pont-Combe, mehrfache Schweizer Meisterin im Skitourenrennen, markiert Nicolas jedes Jahr die Routen und gibt ihnen je nach Schwierigkeitsgrad und Höhenunterschied eine blaue, rote oder schwarze Bewertung. «Wir haben hier für jeden etwas, vom Anfänger bis zum erfahrenen Skitourengänger. Jeder kann eine Route finden, die seinen Erwartungen und seinem Niveau entspricht», sagt Séverine. In den vergangenen Jahren haben die beiden leidenschaftlichen Skitourengänger miterlebt, wie ihre Sportart immer mehr zum Breitensport wurde und sich auch Leuten öffnete, die das Hochgebirge nicht kennen, die aber die körperliche Anstrengung, den Pulverschnee und die abwechslungsreiche Landschaft abseits der Lifte schätzen.

Sicher Höhenmeter machen

Der andere Faktor für den Erfolg der markierten Skitourenrouten ist die Gewährleistung der Sicherheit. «Die Skigebiete sind verantwortlich dafür, die Routen zu sichern oder sogar zu sperren, wenn die Lawinengefahr zu gross ist», sagt Andrea Wigger, Mitarbeiterin des Skiherstellers Movement. Wie andere Skihersteller hat Movement an der Einrichtung von Skiroutenparcours in rund 20 Skigebieten in der ganzen Schweiz mitgewirkt. Und die Nachfrage steigt. «Personen, die sich mit Schnee, Lawinen oder der Orientierung im Gelände nicht auskennen, können diesen Sport kaum unbetreut ausprobieren. In diesen Parcours kann ein breites Publikum die Sportart in Sicherheit ausüben, ohne die Skifahrer in den Skigebieten zu stören.» Ausserdem sind sie ideal für Skitourenathleten, die viele Höhenmeter machen wollen, oder für diejenigen, die es sonst eilig haben, einen Gipfel zu erreichen.

Ist das nicht einfach eine billige Version vom echten Skitourengehen? «Überhaupt nicht», sagt Séverine Pont-Combe. «Es ist uns wichtig, dass die Menschen schöne und abwechslungsreiche Landschaften entdecken können. Und wenn es frisch geschneit hat, muss man selbst spuren und die eigene Route finden, auch wenn es Wegweiser gibt, die helfen. Wenn man oben angekommen ist, kann man immer noch zwischen einer Abfahrt auf der Piste und einer neben der Piste wählen.»

Hin zu einheitlicher Markierung

Und die Idee scheint aufzugehen. Die Touring Tracks im Rando Parc in Morgins sind gut besucht, wie ein Augenschein vor Ort zeigt. Zwei blaue, drei rote und eine schwarze Piste stehen zur Freude der Fahrer bereit. Die gleiche Situation herrscht in der Region La Gruyère: «Moléson, La Berra, Les Paccots und andere Skigebiete in der Region haben beschlossen, ihre Pistenpräparierung zu verschieben und Abende für das Skitourengehen zu reservieren», sagt Bernhard Hug vom SAC. So können Unfälle mit dem Stahlseil der Pistenfahrzeuge vermieden werden, und die Arbeit der Pistenbetreiber wird nicht behindert (siehe «Die Alpen» 02/2015). Der nächste Schritt könnte sein, «markierte Skitourenrouten in die vom Bundesamt für Strassen genehmigte Wintersportliste aufzunehmen, sodass sie eine offizielle Beschilderung ähnlich dem Winterwandern oder Schneeschuhwandern erhalten», sagt Bernhard Hug.

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