Die Wüste. Ein Leben in Extremen
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Die Wüste. Ein Leben in Extremen

Die Wüste

Kamele, Nomaden, Sand und Oasen. So unterschiedlich diese Begriffe auch sind, haben sie eines gemeinsam: sie weisen alle auf die Wüste hin. Die extremen Umstände der Natur haben hier bei Mensch, Pflanze und Tier zu erstaunlichen Lebensgewohnheiten geführt.

Wüsten sind Trockengebiete, in denen die Verdunstung grösser ist als der Niederschlag. Sie bedecken ca. 12% der Landfläche der Erde. Sie liegen meist zwischen 20° und 30° nördlicher und südlicher Breite und im Innern von Kontinenten, wo fast permanente Hochdruckgebiete vorherrschen. Regen fällt sehr unregelmässig, jahrelang oft gar nicht. Ist es aber einmal so weit, dann stürzt der Niederschlag als heftiger Platzregen zur Erde, und in den zahllosen Trockentälern ( Wadis ) fliessen nun reissende Flüsse. Ebenso schnell wie sie gekommen sind, versickern und verdunsten jedoch diese Wassermengen wieder.

Heisse Tage und frische Nächte Der Himmel ist fast immer wolkenlos und die Luft extrem trocken, daher sind die Temperaturunterschiede zwischen Tag ( Erwärmung bis über 50 °C ) und Nacht ( Abkühlung manchmal unter 0 °C ) sehr gross. Diese Temperaturunterschiede führen zu einer relativ schnellen mechanischen Zerkleinerung des Gesteins. Die Gesteinstrümmer zerfallen in immer kleinere Brocken. Es entwickeln sich zuerst Fels- ( Hamada ) und dann Kieswüsten ( Serir ). In den Sandwüsten ( Erg ) kann der Wind die feinsten Sandteilchen umlagern und zu Dünen aufschichten. Diese werden bis zu 200 m hoch und können bei ihrer Wanderung ganze Städte bedrohen.

Leben ( fast ) ohne Wasser Wasser gewinnt der Mensch aus Brunnen oder Quellen, die vorwiegend in den Gebirgen liegen. Es stammt meist nicht aus den Niederschlägen des betreffenden Gebiets, sondern fliesst auf wasserundurchlässigen Schichten von weit her unterirdisch zu. Wenn das Wasser in Becken oder Mulden verdunstet, bleibt das mitgeführte Salz liegen und

es entstehen so genannte Salzpfannen. Salz ist auch heute noch ein wichtiges Handelsprodukt der Wüstenbewohner.

Die Wüste lebt Die Vegetation ist spärlich, in manchen Gebieten fehlt sie ganz. Es kommen nur Pflanzen vor, die eine jahrelangeTrocken-heit mit ihren Zwiebeln, Knollen oder Samen überleben können. Nach einem Regenguss spriessen die Pflanzen aus dem Boden und blühen nach kurzer Zeit. Die Wüste ist nur wegen des Was-sermangels pflanzenarm. In den Oasen hingegen, wo Wasser permanent vorhanden ist, entwickelt sich eine vielfältige Vegetation. Der charakteristische Baum der tropischen Oasen ist die Dattelpalme und die typischste Pflanze der Kaktus. Auch Tiere haben sich an das trockene Klima in der Wüste angepasst: Die Wüs-tenspringmaus, der Wüstenfuchs und unzählige Insekten wie Käfer und Skorpione können ohne zu trinken überleben.

Das Leben von Wüsten- und Oasenbewohnern Die Wüstenbewohner besitzen einen schlanken, sehnigen Körperbau. Als Vieh züchtende Nomaden durchwandern sie die Wüste mit ihren Herdentie-ren ( Kamelen, Schafen und Ziegen ) und nutzen die spärliche Vegetation. Anders gestaltet sich das Leben der Oasenbe-

Karge Vegetation auf dem Weg von Midelt ins Seenplateau von Imilchil. Hoher Atlas, Marokko Imilchil ist Zentrum des Siedlungsraumes des Ait-Haddidou-Berber-stammes, Hoher Atlas, Marokko. Die Häuser aus Lehmziegeln sind perfekt der Umgebung angepasst.

Khaimas, ein Nomadenzelt aus schwarzer Wolle im Hohen Atlas, Marokko. Hier wohnen die Sanhad-scha-Berber.

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wohner: Fruchtbäume, Getreide und Gemüsepflanzen liefern reichlich Nahrung. Im Gegensatz zu den Nomaden leben sie in festen Behausungen aus luftgetrockneten Ziegeln. Historisch waren die Oasenbewohner von den Nomaden abhängig, da sie ohne deren Hilfe die langen wasserlosen Strecken der Wüste nicht überwinden konnten. Zudem waren kriegerische Nomaden den eher friedlichen Feldbauern stets überlegen und haben deshalb die Oasen beherrscht. Lastwagen lösen Kamele ab Heute sind durch die zunehmende Bewässerung von ehemaligen Wüstengebieten, die den Anbau von Baumwolle, Zuckerrohr, Gemüse und Obst ermöglicht, viele Nomaden sesshaft geworden. Zudem wurden auch reiche Erdölvor-kommen erschlossen, die die wirtschaftliche Grundlage vieler arabischer Staaten bilden. Die Zeiten, als Karawanen mit Tausenden von Kamelen die Wüsten durchzogen, sind nahezu vorbei. Auf den immer zahlreicheren und besser ausgebauten Karawanenstrassen begegnet man heute eher Lastwagen und Bussen als Kamelen! Trotzdem konnten die Wüstenbewohner viele ihrer Eigenarten bewahren. a

Andreas Mühlebach, Frick

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