Ein Jahrhundert Alpingeschichte geht zu Ende
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Ein Jahrhundert Alpingeschichte geht zu Ende Zum Tod von Riccardo Cassin

Am 6. August 2009 ist Riccardo Cassin im Alter von 100 Jahren gestorben – in seinem Sommerhaus auf den Piani Resinelli hoch über Lecco am Comersee, am Fuss seiner geliebten Grigna. Hier hatte er vor 80 Jahren mit dem Klettern begonnen. Zur Legende wurde er wegen seiner vielen Erst begehungen vor dem Zweiten Weltkrieg.

Auf der Todesanzeige, die am 7. August in ganz Lecco bis hinauf zur Siedlung Piani Resinelli rund 1000 Höhenmeter weiter oben angeschlagen wurde, stand schlicht und ergreifend: « Riccardo Cassin, alpinista ». Jeder an der Alpingeschichte Interessierte, der in diesen Tagen in der Stadt am Comersee weilte, hielt einen Moment inne. Cassin war einer der letzten Vertreter jener grossen Zeit des Alpinismus unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg. Mit dem Tod Cassins – er war unter anderem auch Ehrenmitglied des SAC – ist eine bergsteigerische Epoche zu Ende gegangen. Seiner Abdankung wohnten denn auch Hunderte von Menschen bei. Familie und Freunde, Alpinisten und Behörden-vertreter und natürlich auch die Kameraden der « Ragni di Lecco », des Kletterclubs der « Spinnen von Lecco », denen Cassin seit Jahrzehnten angehörte.

1929, im Alter von 20 Jahren, begann Cassin mit dem Klettern, ab 1930 eröffnete er seine ersten Neuanstiege, anfangs in den Bergen rund um Lecco, dann zunehmend in anderen Massiven.

Zu seinen wichtigsten Erstbegehungen gehören die Südostwand der Torre Trieste in der Civetta-Gruppe ( August 1934, mit Vitali und Pozzi ); die Nordwand der Westlichen Zinne ( August 1935, mit Ratti ); die Piz-Badile-Nord-ostwand ( August 1937, mit Ratti, Esposito, Molteni, Valsecchi ) und der Walkerpfeiler an den Grandes Jorasses ( Juli 1938, mit Esposito und Tizzoni ). Der Zweite Weltkrieg – Cassin und seine Gefährten kämpften als Partisanen gegen den Faschismus – stoppte seine Aktivität als Erstbegeher. Nach dem Krieg begann er mit der Produktion von Kletterausrüstung und legte damit den Grundstein zu seiner Bergsportfirma « Cassin ». 50 Jahre später musste er sie der Konkurrentin « Camp » überlassen. In den 50er-, 60er- und 70er-Jahren leitete Cassin mehrere italienische Expe- Riccardo Cassin steht neben seinem Bergfreund Carlo Mauri vor dem Bivacco Craveri.

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