Ein stilles Örtchen ohne Mief
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Ein stilles Örtchen ohne Mief Vakuumtoilette für die sanitären Anlagen auf SAC-Hütten

Hygienisch einwandfreie WC-Anlagen auf SAC-Hütten sollen kein Traum bleiben: Forscher und Ingenieure aus sieben EU-Ländern und der Schweiz zeigen, dass eine Vakuumtoilette in grosser Höhe funktioniert. Noch ist aber einiges an Arbeit nötig.

Wer auf einer SAC-Hütte den Weg zur Toilette sucht, soll sich nicht länger auf seine Nase verlassen können. Das Ziel eines EU-Forschungsprojekts war ehrgeizig, aufwendig und – mindestens teilweise – erfolgreich: Die Ingenieure haben in den vergangenen zwei Jahren gezeigt, dass eine Vakuumtoil-ette unter verschiedenen klimatischen Bedingungen funktioniert. Sie kann mit Anlagen in Passagierflugzeugen oder modernen Zügen verglichen werden. In Bezug auf die Hygiene setzt sie neue Massstäbe, sie braucht wenig Wasser und ist auch bezahlbar.

 

Erfolg und Misserfolg auf der Britannia-Hütte

Nach einer Entwicklungszeit von rund eineinhalb Jahren haben die Forscher ihren Wurf letztes Jahr unter harten Bedingungen getestet. Die Anlage für hochalpine Gebiete wurde in der Britannia-Hütte eingebaut. Nach dem Test halten sich Erfolg und Misserfolg die Waage, sagt Johannes Heeb, der Geschäftsführer der am Projekt beteiligten Schweizer Firma Seecon GmbH.

Zufrieden und hoffnungsvoll stimmt die Forscher der Durchbruch bei der Toilettenanlage: «Die neu konzipierte Vakuumtoilette funktioniert und bietet für die Zukunft ganz neue Perspektiven», sagt Heeb. Im Abschlussbericht der Forscher heisst es, vor allem Spitzentage mit 130 Gästen auf der Hütte seien neben den harten klimatischen Bedingungen eine enorme Herausforderung für die Sanbox gewesen. Dass die Testanlage auf der Walliser Hütte bei den Berggängern positiv aufgenommen wurde, erstaunt nicht: WC-Anlagen auf SAC-Hütten seien vielerorts trotz hohen Kosten Problem und Ärgernis zugleich. Laut Christian Fux, der das Projekt für den Schweizer Alpenclub SAC begleitet hat, ist aber weiterhin Forschung nötig: «Die Anlage war ein Prototyp; damit sie breit eingesetzt werden könnte, muss sie marktreif gemacht werden.» Offen ist etwa die Frage nach der Ersatzteilhaltung für die gesamte Abwasserreinigungsanlage, die Einzelteile wurden extra für die Anlage gebaut, so Fux.

 

Brennstoff statt Humus

Keinen Durchbruch erzielt haben die Forscher bei der Weiterverarbeitung der Rückstände von Toilette und Küche: Die Kompostierung der Rückstände hat nicht funktioniert. Mit Sonnenenergie hätte der «natürliche Rohstoff» entkeimt und kompostiert werden sollen. Das raue Klima auf über 3000 Metern hat den Ingenieuren aber einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Traum von «selbst erzeugtem Humus für den Kräutergarten neben der Hütte» hat sich zerschlagen. Für Johannes Heeb ist das aber kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken: Anstelle einer Kompostierung steht bei der Weiterentwicklung der Anlage nun die Trocknung der im Hüttenbetrieb anfallenden Feststoffe im Vordergrund. Sie könnten richtig verarbeitet als Brennstoff genutzt werden und so den Holzbedarf sowie teure Transportflüge mit WC-Abfällen reduzieren.

 

Pilotanlage trotz Forschungserfolg abgebrochen

Dass die Pilotanlage auf der Britannia-Hütte nach dem Versuchsbetrieb im Herbst zurückgebaut und ins Tal geflogen wurde, hat laut Christian Fux verschiedene Gründe. Etwa war die biologische Leistung der Grauwasserbehandlungsanlage viel zu gering. «Auch braucht die Anlage elektrische Energie und ist bedeutend komplexer als die heutigen WC mit den Containern, in denen die Hinterlassenschaft gesammelt und später ausgeflogen wird.» Christian Fux ist allerdings überzeugt, dass die Probleme technisch gelöst werden können. «Bis das Projekt Marktreife erlangt, ist der Weg aber noch weit.» Für Johannes Heeb von der Seecon GmbH steht fest, dass sich die internationale Zusammenarbeit in den letzten Jahren gelohnt hat. Die Arbeit gehe weiter. Heeb ist zuversichtlich, dass bis in rund drei Jahren eine ausgereifte, ökologisch und hygienisch einwandfreie «Toilettenanlage ab Stange» für SAC-Hütten auf den Markt gebracht werden kann. Sofern auch der Preis verhältnismässig ausfällt, wird es am Interesse der Alpenclubs im In- und Ausland sicher nicht fehlen. Schon heute schlägt der Toilettenbesuch auf einer Hütte für die Betreiber mit bis zu fünf Franken zu Buche.

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Abwasser in den SAC-Hütten

Die Hütten des SAC zählen jährlich etwa 300‘000 Übernachtungsgäste, zusammen mit den Tagesgästen werden sie von rund 1 Mio. Leuten frequentiert. Entsprechend fallen Abwasser und Rückstände an. Als umweltbewusste Organisation will der SAC, seine Hütten möglichst im Einklang mit der sensitiven Gebirgslandschaft betreiben. Eine Strategie für die Ab-wasser- und Schlammentsorgung in den SAC-Hütten ist in Bearbeitung.

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