Eine Maria nur für den Schnee
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Eine Maria nur für den Schnee

Die heilige Maria gibt es in verschiedenen Formen. Im Val Formazza sogar als Santa Maria della Neve.

Wer aus dem Postauto in Cascata del Toce steigt, kann die kleine Kapelle Santa Maria della Neve – «Maria Schnee» – nicht übersehen. Im Innern findet sich über dem Hauptaltar ein eindrückliches, überraschendes Gemälde: Maria mit dem Kind vor einer grandiosen Bergkulisse. Zu ihrer Rechten weiden Schafe zwischen Schneefeldern, zu ihrer Linken sind Menschen auf Holzski unterwegs. Es ist ein für Mariendarstellungen eher unüblicher Rahmen.

Lebensnahe Patronin

Was hat wohl den Auftraggeber, den Maler zu dieser Darstellung bewogen? Der Wunsch nach dieser Harmonie? Dankbarkeit für die Unversehrtheit von Herden und Wanderern?

Das Leben in diesem Tal war hart, die Naturgewalten unberechenbar. Um überleben zu können, brauchten die Bewohner – Walser aus dem angrenzenden Goms – Unterstützung, die über den Alltag hinausragte. Eine wichtige fanden sie in ihrem Glauben und in den Heiligen. Diese wurden in schwierigen Situationen als Fürbitter angerufen. Ihnen errichteten sie Heiligtümer wie die kleine Kapelle Santa Maria della Neve. Ihre grosse Schwester steht übrigens in Rom. Es ist die Basilika Santa Maria della Neve, besser bekannt als Santa Maria Maggiore.

Wunder von Rom

Der Legende nach soll einem vornehmen Römer in der Nacht zum 5. August 352 im Traum die Jungfrau Maria erschienen sein. Sein Wunsch nach einem Sohn werde in Erfüllung gehen, wenn er dort eine Kirche bauen liesse, wo am nächsten Tag Schnee gefallen sei. Am andern Morgen lag Schnee auf dem Esquilin, einem der sieben Hügel Roms, wo Papst Liberius eine Basilika errichten liess.

Berge und Vulkane

Maria-Schnee-Kirchen und -Kapellen gibt es im ganzen Alpenbogen. Aber nicht nur. Auch auf der kanarischen Insel La Palma wird die «Virgen de las Nieves» verehrt: Alle fünf Jahre wird die grosse Marienstatue von Las Nieves in einer Prozession über 6,5 Kilometer in die Hauptstadt Santa Cruz hinuntergetragen. Zum Dank, denn gemäss einer Legende soll sich der Vulkan Tigalate 1646 beruhigt haben, weil auf Fürsprache der Jungfrau Maria Schnee fiel. Das grosse Volksfest zu Ehren der «Virgen de las Nieves», die «bajada», endet jeweils mit dem Hochtragen der Marienstatue nach Las Nieves. Und zwar am 5. August, denn dies ist der Gedenktag für alle die Maria-Schnee-Kirchen und -Kapellen – ob mitten im Atlantik, in Rom oder in den Alpen.

Kapelle aus dem Jahr 1621Mehr unter www.derlagomaggiore.de/de-de/home/Entdecken/Ossola/Kultur/Formazza

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