Einmal Vegi für alle
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Einmal Vegi für alle Verena Kuhle und Jochen Schirmann, Hüttenwartpaar auf der Camona da Medel CAS

Das Hüttenwartpaar Verena Kuhle und Jochen Schirmann kocht auf der Medelserhütte mindestens zweimal die Woche für alle Gäste ohne Fleisch. Damit reduziert es den CO2-Fussabdruck des Hüttenbetriebs.

Das Kuchenbüffet in der Camona da Medel auf 2524 Metern über Meer unterhalb des Piz Medel ist beeindruckend. Essen nimmt auf jeder Berghütte eine zentrale Rolle ein: Wandernde, Alpinistinnen und Alpinisten sind nach den Anstrengungen des Tages hungrig oder wollen sich für die Tour am nächsten Tag stärken.

Verena Kuhle und Jochen Schirmann bereiten Kaffee zu, schneiden Kuchen und hantieren dazwischen in der Küche. Zum Abendessen gibt es Pizzoccheri. Die Teigwarenspezialität aus dem Puschlav, die mit Wirz und Kartoffeln zubereitet wird, ist neben Gemüselasagne einer der Klassiker ohne Fleisch. «Weil es ein vollwertiges Gericht ist, merken viele nicht, dass es kein Fleisch gibt», sagt Verena.

Die beiden haben die Medelserhütte im letzten Sommer übernommen. Die Idee, eine Hütte zu warten, hatten sie schon länger. «Wir waren selbst viel auf Hütten zu Gast, da haben wir uns gesagt: Das könnten wir auch.» Jochen machte den Hüttenwartkurs. Auf der Medelserhütte absolvierte er ein Praktikum. Und weil die damaligen Hüttenwarte aus gesundheitlichen Gründen plötzlich aufhören mussten, fragten sie ihn.

«Alle sind zufrieden»

Jetzt bemüht sich das Hüttenwartpaar um einen guten Gästemix. Für Skitouren und Wanderungen in der benachbarten Greina-Ebene ist das Gebiet bereits bekannt. In der Nähe der Hütte haben die beiden nun zudem einen Klettergarten und mithilfe von Bekannten ein paar Mehrseillängenrouten eingerichtet. Aber auch sonst haben sie klare Vorstellungen, wie sie die Dinge anpacken wollen. «Als wir angefangen haben, uns Gedanken über die Menüplanung zu machen, war schnell klar, dass es weniger Fleisch geben sollte», sagt Jochen. Vegi auf Wunsch gehört seit Langem zum Angebot in den Hütten, sie wollten aber einen Schritt weitergehen. «Wir kochen zweimal pro Woche für alle vegetarisch», sagt Jochen. Aus ökologischen Gründen, aber auch einfach, weil es für sie selbstverständlich ist. «Bis jetzt waren alle zufrieden», sagt Verena. Den Bogen überspannen wollen sie aber nicht. Bei Gemüsecurry etwa seien sie eher vorsichtig. Dieses Menü kochen sie nur, wenn es zu den Gästen passt. «Jüngere Leute sind da zugänglicher», sagt Verena.

In den Bergen angekommen

Das vegetarische Angebot soll bald erweitert werden. Dabei kommt ihnen entgegen, dass mittlerweile ein beträchtlicher Teil an frischen Lebensmitteln von Gästen hochgetragen wird. Im Dorfladen in Curaglia wird alles bereitgestellt, und die Gäste können es in den Rucksack packen. Auf die Idee sind Verena und Jochen dank einer Aktion der Klimaschutzorganisation Protect Our Winters (siehe Kasten) gekommen.

Sich auf Neues einzulassen, ist typisch für Verena und Jochen, die beide aus Deutschland stammen und sich in der Schweiz kennengelernt haben. Verena wollte nach dem Architekturstudium in ein anderes Land – Holland und die Schweiz kamen für sie infrage. Und Jochen, Bauleiter von Beruf, bekam durch seine Schwester eine Arbeitsstelle in der Schweiz. Gemeinsam entdeckten sie die Liebe zu den Bergen. Mittlerweile sind beide eingebürgert. «Unser sozialer Mittelpunkt ist hier», sagt Jochen. Und im Moment ist er auf der Camona da Medel.

Dem SAC liegen aktuelle Umweltthemen am Herzen. Bereits 2019 hat er beschlossen, die Gletscher-Initiative zu unterstützen, die zum Ziel hat, dass die Schweiz bis 2050 netto null Treibhausgase mehr ausstösst. Einige von uns tragen bereits dazu bei, sei es in ihrer Freizeit oder beruflich. Ihnen ist diese Serie gewidmet.

Autor / Autorin

Anita Bachmann

Der Umwelt zuliebe

Gemäss einer Schweizer Studie zum CO2-Fussabdruck der Hüttenbetriebe verursachen 10% Fleisch in der Gesamtsumme der Lebensmittel knapp 40% des CO2-Ausstosses der Verpflegung. Studie: www.sac-cas.ch/huettenbilanzierung

Klimaschutz auf dem Teller

Die Produktion von Fleisch hat im Vergleich zu anderen Lebensmitteln eine schlechtere CO2-Bilanz. Die Tierhaltung verursacht direkte Treibhausgasemissionen durch das Freisetzen von Methangas, zudem tragen die Produktion von Futtermittel und die Abholzung von Wäldern zur negativen Bilanz bei. Die Klimaschutzorganisation Protect Our Winters (www.protectourwinters.ch) hat sich des Themas angenommen und das Projekt Klimaschutz auf dem Teller lanciert. Dabei werden lokal und biologisch produzierte Lebensmittel von den Gästen in die Hütten getragen, es wird vegetarisch gekocht, und das Thema wird bei einem Vortrag vertieft. Bereits haben zahlreiche Hütten bei der Aktion mitgemacht. Darüber hinaus kann sich jede Berggängerin und jeder Berggänger beim Hüttenbesuch für vegetarisches Essen entscheiden und dies im Hüttenreservationssystem angeben.

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