Engadin und Bergell: Ein gutes Jahrhundert Bergfilmgeschichte
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Engadin und Bergell: Ein gutes Jahrhundert Bergfilmgeschichte

ALPINE GESCHICHTE, KULTUR, ERZÄHLUNGEN

Engadin und Bergell:

Ein gutes Jahrhundert Bergfilmgeschichte

Das Engadin und seine Nachbartäler bilden seit mehr als 100 Jahren eine attraktive Filmkulisse. Entsprechend kann das Engadin fast als kleines Freilicht-Hollywood der Schweiz bezeichnet werden. Bis heute entstanden in dieser Umgebung über 700 Filme, darunter zahlreiche dokumentarische Bergsteigerfilme und Bergspielfilme.

Die ersten Filme, die im Engadin gedreht wurden, verdanken wir einer britischen Alpinistin. 1899 – nur vier Jahre nach der Erfindung des Films – drehte Elizabeth Main zehn Kürzestfilme über die Wintersportarten. Ihre eigenen alpinistischen Leistungen, darunter etliche Wintererstbesteigungen, hielt sie jedoch nur fotografisch fest. 1 Noch vor den Do-

kumentarfilmen über alpinistische Unternehmungen entstanden im Engadin unterhaltende Bergfilme für das Kino. Als Erfinder dieses Genres gilt der Deutsche Arnold Fanck, der immer wieder in der Berninagruppe und auf dem Berninapass drehte.

Ausrichtung auf Deutschland Es ist dies allerdings auch der Beginn einer Filmepoche, die von der damals aufkommenden nationalsozialistischen und entsprechend stark das Heroische betonenden Einstellung geprägt war. Die ebenso engen wie problematischen Beziehungen der in dieser Zeit zu Leinwand-Berghelden emporstilisierten Schauspieler Luis Trenker und Leni Riefenstahl zum damaligen Regime Deutschlands sind inzwischen allgemein bekannt. In Fancks zahlreichen Bergfilmen spielten die beiden Schauspieler Hauptrollen. Der « Extremregisseur » Fanck verlangte nicht nur von den Darstellern und den mitwirkenden Bergführern alles, er scheute sich auch nicht, riesige Eistürme in der Berninagruppe zu sprengen. Selbst Filme, die eigentlich ganz andere Drehorte vorgaukelten, zeigten Bergeller Landschaften, so Trenkers grossdeutsches Epos « Der Rebell »: Nicht « Aussenaufnahmen Tirol », wie es offiziell hiess, waren darin zu sehen, sondern die Steindächer von Soglio und der majestätische Piz Badile. Bergführer Hans Brunner, der langjährige Fornohütten-wart, hat für das Buch « Filmlandschaft » 2

die vielen Drehorte lokalisiert: von der Fornohütte über Motta Salacina bis zum Speranzagrat.

« Bergeller Kletterbissen » Der früheste Engadiner Bergsteigerfilm ist « Eine Winterbesteigung des Piz Bernina », der 1928 in St. Moritz vorgeführt wurde. Der erste abendfüllende Berg-steigerfilm dürfte « Bergeller Kletterbissen » ( 1938 ) sein, realisiert vom früh verstorbenen Wirtschaftsanwalt Werner Stauffacher und dem St. Moritzer Fotografen Andreas Pedrett. Bei den Recherchen zum Buch « Filmlandschaft » tauchte der Film bei der Lausanner SAC-Sektion Les Diablerets auf ( die ihn von den in Lausanne lebenden Stauffacher-Töchtern geschenkt erhielt ). Der Schwarzweissfilm zeigt Besteigungen des Monte Sissone, des Ago di Sciora und der Fiamma – mit Fiamma-Erstbesteiger Philipp Wieland und dem bekannten Fornohüttenwart

1 Eine interessante Auswahl ist derzeit im Museum Alpin in Pontresina zu sehen. 2 Vgl. www.filmlandschaft.ch « Mit einer Kompanie auf Piz Palü » ( 1939 ): Fahnenträger Heini Herter und Bündner Gebirgssoldaten nähern sich dem Gipfel des Piz Palü.

« Die weisse Hölle von Piz Palü » ( 1929 ): Arnold Fancks Kameramänner erwarten das nächste Kunststück des Fliegerasses Ernst Udet.

Major Charles Golay aus Pontresina liess die Arbeit der Bündner Gebirgstruppen filmisch dokumentieren.

Philipp Wieland, der Erstbesteiger der Fiamma, im neu entdeckten Film « Bergeller Kletterbissen » ( 1938 ) von Werner Stauffacher d_48_51.qxd 11.8.2003 10:25 Uhr Seite 48 DIE ALPEN 8/2003

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