Erfolgreiche Erstbegehung am Nuptse. Sommer- und Herbstsaison 2003 im nepalesischen Himalaya
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Erfolgreiche Erstbegehung am Nuptse. Sommer- und Herbstsaison 2003 im nepalesischen Himalaya

Erfolgreiche Erstbegehung am Nuptse

Die Sommer- und Herbstsaison 2003 an den Bergen Nepals und den Grenzbergen zu Tibet zeichneten sich durch mehrere Erstbesteigungen an erst kürzlich freigegebenen Bergen sowie durch eine grosse Erstbegehung des Russen Valeri Babanov zusammen mit Juri Koshelenko am Nuptse aus. 2

Babanov gelang es bei seinem dritten Versuch, eine neue Route über den markanten Pfeiler in der Südwand des Nupt-

1 Dieser Beitrag basiert auf einem ausführlichen Bericht von Elizabeth Hawley, Kathmandu. 2 Für diese Erstbegehung am Nuptse wurden Valeri Babanov und Juri Koshelenko in Grenoble Mitte Februar 2004 mit dem 13. Piolet d' Or ausgezeichnet.

se zu legen, die direkt zum Ostgipfel des Berges führt. Dieser, der Nuptse East I, ist mit 7795 m nur 60 m weniger hoch als der Hauptgipfel, der sich gegenüber der Everest-Südwestwand erhebt. Babanov hatte im Herbst 2002 einen Versuch im Alleingang unternommen, den er aber wegen Erschöpfung und Mangel an Fixseilen abbrechen musste. Im Frühling 2003 gelangte er mit Vladimir Suviga deutlich höher. Das kleine Team musste aber ebenfalls wegen Erschöpfung und starken Schneefällen aufgeben. Erst am 3. November erreichte Babanov, der zurzeit als einer der herausragendsten Bergsteiger im kombinierten Gelände und an hohen Bergen gilt, zusammen mit Juri Koshelenko den Gipfel. Die technisch äusserst anspruchsvolle Route hat Sektionen von 75 bis 80 Grad steilem, mit Eis überzogenem Fels.

Neutour an der Annapurna III Eine andere bemerkenswerte Neutour gelang den zwei Briten Kenton Cool und Ian Parnell zusammen mit dem Ameri-

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kaner John Varco an der Annapurna III, 7555 m. Dieser hohe Gipfel war vor ihnen von zehn Expeditionen bestiegen worden, doch niemand hatte bisher den Südostgrat erklettert. Die drei Kletterer schafften dies ohne Unterstützung durch Sherpas, ohne fest eingerichtete Camps oberhalb des vorgeschobenen Basislagers auf 5495 m und ohne Fixseile. Für ihre Begehung im Alpinstil brauchten sie sechs Biwaks, bevor sie den Gipfel am 6. November erreichten, dabei hatten sie nur ein Zelt. Ihre Route ist am Anfang objektiven Gefahren ausgesetzt, dann führt sie über verschiedene Sektionen von kombiniertem Gelände unterschiedlicher Steilheit, zudem ist der Fels teilweise sehr brüchig.

Erstbesteigung verschiedener Gipfel Drei erst kürzlich durch die nepalesische Regierung freigegebene Berge wurden im vergangenen Herbst erstmals bestiegen. Den Raksha Urai III, ca. 6600 m, in der Api-Nampa-Saipal-Region im Fernen Westen des Landes bestieg eine kleine französische Gruppe. Dabei stürzten tragischerweise ein Teilnehmer und ein Nepali tödlich ab. Erfolgreich waren die Amerikaner Peter Ackrod und Jim Frush am Sari-bung, 6320 m, im Mus-tang-Gebiet. Der Brite Bruce Normand, der Schweizer Sam Roderick und der Österreicher Andreas Frank bestiegen als Erste den Kyashar, 7590 m, der auch als Peak 43 oder Tangnag Tseng bezeichnet wird und sich im Khumbu südlich des Kangtega befindet.

Blick auf den Nuptse ( Westwand ). Im November 2003 gelang dem Russen Valeri Babanov im dritten Versuch eine neue Route in der Nuptse-Südwand.

Der Cho Oyu war während der Herbstsaison 2003 ein begehrtes Ziel, waren doch 36 Teams an diesem Achttausender unterwegs. Im Anmarsch zum Base Camp Fo to :K ur t S te rc hi DIE ALPEN 3/2004

Einer japanischen Expedition unter der Leitung von Tomotsu Ohnishi gelang die Erstbesteigung des im Dolpo gelegenen Norbu Kang, 6005 m. Weniger Glück hatte eine andere japanische Gruppe. Sie wollte den Himjung, 7140 m, der nahe des Himlung zwischen Manaslu-und Annapurna-Massiv liegt, über dessen Westgrat erklettern. Ihr Leader Ayumi Nozawai starb in einer Lawine. Er war neben den am Raksha Urai Verunglückten einer der sieben Bergsteiger, die im Herbst an den Bergen Nepals ihr Leben verloren. An der Ama Dablam stürzte der bekannte deutsche Bergführer Robert Rackl, Leiter einer kommerziellen Expedition, vermutlich wegen des Risses eines Fixseils ab. Lawinen rissen zwei Südkoreaner am Lhotse Shar in den Tod, und am Cho Oyu starb der Leader einer griechischen Expedition an Höhenkrankheit. Hälfte aller Teams an zwei Bergen Am Cho Oyu waren 36 Gruppenmit einem bis zu 24 Teilnehmern unterwegs. Viel Zulauf hatte einmal mehr die Ama Dablam mit 27 Teams in der Grösse von einem bis 21 Teilnehmer. Somit besuchten rund die Hälfte aller Expeditionen, die in dieser Jahreszeit in Nepal und an Grenzbergen zu Tibet unterwegs waren, diese zwei Berge. Der Cho Oyu wird sicherlich im Herbst 2004, wenn sich seine Erstbesteigung zum fünfzigsten Male jährt, noch mehr Expeditionen anziehen. Unter den 150 « Gipfelstürmern » am Cho Oyu war der baskische Veteran Juanito Oyarzabal. Da er bisher nicht nur alle vierzehn Achttausender, sondern einige darunter sogar mehrmals bestiegen hat, stand der Spanier insgesamt zwanzig Mal auf einem Achttausender.

« Echtes Bergsteigen » am Everest Einen krassen Gegensatz gab es am Everest zu beobachten: Während der Berg in der Frühlingssaison 2003 durch 69 Teams belagert worden war, besuchten ihn im Sommer und im Herbst darauf nur je eine einzige Expedition – beide amerikanisch, beide mit Plänen für Ski- und Snowboardabfahrten, beide erfolglos. Einer der Leiter, Wally Berg, der mit seinen Kameraden auf der Südseite unterwegs war, sagte danach, er fühle sich glücklich und privilegiert, dass sie nur auf sich selbst hätten zählen können,

Die Ama Dablam, formschöner Sechstausender, war im Herbst 2003 neben dem Cho Oyu der meistbesuchte hohe Berg im nepalesischen und angrenzenden tibetischen Himalaya.

Blick auf Namche Bazar, den Hauptort des Khumbu. Hier siedeln traditionell Sherpas, zu denen Vertreter anderer Völker dazugekommen sind, die Handel und Gewerbe betreiben.

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ohne die Anwesenheit von Horden anderer Bergsteiger auf der gleichen Route. « Das war echtes Bergsteigen !»

Wegzölle in vielen Gebieten Einmal mehr begegneten im vergangenen Herbst mehrere Expeditionen – und zahlreiche Trekkinggruppen – maoistischen Rebellen, die Wegzölle in Form von Geld einforderten. Die Gebühren waren nicht überall gleich hoch, aber es scheint, dass sich eine Art Standardrate zwischen 1000 und 1500 Rupien, also rund 20 bis 30 Schweizer Franken pro Person, herauskristallisierte. Diese Abgaben mussten insbesondere im Fernen Westen sowie im Annapurna-, im Manaslu- und im Makalu-Gebiet sowie im Fernen Osten ( Kangchendzönga ) bezahlt werden. Davon nicht betroffen war das Khumbu oberhalb von Lukla. Auf der bekannten Route in der Annapurna-Region zwischen Pokhara und Tatopani im Kali-Gandaki-Tal war die Präsenz der Maoisten besonders stark. Dort hatten Polizei und Armee sowie die Vertreter des ACAP ( Annapurna Conservation Area Project ) das Feld komplett geräumt. Die Maoisten richteten in einigen Dörfern, so in Ghorepani, Ghandrung und Landrung, eigentliche « alternative » Checkpoints ein, wo von den Trekkern freundlich, aber sehr bestimmt Wegzölle eingefordert wurden. Wie sich die Lage entwickeln und was die Zukunft für den Tourismus bringen wird, kann zurzeit nicht abgeschätzt werden. a

Christine Kopp, Unterseen Ein grosser Chörten, ein buddhistischer Schrein, auf dem Weg Richtung Gokyo von Namche Bazar aus. Im Hintergrund die wilden Sechstausender Tha-mersku und Kangtega, die sehr selten bestiegen werden. Aufgehängtes Flugblatt der Maoisten in Ghandrung, einem der grössten Gurung-Dörfer im Herzgebiet der Annapurna-Region. Im Herbst 2003 war dieses Dorf von Maoisten besetzt, die bei den Touristen Wegzölle einzogen.

Die Annapurna Süd, einer der vielen grossen Gipfel des Anna-purna-Massivs. In unmittelbarer Nähe dieses mächtigen Siebentausenders erhebt sich auch die Annapurna III, wo im Herbst 2003 einem kleinen Team eine Erstbegehung gelang.

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