FIFAD 2004. Ein Festival im Umbruch
Unterstütze den SAC Jetzt spenden

FIFAD 2004. Ein Festival im Umbruch

FIFAD 2004

Für das 35. Festival des alpinen Films in Les Diablerets wurden 27 Filme in den vier Kategorien Exploits, Dokumentarfilm Umwelt, Dokumentarfilm Berge und Trickfilm zugelassen. Der Grand Prix ging an den Film « Zanskar, le chemin des glaces » von Anne und Erik Lapied ( F ).

Das eher trostlose Wetter am Samstag, 25. September, dem Tag der Preisverleihung am 35. Festival des alpinen Films ( FIFAD ) in Les Diablerets, widerspiegelte in keiner Weise die Qualität der prämierten Filme des Jahrgangs 2004. Beim Betrachten der ausgewählten Filme wurde Filmkennern bewusst, dass diese Ausgabe aus der Reihe tanzte, denn zahlreiche Filme hätten einen Preis verdient.

Vergleich mit dem Jahr 2003 Der Vergleich zwischen dem Jahrgang 2003 und 2004 drängt sich auf. Letztes Jahr, als das Gros der Filme aus der Schweiz kam, erhielt keiner einen Preis, während in diesem Jahr, in dem die französischen Produktionen in der Mehrheit waren, gleich zwei Schweizer Filme drei Preise holten ( der Preis des Publikums und der Preis des SAC gingen an La Rinconada, l' or du glacier von Bernard Ro-bert-Charrue ). Ein gutes Omen für den Schweizer Film?

Ein Leben entlang dem Tchadar Der Grand Prix ( Preis der Télévision de la Suisse Romande, TSR ) ging an den grossartigen Dokumentarfilm Zanskar, le chemin des glaces von Anne und Erik Lapied aus Frankreich. Der Film berichtet vom Leben der Bewohner von Zanskar, einem abgeschiedenen Land nordwestlich von Indien. Die lokale Bevölkerung legt im Winter 100 km auf dem zugefrorenen Fluss Tchadar zurück, wenn sie nach Ladakh gelangen will – der einzigen Verbindung zur Aussenwelt. Es bleibt ihr nichts anderes übrig, da im acht bis neun Monate dauernden Winter alle Pässe in Folge der Schneefälle unpassierbar sind und sie sonst komplett vom Rest der Welt abgeschlossen wäre. Die Reisetage sind sehr lang, und wenn die Temperatur ein wenig steigt ( sie kann andererseits auch bis –50° sinken ), taut der Fluss auf, und die Fortsetzung der Reise wird schwierig und gefährlich. Zu den unbestritten hohen ästhetischen Qualitäten der Bilder kommt ein instruktiver Kommentar durch die Off-Stimmen von Anne und Erik Lapied, der diesen Film zu einem rundum gelungenen Werk macht.

Die Diables d' Or Die vier Diables d' Or, die vom SAC verliehenen Preise, zeichnen je die beste Produktion in den vier Kategorien aus. Auf den ersten Blick vielleicht etwas überraschend ging der Preis in der Kategorie « Exploits – Extremsport » an den Film Face au mur von Erhard Loretan ( CH ), der zwei gescheiterte Versuche an der Nordwand des Jannu im Himalaya dokumentiert. Diesem Werk kommt das Verdienst zu, den Begriff Exploit zu hinterfragen. Die Protagonisten sind zur Aufgabe gezwungen und zeigen damit ein neues Bild des Alpinisten, der nicht mehr ein tollkühner, absolut furchtloser Held ist, sondern vielmehr ein Antiheld, der Zweifel zulässt und schliesslich aus Besonnenheit auf den bergsteigerischen Erfolg verzichtet.

L' île verticale von Stéphane Granzotto ( F ) führt den Zuschauer auf den Spuren eines Klettervirtuosen nach Korsika. Die Hauptqualität dieses Films ( Diable d' Or in der Kategorie Dokumentarfilm Berge ) liegt vor allem in der Schönheit der Bilder und in den interessanten Aufnahme-winkeln; ein eigentlicher Inhalt fehlt, was die Zuschauer mit ihren Erwartungen etwas allein lässt.

Verleihung des Diable d' or an Stéphane Granzotto ( F ) für seinen Dokumentarfilm L' île verticale. Links der Festivaldirektor Jean Bovon, rechts der Präsident Charles-Pascal Ghiringhelli Der Mérite Alpin ging an Charles Raffestin für seine Werke im Zusammenhang mit den Alpen.

DIE ALPEN 11/2004

Gold für l' or du glacier Bernard Robert-Charrue kehrt nicht mit leeren Händen nach Hause zurück: Sein Dokumentarfilm La Rinconada, l' or du glacier ( CH ), erhielt den Diable d' Or in der Kategorie Umwelt sowie den Publikumspreis. Dieser packende Film lässt uns in eine aussergewöhnliche Welt eintreten, jene von La Rinconada in Peru, einer armseligen Hüttensiedlung auf 5500 m zwischen dem Gletscher La Ananea und der höchstgelegenen Goldmine der Welt. Der gut gestaltete Dokumentarfilm mit starkem Inhalt und eindringlichen Bildern lässt den Zuschauer sprachlos zurück vor dem menschlichen und ökologischen Desaster, das sich vor seinen Augen abspielt. Das Ökosystem von La Rinconada verwandelt sich vor unseren Augen in eine eigentliche Zeit-bombe, wo die Natur und die Menschen gleichzeitig Täter und Opfer im Teufelskreis von Elend und Verschmutzung sind.

Der Diable d' Or für den besten Trick-film ging an Pad'Panic von Chloé Bock-teals, Frédéric Boulin, Julien Moulinier und Mickaël Duval ( F ), der mit Humor die Abenteuer von zwei Eisbären erzählt, die auf einer ziemlich wackeligen Eisscholle fischen. Begegnung der anderen Art Voyage au centre de la pierre von Nicolas Gabriel ( F ) geht das Thema Berg unter einem neuen Blickwinkel an, denn der Film dreht sich um die Tsingy du Bema-raha ( Madagaskar ), eine geologische und biologische Besonderheit, der ein Team von Wissenschaftern nachspürt. Dank ihnen werden einige der Geheimnisse dieses ausserordentlichen Mikrokosmos vor den Augen des Zuschauers enthüllt. Er wird eingeladen, in ein unvermutet vielfältiges Universum einzutauchen. Die geologischen Erklärungen in 3 D, die grosse Vielfalt der Blickwinkel, die Sorgfalt gegenüber den Bildern und die Eindringlichkeit des Kommentars machen aus diesem Film trotz einiger Längen ein ausserordentliches Ereignis. Er wurde mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet. « Mérite Alpin » an Claude Raffestin Claude Raffestin, Geograf, Ökonom, ehemaliger Professor und Vizerektor ( 1997 bis 2000 ) der Universität Genf, erhielt die Auszeichnung « Mérite Alpin ». Damit wurde ein Nachdenker über die Alpen gewürdigt. Claude Raffestin ist Autor zahlreicher Bücher und Artikel zum Thema Alpen, in denen Themen wie Strassen und Strassentransport durch die Alpen, Ökonomie in den Alpen oder die Alpen und die Mobilität kontrovers behandelt werden.

Nach den Worten des Präsidenten des Festivals, Charles-Pascal Ghiringhelli, war die Ausgabe 2004 des FIFAD ein Schritt in einer Umbruchphase. Einige Änderungen waren dieses Jahr bereits spürbar – andere Organisation, Schaffung eines neuen Projektionsraums –, weitere Verbesserungen sind vorgesehen, die einen Besuch des Festivals für die Zuschauer noch attraktiver machen sollen.

FIFAD 2004 ist vorbei – es lebe FIFAD 2005! a

Karine Begey ( ü ) Nachteinbruch über Les Diablerets. Blick von Glaciers 3000 Richtung NNW, auf die Waadtländer und Freiburger Alpen Der Jahrgang 2004 des Internationalen Festivals des alpinen Films FIFAD überzeugte durch die Qualität der gezeigten Filme.

Erhard Loretan, dessen Film Face au mur den Diable d' Or in der Kategorie Exploits erhielt. Links seine Partnerin Chantal Oudin, eine der Protagonistin-nen des Films Übergabe des von Kodak gespendeten Spezialpreises der Jury an Nicolas Gabriel ( Mitte ) für seinen Film Voyage au centre de la pierre Fo to s:

Die te r S pinnle r

Feedback