Föhn, Westwind, Bise und Co. Der Wind, das himmlische Kind
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Föhn, Westwind, Bise und Co. Der Wind, das himmlische Kind

Der Wind, das himmlische Kind

Föhn, Westwind, Bise und Co.

Der Wind, ein spannendes und vielfältiges Resultat von Druckunter-schieden ist ein generelles Thema der Wetterprognosen, gibt es doch in den Alpen nur wenige windstille Tage. Die Ankündigungen sind aber jeweils nur qualitativ gehalten, da die lokalen und regionalen Unterschiede gross sind. Und gerade dies ist für Alpinisten oft bedeutsam.

Welcher Bergsteiger kennt ihn nicht, den Wind oder die, wie Meyers Lexikon eher trocken formuliert, « spürbar bewegte Luft im Freien ». Vom lauen Frühlings-lüftchen bis zum veritablen Höhensturm reicht das Spektrum, das wir in den Alpen erleben können. Der Wind hat vielfältige Erscheinungsformen. Entstehung des Windes Damit überhaupt Wind entstehen kann, braucht es Druckunterschiede oder – meteorologisch richtig – Druckgradienten. Im Bereich eines Tiefs herrschen naturgemäss viel grössere Druckunter-schiede und damit stärkere Winde als in der Nähe eines Hochdruckgebietes. Mit der folgenden einfachen Regel und mithilfe der Windrichtung, besonders auf relativ frei stehenden Gipfeln oder im Flachland, kann die ungefähre Lage des Tiefs bestimmt werden: « Hast du den Oft zeigen sich bei Nordwind schon auf der windabgewandten SeiteLee ) der ersten höheren Gebirgsketten einige Wolkenlücken. Blick vom Jungfraujoch zum Konkordiaplatz Lage des Jetstreams über dem Atlantik und dem europäischen Festland am 12. Januar 2004: Das Starkwindband in 9 km Höhe zeigt ziemlich genau von West nach Ost, im Kern ( rot markiert ) liegen die mittleren Windgeschwindigkeiten zwischen 140 und 200 Knoten, das sind etwa 260 bis 370 km/h. Nördlich des Starkwind-bandes herrscht tiefer Luftdruck, südlich davon befindet sich ein Hochdruckgebiet.

« Hast du den Wind im Rücken, befindet sich das Tief linkerhand... » ( gültig auf der Nordhalbkugel ). Der Wind weht im Uhrzeigersinn um das Hoch, mit einer Komponente aus dem Hoch heraus ( absinkende Luftbewegung ). Beim Tief ist es genau umgekehrt, zudem hat der Wind eine Komponente in das Tief hinein ( aufsteigende Luftbewegung ). Je dichter die Isobaren beieinander liegen, umso stärker ist der Wind.

... Isobaren... Windrichtung/ -stärke Gr afiken: zvg Foto: Ruedi W yss Wind im Rücken, befindet sich das Tief linker Hand... – zumindest auf der Nordhalbkugel. » Der Wind weht im Uhrzeigersinn um das Hoch und mit einer Komponente aus dem Hoch heraus ( absinkende Luftbewegung ). Beim Tief ist es genau umgekehrt, zudem hat der Wind eine Komponente in das Tief hinein ( aufsteigende Luftbewegung ). Je dichter die Isobaren 1 sind, umso stärker ist der Wind.

Wind in den Alpen

Tage mit windstillen oder ausgesprochen windschwachen Verhältnissen in allen Höhenlagen sind generell selten und am ehesten während einer stabilen winterlichen Hochdrucklage anzutreffen. Bei sommerlichen Hochdrucklagen entstehen mit der Sonneneinstrahlung in der Regel die tageszeitlichen Lokalwinde – das sind die Talwinde – sowie die thermischen Aufwinde. In den grossen Alpentälern, wie zum Beispiel im Walliser Haupttal, erreicht der nachmittägliche Talwind Böenspitzen von 50, manchmal sogar 60 km/h. Gleichzeitig kann es auf den umliegenden Gipfeln nahezu windstill sein. In den meisten Fällen ist es aber so, dass der Wind mit der Höhe deutlich an Stärke zunimmt. Allerdings kann es auch zwischen den Gipfeln, die sich in vergleichbarer Höhenlage befinden, bezüglich der Windstärke enorme regionale Unterschiede geben. So sind zum Beispiel bei Westwind die inneralpinen Gebiete vom Wallis über die Gotthardregion bis nach Graubünden sowie die Alpensüdseite recht gut geschützt. Da kann es dann durchaus vorkommen, dass der Westwind auf den nördlichen Voralpengipfeln, z.B. an der Station Säntis, in Sturmstärke weht, während auf den Gipfeln und Graten einige Kilometer weiter südlich lediglich schwacher bis mässiger Westwind gemessen wird, beispielsweise an der Station auf dem Weissfluhjoch. Diese Eigenheiten sind bekannt, können aber im allgemeinen Wetterbericht in der Regel nicht berücksichtigt werden. Dessen Windangaben sind aufgrund der immensen regionalen Unterschiede lediglich als eine grobe Hilfe zur Tourenplanung zu verstehen.

Westwind – der « Stürmische » und « Wechselhafte »

Starke bis stürmische, manchmal sogar orkanartige Westwinde treten im Alpenraum üblicherweise im Winterhalbjahr auf, also von November bis April, wenn Mitteleuropa vom Polarfrontjet beeinflusst wird. Dieser Jetstream, im deutschen Sprachgebrauch auch « Strahl-strom » genannt, befindet sich in einer Höhe von etwa neun Kilometern und entsteht im Übergangsbereich von der kalten Polarluft zu den warmen tropischen Luftmassen. Im Kern dieses Jets betragen die Windgeschwindigkeiten üblicherweise 150 bis 300 km/h, in extremen Fällen wurden auch schon 500 km/h gemessen. Bei ausgeprägten Westwind-lagen ist der Wettercharakter auf der Alpennordseite äusserst wechselhaft, in rascher Folge ziehen abwechslungsweise Kalt- und Warmfronten über uns hinweg. Dabei bleiben die inneralpinen Regionen und vor allem die Alpensüdseite üblicherweise wetterbegünstigt.

Südföhn – der « warm Machende »

Das Wort Föhn stammt vermutlich vom lateinischen Begriff « fovere », also « warm machen », was allerdings nur für die Niederungen der Alpennordseite gilt. Auf den Alpengipfeln ist der Südföhn oft alles andere als warm, sondern stürmisch und kalt. Dabei stecken die Gipfel am Hauptkamm meist im Nebel, was an der « Föhnmauer » erkennbar ist. Erst weiter nördlich entwickelt sich das so genannte Föhnfenster mit zumindest teilweise sonnigen Verhältnissen. Allerdings lassen sich zumindest vier verschiedene Süd-föhnarten unterscheiden, wobei das dadurch abgedeckte Wetterspektrum auf der Alpennordseite vom hochdruckbe-stimmten Föhn mit wolkenlosen Verhältnissen bis zu stark bewölktem Himmel und aus Süden übergreifenden Niederschlägen beim so genannten Dimmerföhn reicht.

Nordföhn – « böiger Fallwind »

Das Gegenstück zum « warm machenden » Südwind ist der Nordföhn. Obwohl dieser den Niederungen der Alpensüdseite meist auch relativ milde Temperaturen beschert, handelt es sich eigentlich um Kaltluft, welche die Alpen von Norden her überströmt. In der Folge stürzt die Kaltluft einem Wasserfall ähnlich in die Täler auf der Südseite: Der Nordföhn hat einen böigen Charakter und wirkt in den Wintermonaten in den höheren Lagen eisig kalt. Am Alpenhauptkamm ist die Bewölkung oft sehr scharf abgeschnitten. In den Tessiner sowie Süd-bündner Bergen, oftmals auch in den südlichen Walliser Alpen, herrschen dann gute Tourenbedingungen mit besten Sichtverhältnissen.

Bise – unten grau, oben blau

Die Bise erreicht höchstens in der Genfer-seeregion und auf den Jurahöhen dann und wann Sturmstärke. Auf den Alpengipfeln zählt sie eher zu den zahmen Gesellen. Trotzdem sorgt der Biswind vor allem in den Wintermonaten manchmal für recht spezielle Wetterverhältnisse: Während über dem Flachland der Alpennordseite ein zäher Hochnebeldeckel 1 Isobaren sind in der Bodenwetterkarte Linien mit dem gleichen Luftdruck.

Schneesturm Anfang Januar 2005 in den Ostschweizer Voralpen mit Blick vom Margel-chopf zur Alviergruppe. Der starke bis stürmische West- bis Nordwestwind verfrachtet die ohnehin schon bescheidenen Schneemengen. Grate und Pass-lagen sind schneefrei.

Foto: Daniel Gerstgr asser liegt, herrscht in den Bergen strahlender Sonnenschein mit « Gratisblick » über das Nebelmeer. Die Stärke der Bise bestimmt dabei direkt die Hochnebelobergrenze. Bei sehr schwacher Bise liegt sie bei etwa 800 Metern, mit zunehmender Bise kann die Obergrenze im Extremfall bis gegen 2000 Meter ansteigen.

Sturmböen bei Gewitter – Gefahr im Sommer

Für die Sommermonate muss noch ein spezieller Wind erwähnt werden: die Sturmböen in Gewitternähe. Dabei handelt es sich um Kaltluft, die radial aus dem Gewitterzentrum ausfliesst und als Böenwalze dem Gewitter um einige Kilometer vorauseilen kann. Im Bereich dieser Böenwalze erreichen die Windspitzen problemlos Sturmstärke. So wurde während eines Gewittersturmes im Juli 1985 an der Station Glarus eine Böenspitze von 190 km/h gemessen – der schweizerische Windrekord für das Flachland.

Wind und Schnee

Während im Sommerhalbjahr der Wind für den Bergsteiger eine eher untergeordnete Rolle spielt, ist er im Winter neben den Neuschneemengen und Temperaturen der wichtigste meteorologische Parameter zur Beurteilung der Lawinengefahr. Bereits ab einer Windstärke von etwa 20 km/h wird lockerer Pulverschnee verfrachtet und auf der dem Wind abgewandten Seite – im Lee – als Triebschnee deponiert. Bei starken Höhenwinden können so innert Stunden Tonnen von Schnee umgelagert werden. Deshalb sollte in den Wintermonaten also nicht nur der Windstärke, sondern auch der Windrichtung besondere Beachtung geschenkt werden. Da die Windrichtung regional und lokal sehr verschieden ist, wird in den allgemeinen Wetterberichten in der Regel nur die Richtung des Höhenwindes erwähnt. Der Höhenwind kann durch Stau- und Kanalisierungseffekte umgelenkt und je nach Region aus höchst unterschiedlichen Richtungen wehen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Südföhn: Während dieser auf den Gipfeln des Alpenhauptkammes direkt aus dem südlichen Windsektor kommt – Südwest bis Südost –, wird er beim Abstieg in die Alpentäler erstens kanalisiert, was zu einer bedeutend höheren Windstärke führen kann, und zweitens umgelenkt. Die Strömung passt sich sozusagen dem Talverlauf an, was dazu führt, dass der Föhn im Zentralwallis beispielsweise als Ostwind in Erscheinung tritt. Was einmal mehr zeigt, dass das Thema Wind vielfältiger ist, als die Himmelsrichtungen glauben machen. a Daniel Gerstgrasser, MeteoSchweiz, Zürich Schneetreiben am Vorab, aufgenommen von Elm aus. Mithilfe der Schneefahnen kann die ungefähre Windrichtung und -stärke abgeschätzt werden. Foto: Ruedi Wyss So sind Windangaben zu interpretieren Terminologie mittlere Windstärke Böenspitzen mittlere Windstärke in km/h in km/h nach Beaufortskala schwach < 15 < 31 1–2 mässig 15–29 31–60 3–4 stark 30–59 61–99 5–7 stürmisch 60–99 100–150 8–10 orkanartig > 99 > 150 11–12

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