Hinweise zur Handhabung «automatischer» Sicherungsgeräte
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Hinweise zur Handhabung «automatischer» Sicherungsgeräte

Zum Bericht « Derzeit übliche Sicherungsgeräte und ihre Wirksamkeit »'Die Problematik liegt nicht in den automatischen Sicherungsgeräten selbst begründet, sondern ergibt sich im Zusammenhang mit ihrer Handhabung. Der zentrale Punkt dabei ist, dass die Bedienung der Geräte in einem Notfall mit der natürlichen, reflexartigen Reaktion in Einklang stehen muss. Somit wird das Bremshand-Prinzip erforderlich.

Abb. 1: GriCri von Petzl Auch beim GriGri ist es möglich, das Seil durch die Bremshand gleiten zu lassen und gleichzeitig die Selbstblockierung mit deren Zeigefinger zu entriegeln. Das Seil gleitet durch zwei Finger der Bremshand. Besonders zu beachten ist die Plazierung des Geräts.

Abb. 3: Antz-Bremse von Salewa Der Daumen drückt den Feder-stahlbügel des Geräts vom Körper weg. Das Seil gleitet durch vier Finger der Bremshand.

Ideal ist, wenn die Entriegelungs-position nur während des Seilausgebens gehalten wird; in der übrigen Zeit sollen alle Finger der Bremshand das Seil halten.

Übungshinweis Beim praktischen Einüben im Klettergarten oder in der Halle muss eine Drittperson die Situation überwachen, indem sie sich ständig mit der Hand bereit hält, um das Sicherungsseil gegebenenfalls zu packen. Für ein Sturztraining kann unterhalb des Geräts ein Knoten ins Seil gemacht werden.

« Automaten » wirken weitgehend statisch. Dynamisches Sichern kann deshalb nur in Zusammenhang mit einer Körperbewegung nach oben erfolgen ( z.. " " .B. mit einem kleinen Hüpfer im Moment des Sturzes ins Seil ).

Abb. 2: Single rope controller von Wild Country SRC Entgegen der Bedienungsanlei-tung: Daumen und Zeigefinger ergreifen zangenartig das Gerät bei den vorstehenden Schrauben. Gerät vom Körper wegziehen. Das Seil gleitet durch drei Finger der Bremshand.

Das Bremshand-Prinzip Beim Sichern des Vorsteigers/der Vorsteigerin muss die Bremshand immer das Seil umgreifen!

Dieser Grundsatz gilt für alle Sicherungsmethoden und Handhabungs-bereiche. Es darf angenommen werden, dass die allermeisten Unfälle mit « Automaten » auf das Fehlen der seilumgreifenden Bremshand zurückzuführen sind.

Bremshand-Prinzip bei der Vorstiegs-Sicherung mit « automatischen » Geräten

( vgl. Abb. 1 bis 4 ) 1 Vgl. DIE ALPEN 2/98, S. 23 bis 27 Abb. 4: GriGriAufgabe der linken Hand: Entrie-geln der BlockierungAufgabe der rechten Hand: Bremsen beim Ablassen Fazit Die eine Hand macht das Gegenteil der andern. In Schreckensmo-menten ( z.. " " .B. Steinschlag ) können somit Fehlreaktionen entstehen. ( Vergleich Autofahren: Stellen Sie sich vor. Sie würden mit dem linken Fuss bremsen und mit dem rechten Fuss Gas geben. )

Bremshand-Prinzip beim Ablassen mit « automatischen » Geräten

( vgl. Abb. 4 bis 7 ) Die linke Hand gibt das Seil gegen oben aus, wobei die rechte Hand gleichzeitig zwei Aufgaben erfüllt:

Zum einen entriegelt sie die Selbstblockierung,zum andern lässt sie das Seil durch die umgreifende Bremshand gleiten, damit ein Sturz beim Seilausgeben sofort reflexartig gebremst werden kann.

Fast alle « automatischen » Sicherungsgeräte, die auf dem Markt erhältlich sind, können mit dem Brems- hand-Prinzip bedient werden ( einzig für den Raptor von Wild Country fand der Autor noch keine Handhabung, die das Bremshand-Prinzip beinhaltet ).

Gesamtbeurteilung

Die beim Kauf der automatischen Geräte beigelegten Bedienungsanlei-tungen sind oft mangelhaft. Um die Mängel zu entdecken, braucht es eine gründliche Auseinandersetzung mit Hand und Verstand. Das Brems-hand-Prinzip erhöht dabei die Sicherheit der « Automaten ». Sie müsste theoretisch höher sein, als bei HMS, Achter usw.

Walter Britschgi, Büron Abb. S: Single rope controller SRC Trotz ähnlicher Handhabung ist die Entriegelung der Blockierung wegen des etwas fliessenderen Übergangs weniger heikel als beim GriGri. Das Gerät darf deshalb als bedie-nungsfreundlicher bezeichnet werden.

Abb. 7: Antz-Bremse Diese bietet optimale Bedingungen bei Anwendung mit Zwei-Hand-Technik; d.h. beide Hände umgreifen das Seil, während ein Daumen die Blockierung entriegelt.

Abb. 6: Gefährliches Drehen des Schraubkarabiners Der birnenförmige Schraubkarabiner kann sich versehentlich drehen, so dass die Seite mit dem engen Kurvenradius im Gerät ist. Folge: erschreckend geringe Bremskraft-ge-fährlich!

Gegenmassnahmen Z. B. Karabiner mit Stahlbügel am Klettergurt sichern. Solche Stahlbügel ( vgl. Zeichnung 6a ) sind im Fachhandel unter den Klettersteigartikeln zu finden.

Schlussfolgerung Auf Grund dieser Untersuchungen spricht sich der Autor des vorliegenden Beitrags für eine Verwendung des SRC für Vorstieg und Ablassen aus. Dies entgegen den Angaben in den ALPEN 2/98.

Sicherheit, Medizin, Rettungswesen

« Automatische » » Sicherungsgeräte und I HMS-Handhabung

lStellungnahme aus dem DAVSicherheitskreis V 5 Im Rahmen einer vom DAV-Si-^m cherheitskreis vergebenen Di-13 plomarbeit hat Peter Randelzhofer ( Erlangen, D ) die derzeit auf dem Markt angebotenen Sicherheitsgeräte untersucht. Eine gedrängte Zusammenfassung der Ergebnisse wurde in den ALPEN 2/98 ( S. 23 bis 27 ) publiziert.

Die vom Autor des auf den vorangehenden Seiten veröffentlichten Beitrags « Hinweise zur Handhabung ( automatischen Sicherungsgeräte » gemachten Ergänzungen wurden dem DAV-Si-cherheitskreis vorgelegt. Peter Randelzhofer hat nachstehend dazu sowie zu den in den ALPEN 5/98 ( S.31 ) erschienenen - sich auch auf seinen Beitrag im Heft 2/98 beziehenden - Bemerkungen von Walter Josi ( J+S-Fach-leitung Bergsteigen ) Stellung genommen.

Welches Gerät gewählt wird und für welche Art der Handhabung man sich entscheidet, bleibt Sache der in der bergsportlichen Ausbildung tätigen Organisationen und des einzelnen Anwenders. In den ALPEN können nur verschiedene Aspekte aufgegriffen und diskutiert werden - und auch das nicht abschliessend. ( Die Red. ) Zur Handhabung « automatischer » Sicherungsgeräte ( Stellungnahme P. Randelzhofer ) Bedeutung und Grenzen des Brems-hand-Prinzips Die Ausführungen von Walter Britschgi bieten in der Tat eine interessante Ergänzung. Er fand auch die bisher beste ( mir bekannte ) Methode des Seilausgebens mit dem SRC.

Britschgis Verdacht, viele Unfälle mit « Automaten » seien darauf zurückzuführen, dass das Prinzip der seilumgreifenden Bremshand nicht zur Anwendung kommt, ist richtig. Dem DAV-Sicherheitskreis vorliegende Unfallberichte bestätigen dies. Die Forderung, generell nach dem Brems-hand-Prinzip vorzugehen, ist die logische und sinnvolle Konsequenz. Allerdings lässt es sich nicht mit allen « automatischen » Sicherungsgeräten umsetzen. Für den Raptor konnte noch keine Handhabung gefunden werden, und die Vorschläge zum GriGri beinhalten leider keine wirklich zufriedenstellende Methode des Seilausgebens.

Probleme beim GriGri Das Beherrschen der gezeigten Handhabung verlangt ein hohes Mass an Übung und Fingerfertigkeit, vor allem beim schnellen Wechsel von Seilausgeben und wiedereinzie-hen. Für Personen mit kleinen Händen ist die Methode nicht praktikabel.

Alternativ dazu soll eine vom DAV-Lehrteam Sportklettern propagierte Methode vorgestellt werden.

Seilausgeben mit dem GriGri: Kippen des Gerätes und Festhalten des Ablasshebels mit dem Daumen seitlich am goldenen Punkt. Das Gerät sollte dabei möglichst tief gehalten werden, um so ausreichend Hub nach oben zu ermöglichen.

Bei Sturzbelastung wird der GriGri aus der Hand gerissen und kann blockieren.

Hier wird der GriGri seitlich abge-kippt und dabei möglichst tief gehalten, der Ablasshebel mit zwei Fingern ( Linkshänder ) oder dem Daumen ( Rechtshänder ) seitlich am goldenen Punkt leicht festgehalten ( vgl. Abb. oben ). Es besteht so eine sehr gute Wahrscheinlichkeit, dass bei Sturzbelastung das Gerät nach oben aus der Hand gerissen wird und blockiert. Allerdings wird bei dieser Handhabung das Bremshand-Prinzip verletzt, in ungünstigen Fällen ( z.. " " .B. langsam sich aufbauende Belastung ) kann es sogar zum Versagen der Sicherung kommen.

Fazit Es existiert noch keine optimale Methode des Seilausgebens mit dem GriGri.

Üben als Voraussetzung für die Handhabung « automatischer » Sicherungsgeräte Wichtig ist Britschgis Hinweis, der meist statischen Wirkung der « Automaten » durch Körperbewegung nach oben entgegenzuwirken, um so eine dynamische Sicherung zu erreichen. Dieser Hinweis illustriert einmal mehr, dass auch « automatische » Sicherungsgeräte Übung, Erfahrung sowie Aufmerksamkeit beim Sichern erfordern.

Zur Halbmastwurfsicherung ( HMS ) Die Ausführungen von Walter Josi in den ALPEN 5/98 ( S.31 ) widersprechen unsern Erkenntnissen. Die in meiner Arbeit dargestellte Handhabung der HMS ist weder ineffizient noch gefährlich. Bei paralleler Seilführung führt die halbe Windung mehr Seil auf Metall nicht zu einer höheren Bremskraft, da die Bremswirkung der HMS im wesentlichen durch Reibung Seil auf Seil verursacht wird. Tatsächlich konnte durch Messungen nachgewiesen werden, dass die Bremskraft bei paralleler Seilführung ( und Zug nach oben ) sogar etwas niedriger liegt. Grund hierfür dürfte sein, dass das Zusammenspiel von Hand-, Unter- und Oberarmmus-kulatur bei paralleler Handhabung ( und Zug nach oben ) weniger Kraft auf das Bremsseil ausüben kann als bei gegenläufiger Seilführung.

Bei gegenläufiger Seilführung funktioniert das Seilausgeben wie bei der Achtersicherung oder der Sicherung mit Bremsplatten bzw.röhren: Die Bremshand rutscht am Bremsseil nach unten, bei überraschender Sturzbelastung während des Seilausgebens erfolgt ein reflexartiger Zugriff.

Durch diese Tatsachen wird ein wesentlicher Vorteil der HMS gegenüber anderen Sicherungsmethoden deutlich. Im Gegensatz zu Achter, Bremsplatte o.ä. muss bei der HMS nicht auf eine bestimmte Art der Seilführung geachtet werden, um ausreichende Bremskraft zu erzielen. Sie ist somit für Anfänger leichter erlernbar und beinhaltet weniger Fehlerquellen.

Peter Randelzhofer, D-Erlangen

Zur Prävention -

Videofilm

« Der Bergunfall »

Im Spätsommer und Herbst stehen die meisten Ausbildungsund Kursaktivitäten im Bergsportbereich an. Als ideales Arbeitsinstrument zur Schulung, zur Vorbereitung von Touren oder als Medium zur Unfallvorbeugung empfiehlt sich dieser neunteilige Videofilm.

Neun typische Sommer- und Winter-bergunfälle wurden nachgestellt und verfilmt. Der Unfallhergang wird kurz und verständlich analysiert, und der Zuschauer erhält abschliessend Erklärungen, wie man das Unglück hätte vermeiden können. In sehr wirklichkeitsnaher Form werden die besonderen Gefahren aller wichtigen Bergsportarten wie Bergwandern, Skitouren, Snowboardfahren und Gleitschirmfliegen sowie der immer wieder entscheidende « menschliche Faktor » aufgezeigt. Die in verschiedenen Regionen der Schweiz gedrehten Sequenzen machen auf Fehler aufmerksam, die immer wieder vorkommen, die sich addieren und schliesslich zum Unfall führen.

Inhalt Neun Sequenzen ( Dauer 9 bis 12 Min., Gesamtdauer 1 Std. 35 Min. ) mit den Titeln:

Folgenschwere Entscheidung ( Absturz im HochgebirgeDie Herausforderung ( Lawinen-unfallWandern mit Risiko ( Wander-unfallDie Fehleinschätzung ( Hochgebirgswanderung mit Folgen während eines FerienlagersGlück im Unglück ( Gleitschirm-unfallDas kleine Vergessen ( Lawinen-unfallAbenteuer am Matterhorn ( Überforderung auf einer Hochgebirgs-tourUnaufmerksamkeit mit Folgen ( WanderunfallDer fatale Sturz ( Abseilunfall ) Bestellung, Preis, Sprachen Dieser Videofilm kann bestellt werden bei Produktion und Patronat Produktion durch Cinégroupe AG Zürich, Patronat: SAC Gem. Mtlg. 19 Hütten der Schweizer Alpen von Remo Kundert und Marco Volken Hütten der Schweizer Alpen Cabanes des Alpes Suisses Capanne delle Alpi Svizzere Remo Kundert/ Marco Volken Schweizer Alpen-Club Club Alpin Suisse Club Alpino Svizzero # 270 Hütten und alpine Unterkünfte beschrieben Format 12x22 cm, Druck vierfarbig, 336 Seiten, deutsch/f ranz./ita I., Art.. " " .Nr. 177-X SAC-Mitgliederpreis Fr. 31.. " " .Ladenpreis Fr. 38. Bestellungen an:

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m Die grosse Überschrei-20 tung des Zermatter Breithorns

Das Zermatter Breithorn ist das höchste aller Breithörner in der Schweiz. Sein Westgipfel ist mit 4165 m kotiert, und der Ostgipfel ist nur 26 Meter weniger hoch. Die beiden Kulminationspunkte sind durch einen 2,5 km langen Grat verbunden, der die Alpinisten zu einer Tour animiert, die zu den schönsten in den Alpen zählt.

Die vollständige Überschreitung des Zermatter Breithorns ist ein grosses Unternehmen, das ein zügiges Tempo, dafür aber wenig technische Ausrüstung bedingt. Wer diese Tour auf der Schneide zwischen den sanften Südhängen und den beeindruckenden Nordwänden unternimmt, erlebt eine Gratwanderung zwischen zwei unterschiedlichen grossartigen Welten, die sich dort oben vereinen und in ihrer Gegensätzlichkeit eine span-nungsvolle Gemeinsamkeit fühlbar werden lassen.

Die ersten Besteigungen Das Breithorn wurde im August 1813 von H. Maynard, J.M. Couttet, J. Gras, J.B. und J.J. Erin durch die SO-Flanke ( heutige Normalroute ) erstbestiegen. Die N-Wand wurde -auf der Route über den Triftjigrat -von R. Fowler und den Führern P. Knubel und G. Ruppen erstmals begangen. Diese Besteigung gelang am 15. September 1869 mit Ausgangspunkt Riffelalp. Heute gilt sie als die klassische Route durch die Nordwand. Zu erwähnen ist auch der grossartige Erfolg von R.J. Mayor, CD. Robertson, Geoffrey Winthrop Young in der Begleitung von Josef Knubel und Moritz Ruppen am Nordgrat des Breithorn-Westgipfels. Diese Besteigung vom 18. August 1906 verläuft auf einer heiklen, aber wunderschönen Route. Sie wird heute allgemein Route über den Younggrat genannt.

Man darf nicht vergessen, dass die ersten Alpinisten, die über die N-Sei- te aufstiegen, von der Riffelalp ( 2222 m ) aus starteten. Der Anmarschweg war also lang. Man musste zuerst zum Rotenboden hinauf, stieg dann zum Gornergletscher ab, überquerte ihn und erklomm anschliessend die steilen, verschrundeten Hänge bis zum Fuss der Nordwand. Der heute empfehlenswerteste Zugang über den Younggrat führt über die S-Seite und das Schwarztor. Auf einer schräg aufwärts führenden Rampe verlässt Abendstimmung in der W-Flanke des Breithorns. Man erkennt die Felsbastion des Breithorn-Mittel- gipfels ( 4159 m ) und dahinter den höchsten Punkt der Kette, den Breithorn-West-gipfel ( 4164 m ).

man den Schwärzegletscher und erreicht den Triftjisattel ( 3498 m ), wo die eigentliche Route beginnt. Am besten erreicht man diese vom Biwak Rossi e Volante. Bei guten Bedingungen ist es möglich, in weniger als IV2 Stunden Fussmarsch zum Einstieg zu gelangen.

Die erste grosse Überschreitung des Breithorns datiert vom 16. August 1884. Sie war das Werk von J. Stafford unter der Führung von U. Almer und A. Pollinger. Allerdings um- Da die kleine Hütte Rossi e Volante ( 6 Plätze ) von den Arbeitern besetzt war, die an der neuen Hütte arbeiten, biwakierten wir auf einer wunderbaren Gneisplatte am Fuss der Roccia Nera.

Eine grossartige, luftige Überschreitung, die heikel werden kann, wenn man sich auf den verschneiten Partien befindet.

ging diese Seilschaft die wuchtige Felsbastion des Breithorn-Mittelgip-fels ( 4159 m ) im Süden. Die erste vollständige Überschreitung über den Grat glückte E. Hahn und seinen Kameraden am 19. Juli 1900.

Ausgangspunkt Der beste Ausgangspunkt für die Breithorn-Überschreitung ist das Biwak Rossi e Volante ( 3750 m ) des CAI. Man erreicht diese ( unbewartete ) Hütte von der Bergstation der Klein-Matterhorn-Bahn. Wegen der zahlreichen Schneebrücken gilt es, zuerst mit grosser Vorsicht unter den S-Hän-gen des Breithorns durchzuqueren. Man erreicht eine Schulter am Fuss des Ostgipfels, wenig oberhalb des Biwaks.

Wenn der Gletscher sehr offen ist, empfiehlt es sich, weiter unten der klassischen Route zum Pollux zu folgen. Nachdem man den Unterbau des Breithorn-Ostgipfels umgangen hat, steigt man angesichts der Roccia Nera zum gut erkennbaren Biwak auf. Bei Erscheinen dieses Artikels dürfte der Ausbau der Hütte abgeschlossen sein. Sie verfügt über zwölf Plätze, während es vorher nur gerade sechs waren. Als Ausgangspunkt kommt auch das Rifugio Guide della Val d' Ayas ( 3420 m ) in Frage. Diese Lösung bietet mehr Schlafkomfort, aber die zusätzlichen Höhenmeter Aufstieg am nächsten Tag sind nicht zu unterschätzen.

Die Route Auf den Ostgipfel ( 4139 m ) Die Hänge, die vom Biwak aus zum Grat hinaufführen, sehen harmlos aus! Aber Achtung, sie bergen einige Überraschungen für schlecht Vorbereitete. Sie sind steil und ab Mitte Sommer oft vereist, so dass grosse Aufmerksamkeit nötig ist. Nach diesem ersten Hindernis ist man mitten im Zentrum des Geschehens. Die Gratlinie breitet sich in ihrer Die interessanteste Kletterstelle der ganzen Überschreitung ist die Kletterei am Torrione maggiore, dem letzten Aufschwung des Breit-horn-Mittelgipfels, grossartige Passagen auf stark verfalte-tem Gneis.

ganzen enormen Ausdehnung vor unsern Augen aus: rund 2,5 km luftige Gratwanderung zwischen Schatten und Sonne, zwischen Süd- und Nordseite.

Man folgt dem Grat und achtet darauf, der Nordseite nicht zu nahe zu kommen, denn je nach Verhältnissen kann dieser Gratabschnitt stark verwächtet sein. In manchen Jahren wurden Wächten mit bis zu 40 Metern Überhang gemessen! Vorsicht also und alle Sinne geschärft! Allfälligen Fussspuren im Schnee ist nur bedingt zu vertrauen, denn jeder schöne Tag kann die überhängenden Schneeverwehungen ein bisschen mehr destabilisieren. Man gelangt dann ohne Probleme bis zum Gipfel des Gendarmen ( einige Felsen auf Tourentip

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der S-Seite können sich im Abstieg als heikel erweisen ) und erreicht den S Collet ( ca. 4055 m ). Von hier geht es 2 in angenehmem Aufstieg zum Breit-= horn-Ostgipfel ( 4139 m ). Bis zu die-5 sem Punkt bilden die Wächten und 1 der ( sehr kurze ) Abstieg vom Gendar-ö men die einzigen Schwierigkeiten.

Für den Abstieg vom Breithorn-Ostgipfel geht man vorerst nach NE und wendet sich dann knapp unterhalb des Gipfels nach S. Dort befindet sich ein Haken, mit dessen Hilfe man sich auf einen steilen Schnee- oder Eishang abseilen kann. Die Stelle kann auch ohne Abseilen überwunden werden, aber sie ist ziemlich ausgesetzt. Jetzt in die Selle ( 4022 m ) am Fuss der imponierenden Felsbastion des Breithorn-Mittelgipfels. Hier besteht die offensichtlichste Rückzugsmöglichkeit über die S-Seite.

Die Kletterei auf den Breithorn-Mittelgipfel ist wunderschön. Man kann direkt die Gratschneide des ersten Aufschwungs erklettern oder auf einer markanten Rampe 30 Meter in der S-Flanke aufsteigen. Die zweite Variante wird häufiger gewählt. In der Fortsetzung folgt man einer logischen Linie, entweder auf dem Grat oder in der S-Flanke. Dieser Teil der Überschreitung ist grossartig! Man klettert auf perfektem Gneis. Wir unternahmen diese Tour an einem 28. September. Das warme Herbstlicht spielte mit dem Ocker des Gneis und tanzte mit unseren Schatten ein luftiges Ballett. Ich erinnere mich, dass wir die Kletterei als zu leicht befanden, und zwar nicht in Bezug auf unsere technischen Möglichkeiten, sondern weil wir zu schnell vorwärtskamen. Wir dachten deshalb, dass eine schwierigere Kletterei dazu beigetragen hätte, die Zeit zu verlängern und unsern Zustand der Erfüllung länger andauern zu lassen. Aber im Hochgebirge sind die Gnadenmomente leider immer sehr kurzlebig.

Ein letzter monolithischer Aufschwung ( der Torrione maggiore ) und eine kurze Traverse über der beeindruckenden N-Wand führen in die Nähe des Breithorn-Mittelgipfels ( 4159 m ). An dieser Stelle können die Steigeisen endgültig angeschnallt werden. Ein Schneegrat ( Achtung, Wächten !) führt hinauf zum Mittelgipfel.

Westgipfel ( 4164 m ) und Abstieg Vom Mittelgipfel geht es hinunter in einen zweiten Sattel ( 4076 m ). Ein leichter Grat führt hinauf zum höchsten Punkt, dem Breithorn-Westgip-fel ( 4164 m ). Man steht gegenüber dem Klein Matterhorn und blickt auf das Gewimmel der Touristen aus aller Welt. Der problemlose Normalweg führt langsam aus der verzauberten Welt heraus, und bald ist der schöne Traum vorbei.

Dominique Roulin, Veyrier GE ( ü ) m Auf dem Breithorn-Ost-gipfel ( 4139 m ). Hinten erkennt man sehr gut die Felszone, die den grössten Teil des Breithorn-Mittel- gipfels ausmacht, ganz im Hintergrund, knapp sichtbar, die E-Wand des Matterhorns.

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