Höhlenforscher auf dem Gipfel
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Höhlenforscher auf dem Gipfel

Höhlenforscher haben den Gipfel des Vanil des Artses in den Freiburger Voralpen bestiegen – unterirdisch! Rückblick auf eine spezielle ­Premiere im August 2013.

Schlammverschmiert und geblendet vom Licht nach sieben Stunden Aufenthalt in der Tiefe des Berges posieren Ende August 2013 zehn stolze Höhlenforscher vor dem Gipfelkreuz des Vanil des Artses (1993 m). Die klassischen Aufstiegsrouten über den Südgrat vom Col de Jaman oder von Allières über den Ostgrat überliessen sie den Wanderern: Sie haben soeben eine neue Route eröffnet – unterirdisch! «Eine Premiere», sagt Ludovic Savoy, Hydrogeologe und Höhlenforscher aus Genf. «Es gibt andere Höhlensysteme, durch die man einen Berg besteigen kann, aber ich kenne keines, dessen Ausstieg so nahe beim Gipfel liegt», erklärte der Spe­zialist im August 2013 der Freiburger Tageszeitung «La Liberté».

 

Bergsteiger wider Willen

Die Route, welche die Höhlenforscher der Association Fribourgeoise des Folliu-Bornés durch den Fels verfolgten, führt 733 Meter lang durch Gänge. Der Ausstieg liegt auf der Genfer-See-Seite, nur 25 Meter unter dem Gipfel. Insgesamt sind die Forscher 225 Meter in die Höhe geklettert. Ausgangspunkt war die «Grotte du Dragon», eine Grotte, deren Eingang 20 Meter hoch in einer Felswand auf der Intyamon-Seite liegt.

Die Erforschung der Drachengrotte fand im Sommer 2008 statt, als die Höhlenforscher auf der Suche nach einem Sammeltrichter waren, der alles Wasser des Einzugsgebiets von der Cape au Moine bis zum Vanil Blanc entwässert. Nachdem sie ergebnislos Kilometer von Gängen in der Gegend erforscht hatten, schöpften sie neue Hoffnung, als sie 2008 den Vanil des Artses erreichten. Ausgerüstet mit faltbaren Spaten, Plastikeimern und Sprengstoff, bahnten sie sich einen Weg durch das Kalklabyrinth. Bis die Forscher, die ja eigentlich absteigen wollten, zu einer für sie erschreckenden Erkenntnis gelangten: Sie gewannen an Höhe!

 

Trotz allem Hoffnung

Sie setzten ihre Plackerei dennoch fort, mussten sich aber im Sommer 2012 der Realität beugen: Die topografischen Daten zeigten ihnen an, dass sie nicht mehr weit vom Gipfel entfernt waren. «Die Luft, die wir einatmeten, begann nach Leben zu riechen, und wir trafen Schnecken an», erklärt Jacques Demierre, Teilnehmer der Expedition. Mithilfe eines Lawinenverschüttetensuchgeräts empfing ein oberirdisch operierendes Team ein Signal, das von

unten kam. «Das Gerät zeigte sechs Meter an», erinnert sich Jacques Demierre. Ein Gang von knapp zehn Metern Länge trennte sie noch vom Ausstieg. Und von der ersten bekannten unterirdischen Bergbesteigung.

Die neuesten Nachrichten: Die Höhlenforscher haben im Herbst am Vanil doch noch einen Weg in die Tiefe gefunden. Neue Gänge, die endlich abwärtsführen!

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