«Ich lebe für den Spitzensport»
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«Ich lebe für den Spitzensport» Skialpinist Martin Anthamatten

Der Zermatter Martin Anthamatten ist seit bald einem Jahr Mitglied des Swiss Team, der Skialpinismus-Natio-nalmannschaft. Bereits glänzte der 23-jährige Walliser mit internationalen Spitzenplätzen. Diese will er an der WM im Unterwallis und an der Patrouille des Glaciers wiederholen. Ein Porträt.

« Nein, ein Verzicht ist es nicht. So stimmt es für mich. Ich bin ein seriöser Sportler und fühle mich dabei gut. » Lange Ruhezeiten und solide Trainings gibt der Bergler als wichtigste Gründe für seine Leistungsfähigkeit an. Diese ist auch Rolf Zurbrügg, dem technischen Leiter des Skialpinismus, aufgefallen. « Solche Leute gehören unbedingt zu uns ins Team », sagte er sich und lud den Zermatter ein, im Swiss Team zu schnuppern. Seither ist dieser ein begeisterter Skialpinist, der gerne und viel trainiert. Wie viele Trai-ningseinheiten absolviert er wöchentlich? « Von Montag bis Freitag, nach der Arbeit, jeden Abend eineinhalb bis zwei Stunden. Samstag und Sonntag sind es jeweils vier bis fünf Stunden täglich. » « Ohne Bewegung könnte ich nicht leben. Ich gehe jeden Tag in die Berge. » Nach diesem Grundsatz richtet sich das Leben des Sportlers Anthamatten. So zieht der Naturmensch vor der Haustüre in seinem Heimatdorf Zermatt die Ski an und steigt bergan. Nur ganz selten muss er sich zwingen, etwa bei Nebel. « Bin ich dann draussen, geniesse ich auch diese Stimmungen. » Oft schon war er auf dem über 3000 Meter hohen Gornergrat. Rund eineinhalb Stunden dauert sein Aufstieg. « Nach der Rückkehr fühle ich mich jeweils sehr gut. » Dann gelinge es ihm wieder, still zu sitzen. Überhaupt: « Die Trainings, die Rennen, alles ist Sache des Kopfes. Wenn ich will, dann schaffe ich es !»

 

Sport prägte das Leben von Martin Anthamatten seit frühester Kindheit. Er wuchs in einer sportbegeisterten Familie auf. Bis vor drei Jahren galt seine Leidenschaft dem Eishockey. Dort schaffte er es bis in die Nationalliga B. Weil er keine Perspektiven mehr hatte, schaute er sich um. Da kam Skialpinismus gerade zur rechten Zeit. Nun setzt er voll auf diesen Wettkampfsport, zumindest im Winter. Im Sommer ist er ein erfolgreicher Bergläufer. « Bewegung gehört genauso zu mir wie meine Ordnungsliebe », sagt der 23-Jährige über sich. « Ich gebe immer mindestens 100 Prozent. Mit weniger wäre Mit seinem Hund kann der Skialpinist locker vor der Kulisse des Matterhorns trainieren. Foto: Ruth Oehrli ich sehr unzufrieden. » Genauso hält er es in Sachen Ordnung. Er sei das komplette Gegenteil seiner Brüder Simon und Samuel. In ihren Zimmern herrsche Chaos. « Sie brauchen dies wohl für Spitzenresultate », mutmasst er über die beiden Spitzeneiskletterer.

 

« Minutiöse Ordnung und Planung brauche ich, ganz speziell auch beim Training und bei der Ernährung. » In diesem Segment wird er von einem Onkel, einem Ernährungsspezialisten, betreut. Martin Anthamatten ist überzeugt, dass seine Spitzenleistungen nur dank seinem Umfeld möglich sind. « Meine Eltern, mein Onkel, meine drei Arbeitgeber im Architekturbüro, unser Swiss Team und die Betreuer, ihnen allen bin ich sehr dankbar. Sie alle sind mir wichtig. So bin ich fähig zu Spitzenleistungen. » Diese liessen nach der Aufnahme des jungen Sportlers ins Swiss Team vor bald einem Jahr nicht lange auf sich warten. Im letzten März erkämpfte der damalige Elitejunior an der Schweizer Meisterschaft in Grindelwald die Goldmedaille. Kurz darauf bestätigte er an der Europameisterschaft in Avoriaz-Morzine seine Topform mit zwei Spitzenresultaten. Als bester Schweizer klassierte er sich im Langdistanz-Einzelrennen im 4. Rang, und das Vertical Race beendete er als Sechster.

 

Oft tüftelt Anthamatten mit Enthusiasmus an seiner Ausrüstung herum. « Es ist wichtig, immer wieder was Neues auszuprobieren. Das Material ist ein sehr bedeutsamer Bestandteil unseres Sports. Neben der optimalen Form kann das Material über einen Erfolg entscheiden. » Was ist das Tollste am Wettkampfsport Skialpinismus? « Das Wettkampfgefühl während eines Rennens. » Nach kurzem Nachdenken beschreibt Martin Anthamatten dieses Gefühl: « In der freien Natur in den Bergen den eigenen Körper bis zur Leistungsgrenze fordern – und dies in freundschaftlicher Konkurrenz mit Gleichgesinnten, das ist das Aller-grösste. » Deshalb liebäugelt der Vorzeige-sportler mit dem Gedanken, nach seinem zweiten Lehrabschluss als Hochbau-zeichner noch mehr auf den Spitzensport zu setzen. Anthamatten gibt unumwunden zu: « Der Sport hat für mich einen höheren Stellenwert als eine gute Note im Berufsausweis .» a Ruth Oehrli, Gstaad Martin Anthamatten liebt es, in den Bergen den eigenen Körper bis zur Leistungsgrenze zu fordern wie z.B. am Pierra-Menta-Wettkampf

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